Der Neue Bund – הברית החדשה

12. Januar 2017 geschrieben von   Freigegeben in Essays

ב"ה

„31. Siehe, Tage kommen, ist der Spruch des Ewigen, und Ich schließe mit dem Hause Israel und mit den Hause Jehudah einen neuen Bund. 32. Nicht wie der Bund, den Ich sie bei der Hand fasste, sie herauszuführen aus dem Lande Mizrajim welchen Meinen Bund sie gebrochen, wiewohl Ich Eheherrenrecht über sie hatte; ist der Spruch des Ewigen. 33. Sondern dies ist der Bund, den Ich schließen werde mit dem Hause Israel: nach jenen Tagen, ist der Spruch des Ewigen, hab' Ich Meine Thora in ihr Inneres gelegt, und auf ihr Herz werde Ich sie schreiben, und Ich werde ihnen zum G-tt sein und sie werden Mir zum Volke sein. 34. Und sie werden nicht ferner lehren Einer den Andern, und ein Jeglicher seinen Bruder, also. Erkennet den Ewigen; den sie alle werden Mich erkennen von Klein bis Groß, ist der Spruch des Ewigen; denn Ich werde vergeben ihrer Missetat, und ihrer Sünde nicht ferner gedenken." Jirmejahu 31,31-34 (Zunz)

Der Neue Bund ist inhaltlich identisch mit dem Bund am Sinai – das sind die Zehn Worte, angefangen mit dem ersten Gebot „Ich bin der Ewige, dein Gott" und dem zweiten Gebot „Du sollst keine fremden Götter haben vor Mir". Das Besondere am Neuen Bund ist: Er ist gegeben in der Auferstehungskraft.

Woher wissen wir, dass es genau zehn Worte sein sollen? Weil es heißt in Dwarim 10,4: „Und Er schrieb auf den Tafeln wie die erste Schrift, die Zehn Worte, welche der Ewige zu euch gesprochen auf dem Berge mitten aus dem Feuer am Tage der Versammlung, und der Ewige gab sie mir".

Nochmal: Was ist der Unterschied zwischen dem Bund am Sinai und dem Neuen Bund?

Um diese Frage anderes zu beantworten: Der Bund am Sinai ist gegeben im „Licht dieser Welt" und der Neue Bund ist gegeben im „Licht der künftigen Welt". Was bedeutet das?

Diese Welt und künftige Welt / diese Zeit und künftige Zeit / das Heilige und das Allerheilige

Leider ist in unserer Gegenwart das Wissen über das Schöpfungskonzept des Ewigen außerhalb des Judentums kaum bekannt, dabei ist es für das Verständnis der Thora und des Neuen Testaments unerlässlich. So bleibt der Sinn des Briefes an die Hebräer völlig verschlossen, wenn wir dort lesen:

Hebräer 9,8-11 (Übersetzung von Baruch ben Mordechai Kogan)

8 Und dadurch verkündet der Geist des Heiligen, dass der Weg ins Allerheiligste nicht enthüllt ist, solange die äußere Wohnung besteht. 9 Und dies ist ein Gleichnis dieser Zeit, in der Gaben und Schlachtopfer dargebracht werden, durch die kein vollkommenes Herz den Dienern zubereitet werden kann, 10 Denn Satzungen für den [sterblichen] Körper sind es, betreffend diverse Speisen, Getränke und rituelle Waschungen, die bis zur Zeit der Wiederherstellung gegeben wurden. 11 Aber der Maschiach kam, um Hohepriester der künftigen Güter zu sein, in der großen und vollkommenen Wohnung, die kein Menschenwerk und nicht von dieser Schöpfung ist.

Der Autor des Briefes lehrt, dass der Tempel in dieser Welt die gesamte Schöpfung abbildet – das Heilige ist diese Welt und Allerheilige ist die künftige Welt, wobei er den Terminus diese Zeit benutzt. Doch man darf sich hier nicht irritieren lassen – die Rede ist von der verborgenen künftigen Welt, die vorhanden sein muss, sonst könnte unser Herr Jeschua nicht dort als Hohepriester leben und dienen.

