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Paraschat PINCHAS Empfehlung

04. Juli 2020 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Pinchas

ב"ה

Paraschat “PINCHAS“ - פנחס

Auszug aus: “Zeitlos aktuell“, von Zwi Braun

Doppeltes Vergnügen

“Am Tag des Schabbat: zwei einjährige fehlerlose Schafe in ihrer Ganzheit und zwei
Zehntel Feinmehl als Speiseopfer, durchmengt mit Öl und seinem Wein“ (Bamidbar 28:9).
 Dieser Vers beschreibt das zusätzliche Opfer/Korban (Mussaf), welches am Schabbat
neben den täglichen Tamid-Opfern dargebracht wurde. Heute ist es nach der Torah-Lesung
durch das Mussaf-Gebet ersetzt. In seinem Kommentar “Die Welt der Gebete“ geht
Rabb. Elie Munk näher auf das Mussaf-Gebet ein:


“War das Wesen des Schabbat als Denkmal der Schöpfung und der Offenbarung in
den beiden Tefillot des Vorabends und des Morgens gezeichnet worden, so kommt
hier, am Schluss des Morgengebetes, da nun der Beter entlassen werden soll, um
seinen Schabbat zu genießen, die erhebende und freudige Stimmung zum Ausdruck.
Mit ihr beglückt der Schabbat diejenigen, die ihn halten, die ihn in Wonne begehen,
ihn genießen und seine Worte lieben.
Denn gerade das Mussaf-Opfer des Schabbat ist der Ausdruck der Segensfülle, die
dieser Tag ausstrahlt. Das Doppelmaß, so bemerkt ein Wort des Midrasch, ist das
Signum des Schabbat. Ein Doppelmaß an Man fiel in der Wüste für den Schabbat,
doppelt ist der Gesang, der in Israel am Schabbat ertönt (Mismor Schir leJom
haSchabbat), doppelt groß die Freude, die er bringt (wekarata leSchabbat Oneg,
liKʻdosch HaSchem mechubad). Darum war eben das Doppelmaß zum Kennzeichen
seiner besonderen Opfer/Korbanot: zwei einjährige Schafe u.s.w. Und darum findet
Gʻtt an ihnen Gefallen: “razita Korbenoteha“, als die sichtbaren Ausdrucksformen des
Segens, des Doppelmaßes, das er dem Schabbat verliehen hat.“


Zwei Begriffe charakterisieren die Stimmung des Schabbat: “Simcha - Freude und “Oneg“ -
Vergnügen. Unter den Worten der Torah “am Tag eurer Freude“ (Bamidbar 10:10) versteht
der Midrasch Sifri den Schabbat. Der Schabbat ist ein Tag der Freude und des
Vergnügens, wie es der Prophet Jeschajahu formuliert:
“Wenn du um des Schabbat willen deinen Fuß zurückhältst, dein Geschäft zu machen
an Meinem heiligen Tag, und nennst den Schabbat ein Vergnügen (Oneg), den vom
Ewigen geheiligten, geehrt, und ehrst ihn, dass du nicht deine Wege verrichtest, nicht
dem Geschäft nachgehst und Reden führst. Dann wirst du an dem Ewigen Vergnügen
haben und Ich lasse dich besteigen die Höhen der Erde und das Erbe Jaakows,
deines Vaters, genießen, denn der Mund des Ewigen hat es geredet“ (58:13,14).
Nach Ibn Esra besteht das Vergnügen des Schabbat darin, keine Arbeit verrichten zu
müssen und die Seele mit Worten der Torah zu erfreuen. Der Radak (Rabbi David
Kimchi) versteht unter dem Vergnügen des Schabbat auch das Zubereiten guter Speisen.
Nicht nur die Seele, auch der Körper soll am Schabbat zu seinem Recht kommen - ein
doppeltes Vergnügen!
 Die Stimmung, die der jüdische Mensch am Schabbat verspüren kann, wenn er
ihn in dem von der Torah vorgeschriebenen Rahmen begeht, haben unsere Weisen mit den
Worten umschrieben: “Der Schabbat stellt ein Sechzigstel der zukünftigen Welt
dar“ (Bʻrachot 57b). Im Freitagabendgesang “Mah Jedidut Menuchatech“ (wie geliebt ist
deine Ruhe) ist die Rede von “Meʻejn Olam Haba - Jom Schabbat Menucha“. Der Schabbat
ist ein Vorgeschmack auf das, was den Menschen an geistigem Glück in “Olam Haba“
erwartet. Rabbi Jitzchak Meir von Ger bemerkt, dass ... “der Mensch beim Eintritt in den
Schabbat das Materielle der sechs Wochentage hinter sich lassen muss, um den Schabbat
in seiner geistigen Dimension voll genießen zu können“.
Rabbenu Bachya (zu Schʻmot 20:8) macht auf die Buchstaben des Wortes
Oneg aufmerksam - Ayin ע, Nun נ, Gimmel ג. Dies sind die Anfangsbuchstaben der drei
Worte Eden, Nahar (Fluss) und Gan (Garten). Den Gan Eden kennen wir aus der
Schöpfungsgeschichte, mit seinen vier ihm entspringenden Flüssen, bevor das erste
Menschenpaar ihn verlassen musste. Am Schabbat verspüren wir etwas vom
ursprünglichen Glück und von der zukünftigen Glückseligkeit. “Seht, dass der Ewige euch
den Schabbat gegeben (natan) hat ...“ (Schʻmot 16:29). Sʻforno betont, dass die Torah
hiervon das Wort “Matana“ - Geschenk - ableitet. Der Schabbat ist das größte Geschenk,
welches Gʻtt dem jüdischen Volk gegeben hat!