Paraschat “BAMIDBAR“ Empfehlung

31. Mai 2022 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Bemidbar

ב"ה

Paraschat “BAMIDBAR“

Auszug aus: Zeitlos aktuell - Gedanken zum Wochenabschnitt, von Dr. Zwi Braun 
Zählung aus Liebe

Und Gʻtt sprach zu Mosche in der Wüste Sinai im Stiftszelt am ersten des zweiten Monats 
im zweiten Jahr von ihrem Auszug aus dem Land Mizrajim. Erhebe die Gesamtsumme der 
ganzen Gemeinde der Bnej Israel nach ihren Familien, nach dem Haus ihrer Väter, mit 
Zählung der Namen, alle Männer nach ihren Köpfen“ (Bamidbar 1: 1,2)

Das dritte Buch der Torah, Wajikra, endet mit Vorschriften über den Besitz an
Viehherden, Opfer und erforderliche Abgaben an die Priester. Verschiedene
Kommentatoren versuchen eine Verbindung zwischen dem Ende von Sefer Wajikra und
dem Beginn von Sefer Bamidbar herzustellen. Über das Tieropfer heißt es in Paraschat
Bechukotai:

Und ist es ein Tier, von welchem man Gʻtt ein Opfer bringen kann, so soll alles, was er
davon Gʻtt zugewendet, heilig bleiben. Er soll es nicht auswechseln und soll es nicht
austauschen, Gutes gegen Schlechtes oder Schlechtes gegen Gutes. Wenn er, wie auch
immer ein Tier gegen Tier ausgetauscht, so bleibt es, und auch sein Austausch wird
heilig“ (Wajikra 27: 9-10).

Hat man ein Tier zum Opfer bestimmt und bereitgestellt, so kann man es nicht
nachträglich durch ein anderes ersetzen. Rabbenu Bachya ben Ascher überträgt diese
Vorschrift auf Am Israel: Der Prophet Jecheskel beschreibt die zukünftige Erlösung des
jüdischen Volkes:

So wie der Hirt seine Herde mustert am Tage, wo er unter seinen Schafen ist, die sich
zerstreut hatten, so werde Ich Meine Schafe mustern und sie retten von all den Orten,
wohin sie zerstreut worden am Tage des Gewölks und des Wetterdunkels. Und Ich werde
sie herausführen aus den Völkern und sie sammeln aus den Ländern und sie weiden auf
den Bergen Israels, in den Tälern und auf allen Wohnplätzen des Landes ... und der Baum
des Feldes gibt seine Frucht, und die Erde gibt ihren Ertrag, und sie wohnen ruhig auf
ihrem Boden ... und sie seien nicht ferner ein Raub der Völker ... Und ihr seid Meine
Schafe, die Schafe Meiner Weide unter den Menschen seid Ihr; Ich bin Euer Gʻtt, das ist
der Spruch des Herrn“ (Jecheskel 34: 13; 14: 27; 28: 31).

So wie man ein geweihtes Tier nicht gegen ein anderes austauschen darf, so tauscht
Gʻtt nicht das jüdische Volk aus. Sei es gegen ein anderes Volk oder eine Institution wie die
Kirche. Selbst wenn Am Israel ins Exil gehen muss, bleibt es Gʻttes auserwähltes Volk,
Sein Wort zu verkünden und durch die Tat zu leben.

Rabbiner Samuel Raphael Hirsch formuliert den Zusammenhang so:
“Das dritte Buch hatte mit Zählung der Herden in Herdegruppen durch den Eigner der
Herde geendet. Das vierte Buch beginnt damit, die Nation als die Gʻttesherde für ihren
Hirten nach ihren gotteigenen Familien- und Stammesgruppen zählen zu lassen. Und es
tritt auch hier der Einzelne unter den Stab seines Hirten hin und lässt sich zählen als
selbständiges Glied seiner Herde.“

Also ein ähnlicher Gedanke wie bei Rabbenu Bachya.

Doch was war der aktuelle Anlass dieser Zählung? Wäre die später erfolgende
Sendung der 12 Kundschafter nicht misslungen, hätte das Volk seinen Weg direkt nach
Erez Israel fortsetzen können. Die Volkszählung hier diente also der Bereitstellung einer
schlagkräftigen Armee, um allen Angriffen widerstehen zu können (z.B. Raschbam,
Arbabanel). Raschi sieht den Grund für die Zählung in der besonderen Wertschätzung des
Volkes durch Gʻtt:

“Wegen Seiner Liebe zu ihnen zählte Er sie ständig. Als sie aus Ägypten zogen, zählte
Er sie. Als das Volk bei der Sünde des Goldenen Kalbes dezimiert wurde, zählte Er sie. Am
ersten Nissan wurde das Stiftszelt errichtet und am ersten Ijar (einen Monat später) zählte
Er sie.“

Rabbi Jizchak Meir von Ger gibt der Zählung eine chassidische Deutung. Die
Speisegesetze diskutieren den Fall, was bei einer Vermischung von erlaubten und
verbotenen Speisen passiert. Es gibt Fälle, in denen unter bestimmten Voraussetzungen
eine solche Mischung für den Genuss erlaubt bleibt (z.B. wenn das Volumen einer
erlaubten Speise das Sechzigfache des Volumens der verbotenen Speise beträgt). Es gibt
aber Fälle, in denen eine solche Mischung unter allen Umständen verboten bleibt. Dies ist
der Fall, wenn die verbotene Speise nicht nach Maß oder Gewicht, sondern Stück für Stück
gezählt wird (z.B. eine ganze Mazza, die am Pessach aus irgendeinem Grund zu Chamez,
gesäuertem Brot wird). “Dawar schebeMinjan afilu beʻElef lo batel“ - eine Sache, die
gezählt wird, verschwindet selbst im 1000-fachen Überschuss nicht. Indem Gʻtt Am Israel
zählt und immer wieder zählt, macht Er das Volk zu einer “Sache“, die sich in fremder
Umgebung, im Exil und in der Diaspora unter den Völkern der Welt nicht “auflöst“, nicht
verschwindet. Die Existenz des jüdischen Volkes ist von Gʻtt allen Widersachern und
Hassern zum Trotz für alle Zeiten gesichert!

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