Gedanken zu Purim 5768

18. März 2008 geschrieben von   Freigegeben in Purim

ב"ה

הגהות לפורים תשס"ח
BB“M, 11. Adar II. 5768

„Sei dem Griechen ein Grieche und dem Juden ein Jude“

Paulus-1 Korinther 9-Gedanken zu PurimDie verkleidete „Gute Nachricht“

Die obige Redewendung ist einer der wichtigsten Leitsätze, um die Beziehung des an die Sendung des Messias Jeschua gläubigen Menschen zu Israel und zu den Völkern zu formulieren.

Gerade zu Purim lohnen sich einige Gedanken in diesem Zusammenhang, da die laxe Haltung der überwiegenden Mehrheit der Judenheit (insbesondere in Susa) zum Götzendienst dem Feind Tür und Tor öffnete, das Volk vernichten zu können, so die Sicht der jüdischen Tradition. Nicht, dass Juden Götzendienst betrieben hätten, Gott behüte, aber sie nahmen Teil am Inthronisierungsfest des Königs Achaschwerosch, welcher sich bezüglich des Termins der Wiederherstellung des Heiligen Tempels verrechnete und nun meinte, er könnte auf den Thron G-ttes steigen, CHALILA.

Doch die Teilnahme der Juden am Fest des bösen Königs wurde ihnen zum Verhängnis. Sie nahmen an einem üblen Spiel teil, an einer ernst gemeinten Maskerade, deren Ziel es war, die Herrschaft des Einen Gottes, des Gottes Israels für beendet zu erklären einerseits, und die eigenmächtige Herrschaft eines Menschen zu huldigen andererseits. All zu sehr haben sich die Juden das „Griechenkleid“ angezogen.

Alle Welt verneigte sich vor Achaschwerosch und seinem Regierungschef, dem Amalekiter Haman, außer dem Juden Mordechai. Die Geschichte betont, dass Mordechai sich aus Überzeugung und Treue zum Gesetz der Thora (Schemot 20,5) vor Haman nicht verneigte (Ester 3,4), was den Neid der „Kollegen“ und den tödlichen Zorn des bösen Hamans weckte. Erst Buße, Fasten und Beten, also die vollzogene Umkehr, rettete das Volk vor dem bereits beschlossenen und im gesamten Reich verkündeten Genozid.

Der König Maschiach Jeschua sendete seine Jünger zu allen Völkern aus,

  • um Sie die Thora, welche das Licht und die Weisheit Gottes ist, zu lehren,
  • die Menschen zu seinen Nachfolgern zu machen,
  • sie in den Bund mit G-tt, mit dem Maschiach und dem Volk Israel zu führen,
  • sowie sie zu lehren die MITZWOT Gebote des Maschiach auszuführen (Matthäus 28,18-20).

Jeschua sendete sie nicht, um zu verkünden, dass Gott Mensch geworden ist, oder dass ein Mensch Gott geworden ist, CHALILA.

Und es ist eine wunderbare Nachricht, dass die Verheißung Gottes über das Himmelreich in Seinem erstgeborenen zum CHAJEJ NETZACH Ewigen Leben, in dem BEN ELOHIM, dem Sohn Gottes[1] ihr Fundament gefunden hatte!

Ich glaube an diese Gute Nachricht allein auf der Grundlage der Lehre Mosches, doch heute ist die Gefahr, in die Reihen der Achaschwerosch Anhänger gezählt zu werden, sehr groß, wo es doch leider so viele Juden gibt, deren Sehnsucht nach Gott von den Verkündigern des trinitarischen Götzen missbraucht wurde. Darum schreibe ich, und mögen die hier ausgedrückten Gedanken viele Juden und Nichtjuden erreichen, die sich in die GALUT des Irrglaubens begeben haben.

