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Paraschat „Ki Tawo“ Empfehlung

22. August 2021 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Ki Tawo

ב"ה

Paraschat „Ki Tawo“ כי תבוא

Auszug aus:
„Zeitlos aktuell - Gedanken zum Wochenabschnitt“
von Dr. Zwi Braun

Eine gegenseitige Liebeserklärung

„Du hast es heute bewirkt, dass man von Gʻtt sagt (heʻemarta), Er solle dir Gʻtt sein und du
wollest in Seinen Wegen wandeln, Seine Gesetze, Seine Gebote und seine
Rechtsordnungen hüten und wollest Seiner Stimme gehorchen. Und Gʻtt hat es heute
bewirkt, dass man von dir sagt (heʻemircha), du sollst Ihm ein nur Ihm angehörendes Volk
werden, wie Er dir verheissen hat, und sollst alle Seine Gebote hüten“.
(Dewarim 26: 17-18)

Dieser Übersetzung folgt Rabbiner S.R. Hirsch, der auf die hier verwendete, seltene
grammatikalische Form des Verbs ʻomerʻ eingeht:

„ʻOmerʻ (sagen) kommt nur hier und in dem folgenden Vers im Hifil vor (heʻemir). In
dieser Form heißt es nichts anderes als: veranlassen, machen, dass ein anderer
etwas sage. Das heißt: Israels Gelöbnis an Gʻtt und Gʻttes Zusage an Israel ist kein
sozusagen privates geblieben; es ist ein weltkundiges, in das Bewusstsein der
Menschheit eingegrabenes geworden. Man bezeichnet fortan Gʻtt als Israels Gʻtt
und Israel als Gʻttes Volk. Israel hat vor aller Welt vor Gʻtt gelobt, dass es sein
Geschick und seine Tat Gʻttes Lenkung unterstellt. Und Gʻtt hat zum Bewusstsein
aller Menschen die Bestimmung und Erwartung von Israel ausgesprochen, dass es
eine ʻheiligeʻ, nur dem sittlich Guten und Gʻtt Wohlgefälligem zugewandte Nation
sein solle.“

Rabbiner Dr. David Hoffmann übersetzt nach Ramban und Abarbanel das Verb ʻomerʻ
hier mit ʻerhebenʻ:

Den Ewigen hast du heute erhoben, dass Er dir Gʻtt sei...und der Ewige hat dich
heute erhoben, dass du Ihm ein Eigentumsvolk seiest...“ (Vers 17) enthält die
Bundespflichten, die Israel übernommen hat, während die Verse 18 und 19 die
Auszeichnungen enthalten, mit denen Gʻtt Israel erhoben hat. Wenn unter diesen
Auszeichnungen auch ʻlischmor kol Mitzwotawʻ (alle Seine Gebote zu hüten)
gerechnet wird, was Vers 17 als eine Pflicht Israels bezeichnet, so soll damit gesagt
werden, dass es ein besonderer Ruhm für Israel ist, dazu auserkoren zu sein, Gʻttes
Befehle auszuführen.

Die ʻAuserwählung Israelsʻ besteht also darin, mehr Pflichten und mehr Verantwortung
auferlegt zu bekommen als die anderen Völker. Gʻtt hat das jüdische Volk ʻgewähltʻ, und
dieses hat Ihn ʻgewähltʻ und sich bis auf den heutigen Tag seiner Aufgabe gestellt.
Rabbi Jitzchak Levi von Berditschew, der Keduschat Levi, bezieht die Worte in Vers 18
alle Seine Gebote zu hütenʻ) nicht auf ʻAm Israelʻ, sondern auf Gʻtt. So wie das jüdische
Volk bereit ist, Gʻtt als den einzigen Herrn anzuerkennen und seine Verpflichtungen, die
Mitzwot, Ihm gegenüber einzuhalten, so hat auch Gʻtt Seine ʻMitzwotʻ, Seine
Verpflichtungen gegenüber dem Volk einzuhalten! Ein für diesen chassidischen Gelehrten
typischer Gedanke!

Du hast es heute bewirkt, dass man sagt“ (Vers 17) ist im Hebräischen lediglich durch
zwei Worte wiedergegeben: ʻheʻemarta haJomʻ. Das auffällige ʻheuteʻ (haJom) findet in
dem Kommentar ʻChadaschim laBekarimʻ von Joschua Pollak eine originelle Deutung.
Der Zahlenwert der beiden Worte ʻheʻemarta haJomʻ beträgt 707 und entspricht dem Wort
ʻhaSchabbatʻ, der Schabbat. Gerade der Schabbat ist der Tag, an dem ʻAm Israelʻ Zeugnis
über die gesamte Schöpfung ablegt und Ihn zugleich als Leiter der menschlichen
Geschichte anerkennt!

Im Talmud finden wir die oben zitierten Verse im Rahmen einer besonderen Deutung
wieder. Unsere Weisen sprechen von den symbolischen Tefillin (Gebetsriemen) Gʻttes und
stellen die Frage nach deren Inhalt:

Rabbi Nachman ben Jitzchak sagte zu Rabbi Chija bar Abin: Was steht in den
Tefillin des Herrn der Welt geschrieben? Dieser erwiderte: ʻWer ist wie Dein Volk
Israel, ein einziges Volk auf Erden?ʻ (Diwre haJamim I 17:21). Rühmt sich denn der
Heilige, gepriesen sei Er, mit dem Ruhm Israels? Freilich, es heißt ja: ʻDu hast es
heute bewirkt, dass man von Gʻtt sagt, Er solle dir Gʻtt seinʻ und darauf folgt: ʻUnd
Gʻtt hat es heute bewirkt, dass man von dir sagt, du sollst Ihm ein nur Ihm
angehörendes Volk seinʻ. Der Heilige, gepriesen sei Er, sprach zu Israel: ʻIhr habt
Mich zu e i n e r Verherrlichung auf der Welt gemacht, daher werde Ich euch zu e
i n e r Verherrlichung auf der Welt machen. Ihr habt Mich zu e i n e r Verherrlichung
auf der Welt gemacht, denn es heißt: ʻHöre Israel, der Herr ist unser Gʻtt, der Herr
ist e i n z i gʻ (Dewarim 6:4). Auch Ich mache euch zu e i n e r Verherrlichung auf
der Welt, denn es heißt: ʻWer ist wie Dein Volk Israel, ein e i n z i g e s Volk auf
Erdenʻ (Bʻrachot 6a)“.

Das hebräische Wort für Liebe - Ahawa - ergibt den Zahlenwert 13. Die Liebe von ʻAm
Israelʻ zu Gʻtt, und die Liebe Gʻttes zu ʻAm Israelʻ, also 2 x13, ergeben den Zahlenwert 26,
was dem vierbuchstabigen, unaussprechlichen Namen Gʻttes entspricht. Dieser entspricht
in der jüdischen Mystik gleichzeitig der Midat Rachamim, der unendlichen Güte und
allumfassenden Liebe Gʻttes.