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Paraschat “ACHAREJ MOT“ Empfehlung

23. April 2023 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Achare

ב"ה

Paraschat “ACHAREJ MOT“ 

Belebende Parascha 
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart 
von Rabbiner Benjamin Sufiev 
Band II 

HIER LEBEN UND HIER TUN 

Der Midrasch bringt mehrere Gründe für den plötzlichen Tod der Söhne Aharons, Nadaw 
und Awihu (Wajikra Rabba, 20,8): Sie betraten das Allerheiligste; ihnen fehlten die 
Gewänder (die ein Kohen tragen musste, wenn er seinen Tempeldienst verrichtete); sie 
hatten keine Kinder; sie waren nicht verheiratet. Inwiefern hängen all diese Gründe 
miteinander zusammen? 

Auch der Vers an sich, der von dem Tod der Söhne Aharons erzählt, bedarf einer 
Erklärung. Es steht geschrieben: Nach dem Tod der Söhne Aharons, die vor G‘tt traten und 
starben (Wajikra 16:1). Weshalb erwähnt die Thora ein zweites Mal, dass sie gestorben
sind?

Und wie kann es überhaupt sein, dass zwei so große Zaddikim wie Adaw und Awihu
sich so schwer versündigten, dass G‘tt sie mit dem Tod bestrafte?

Starkes Verlangen

All dies wird im Lichte der Chassidut verständlich. Ihr zufolge starben Nadaw und Awihu,
gerade weil sie so große Zaddikim waren! (Sefer HaMaamarim 56-49)

In ihrem Herzen brannte eine so starke Liebe zu G‘tt, bis sie ‘K‘lot HaNefesch‘ erlitten:
die Seele entwich zwanghaft dem Körper, der sie begrenzte, um G‘tt anzuhangen.
Dies beweist einerseits, auf welch‘ hohem Niveau sie sich befanden und wie stark die
G‘ttesliebe in ihnen brannte; doch andererseits ist dies auch von Nachteil und zählt sogar
als Sünde. Die Sehnsucht und das Verlangen zur G‘ttesnähe, bis zum Erleiden von ‘K‘lot
HaNefesch‘, ist in G‘ttes Augen nicht wohlgefällig. Denn G‘ttes Absicht bei der Erschaffung
der materiellen Welt ist es, dass sie für Ihn eine würdige Stätte wird (Tachuma, Nasso 16).
Deshalb steckt G‘tt die Seele in einen materiellen Körper, um Mitzwot mit materiellen
Gegenständen zu vollbringen. Auf diese Weise wird unsere Welt ein heiliger Ort für G‘tt.

Unsere Mission

Das ist auch der Sinn des jüdischen Menschen auf Erden: Er muss in diese Welt Heiligkeit
bringen, um daraus eine würdige Stätte für G‘tt zu machen. ‘K‘lot HaNefesch‘ jedoch ist ein
Entfliehen von dieser Aufgabe. Dies widerspricht der Mission, die G‘tt dem Menschen
auferlegt hat. Deshalb gilt das starke Verlangen von Nadaw und Awihu nach G‘ttesnähe als
Sünde.

Nun wird auch der oben erwähnte Vers verständlich: Nach dem Tod der Söhne
Aharons, die vor G‘tt traten und starben. Das Wort „starben“ handelt nicht von dem Grund
des Todes (dies wird schon bei „nach dem Tod“ angesprochen), sondern handelt von der
Sünde an sich: Die Sünde der Söhne Aharons lag darin, dass ihr Verlangen nach der
G‘ttesnähe so groß war, bis sie daran „starben“ - ‘K‘lot HaNefesch‘ erlitten.

Wieder runterkommen

Das lässt uns auch den Zusammenhang aller erwähnten Gründe im Midrasch über den Tod
von Nadaw und Awihu verstehen: Sie betraten das Allerheiligste - sie kamen G‘tt zu nahe,
ihnen fehlten die Gewänder - „Gewänder“ entprechen den Mitzwot, welche als „Gewänder
für die Seele“ gelten (das Thorastudium gilt hingegen als Nahrung für die Seele - Tanja,
Kapitel 5). Nadaw und Awihu vernachlässigten die materiellen Mitzwot, da sie so vertieft in
der Spiritualität waren. Auch die Tatsache, dass sie keine Kinder hatten und nicht
verheiratet waren, zeigt ihre Isolierung von der materiellen Welt auf.

Der Tod Nadaws und Awihus birgt eine große Lektion in sich: Jeder Jude hat Zeiten,
an denen er sich stark mit G‘tt verbunden fühlt. Viele erleben das zu Jom Kippur, andere
nach einem innigen Gebet oder einer Thorastunde, welche die Seele erquicken lässt. Man
fühlt das G‘ttliche und will nicht ablassen. Doch sinnvoll wäre es, diese empfundene
G‘ttesnähe nicht auf seelischer Ebene zu belassen oder gar im Geiste zu vertiefen,
sondern sie soll eine Umsetzung in unserer Welt finden. Man muss diese spirituelle
Energie auffangen und sie in Taten fließen lassen - Mitzwot und Wohltätigkeit. Dadurch
heiligt man die materielle Welt und erfüllt seine Mission auf Erden, „aus dieser Welt für G‘tt
eine würdige Stätte zu machen!“

(Likutej Sichot, Band 3, Seite 987)