Die jüdische Weltanschauung

Den meisten Galut-Juden ist die Gefahr der Assimilation (Verlust der eigenen Identität und Aneignung einer Fremdkultur) stets präsent. Zwischen Integration (aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ohne die Aufgabe der eigenen Identität) und Assimilation wird strikt unterschieden. Die so genannte „jüdische Welt“ ist keine Ansammlung von kleinlichen Regelungen des Alltags, sondern eine komplette Weltanschauung, welche den Schöpfer, die Schöpfung (diese Welt OLAM HASE und diekünftige Welt OLAM HABA), die Stellung des Menschen darin, seine Aufgabe und sein Ziel beinhaltet.

Die Weisheit Gottes erleuchtet den Weg, seine Gebote führen und benennen präzise das Gute und das Schlechte, Seine Waltung weist dem Demütigen den Weg durchs Leben (Mischle 6,23).

  • Ursache aller Ursachen und die Seele allen Lebens ist HASCHEM selbst.
  • Sein Ziel ist der vollkommene und vollendete Mensch,
  • dem Er das größte Geschenk machen will – Sein Selbst.
  • Die Einheit mit Ihm, Gott selbst, ist das Ziel des Menschen.
  • Der vollendete Mensch ist der Maschiach,
  • durch welchen die Menschheit zur Vollendung und Einheit mit dem Einen gelangt. Dies ist in Kürze die Weltanschauung Israels seit jeher.

Dass dieser Maschiach Jeschua Ben-Joseph Ben-David heißt, ist für die einen eine Offenbarung Gottes nach Seinem Ratschluss, für die anderen das Gegenteil. Doch die Unkenntnis der Mündlichen Tradition Israels führt den Menschen betreffend die Person Gottes sowie die Person des Menschen Jeschua (1. Timotheus 2,5), seine Sendung und seinen Auftrag an die Jünger unweigerlich in die Irre. Darum ist die Einpfropfung in das Heilige Volk unbedingte Voraussetzung für den Erfolg des neuen Gläubigen (Römer 11,17ff). Die Abwendung von den jüdischen Wurzeln mündet unweigerlich in einer scheinbar endlosen Katastrophe für das jüdische Volk.

Die Aufgabe der jüdischen Weltanschauung (Gott behüte) ist immer mit der Annahme einer anderen Weltanschauung verbunden (siehe die Probleme mit den Helenisten zur Zeit des Makkabäer-Befreiungskrieges). Da die jüdische Welt auf der Offenbarung des einen einzigen und unteilbaren Gottes und dem Bund mit Ihm gründet, verliert ein Israelit sein geistiges Zuhause, wenn der Grundsatz des Glaubens an Einen Gott und damit der Bund (und das ist die Thora) verletzt wird. Die Worte (Jeremia 33,25) „Wenn nicht mein Bund bei Tage und bei Nacht, hätte ich die Himmel und die Erde nicht gemacht“ sind den meisten Juden trotz der langen GALUT Verbannung mehr als nur bekannt, und damit auch die Verantwortung der Erwählung – es ist Israels Pflicht, Licht der Völker zu sein (Jesaja 2,3; Matthäus 5,14). Dies erklärt die Intensität, ja die Vehemenz, mit welcher Rabbi Paul und die anderen Apostel auf den Bund am Sinai verweisen, und die Thematisierung der Spannung in der Beziehung zu den Völkern im Licht der Bundstiftung des Maschiach.

Öffnung zur Einheit, Anspruch und Wirklichkeit

„Sei dem Griechen ein Grieche und dem Juden ein Jude“ ist eine Aufforderung, welche die Reichweite der Sendung des Maschiach und sein Auftrag an alle Gläubigen zur Einheit hin verdeutlicht. Die Sendung ist ein Gebot des Königs und ermöglicht dem Gesandten den Umgang mit den Völkern ohne die Gefahr der Übertretung – allerdings nur für denjenigen, der Jeschua als den König Israels und den Gesalbten Gottes annimmt.

