Siwan Schawuot Empfehlung

24. Mai 2020 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Schawuot

ב"ה

Auszug aus: „Das Jüdische Jahr“, von Elijahu KITOV

Die Berufung des jüdischen Volkes

Fünf Tage bevor das Volk Israel die Torah erhielt, war ihnen schon ein Abschnitt
vorgelegt worden, dessen Inhalt grundlegend für sie sein sollte. Es sind dies die Verse 3-6
im 19. Kapitel von Schʻmot, dem zweiten Buch Mosches. Sie lehren uns nämlich, dass die
Torah nicht nur ein Gesetzeskodex oder eine Zusammenstellung von Vorschriften ist. Mit
dem Empfang der Torah nimmt das Volk Israel eine Verpflichtung auf sich, ein
Versprechen, das einer Berufung gleichkommt. Israel hat somit eine Aufgabe übernommen,
von deren Erfüllung das Bestehen der ganzen Welt abhängt und von welcher es sich niemals
lossagen kann.

Als Gʻtt Sein Schöpfungswerk nach sechs Tagen vollendet hatte, stellte Er Seiner Welt
eine Bedingung: Nur wenn der Mensch in Seinen Wegen, nach Seinem Willen wandelt,
wird sie (die Welt) weiterhin Bestand haben, andernfalls werde sie in das ursprüngliche
ʻTohu Wawohuʻ - das Chaos - zurückkehren. Diese Bedingung begründete den Bund
zwischen dem Schöpfer und Seiner Welt. Die ersten zehn Generationen haben das
Versprechen dieses Bundes nicht eingehalten, und so wäre die Welt zur Zeit von Noach
wieder vollkommen zerstört worden. Jedoch erbarmte sich Gʻtt über Seiner Hände Werk
und ließ Überlebende übrig. So erneuerte er Seinen Bund mit Noach. Während der
darauffolgenden sechzehn Generationen entfernte sich die Menschheit mehr und mehr von
Gʻttes Wegen und so drohte der Welt wieder Verwüstung. Nur einige Erwählte hielten die
Tradition des Bundes aufrecht. Doch die Verdienste dieser Minderheit genügten nicht, um
den Fortbestand der ganzen Welt zu sichern. Sie waren Einzelgänger und wurden von den
übrigen Weltbewohnern nicht anerkannt. Die Welt lehnte sich gegen Gʻtt auf, brach Ihm die
Treue und verleugnete den Bund des Schöpfers, den Er mit Seiner Schöpfung geschlossen
hatte.

Der Mensch wurde als Mensch geschaffen, und nicht als Gʻttheit, doch sie wollten
gʻttgleich werden. Der Mensch wurde als freier Mensch geschaffen, und nicht als Sklave,
doch sie erniedrigten sich selbst zu lasttragenden Eseln, die von ihrer Futterkrippe
abhängig sind. So erhoben sich alle zu Herren und Tyrannen über die anderen, die sich
ihnen unterwarfen und wurden zu menschenunwürdigen Sklaven. Des Menschen Wesen
ist jedoch zu Höherem bestimmt, er ist von Geist erfüllt, der ihn bis in die Himmel zu
erheben vermag. Der tierische Trieb brachte ihn jedoch in den Abgrund, jegliche
Menschenwürde wurde mit Füßen getreten. So wurde Gʻtt, der über alles erhaben ist, und
dessen Wille es ist, die Welt mit Liebe zu führen, missachtet und verkannt.

 Was sollte nun aus dem ursprünglichen Bund, von dem die Existenz der Welt abhängt,
werden? Kann denn ohne ihn die Welt überhaupt bestehen? Jeder Stein in der Mauer,
jeder Baum und jedes Gras verkündet mit lauter Stimme: Das Ende der Welt naht, alles
stürzt zusammen. Selbst Gʻttes eigene Stimme erschallt aus allem Bestehenden und warnt
den Menschen, nicht zu verkommen, und die Welt nicht ins Verderben zu stürzen, doch
keiner lauscht, keiner vernimmt diese Stimmen. Sie sagen: Nur unsere eigene Stimme, nur
was aus unserem Mund schallt, ist hörenswert. Nichts Höheres existiert, nur unsere eigene
Kraft waltet. “Li Jeori waʻAni assitini - Mein ist mein Fluss und ich habe mich selbst
erschaffen“ (Jecheskel 29:3).

„ ... Und ihr, Meine Söhne, liebe Nachkommen, könnt ihr euch aufraffen, um das Bild
eines wahren Menschen wiederherzustellen? Habt ihr die Kraft, den König der Welt wieder
einzusetzen, damit Er sie mit Seiner Güte erfülle? Sein Wille ist es ja, das Gute in Seiner
Welt walten zu lassen und sie nicht zu zerstören. Seid ihr bereit, im Namen aller Familien
der Welt das “Joch“ dieses Bundes, der zwischen Mir und Meiner ganzen Welt einst
geschlossen wurde, auf euch zu nehmen und ihn zu bewahren? Werdet ihr euer Ohr
neigen, um Meine Stimme zu vernehmen, die aus allem, was Ich geschaffen habe,
ausgeht? Werdet ihr Erbarmen mit euch selbst und mit allem haben, damit die Welt, die Ich
erschaffen habe, nicht zugrunde geht? Wenn ihr bereit seid, diese Berufung als Lebensziel
anzunehmen, werde Ich euch stützen und euch Kraft verleihen, werde eure Weisheit und
Einsicht vermehren, damit ihr euch eurer Taten bewusst werdet und den Weg, den ihr
einschlagt, mit immer wachsendem Verständnis beschreiten könnt. So übergebe Ich euch
Meine Lehre, durch sie werdet ihr weise und aus ihr werdet ihr Kraft schöpfen. „Ko tomar
leWejt Jaakow weʻtagged Liwnej Israel - so sage dem Haus Jaakows und rede zu den
Söhnen Israels“ (Schʻmot 19: 3).