Über dieses Konzept erfahren wir auch einiges unmittelbar aus dem Mund des Herrn Jeschua. So erwidert er seinen Brüdern in Jochanan 7,6: „Meine Zeit ist noch nicht gekommen bis jetzt, aber eure Zeit ist stets mit euch". Damit erklärte der Herr Jeschua, dass die Epoche der künftigen Welt noch nicht angebrochen war und er zwar in dieser Welt wirken kann, aber nicht in voller enthüllter Kraft. Darum sagte der Herr Jeschua im Vers 8: „Steigt ihr hinauf zur Zeit des Festes, ich aber werde nicht hinaufsteigen zur Zeit des Festes, denn bis dahin ist meine Zeit noch nicht erfüllt". Folgt man einfach dem Wortsinn, dann hätte der Herr Jeschua nicht nach Jeruschalajim pilgern dürfen. Aber scheinbar ist er wortbrüchig – wir lesen im Vers 10: „Und nachdem seine Brüder zur Zeit des Festes hinaufgestiegen waren, stieg auch er hinauf, aber nicht enthüllt, sondern wie im Verborgenen." Wie ist das zu verstehen: „wie im Verborgenen"? Im Vers 14 lesen wir: „Und es ward inmitten der Festtage [Sukkot], stieg Jeschua hinauf in den Tempel und lehrte dort." Verborgen ist das nicht, schließlich konnte jedermann den Herrn Jeschua sehen und hören. Der scheinbare Widerspruch löst sich auf, sobald wir uns an das Konzept dieser und der künftigen Welt bzw. dieser Zeit und der künftigen Zeit erinnern.

Das verborgene Licht – OR GANUS

Jeschua HaMelech HaMaschiach ist der Erbe der Allmacht Gottes, die in der Tradition Israels „das verborgene Licht" genannt wird. Der Ewige, gelobt sei Er, sprach und die Welt wurde, wobei das erste schöpferische Wort war: „Es werde Licht". Dieses erste „Licht" ist die geballte schöpferische Macht des Ewigen, g.s.E., durch die Er alles Weitere erschuf. Diese Macht hatte HASCHEM nach Seinem weisen Ratschluss entschieden erst dem Mann zu geben, der dieser Macht würdig war – und das ist der Maschiach ben David gemäß der Verheißung. Unsere Weise lehren, dass HASCHEM das schöpferische Licht „unterhalb" Seines Thrones verborgen hatte, bis die Zeit sich erfüllt, darum wird es „das verborgene Licht" genannt. Zugleich sollten wir erkennen, dass HASCHEM die gesamte Schöpfung bereits in den ersten sieben Tagen erschaffen hat, eben auch den Teil, den wir „das ewige Leben" nennen. Denn wo sollen wir ewig leben, wenn nicht in einer Welt, die HASCHEM erschaffen hat? Das ist das Land, wo „Milch und Honig fließen" und wo nur Ruhe, Frieden, Liebe und Glück auf uns warten. Dieses Land ist die künftige Welt und wir finden es unter dem Namen SCHABBAT.

Schabbat HaGadol – der große Schabbat

In Bereschit 2,1-3 lesen wir über den Siebentag:

„1. Da waren vollendet die Himmel und die Erde und ihr Heer. 2. Und G-tt hatte vollendet am siebenten Tage Sein Werk, das Er gemacht, und ruhte am siebenten Tage von all Seinem Werk, das Er gemacht. 3. Und G-tt segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, denn an demselben ruhte Er von all Seinem Werk, das G-tt geschaffen, um es zu fertigen." (Zunz)