Naturgemäß waren in den ersten Dekaden nach der Himmelfahrt des Maschiach die meisten seiner Anhänger Juden, doch bereits zur Zeit der Briefe von Rabbi Paul hatten sich einige Lehren eingeschlichen, die der jungen Gemeinde das Leben schwer machten, und leider immer noch maßgeblich wirken. Das Schlimmste aber – die falschen Lehren verdrängten die gesunde, nämlich, dass

  • G-tt Einer (ECHAD),
  • Einzig (JACHID)
  • und unteilbar (MEJUCHAD) ist.
    • Er ist Einer, denn es gibt keinen außer Ihm;
    • Er ist Einziger, da er allein die Schöpfung erschuf und Er allein König über alle Geschöpfe ist;
    • Er ist unteilbar und ganz die Einheit, da in Ihm keine Spaltung ist, Chalila. Kurz: Er ist KADOSCH, KADOSCH, KADOSCH „Heilig, Heilig, Heilig“ – aus den genannten drei Gründen (Jesaja 6,3).

Heute, wie bereits seit etwa 1700 Jahren, seit dem Konzil von Nicäa, sprechen wir, als wäre das selbstverständlich, von der „Heidenkirche“ einerseits und von Judentum andererseits. Leider zu Recht. Doch muss es nicht so bleiben.

Die Grundlage der Einheit, wie die Heidenkirche sie lehrt, besteht in der Annahme des Dogmas der Trinität, welches die Gute Nachricht dahin gehend interpretiert, dass Gott Mensch geworden ist (CHALILA), gelitten, gestorben und auferstanden, und dann wieder zum Gott wurde. Sollte diese Formulierung zu ungenau sein, so bitte ich um Vergebung. Doch im Wesentlichen ist aus der Sicht Israels die Verkehrung des Gottesbegriffes, seine Verfälschung durch die Vermischung mit heidnischen Vorstellungen, was man Erweiterung des Gottesbegriffes nennt, der Brechungspunkt der gesamten heidenkirchlichen Theologie.

„Und tauft sie auf den Namen des Vaters des Sohnes und heiligen Geistes usw.“ Dieser Satzteil des Sendungsauftrages (Matthäus 28,19) ist eine theologische Formel, welche die Gesamtheit der Lehre von dem Einen, Einzigen, von Seiner Einheit, Ganzheit und Heiligkeit zusammenfasst und den wiederhergestellten Menschen in diese Einheit hinein nehmen möchte.

Diese Formel ist zum Stein des Anstoßes geworden. Doch das ist nur dann der Fall, wenn wir uns von der heilsamen Lehre von Moses abwenden. Wie die „Taufe“ auf Mosche Rabbenu im Schilfmeer ist die TWILA Reinigung von Jochanan und danach von Jeschua im Jordan ein besonderer und einmaliger Vorgang, als ganz Israel nach der TSCHUWA Umkehr strebte (Lukas 3,21). Nach dem Verständnis der CHASAL Weisen Israels bedürfen drei Dinge der Wiederherstellung[2], welche das Volk verworfen hatte[3]:

  • Die Hinwendung zu HASCHEM
  • die Annahme des Sohnes Davids
  • und die Wiedererrichtung des Tempels

Das Wirken von Jochanan war darauf gerichtet, das Volk zur Umkehr in Hinblick auf diese drei Schritte zu bewegen – „machet seine Stiege gerade usw.“ (Markus 1,3). Gottes und Jeschuas Ziel war und ist es, diesen Weg zu vollenden, eine Voraussetzung für die Verwirklichung der darauf folgenden vollständigen Erlösung. Rabbi Petrus spricht in Apostelgeschichte 3,21 im Wesentlichen von der Wiederherstellung dieser drei Dinge:

„welchen freilich der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von welchen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat.“

Rabbi Paul konkretisiert hinzu, dass die Vollzahl der Menschen aus den Völkern in den Bund mit HASCHEM durch Jeschua HaMaschiach hinein genommen sein soll, damit alle Dinge ihre Wiederherstellung finden (Römer 11,25), was im Übrigen nicht bedeutet, dass der Rest Menschheit in der ewigen Hölle landet, Gott behüte, aber allen vergolten wird nach dem Ratschluss der Gerechtigkeit G-ttes.

