Der 8. Tammus Empfehlung

28. Juni 2020 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Feste

ב"ה

Der 8. Tammus

Auszug aus: “Der biblische Kalender - Monat Tammus“, von Friedrich Weinreb

Es ist heute der 32. Tag, seit Mosche sich von der Welt entfernt hat und bei Gʻtt auf dem Berg Sinai ist.
Am 32. Tag sind die 32 Wege erfüllt, welche die verschiedenen Wirklichkeiten verbinden,
mit denen der Zusammenhang der Welten zustandekommt. Denn durch diese
Verbindungen entsteht im Zusammenhang die Einheit Gʻttes in der Schöpfung. Das Leben
überhaupt und dadurch die Lebensfreude entstehen erst, wenn der Mensch die
Zusammenhänge in der Welt erkennt. Es sind die Zusammenhänge in der Natur, in der
Zeit, im Raum und in allen Erscheinungen der Welt und des Lebens. Aber dies alles kann
im Kern schon im Wort gefunden werden, vor allem im wunderbaren Geschenk, das Gʻtt
der Welt durch Mosche gegeben hat und immer wieder schenkt: in der Torah. Der Mensch
hat erst dann die rechte Freude, wenn sich ihm die Einheit des Lebens in der Torah
entfaltet. Die Einheit der Torah ist das Zeichen der Einheit Gʻttes
Daher ist also ein Gespräch mit Leuten, denen diese Einheit der Torah als Lebensziel
und Lebenszweck fehlt, kaum möglich. Ein solches Gespräch fiele unter die Geschichte der
Schlange, die auch des Menschen Vernunft als Ausgangspunkt nimmt und den Menschen
zum Hochmut verführt, indem sie ihm suggeriert, er könne selber aus dem, was er in der
Welt wahrnimmt und was er mit seiner Vernunft systematisiert, das Ziel erreichen. Aus
solch einem Gespräch kann nur ein wiederholter Sündenfall hervorkommen. Man gehe
also solchen Gesprächen aus dem Wege, ziehe dann in ein anderes Land, in eine andere
Stadt. Man lasse sich nicht verführen, den anderen durch Beweise zu besiegen. Der
Anfang aller Weisheit ist eben die “Furcht Gʻttes“, das Staunen über das Wunder des
Lebens und der Welt, eigentlich das “Sehen“ Gʻttes, indem man in Freude über alles
erstaunt. Dann ist für den Menschen der Weg zum Baum des Lebens frei, der Weg, die
Einheit zu finden.
Diese bekannten 32 Wege sind keine Angelegenheit, die durch Vernunft und Technik
erreicht werden kann. Man kann die Einheit durch die Zusammenhänge nur finden, indem
man wie ein Liebender den Geliebten sucht. Und nur Gʻtt kann das aus Seiner Einheit
empfinden und beurteilen. Niemals der Mensch aus seiner Vielheit, aus seinem
zerstückelten Dasein, nicht einmal bei sich selber, geschweige denn bei anderen.
Wozu dann die Zerstückeltheit?, könnte man fragen. Damit du dich nach der Einheit
sehnen kannst, damit du mit deiner Sehnsucht dem Geheimnis der Liebe auf die Spur
kommst. Liebe also als eine endgültige Erfüllung der Gesetzmäßigkeit. Suchte man die
Einheit mit der den Gesetzen unterworfenen Vernunft und der Wahrnehmung, käme, wenn
die Liebe fehlte, doch nichts heraus, wie wahr und vernünftig diese Suche auch wäre. Zum
Erwecken der Sehnsucht kommt dem Menschen doch vor Augen, dass die Natur grausam
ist, dass es das Leiden gibt, Unrecht, Lüge, dass es den Tod gibt. All dies eben, damit die
Liebe erweckt wird.
Die Torah kann auch erst richtig empfangen werden, wenn man sie als Geschenk
Gʻttes, als ein Geschenk aus der Ewigkeit an die Zeitlichkeit erlebt. Denn ein Geschenk ist
doch ein Zeichen der Liebe. Im Geschenk der Torah gibt Gʻtt sich vollkommen der
Zeitlichkeit preis. Denn der Mensch fängt doch dann an, sie zu zerstückeln, tut ihr weh,
peinigt sie, behauptet, sie sei für ihn unverdaulich, spuckt sie also aus, man beleidigt sie.
Es ist ein Geschenk Gʻttes, dass man derart behandelt. Die Torah lebt, in ihr ist alles Leben
in der Quelle, in Ewigkeit enthalten.
Und die 32 Wege, welche die Einheit des Lebens für die Welt zustandebringen, ergeben
auch den Namen des Herzens. Herz, “lev“, ist 32, schreibt sich 30 - 2 לב . Das ist das Herz
der Welt, bei und in Gʻtt. In der Sehnsucht nach dem Zusammenhang von allem mit allem
kann man nichts, aber auch gar nichts, auch das Geringste nicht, außer Acht lassen.
Deshalb richte sich des Menschen Leben nach dem Bild des treuen Hirten, dass dessen
Sehnsucht nach allen Aspekten des Lebens Ausschau hält. Kein Mensch in der Welt, wie
weit entfernt oder wie nah und gewohnt, kann vernachlässigt werden.
Dieses Bild des Herzens zeigt sich auch im menschlichen Körper. Das Blut, vom
Herzen her dirigiert, kommt überall hin, bis in die kleinsten, entferntesten Adern; durch das
Blut entsteht die Verbindung mit dem Atem, mit der Verdauung. Dies ist der Sinn der Suche
nach Zusammenhang, nach Einheit. Alle Adern im Leben, nach welcher Seite sie auch
ziehen, werden vom Herz, von der Mitte her dirigiert. Das Herz kennzeichnet die Sephira
Tifereth, ein Wort, dass man mit Harmonie, Schönheit, Herrlichkeit übersetzen kann.
Tifereth ist der Ausgangspunkt aller 32 Wege. Was könnte schöner im Leben sein, als
diese Einheit zu suchen und zu finden, zu suchen in Liebe nicht in der Anstrengung der
Übung, des Lernens. Durch die Liebe kommt dann alles, auch das Lernen und Üben als
Geschenk. So gibt Gʻtt sich der Welt im Wort und hofft, dass man Ihn in Liebe sucht. Und
freut sich dann im Gefundenwerden.
In diesem Zusammenhang sei auch auf den Namen Elohim verwiesen, wie Gʻtt als der
Eine bei der Schöpfung heißt. Und nach dem Bericht der Schöpfung im ersten Kapitel der
Genesis kommt dann Sein Name als Adonai, als der Weg durch die Zeit auf der Suche der
Zusammenhänge, als der Weg zur Einheit. Und so ist Adonai Elohim der Herr Gʻtt. Die
Einheit von Weg und dem Einen Gʻtt ist eben das Wunder der ewigen Freude.