Auffallend ist, dass betreffend den siebenten Tag wir etwas Bestimmtes nicht lesen: Gott sagte nicht: Und es ward Abend und ward Morgen: der siebente Tag, wie es bei allen anderen Tage zuvor gesagt aus. Warum nicht? Unsere Weisen lehren, dass es ein Hinweis darauf ist, dass der Tag, den HASCHEM Schabbat genannt hat und der dem Heiligen, g.s.E., als der „Ort" Seiner „Ruhe" dient, keine zeitliche oder räumliche Einschränkung hat – das ist das Ziel der Schöpfung, das ewige Leben. Einzig die Sünde des ersten Menschen führte dazu, dass diese Zeit der Gnade für Adam und seine Nachkommen nicht eingetroffen war. Stattdessen warten wir bis heute auf die Zeit der Wiederherstellung aller Dinge – TIKKUN OLAM, die erst durch die Vollendung der Sendung des Maschiach vollbracht werden kann. Bis dahin sind die Menschen in einer in Prophanie und Sterblichkeit gefangenen Welt dazu beordert, an der Wiederherstellung der Welt ihren Beitrag zu leisten. Weil die Menschheit aber versagte, erwählte sich HASCHEM Abraham, um aus ihm ein Volk sich zuzubereiten, dessen Aufgabe es sein soll, die Welt wiederherzustellen – das ist der Sinn der Erwählung des Volkes Israel und auch der Grund für die Aussage des Herrn Jeschua in Jochanan 4,22: „das Heil komm aus der Quelle der Jehudim". Und darum hatte HASCHEM als erstes Gebot nach dem Auszug aus Ägypten den Schabbat als Zeichnen des Bundes eingesetzt. Der Schabbat ist der Ort der Freiheit, der Liebe und der Ruhe, erschaffen und bestimmt zur innigen Gemeinschaft mit HASCHEM und dem Nächsten. Doch wir, Israel, haben gesündigt und darum sagte HASCHEM in Tehillim 95,11: „sie sollten nicht gelangen zu Meiner Ruhe". Diesen Vers nimmt Hebräer 3,11 als Ansatz, um die Wichtigkeit des Glaubens an die Gute Nachricht zu betonen, deren Annahme zur Wiederherstellung aller Dinge führt und zur Wiederkunft des Maschiach. Die „Ruhe" des Ewigen – das ist das ewige Leben und der große Schabbat – die künftige Welt.

Der Neue Bund zu Schawuot – die Salbung des Herrn Jeschua zum König und Priester in Ewigkeit

Petrus verkündete zu Schawuot an das Volk die Gute Nachricht, nachdem im Tempel der Geist des Heiligen, gelobt sei Er, auf die Versammlung von Jeschua Gläubigen ausgegossen wurde. Im Allgemeinen sieht man im Mittelpunkt dieses wundersamen Geschehens eben dies: Der Geis des Ewigen ist auf die Menschen gekommen. Dabei übersieht man leider, dass die Hauptsache eine andere ist: Dies ist der Tag, an dem HASCHEM unseren Herrn zum König und Hohepriester in Ewigkeit gesalbt ist. Petrus verkündet in Apostelgeschichte 2,36: „So erkenne bitte das ganze Haus Israel wahrhaftig, dass Gott zum Herrn und Maschiach diesen Jeschua eingesetzt hat, den ihr gekreuzigt habt" (Übersetzung durch BbM). Jeschua ist nun König und Hohepriester nach der Ordnung des Neuen Bundes, eingesetzt in aller Öffentlichkeit vor den himmlischen und den irdischen Mächten. Damit tritt der Neue Bund in Kraft, der bis dahin nur der Schar der unmittelbaren Nachfolger bekannt war, als der Herr Jeschua zu Pessach das Heilige Mahl als Zeichen des Neuen Bundes eingesetzt hatte. Ab diesem Schawuot ist die Gemeinde der Nachfolger des Herrn Jeschua definiert und der Gegenstand des Neuen Bundes ist offenbart:

1. Der Glaube an den einen Gott Israels
2. Der Glaube an die Sendung von Jeschua ben David und an seine Inthronisierung
3. Der Glaube an die Gültigkeit der Zehn Worte und die Thora von Mosche Rabbenu

Alle Menschen, Juden und Nichtjuden, die diese Glaubensüberzeugung teilen, bilden die Gemeinde des Neuen Bundes und sie sind Teil des Volkes Israel.

Aber wir stehen vor einem Rätsel. Sollte die künftige Welt nicht anbrechen, wenn der Maschiach gekommen ist? Eben das lehren unsere Rabbiner nicht. Vielmehr erläutern sie uns, dass es vorher eine Übergangsphase geben soll: Die Tage des Maschiach.