Auf dieser Grundlage,  BE’ESRAT HASCHEM WEJESCHUA HAMELECH HAMASCHIACH und mit aller Vorsicht und Demut sei hier versucht, die obige Formel im Licht der Thora von Mosche Rabbenu und Thorat HaMaschiach in Kürze zu erläutern:

  • „Taucht sie ein auf den Namen des Vaters,“ TWILA – rituelle Reinigung. Die Vergebung der Sünden und die Reinigung der Seele von den Folgen der Sünde wurzelt im Ewigen g.s.E. persönlich (Jeremia 17,13 „MIKWE Israels ist der Ewige“). Das Untertauchen ins Wasser im gläubigen Gehorsam gegenüber dem Willen des Maschiach bewirkt die Erweckung des Gedenkens bei HASCHEM dem Himmlischen Vater an den eingesetzten Bund und die Ausgießung der geistigen Reinigungskräfte über den Eintauchenden. Die TWILA ist ein Akt der vollzogenen TSCHUWA Umkehr und des Bundes, und stellt damit die Basis für die Wiederherstellung der Seele des Menschen dar. Die TWILA auf den Vater im Namen des Maschiach Jeschua hat den einen einmaligen und besonderen Aspekt, den Menschen hinein zu nehmen in die Gemeinschaft mit HASCHEM in OLAM HABA der Künftigen Welt, wodurch die NEPHESCH Leibseele des Menschen in eine lebendige Beziehung mit der NESCHAMA seiner göttlichen Seele wiederhergestellt wird. Das ist TIKKUN HANEPHESCH.
  • „Des Sohnes,“ Der Glaube,
    • dass der Mensch Jeschua der König Maschiach ist, mit dessen Auferstehung und Himmelfahrt die Ohnmacht des Todes gegenüber der Kraft Gottes offenbart wurde;
    • dass mit seiner Auferstehung Jeschua zum Grundstein von OLAM HABA, der Künftigen Welt geworden ist;
    • und dass Jeschua die Macht das Vaters gegeben ist, die Sünden zu vergeben und die Toten aufzuerwecken

entspricht der jüdischen Tradition über MASCHIACH ZIDKENU den Messias unserer Gerechtigkeit als Verheißung, doch die Offenbarung seiner Verwirklichung ist ein Gnadengeschenk. Es ist eine Tatsache, dass noch nicht alle vom Maschiach zu vollendenden Werke erfüllt worden sind:

    • Sammlung der Verbannten;
    • Wiedererrichtung des Tempels und des Reiches Davids
    • Sieg über die Feinde Israels und Gottes
    • Auferstehung der Toten.

Wie bei jeder Gabe ist der Akt der Schenkung nur dann vollzogen, wenn der Empfänger das Geschenk empfangen möchte. Der Glaube, dass der Mensch Jeschua als erster von den Toten auferstanden ist, einen ewigen und unvergänglichen Körper erhalten hat, gibt Zeugnis

    • von seiner Erwählung,
    • seinem Erstgeburtsrecht,
    • von der Wahrheit der schriftlichen und der mündlichen Thora von Mosche Rabbenu
    • und von der Treue Gottes, der Seine Verheißungen in Jeschua HaMaschiach verwirklicht hat.

Die TWILA sollte daher die verbale Formel beinhalten, dass der Umkehrwillige auf das Wort des Auferstandenen hin zur Einheit mit Gott und mit ihm aus freien Stücken strebt. Damit wird die Grundlage für die Wiederherstellung des Leibes gelegt. TIKKUN HAGUF.

