Paraschat “Schʻmot“ (5778) Empfehlung

12. Januar 2020 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Schemot

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Paraschat “Schʻmot“ (5778)
Auszug aus: “BINA BAMIKRA“ - Gedanken zur Torah, von Rabbiner B. S. Jacobson
“Und es stand fortan nicht auf ein Prophet in Israel wie Mosche, den der Ewige erkannt, Angesicht zu Angesicht ...“ (Dewarim 34:10)
Das Besondere und das Einmalige in der Persönlichkeit des Mosche geht schon klar aus den wenigen Einzelheiten hervor, die über ihn berichtet werden, noch bevor er zum Propheten, bevor er zum Führer seines Volkes berufen wurde. Im Allgemeinen erscheinen die Propheten erst vom Anfang ihres Wirkens als Ermahner, und wir wissen so gut wie nichts über ihr Leben bis zur Stunde ihrer Berufung oder ihrer ersten Rede an den König oder an das Volk. Nur im Falle von zwei Propheten, Mosche und Schʻmuel, stehen die Dinge anders.
Im Buch Schʻmuel wird zuerst der Herzenswunsch Channas, der Mutter Schʻmuels, einen Sohn zu bekommen, geschildert. Sie gelobt, den Sohn, der ihr geboren würde, dem Dienste Gʻttes zu weihen (Schʻmuel I, 1:11). Und so geschah es auch: Der Knabe, “umgürtet mit einem Efod (Priesterkleid)“ (Kap. 2:18), wuchs im Tempelhof heran und stand in der Obhut des Priesters Eli. Aus dem ersten Buch der Chronik (Kap. 6) wissen wir, dass Schʻmuel aus dem Stamm Levi, aus der Familie Kehat, stammte. Und so führte sich Schʻmuel bis zu der Nacht seiner Berufung: “Der Knabe הנער Schʻmuel diente dem Herrn vor Eli ...“ (Kap. 3:1). Da öffnete der Herr das Ohr Schʻmuels mit Seinem Ruf, und wie Mosche erklärt auch er seine Bereitschaft mit den Worten: “Hier bin ich - ויאמר הנני." Im Gegensatz zum Rahmen des Tempelhofes zu Schilo eröffnet sich ein weites Blickfeld vor unseren Augen, wenn wir die Geschehnisse betrachten, welche die Torah uns über das Leben Mosches bis zu seiner Berufung am Berg Gʻttes, am Chorev, erzählt. Mosche geht zu seinen Brüdern hinaus. Da er ihnen Beistand leisten wollte, war er gezwungen, ins Exil zu wandern, und in der Fremde, im Lande Midjan, zu weilen, bis der für sein Schicksal entscheidende Moment kam, in dem er ausrief: Hier bin ich - הנני!

Hier soll der Versuch gemacht werden, die Bedeutung der Wahl, der Ereignisse aus dem Leben unseres Lehrers Mosche, die die Torah kurz schildert, besser zu verstehen.

Nach dem dritten Israel-feindlichen Erlass Paros, in dem er gebot: “Jeglichen neugeborenen Sohn sollt ihr in den Fluss werfen“ (Schʻmot 1:22), erzählt die Torah: “Da ging ein Mann aus dem Stamm Levi und nahm eine Tochter Levis“ (Kap. 2:1).

Ibn Esra versucht die Worte “da ging“ so zu erklären, dass die Tochter Levis vielleicht in einer anderen Stadt lebte, denn die Israeliten hatten sich sehr vermehrt und waren nun in vielen ägyptischen Städten ansässig. Ramban aber schreibt: “Meiner Ansicht nach bedient sich die Torah hier des Ausdrucks “da ging“, um hervorzuheben, dass er dem Erlass Paros keine Aufmerksamkeit schenkte, sondern eine Frau heiratete, um Kinder zu zeugen, denn wo auch immer die Schrift betonen will, dass jemand einen neuen entschlossenen Schritt tut, benützt sie das Wort “gehen“ im übertragenen Sinn. So sagt Jehuda: “Gehet (kommt), lasst uns ihn verkaufen an die Ischmaeliten“ (Bereschit 37:27), oder: “Kommt (gehet), dass wir uns versöhnen“ (Jesch. 1:18).

Und wie beantwortet Ramban die Frage, warum die Namen der Eltern nicht erwähnt worden sind? “Die Torah erwähnt hier weder den Namen des Mannes noch den Namen der Frau, die er heiratete, weil sie später bei der Aufzählung der Häupter aller Stämme Israels sowie ihre Namen und die ihrer Väter und Großväter bis zu Levi aufzählen muss, aber jetzt ist die Schrift interessiert, über die Geburt des Erlösers kurz zu berichten (Schʻmot 6: 14-27)“.

Man kann auch sagen, dass die Torah die Namen der Eltern, der Schwester und die des Kindes nicht erwähnt hat - bis die ägyptische Prinzessin kam und dem Erretter Israels seinen Namen gab ... “Sie nannte seinen Namen Mosche, denn sie sprach: Aus dem Wasser habe ich ihn gezogen“ (Kap. 2:10). Welch edle Gestalt ist die Tochter Paros! Ihre Persönlichkeit ist sowohl in ihrer Generation als auch in den kommenden Geschlechtern als die Verkörperung der Anschauung unserer Weisen anzusehen, dass die Gerechten unter den Völkern Anteil an der künftigen Welt haben (Tossefta Sanhedrin Kap. 13).

Die Erziehung des Mosche war von zwei Faktoren beeinflusst: von seinem Elternhaus und vom ägyptischen Königshaus. Als der Ewige, g.s.E., sich Mosche am Dornbusch offenbarte, sagte Er zu ihm: “Ich bin der Gʻtt deines Vaters, der Gʻtt Awrahams, Jitzchaks und Jaakows!“ Wäre Mosche nicht in religiöser Atmosphäre erzogen worden, würde die besondere Erwähnung, “der Gʻtt deines Vaters“, keinen Eindruck auf ihn hinterlassen haben. Wir haben gesehen, dass Mosche seinen zweiten Sohn Elieser nannte: “Denn der Gʻtt meines Vaters ist mein Beistand gewesen“ (Schʻmot 18:4). Das intime Verhältnis zwischen dem religiösen Begriff (Gʻtt) und dem familiären Begriff, das in der Verbindung “Gʻtt meines Vaters“ ausgedrückt ist, lehrt uns, wie groß und tief der Einfluss des Vaters auf seinen Sohn gewesen ist.