Die Tage des Maschiach – JEMEJ HA-MASCHIACH

In Apostelgeschichte 3,21 verkündet Petrus: „den [Jeschua] die Himmelswohnung [SEWUL HA-SCHAMAJIM – das ist der himmlische Tempel] aufgenommen hat, bis alles zurückgebracht wird an seinen Ort, wie Gott durch Seine Propheten seit den Urtagen der Welt verkündete" (Übersetzung durch BbM).

Wir lernen hier eine Menge, aber vor allem schauen wir jetzt auf die Tatsache, dass Jeschua HaMelech HaMaschiach an einem Ort verweilt, der nicht von dieser Welt ist und dass wir die Aufgabe haben, diese Welt „wiederherzustellen". Damit befinden wir uns in der Epoche „Tage des Maschiach". Das ist eine Zeit der Prüfung und leider auch oft des Leidens der Nachfolger des Herrn Jeschua – auch das wurde von den Rabbanan vorhergesagt. Die Spannung in der wir leben, ist offensichtlich: Einerseits lehnten die Völker der Welt seit je den Glauben an den einen Gott Israels und Seine Thora und zum anderen hatte die Obrigkeit des Volkes Israel Jeschua als den Gesandten Gottes abgelehnt. Der Neue Bund wurde von der abtrünnigen Heidenkirche umdefiniert, indem man

• den Begriff „Gott" nach der Art der Götzendiener bestimmte
• die Thora nach eigenem Bedarf umdeutete, siehe die Zehn Worte
• das Gesetz Gottes im Neuen Bund für ungültig erklärte
• den Herrn Jeschua zu Gott erklärte, chalila
• Israel die Erwählung absprach und diese durch ein fremdes Volk ersetzte

Alle Getreuen des Herrn Jeschua, die diese falsche Theologie ablehnten, wurden verfolgt, verhaftet, gefoltert und ermordet. Bis heute. Allerdings ist nach der SCHOA eine Zeit der Entspannung im Verhältnis zwischen Kirche und Israel eingetreten, Gott sei Dank, und die großen Kirchen anerkennen, dass Israel eine Heilsgewissheit in der Treue des Ewigen, g.s.E., besitzt. Diese Einsicht ist den evangelikalen Kirchengemeinden und sogar den trinitarischen Juden leider fremd.

Worin besteht der Vorzug des Neuen Bundes vor dem Bund am Sinai?

Kurz zusammengefasst: In dieser Welt und während der Tage des Maschiach haben die Nachfolger des Herrn Jeschua keinen messbaren Vorzug, eher Nachteile (siehe oben). Doch genau betrachtet, hat das gesamte Volk Israel in dieser Welt keinen messbaren Vorzug gegenüber den Völkern, die dem Bund Noachs weiterhin verbunden sind. Verzichtet man auf die überhöhten Erwartungen, die eher der Unwissenheit und der Ungeduld zuzuschreiben sind, so ist der Vorzug enorm, denn mit dem Neuen Bund sind Verheißungen verbunden, die erst nach der Wiederkunft des Herrn Jeschua und in der künftigen Welt eintreffen werden.

Die Nachfolger des Herrn werden an seiner Seite dienen, sobald er wiederkommt und sie eine Nähe zu HASCHEM genießen, die nur ihnen vorbehalten ist – und das sowohl in dieser als auch in der künftigen Welt. Es sollte für uns ein Privileg sein, erwählt zu sein, gemeinsam mit ganz Israel dem Ewigen, gelobt sei Er, zu dienen, wobei wir den Vorzug in der Gewissheit haben, dass HASCHEM Seine Verheißung durch die Auferstehung von Jeschua in dem Teil bereits erfüllt hat und der Herr als Hohepriester beständig vor dem Angesicht des Ewigen, gelobt sei Er, dient. Durch Jeschua haben wir einen unmittelbaren und beständigen Zugang vor den Thron des Königs der Könige, dem Ewigen Israels. Möge der Herr Jeschua bald und zu unseren Tagen wiederkommen, damit wir seine Herrlichkeit schauen, HASCHEM unter seiner Leitung loben und die ganze Erde voll der Herrlichkeit des Ewigen werde. Der Ewige segne Sein Volk mit Frieden. Amen. Sela.