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Paraschat “TEZAWE Empfehlung

21. Februar 2021 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Tetzawe

ב"ה

Paraschat “TEZAWE “תצוה

Auszug aus: Zeitlos aktuell - Gedanken zum Wochenabschnitt, von Dr. Zwi Braun

“Du sollst auch einen Altar als ein Räucher-Werkstück des Räucherwerkes machen, aus
Schittim-Hölzern sollst du ihn machen“ (Schmot 30:1).

Während der vorangehende Wochenabschnitt Truma dem Stiftszelt und seinen Geräten
gewidmet war, ist in dieser Parascha bisher nur von den Priestergewändern die Rede
gewesen. Nun kehrt die Tora noch einmal zu einem Gerät, zum Räucheraltar zurück. Er
wird am Ende der Parascha erwähnt, was aber seine Bedeutung nicht schmälert! Viele
Kommentatoren haben eine Antwort auf die Frage gesucht, warum dieser Altar getrennt
von den Geräten des inneren Heiligtums aufgeführt wird. Benno Jacob lenkt unsere
Aufmerksamkeit auf die folgende Tatsache:

“Hier folgt auf die Beschreibung des Stückes nicht nur, welches sein besonderer Ort im
Heiligtum sein soll, sondern auch, dass und wann Aharon auf ihm Räucherwerk darbringen
soll, was nicht auf ihm dargebracht werden darf und schließlich seine alljährliche Blutsühne
(Verse 2-10). Also ist nicht der Altar als solcher wichtig, sondern sein Räucherwerk.
Deshalb hatte die Beschreibung bereits angefangen: Mache einen Altar als Räucher-
Werkstück des Räucherwerks“.

Im Vordergrund steht also gar nicht der Räucheraltar, sondern vielmehr der Akt des
Rauchopfers. Dessen Bedeutung beschreibt Benno Jacob so:

“Der Psalmist betet (141:2): ʻEs bestehe mein Gebet als ein Räucherwerk vor Dir, das
Erheben meiner Hände als eine Abendminchaʻ. Damit hat er das Verhältnis von Opfer,
Räucherwerk und Gebet gekennzeichnet. In beiden soll und will sich die Seele Israels Gʻtt
nähern und strebt aufwärts zu Ihm. Die verhältnismäßig geistigste Kulthandlung, die das
Hinaufdrängen zu Gʻtt darstellt, ist das Räucherwerk. Es ist fast nur Rauch und Duft und
immaterieller als andere Opfer. Das bestimmende Ingredienz ist der reine Weihrauch, der
höchstens den sublimeren Genuss des Riechens gestatten würde. Es ist das edelste
Opfer, edler als Tier- und Mehlopfer, denn Brot und Fleisch werden auch von Menschen
gegessen. In der Wolke des Räucherwerks über dem Deckel der Bundeslade am Jom
Kippur und der Sühne des Räucheraltars kulminiert der gesamte Kultus des Jahres, und
beides ist Vorrecht Aharons, des Kohen Gadol. Räucherwerk darbringen zu dürfen, ist
höchste Würde und Ehre. An ihrer Usurpation starben die beiden ältesten Söhne Aharons
und gehen Korach und seine Genossen zugrunde. ʻIst es euch nicht genugʻ - wirft Mosche
ihnen vor - ʻden Dienst Seines Mischkan tun und vor der Gemeinde stehen zu dürfen, sie
zu bedienen, dass ihr auch noch das Priesterum begehrt?ʻ Und als Probe, wer Gʻttes
Priester und Ihm am nächsten sein soll, wählt er gleich das Äußerste, die Darbringung von
Räucherwerk.“

Der “Jalkut MeAm Loʻes“ sieht die Bedeutung des Ketoret (Räucherwerk) in den vier
hebräischen Buchstaben angedeutet: “Kuf“: Keduscha (Heiligkeit), “Tet“: Tahara (Reinheit),
“Resch“: Rachamim (Erbarmen) und “Taw“: Tikwa (Hoffnung). Den Gedanken, dass das
Räucherwerk im Streit um die Priesterwürde zwischen Aharon und Korach später die
Entscheidung herbeiführen wird, finden wir bereits bei Rabbi Jizchak Levi von Berditschew
(Keduschat Levi) und Rabbi Baruch Epstein (Tossefet Bracha). Dies erklärt ebenfalls das
Aufeinanderfolgen der Themen Priestergewänder und Räucheraltar in unserem
Wochenabschnitt.

Nach Meinung Rabbi Jischmaels sühnt das Räucherwerk Laschon Hara, die üble
Nachrede: “Es komme das Heimliche und sühne das Heimliche (die Verleumdung wird
heimlich gesprochen und das Räucherwerk heimlich, im Inneren des Mischkan,
dargebracht)“ (Joma 44a).

Als Strafe für Laschon Hara beschreibt die Tora den Aussatz. Der Aussätzige muss
sich außerhalb des Lagers aufhalten, also nicht an seinem normalen Wohnort. Dies deutet
auch die Plazierung der Vorschriften für den Räucheraltar “außerhalb“ der Anordnung für
die Geräte des Mischkan (sonst in Truma) an (Rabbi Israel Alter von Ger, Bet Jisrael).

Eine weitere mit diesem Altar verbundene Eigenschaft erklärt, warum er getrennt von
den anderen Geräten des Mischkan erwähnt wird. Ohne Bundeslade konnten die
Gesetzestafeln nicht versorgt werden etc. Dagegen hält der Talmud fest (Sewachim 59a),
dass auch bei fehlendem Räucheraltar das Räucherwerk an seiner Stelle dargebracht
werden kann! Er ʻtanztʻ also gleichsam aus der Reihe ... (Nachal Kedumim von Rabbi
Chajim David Asulai). Rabbi Leibele Eiger von Lublin schlägt in seinem Kommentar “Torat
Emet“ die Brücke vom Anfang des Wochenabschnitts. Dieser beginnt mit der Mizwa der
Menora und endet mit der Mizwa des Räucheraltars. So waren auch im Mischkan und
Tempel das Entzünden der Lichter und das Darbringen des Räucherwerks Beginn und
Abschluss aller gottesdienstlichen Handlungen. Rabbi Leibele Eiger zitiert einen Passuk
aus Mischle: “Öl und Räucherwerk erfreuen das Herz ...“ (27:9).

So soll auch der Mensch seinen täglichen Dienst vor Gʻtt freudigen Herzens vom
Morgen bis zum Abend verrichten