  • „Des Heiligen Geistes.“ Diese und die Künftige Welt sind durch das Wort erschaffen – das ist der vierbuchstabige Name Gottes. Die Struktur Seines Namens weist auf den Ursprung von Allem hin, auf die Entfaltung und das Ziel der Schöpfung. Die ersten drei Buchstaben JOD HE WAW deuten den Ursprung und das Potenzial der geistigen Mächte und Kräfte an. Verwirklicht wird das Potenzial durch die Erfüllung der Tat im Namen des Vaters – das ist die traditionelle Deutung des letzten HE im Namen des Vaters. Hat der Handelnde seine Gedanken auf das Wort G-ttes konzentriert und den eigenen Willen unter den Willen des Vaters gestellt, so hat er damit der MITZWA, dem Gebot, Bestand (KIJUM) gegeben, wenn er sie tut.

Handelt er im Namen des vollendeten Sohnes des Menschen, so erhält die Tat den zusätzlichen Charakter des verwirklichten OLAM HABA. Die Gemeinschaft der wiederhergestellten Menschenkinder kennt keine Trennung zwischen den Individuen mehr. Wichtig: Der Einzelne verliert seine Eigenheit der einmaligen Persönlichkeit nicht, wobei die Vielheit und die Vielfalt gewahrt bleiben

-    die Gemeinschaft schränkt hier die Freiheit des Einzelnen nicht ein, und umgekehrt

-   der Einzelne schränkt nicht die Freiheit der Gemeinschaft ein.

Das ist die Erfüllung des letztendlichen Ziels der Einheit mit dem Maschiach (Jesaja 6,3) „die ganze Erde wird voll Seiner Herrlichkeit sein“ und wenn die Zeit erfüllt ist, dann werden wir die Erfüllung des Verses erleben (Secharja 14,9): „Und der Ewige wird König sein über die ganze Erde; an jenem Tage wird der Ewige einer sein und sein Name einer.“ KEN EHI RATZON. Amen weAmen. TIKKUN HASCHEM.

 

Das jüdische Neue Testament und die Umkehr

            Die Maske des Neuen Testaments ist ihre Auslegung in der Prägung der kirchlichen Dogmatik und die entschiedene Abkehr von der mündlichen Thora von Mosche Rabbenu. Die Ersatztheologie blüht daher und wird weiterhin blühen, solange die zwei genannten Punkte Bestand haben.

            Der Verfasser dieses Dokuments sieht es als seine Pflicht, den Menschen aller christlichen Konfessionen zuzurufen, sich von den falschen Lehren loszusagen, Buße zu tun und alles Böse, dass im Namen der falschen Lehren der Menschheit und Israel insbesondere angetan wurde, zu bereuen. Stattdessen ist das Neue Testament als jüdisches Buch im Licht der Thora von Mosche Rabbenu zu erlernen.

Nichts Neues unter der Sonne

Für den Verfasser dieser Zeilen ändert die gegenwärtige Weltanschauung der Völker, auch wenn sie heute verfestigt erscheint, nicht den Auftrag des Maschiach und unseres Himmlischen Vaters – „geht hin zu allen Völkern und lehrt sie Thora usw.“ Er hat sich nicht nur der Sprache der Deutschen und ihre Kultur - so zu sagen Schicksals bedingt - kennen gelernt. Vielmehr hat er sich bemüht, den Auftrag im Sinne der Lehre von Rabbi Paul „sei dem Griechen ein Grieche usw.“ zu interpretieren. Ob dieses Bemühen nun erfolgreich war oder nicht, das wird HASCHEM bewerten. Tatsache ist, dass heute, nach über zehn Jahren, zwei kleine Synagogen in Deutschland (Berlin und Karlsfeld bei München) entstanden sind, wo Juden und Nichtjuden Schulter an Schulter im Einklang mit dem Glaubensbekenntnis und der Thora Israels auf der Grundlage des Neuen Bundes des Maschiach, möge er sofort kommen!, dem Einen Gott dienen. Viele Kontakte sind entstanden, einige Begegnungen wurden zu Freundschaften, andere „lehren das Grauen“.

