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Der 8. Ijar Empfehlung

01. Mai 2020 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Paraschot

ב"ה

Der biblische Kalender

Auszug aus: “Der Monat Ijar“, der 8. Ijar, von Friedrich Weinreb

Der Maschiach kommt entgegen allen Berechnungen und entgegen unseren Maßstäben.
Es ist gerade der Durchbruch aus dem Zwang der Gesetzmäßigkeit, es ist der Durchbruch,
bei dem der Sinn der Gesetzmäßigkeiten erkannt wird. Das Gesetz ist ein Opfer Gʻttes, das
ist das Geheimnis des Gesetzes. Es ist keine Rechenaufgabe, bei der man durch
Kombinationen etwas herausfinden müßte. Wir könnten andere Eigenschaften in uns
erkennen, Eigenschaften, die uns sagen, dass hier nicht Berechnung, kühle, klare Vernunft
so wichtig sind, sondern Liebe, Gnade, Hoffnung. Eigenschaften, “Middot“, also auch
Maßstäbe, die uns von der Kraft der Liebe, der Hingabe erzählen, die uns ein neues
Leben, eine neue Zeit künden. Das Leid ist nicht nur Pech, nur Grausamkeit, nur Unglück.
Es kann uns zum Gefühl bringen, dass Gʻtt das alles ganz anders bewertet. Denn schon
die Beschränkung der Lebensdauer, das Vergessen, das Nicht-alles-geben-können, was
man möchte, das Nicht-gleichzeitig-vieles-sein-können, Krankheit, Unrecht, Tod, all das
könnte uns das Gefühl geben, dass Gʻtt dies alles doch nicht will, dass also unsere Art des
Messens falsch sein könnte.

Vielleicht beurteilen wir alles hier mit den Maßstäben des Baumes vom Wissen von
Gut und Böse. Und dann sehen wir, wie die Torah sagt, mit den sich dann öffnenden
körperlichen Augen, sehen dann den Tod, das Unrecht. Wenn wir aber nicht die Frucht vom
Baum des Wissens nehmen, dann könnte der Baum des Lebens für uns nah und
erreichbar sein. Dann urteilen wir vom Ewigen her, dann ist die Frage, wie lange einer lebt,
wie er lebte und wie er starb, auf ganz andere Art, mit ganz anderen Maßstäben zu
beantworten. Was hat man davon, wenn man hier um Jahre länger lebt, aber die Ewigkeit
verloren, nicht da ist? Welchen Gewinn hat man dann? Für Israel wird die “Olam Haba“, die
“kommende Welt“ versprochen, für die Völker “diese Welt“, die “Olam Hase“. Mit den sich
hier öffnenden Augen urteilend, meint man, es sei doch klar, man sehe doch ganz klar was
Israel und was die Völker seien.. Damit aber zeigt man nur, Frucht welchen Baumes man
ist, man ist dann eben vom Nehmen vom Baum der Erkenntnis gezeichnet. Denn vom
Baum des Lebens her kann man nicht mit den äußeren, den zeiträumlichen Maßstäben
leben. Dann ist Israel eine Verborgenheit, die sich auch hier, im Zeiträumlichen
manifestiert, die aber eine Quelle im Ewigen hat. Das heißt, Israel habe die kommende, die
von Gʻtt kommende, die ewige Welt. Und damit, wie es auch tatsächlich heißt, auch diese
Welt.

Aber dann ist Israel eine innige, heimische, tiefe Verborgenheit im Menschen, in jedem
Menschen. Die Völker sind das Erscheinende. Das Erscheinende lebt aber nur, weil es das
Verborgene als Kern hat, weil es erfüllt ist vom Verborgenen. Das gilt für jeden Menschen.
Und das ein Israel hier auch erscheint, zeigt, dass das Muster von Gʻttes Schöpfung bis ins
Letzte erkannt werden kann. Aber dann wird man auch Gʻtt als Ewigen erkennen, und
Israel als Seinen Erstgeborenen. Dann wird man angesichts des Leids in der Welt hier nur
schweigen können, wird man keine Ursache, keine Schuld suchen, obwohl die Schuldigen
oft verführerisch vor uns stehn. Man wird dann nicht hier urteilen. Man wird sich nur fragen,
was es bedeutet, dass Gʻtt das Böse in der Welt zulässt. Eine Antwort könnte sein, dass
Gʻtt aus dem Gespräch mit seinem Geliebten ihm von sich aus den Hinweis auf das Ewige
gibt, dass Er zeigt, wie es hier, mit dem Gesetz allein, nicht geht. Dann siegen die
Mächtigen, die Gescheiten, die Tüchtigen, die Grausamen, die Unreinen, die Bösen. Aber
Gʻtt lässt dann das Wunder wirken, dass die Natur durchbrochen werden kann. Nicht,
indem die Natur geschlagen wird, nicht, indem sie umgekehrt wird. Ein echtes Wunder
lässt die Natur und ihre Gesetze unverletzt. Es kommt im Verborgenen, es kommt im
Gespräch mit Gʻtt.

So ist auch das Wunder von Chanukka. Die Welt geht weiter, aber im Kern, im Haus
von Gʻtt, dort leuchtet etwas, das nach Natur nur einen Tag, nur in einer Welt, nur in einer
Wirklichkeit hätte leuchten können, alle Tage, alle Welten hindurch, bis und mit dem achten
Tag. Das ist die Erneuerung, das ist die neue Welt, die schon da ist. In uns könnte sich
etwas ändern, und dann wissen wir, dass alles sehr gut ist. Wie Gʻtt es bei der Schöpfung
am Ende des sechsten Tages ausspricht.