Gedanken zu PURIM: “Über die Freude ...“
(Auszug aus: “Ein Rezept gegen Missmut und Mutlosigkeit“, von Dovid Sacks)
Freude, so berichten alte jüdische Quellen, ist ein wunderbares Elexier, mit dessen alle
Hürden des Lebens gemeistert werden können, wie schon Rabbi Nachman sagte:
Menschen sind betrübt, weil nichts so läuft, wie sie es gerne hätten - und bemerken nicht,
dass es nicht so läuft, weil sie betrübt sind. Doch wie kann der Mensch in Zeiten, in denen
die Welt so bedrohlich ausschaut, Freude empfinden?
- Weil es eine gute Methode ist, Dinge zu erledigen.
Um den chassidischen Klassiker “TANJA“ zu zitieren: „So wie im Fall von zwei
miteinander ringenden Menschen, die versuchen, einander zu Fall zu bringen; wenn sich
der eine träge und schwerfällig bewegt, kann er leicht besiegt und zu Fall gebracht
werden, auch wenn er stärker als sein Gegner sein sollte. Dasselbe gilt für den Sieg
über den Jezer hara: Man kann ihn ausschließlich überwältigen ... mit Wendigeit, die von
Freude und einem offenen Herzen stammt, das rein von jeglichem Anzeichen von Sorge
und Trübsal ist.“ - Weil es eine gute Sache ist.
Warum sollte Freude nur ein Instrument sein, ein Mittel zum Zweck? Es ist eine gute
Sache per se, eine angenehmere Form des Lebens. Man konzentriere sich auf all die
guten Dinge, die man hat und an denen man Anteil hat, und darauf, wie echt und
bleibend diese Dinge sind im Vergleich mit all den nicht so guten Dingen. - Weil es eine fröhliche Zeit ist.
Fröhlich zu sein erfordert manchmal Einsatz. Aber es gibt Zeiten, da liegt die Freude in
der Luft, und alles, was man tun muss, ist, sich dem zu öffnen. Wir befinden uns jetzt in
einer solchen Zeit. Unsere Weisen sagen: “Wenn der Monat Adar beginnt, nimmt die
Freude zu.“ Wie Haman am eigenen Leib erfuhr, ist das eine Zeit, in der dem jüdischen
Volk gute Dinge zustoßen. Man muss gar nichts dafür tun - es reicht aus, sich nicht
dagegen zu sträuben. - Weil es ist, was ich bin.
Dieser Punkt ist nicht wirklich ein “Grund“, sondern eher ein untrennbarer Teil unseres
Seins ... weil unsere Seele “buchstäblich ein Teil Gʻttes“ ist. Freude ist also letzten Endes
keine Technik - es ist, was wir sind: unsere Verbindung mit dem Einen, dem “Kraft und
Freude an Seiner Stätte sind“ (I Chronik 16:27).
Was sagt nun die Torah über die Freude und das Lachen?
Der Talmud (Schabbat 30b) hält fest, dass der große Gelehrte Rava seine Vorträge stets
mit einem Scherz begann, “die Schüler wurden heiteren Gemüts“ - und waren besser in der
Lage, den Ausführungen des Meisters zu folgen. Humor, so weiß man, ist ein wunderbares
Mittel, das den Geist eines Menschen aus dem Gefängnis des begrenzten Bewusstseins
führt. Begrenztes Bewusstsein ist der verständliche Impuls, Dinge ein bisschen zu wörtlich
zu nehmen, der Glaube, dass sie nicht Teil eines größeren Bildes sind. Davon befreit, sieht
der Mensch die Gesamtheit der Schöpfung vor sich. Er sieht Gʻttes Gegenwart und Seine
Hilfe in allem, was passiert, egal, ob er es im Moment versteht oder nicht. Das ist die
großartige Macht des Humors - jemanden aus Missmut und Mutlosigkeit herauszuholen an
einen Ort, wo das Ungesehene - das große Bild - echt und greifbar wird.
Und so erklärt der Kotzker Rebbe den Vers “In Freude sollt ihr ausziehen“ (Jeschajahu
55:12): “Das besondere an der Freude ist, dass sie über die Kraft verfügt, den Menschen
aus all seinen Schwierigkeiten zu befreien!“
Wenn wir überzeugt sind, dass die Welt auf eine ganz bestimmte Art funktioniert und das
Gegenteil eintritt, ist das Resultat Lachen! Auch über die messianische Ära heißt es, dass
“sich unsere Münder mit Lachen füllen werden“ (Tehillim 126). Warum? Weil Lachen in
seiner tiefsten und reinsten Form unsere Reaktion auf die Erkenntnis ist, dass die Welt
unendlich schöner und fabelhafter sein kann, als wir jemals für möglich hielten.
Wenn wir das verstehen, dann sind wir jetzt schon bei der ultimativen Pointe, beim besten
Witz aller Zeiten.