Diese Seite drucken

Gedanken zu PURIM: “Über die Freude ...“

25. Juli 2016 geschrieben von   Freigegeben in Bat Zions Ecke

ב"ה

(Auszug aus: “Ein Rezept gegen Missmut und Mutlosigkeit“, von Dovid Sacks)

Freude, so berichten alte jüdische Quellen, ist ein wunderbares Elexier, mit dessen alle Hürden des Lebens gemeistert werden können, wie schon Rabbi Nachman sagte: Menschen sind betrübt, weil nichts so läuft, wie sie es gerne hätten - und bemerken nicht, dass es nicht so läuft, weil sie betrübt sind. Doch wie kann der Mensch in Zeiten, in denen die Welt so bedrohlich ausschaut, Freude empfinden?

1) Weil es eine gute Methode ist, Dinge zu erledigen. Um den chassidischen Klassiker “TANJA“ zu zitieren: „So wie im Fall von zwei miteinander ringenden Menschen, die versuchen, einander zu Fall zu bringen; wenn sich der eine träge und schwerfällig bewegt, kann er leicht besiegt und zu Fall gebracht werden, auch wenn er stärker als sein Gegner sein sollte. Dasselbe gilt für den Sieg über den Jezer hara: Man kann ihn ausschließlich überwältigen ... mit Wendigeit, die von Freude und einem offenen Herzen stammt, das rein von jeglichem Anzeichen von Sorge und Trübsal ist.“

2) Weil es eine gute Sache ist. Warum sollte Freude nur ein Instrument sein, ein Mittel zum Zweck? Es ist eine gute Sache per se, eine angenehmere Form des Lebens. Man konzentriere sich auf all die guten Dinge, die man hat und an denen man Anteil hat, und darauf, wie echt und bleibend diese Dinge sind im Vergleich mit all den nicht so guten Dingen.

3) Weil es eine fröhliche Zeit ist. Fröhlich zu sein erfordert manchmal Einsatz. Aber es gibt Zeiten, da liegt die Freude in der Luft, und alles, was man tun muss, ist, sich dem zu öffnen. Wir befinden uns jetzt in einer solchen Zeit. Unsere Weisen sagen: “Wenn der Monat Adar beginnt, nimmt die Freude zu.“ Wie Haman am eigenen Leib erfuhr, ist das eine Zeit, in der dem jüdischen Volk gute Dinge zustoßen. Man muss gar nichts dafür tun - es reicht aus, sich nicht dagegen zu sträuben.

4) Weil es ist, was ich bin. Dieser Punkt ist nicht wirklich ein “Grund“, sondern eher ein untrennbarer Teil unseres Seins ... weil unsere Seele “buchstäblich ein Teil Gʻttes“ ist. Freude ist also letzten Endes keine Technik - es ist, was wir sind: unsere Verbindung mit dem Einen, dem “Kraft und Freude an Seiner Stätte sind“ (I Chronik 16:27).

Was sagt nun die Torah über die Freude und das Lachen?
Der Talmud (Schabbat 30b) hält fest, dass der große Gelehrte Rava seine Vorträge stets mit einem Scherz begann, “die Schüler wurden heiteren Gemüts“ - und waren besser in der Lage, den Ausführungen des Meisters zu folgen. Humor, so weiß man, ist ein wunderbares Mittel, das den Geist eines Menschen aus dem Gefängnis des begrenzten Bewusstseins führt. Begrenztes Bewusstsein ist der verständliche Impuls, Dinge ein bisschen zu wörtlich zu nehmen, der Glaube, dass sie nicht Teil eines größeren Bildes sind. Davon befreit, sieht der Mensch die Gesamtheit der Schöpfung vor sich. Er sieht Gʻttes Gegenwart und Seine Hilfe in allem, was passiert, egal, ob er es im Moment versteht oder nicht. Das ist die großartige Macht des Humors - jemanden aus Missmut und Mutlosigkeit herauszuholen an einen Ort, wo das Ungesehene - das große Bild - echt und greifbar wird.

Und so erklärt der Kotzker Rebbe den Vers “In Freude sollt ihr ausziehen“ (Jeschajahu 55:12): “Das besondere an der Freude ist, dass sie über die Kraft verfügt, den Menschen aus all seinen Schwierigkeiten zu befreien!“

Wenn wir überzeugt sind, dass die Welt auf eine ganz bestimmte Art funktioniert und das Gegenteil eintritt, ist das Resultat Lachen! Auch über die messianische Ära heißt es, dass “sich unsere Münder mit Lachen füllen werden“ (Tehillim 126). Warum? Weil Lachen in seiner tiefsten und reinsten Form unsere Reaktion auf die Erkenntnis ist, dass die Welt unendlich schöner und fabelhafter sein kann, als wir jemals für möglich hielten.

Wenn wir das verstehen, dann sind wir jetzt schon bei der ultimativen Pointe, beim besten Witz aller Zeiten.

Bat Zion

Das Neueste von Bat Zion