Es wäre logisch anzunehmen, dass nach dem Holocaust gerade in Deutschland eine hochmütige Haltung der Christen der Vergangenheit angehört, sind doch die Irrlehren der „deutschen Christen“[4] (und es waren keine wenigen, ohnmächtigen Mitläufer) beispielhaft dafür, wohin Hochmut führt – der Haman hat in Hitlers Person und seinen Schakalen den Vollstrecker seiner Pläne gefunden. Die Wirklichkeit sieht aber anderes aus. Bemerkenswerter weise sind gerade unter den so genannten „Israeldiensten“, kaum solche anzutreffen, die „dem Juden ein Jude“ sind, schon gar nicht, wenn ein Jude sich die Freiheit erlaubt, über den Messias auf der Grundlage der jüdischen Weltanschauung zu sprechen. Es wird ignoriert, gewarnt, sabotiert, beschimpft, gedroht und belästigt…

Während die Landeskirchen sehr wohl eine merkliche Anstrengung zum Dialog mit dem Judentum unternehmen, verharrt die „Avantgarde“ der bekennenden Kirche Deutschlands im fundamentalen Sumpf des judenfeindlichen Dogmatismus und albtraumhaften Prophetentum, welches u.a. von einem jüdischen Antichristen gern erzählt, der vor der Wiederkunft Jesu kommen soll. Schon ahnt man die eifernden „Seelenretter“ aus den Abgründen der drohenden Höllenquallen heraufsteigen… Es soll keiner sagen, das Böse kann sich in Deutschland nicht mehr wiederholen.

Der Verfasser hat ganze Bücher „zugemailt“ bekommen, in denen ihm „prophetisch“ die Hölle versprochen wurde, falls er sich nicht zu Jesus Christus als seinen Erretter bekennt. „Israelfreundliche“ Pastoren verhöhnten das Andenken führender Gelehrter Israels, wie Maimonides, weil diese sich erlaubten, zu den heidenkirchlichen Lehren Stellung zu nehmen, usw.

„Dem Juden ein Jude“

Doch nein. Zurückziehen wird sich der Verfasser nicht. Der Auftrag bleibt bestehen. Nun müssen sich aber die so genannten Israelfreunde fragen lassen: Wann, wo und wie seid ihr „dem Juden ein Jude“?

In Israel die Gastfreundschaft des Landes genießen – das macht aus einem Deutschen noch keinen Juden. Manche sprechen einigermaßen Ivrit, andere sogar sehr gut und können lesen und schreiben – aber dadurch kennen sie immer noch nicht unsere Tradition. Aber halt – das ist die Frage und gleichzeitig die Antwort:

Wenn jemand sich tatsächlich die Mühe gemacht hatte, unsere Kultur und Tradition, zu deren Kern die Mündliche Überlieferung untrennbar gehört, kennen zu lernen, und das nicht „autodidaktisch“, sondern aus der Quelle, dann kann er dem Juden ein Jude sein, wenn er will. Viel Erfolg!

Purim-Verkleidung

Oft wurde ich gefragt, warum die Juden sich zu Purim sich verkleiden. „Hat das etwas mit dem Karneval zu tun?“

Nein, hat es nicht, liebe Freunde. Die Vergänglichkeit dieser Welt und die Bösewichter samt allem Bösen, welches sie angerichtet hatten, werden vergehen wie ein Albtraum und in die Tiefen des Vergessens geworfen werden, und wir werden das alles aus dem Gedächtnis verlieren. Das Böse ist eine Maske, und diese Welt ist wie ein Schleier oder ein Vorhang, der die Wirklichkeit G-ttes verdeckt. Doch wir, Israel, kennen das Geheimnis – HASCHEM ist die einzige Wirklichkeit. Darum wird am Ende der Tage die Lüge entlarvt und bloßgestellt werden, und die Freude wird kein Ende haben! KEN JEHI RATZON, AMEN WEAMEN!

