Das morgendliche Opfer Empfehlung

19. März 2023 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Wajikra

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Paraschat “WAJIKRA“ 

Belebende Parascha, 
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart 
Band II 
von Rabbiner Benjamin Sufiev 

DAS MORGENDLICHE OPFER 

Das dritte Buch der Thora „Wajikra“, beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Opferdienst, 
welcher einen wesentlichen Teil der Tempelarbeit darstellte. Auch wenn man heute ohne 
einen Tempel den Opferdienst praktisch nicht durchführen kann, gelten doch die Gesetze 
der Thora ewiglich (Rambam, Hilchot Jesodej haThora, Kapitel 9). So kann und soll man 
auch heutzutage „Opfer“ darbringen, nämlich auf spiritueller Ebene. 
Der Opferdienst begann und endete tagtäglich mit dem ‘Korban haTamid‘. Dieses 
Opfer ist eine Entsprechung des ständigen, grundlegenden Tagesablaufs des Juden bei 
seinem Dienst an G‘tt. 

Aus reinem Herzen

Das Korban haTamid war ein ‘billiges‘ Opfer. Es bestand aus einem Schaf, ein wenig
Öl, Mehl und Salz. Nicht jeder einzelne Jude musste dieses Opfer darbringen, sondern
man zahlte einen jährlichen Betrag an die Opferkasse, aus der man für das ganze Jahr
dieses Opfer finanzierte. Dadurch hatte jeder Jude Anteil an dem Korban haTamid. Der
Betrag eines jeden war zwar sehr gering, doch in den Schriften steht geschrieben, dass
durch diese täglichen Opfer G‘tt jeden, der daran teilnahm, mit Segen überschüttete.

Aus dem Korban haTamid können wir Folgendes lernen: Man erwartet nicht von dem
Menschen, G‘tt all seinen Besitz zu opfern, wie auch all seine Kraft und all seine Zeit. Der
Mensch investiert seinen Alltag mehrheitlich in weltliche Angelegenheiten, während
Gebete, Thorastudium und Mitzwot einen kleinen Teil seines Alltags einnehmen, wie auch
das Korban haTamid minimal war. Doch von dem Menschen wird erwartet, dass das, was
er G‘tt gibt, aus Ehrlichkeit und Freude erfolgt, wie auch das Korban haTamid (und jedes
andere Opfer) mit reiner Andacht gebracht werden musste!

Den ganzen Tag

Wir können eine weitere Lehre aus dem Korban haTamid ziehen: Dieses Opfer wurde
zweimal am Tag dargebracht: in der Frühe, vor allen anderen Opfern, und am späten
Nachmittag, nach allen anderen Opfern. Es war das erste und letzte Opfer des Tages.
Dennoch wird es ‘Korban haTamid‘ genannt, was ‘das ständige Opfer‘ bedeutet, als ob es
im Laufe des ganzen Tages geopfert wurde. Der Grund dafür ist, weil das Korban haTamid,
als erstes aller Opfer, den ganzen Tag des Opferdienstes geprägt hat.

Auch in unserem Alltag haben wir überwiegend mit dem Weltlichen zu tun. Besonders
in unserer hektischen Welt kann man daher seinen Bezug zu G‘tt und die Pflichten Ihm
gegenüber vergessen.

Deshalb braucht man am Anfang des Tages, noch bevor man seinen weltlichen
Erledigungen nachgeht, das Korban haTamid. Man bringt G‘tt ein ‘Opfer‘ - das ist die feste
Entscheidung, auch in seinem Alltag G‘tt nicht zu vergessen, in G‘ttes Wegen zu wandeln
und seinen Sinn auf Erden zu erfüllen, nämlich ein ‘Ebenbild G‘ttes‘ zu sein, wie
geschrieben steht: „Wie Er heilig ist, sei auch du heilig; wie Er gütig ist, sei auch du gütig
u.s.w.“ (Sifrej zu Dewarim 11:22).

Bekennung am Morgen

Diese Opfer mit all seiner Bedeutung bringen wir, indem wir gleich in der Frühe beim
Öffnen der Augen aus ganzem Herzen das ‘Mode Ani‘ sprechen: „Ich danke Dir
ewiglebender König, dass Du mir meine Seele wiedergegeben hast; groß ist Deine Treue!“
Wir danken G‘tt für unser Leben und nehmen im selben Atemzug Sein Königtum auf uns.
Wir bekunden G‘tt unsere Loyalität zu Ihm. Diese Bekennung zu Beginn des Tages ist das
Korban haTamid eines jeden.

‘So wie man den Tag beginnt, so verläuft er auch‘, sagt ein Sprichwort. Und wenn man
den Tag auf diese Weise beginnt, hat man die Kraft, auch im Laufe eines Tages voller
Weltlichkeit und Verführungen nicht die Orientierung zu verlieren, G‘tt treu zu bleiben, seine
Zeit sinnvoller zu nutzen und seinem Mitmenschen voller Respekt zu begegnen. Dies bringt
schließlich dem Menschen auch den unbegrenzten Segen G‘ttes!

(Likutej Sichot, Band 3, Seite 939)

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