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Paraschat “CHUKAT“ Empfehlung

13. Juni 2021 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Chukat

ב"ה

Paraschat “CHUKAT“

Belebende Parascha
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart
von Rabbiner Benjamin Sufiev
(Auszug)

MYSTISCHES RIND

Was tut man mit einem Menschen, der durch die Berührung mit einem Toten verunreinigt
wurde? Obwohl wir schon auf kuriose Gebote in der Thora gestoßen sind, meine ich, lieber
Leser, könnten Sie niemals erraten, mit welchen Mitteln uns die Thora gebietet, einen
Unreinen zu heilen.

Das Heilmittel nennt sich - die Asche einer Roten Kuh! Das heißt, um einen
Verunreinigten zu heilen, muss man eine Kuh, und ausgerechnet eine rote, auftreiben, sie
verbrennen und ihre Asche auf den Unreinen streuen. Aber das ist noch nicht alles: Die
Asche der Roten Kuh reinigt die Unreinen, aber gleichzeitig verunreinigt sie jene, welche
die Asche herstellen und durch sie andere reinigen. Haben sie schon einmal etwas derartig
Unlogisches gehört? Abgesehen von dem Heilmittel “Rote Kuh“ selbst, wie kann ein und
dieselbe Asche einerseits reinigen und gleichzeitig verunreinigen?

Tatsächlich steht das Gebot über die Rote Kuh an der Spitze der Chukim, jener
Mitzwot, die über den menschlichen Verstand gehen. Selbst der weise König Schlomo,
welcher die mystische Tiefe aller Gebote erforschte, konnte das Geheimnis der Roten Kuh
nicht enthüllen. „Alle Gebote konnte ich begreifen, aber die Mitzwa der Roten Kuh
erforschte, suchte und ‘durchstöberte‘ ich und kam zum Entschluss, dass ihr Geheimnis mir
weit entfernt liegt“, sprach er (Bamidbar Raba, Abschnitt 19:3). Denn das Gebot über die
Rote Kuh geht in seinem eigentlichen Wesen weit über das menschliche Verständnis
hinaus.

“Die andere Seite“

Was König Schlomo nicht begriff, werden auch wir nicht begreifen können. Zwar bleibt uns
das Wesen der Mitzwa verhüllt, aber den Grund, weshalb gerade dieses Gebot so
unbegreiflich ist, können wir doch erfassen.
Die Rote Kuh reinigt von der Unreinheit des Toten. Tod symbolisiert die “andere
Seite“ (ein Ausdruck für das Böse), und deshalb gilt die Unreinheit, welche der Tod mit sich
bringt, als “Urvater aller Unreinheiten“. Heiligkeit bedeutet aber Leben - ihr aber, die ihr an
G‘tt hängt, seid am Leben (Dewarim 4:4). Der Tod jedoch, die Folge der Sünde des ersten
Menschen, bedeutet Verderben und drückt die Trennung von allem Heiligen aus. So grob
ist die Unreinheit des Todes, dass selbst der große Prophet Mosche sich nicht vorstellen
konnte, dass es für sie irgendein Heilmittel gäbe. G‘tt offenbarte ihm die Kraft der Roten
Kuh, mit deren Asche selbst diese Unreinheit vertrieben werden konnte.

Überirdisch

Die Lehre der Chassidut erklärt (Likutej Thora, Chukat 57,1-2), dass das innere Wesen des
Gebots über die Rote Kuh die Ausstrahlung eines überirdischen, g‘ttlichen Lichtes vom
unendlichen G‘tt selbst ist. Da mit den Kräften, die G‘tt in der Welt festsetzte, die Unreinheit
durch den Tod nicht geheilt werden kann, bedarf es einer höheren Kraft von G‘tt selbst, der
über jenen irdischen Kräften steht.

Die Offenbarung jenes g‘ttlichen Lichtes bewirkt die Mitzwa der Roten Kuh. Denn die
Tatsache der Unbegreiflichkeit dieses Gebots zeigt nur, welche große Heiligkeit in dieser
Mitzwa steckt, sodass sie mit keinen uns bekannten Mitteln erfasst werden kann!

Zweifache Botschaft

Die Rote Kuh lehrt uns zweierlei:
Auf dem Gebiet zwischen Mensch und G‘tt erfahren wir, dass wir auf dieselbe Art, wie
dieses Gebot gehandhabt wird (wegen seiner völligen Unbegreiflichkeit erfüllt man es nur
aus einem einzigen Grund: weil G‘tt es gesagt hat), jedes der Gebote zu erfüllen haben,
nur weil es der Wille G‘ttes ist!

Was unsere zwischenmenschlichen Beziehungen angeht, lehrt uns die Rote Kuh, dass
man den Nächsten von “der Unreinheit des Todes“ auch dann zu reinigen hat, wenn man
dabei selbst verunreinigt wird. Dieses Prinzip passt nicht immer zu unseren Ansichten:
„Warum soll ich für einen anderen meine Hände dreckig machen?“ Die Thora lehrt uns
aber, dass wir mit eben dieser Selbstaufopferung unserem Nächsten beistehen müssen.
Und durch ein solches Handeln, auch wenn es manchmal über das Verständnis geht,
bindet sich der Jude an den unbegreiflichen G‘tt, der weit über allen Welten steht!

(Likutej Sichot, Band 4, Seite 1056)