Chag Sameach Purim!

Euer Baruch

Berlin 13. Adar II. 5768 / 20.3.2008

 

 

Die dreizehn Glaubensgrundsätze des Maimonides

I. Ich glaube in ganzem Glauben, dass der Schöpfer, gelobt sei sein Name, jegliche Kreatur schafft und lenkt und dass er allein der Urheber alles dessen ist, was geschah, geschieht und geschehen wird.
II. Ich glaube in ganzem Glauben, dass der Schöpfer, gelobt sei sein Name, einzig ist und dass es keine Einheit seinesgleichen gibt, in keinerlei Hinsicht, und dass er allein unser Gott war, ist und sein wird.
III. Ich glaube in ganzem Glauben, dass der Schöpfer, gelobt sei sein Name, unkörperlich ist und frei von jeder Möglichkeit, materiell vorgestellt zu werden; und dass ihm auch keine Gestalt beigelegt werden kann.
IV. Ich glaube in ganzem Glauben, dass der Schöpfer, gelobt sei sein Name, Anfang und Ende ist.
V. Ich glaube in ganzem Glauben, dass der Schöpfer, gelobt sei sein Name, allein es ist, dem Anbetung gebührt, und dass es ungebührlich ist, außer ihm ein Wesen anzubeten.
VI. Ich glaube in ganzem Glauben, dass die Worte der Propheten alle wahrhaftig sind.
VII. Ich glaube in ganzem Glauben, dass die Kündung unseres Lehrers Moses, Friede ihm, die Wahrheit und dass er von allen Propheten, früheren wie späteren, der Vater war.
VIII. Ich glaube in ganzem Glauben, dass diese Tora, wie wir sie jetzt besitzen, die gleiche ist, die unserem Lehrer Moses übergeben wurde.
IX. Ich glaube in ganzem Glauben, dass diese Tora unverwechselbar ist und dass es nie eine andere Lehre vom Schöpfer her, gelobt sei sein Name, geben wird.
X. Ich glaube in ganzem Glauben, dass der Schöpfer, gelobt sei sein Name, alles Tun und jegliches Trachten der Menschen kennt, wie es heißt: Er, der ihre Herzen ganz und gar gebildet, Er weiß auch all ihr Tun.
XI. Ich glaube in ganzem Glauben, dass der Schöpfer, gelobt sei sein Name, wohl vergilt all denen, die seine Gebote erfüllen, und übel tut denen, die seine Gebote brechen.
XII. Ich glaube in ganzem Glauben, dass der Messias kommt, und ungeachtet seines langen Ausbleibens erwarte ich täglich seine Ankunft.
XIII. Ich glaube in ganzem Glauben, dass einst zu seiner Zeit, wenn es dem Schöpfer, gelobt sei sein Name und erhoben sein Gedenken immer und ewig, wohl gefällt, die Toten auferstehen werden.

 

[1] Zum Begriff „Sohn Gottes“ lese z.B. Rabbi Jeschajahu Horowitz, SCHEL“A, Mischpatim, Tora Or, ALEPH.
[2] Midrasch Schmuel 13,4 zu Hosea 3,5 „Danach werden die Kinder Israel umkehren und den Ewigen, ihren Gott, und David, ihren König, suchen; und sie werden sich zitternd wenden zu dem Ewigen und zu seiner Güte am Ende der Tage.“
[3] Obiger Midrasch zu 1. Könige 12,16 „Und als ganz Israel sah, daß der König nicht auf sie hörte, da gab das Volk dem König Antwort und sprach: Was haben wir für Teil an David? und wir haben kein Erbteil am Sohne Isais! Zu deinen Zelten, Israel! Nun sieh nach deinem Hause, David! - Und Israel ging nach seinen Zelten.“
[4] Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Christen