Der 7. Siwan Empfehlung

30. Mai 2020 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Schawuot

ב"ה

Der biblische Kalender

Auszug aus: “Der Monat Siwan“, der 7. Siwan, von Friedrich Weinreb

Am 7. Siwan ist der zweite Tag von Schawuot
Die Torah kennt nur einen Tag für Schawuot, den 6. Siwan. Dennoch gilt für die Welt
des Exils auch dieser 7. Siwan als Schawuot, und wird demnach auch als 2. Tag, der
Schawuot vom Exil genannt. “Galut“, Exil, ist nicht nur Folge einer politischen und
militärischen Niederlage, es hat seine Quelle in der Torah, also im Ewigen. Deshalb kann
es im Zeitlichen dann auch eine politische und militärische Niederlage geben. “Galut“ ist
eine Abwesenheit von Gʻtt in Seiner Erscheinung. Man spricht auch vom “Galut Schʻchina“,
vom Exil des Wohnens, des Erscheinens Gʻttes in der Welt. Gʻtt zieht Sein Erscheinen aus
der Welt zurück, wenn der Mensch seine Beziehung zu Gʻtt verliert, indem er Gʻtt nur im
Gesetzmäßigen sucht, weil er das Gesetzmäßige zu beherrschen glaubt und auf diese
Weise auch Gʻtt übersehen, formulieren, ja sogar über das Gesetz lieben zu können glaubt.
Wenn die Beziehung nicht auf einer Liebe entspringenden Ebenbürtigkeit beruht, reißt die
Verbindung, bricht also der Bund. Die Folge ist, dass Gʻtt in Seiner Erscheinung, d.h., in
Seinem Wohnen, sich zurückzieht. Und das ist das Verwüsten Seines Hauses. Alles ist hier
dann ohne Gʻttes Anwesenheit im Erscheinenden. Man kann Gʻtt dann nur glauben, weil
die Erscheinung nicht da ist.
Und so wird in der Welt im Zeitlichen alles anders als es war, solange Gʻtt hier wohnte,
Seine “Schʻchina“ hier war. Hier herrscht jetzt, was man die “Unschärfe-Relation“ nennen
kann; man sieht nurmehr die eine Seite des Ganzen: das Zeitliche. Es wird hier alles
unklar, weil Gʻtt sich zurückgezogen hat. Sein Zurückziehen hat das Unklare in der Welt zur
Folge. Das ist also Exil. Und unsere Trauer im Exil ist unsere Sehnsucht nach Gʻtt. Und
nicht etwa ein demonstratives Trauern, Fasten, Weinen. Das gehört gerade zur
Verdrängung des Exils.
 So kann der Tag Schawuot in der Bibel hier nur von der einen Seite erlebt werden. Der
2. Tag ist dann Zeichen der Tatsache jener Unklarheit in der Welt. Astronomisch,
gesetzmäßig, kann man zwar alles berechnen; je mehr aber Berechnungen, eventuell
historische Fakten in den Vordergrund treten, desto mehr sehnt sich das Ewige in Liebe
und in Glauben erkannt zu werden.

Die Schwangerschaft von Jochewed, der Mutter des Mosche, beginnt in dieser Nacht.

Die erste Nacht, wie die zweite Nacht, weil doch beide eins sind. Wie der erste Tag mit
dem Geben der Torah und der zweite Tag mit dem Annehmen der Torah eins sind. Wenn
Gʻtt hier wohnte, würde man das auch selbstverständlich als Einheit erleben. “Galut“ hat
eben die Möglichkeit, die Einheit in zwei Gegensätze zu zerlegen. Das Wort “kabel“,
Stamm des Wortes Kabbala, nennt dieses Empfangen, dieses Annehmen. Mosche nimmt
am Sinai die Torah an. Gʻtt gibt sie, schenkt sie; “mattan (geben, schenken) Torah“ ist
deshalb auch eine Name für Schawuot. Diese Einheit der Bibel wird im Zeitlichen zum
Gegensatz Geben-Nehmen.
Das Aufsteigen von Mosche, um bei Gʻtt die Torah zu empfangen, geschieht am 7. Tag.
 In Schʻmot 24:16 heißt es, die Wolke bedeckte (ihn) sechs Tage, am 7. Tag ruft Gʻtt
den Mosche. Dieses Aufsteigen läßt Mosche dann 40 Tage und Nächte im Berg sein, zu
dem er aufgestiegen war (Schʻmot 24:18). Beginn und Ende dieser 40 Tage exakt zu
berechnen, ist deshalb schwer, weil dieser Tag sich auch, wie wir gesehn haben, in zwei
Tagen manifestieren kann.
Die 6 Tage in der Wolke: wie die Schöpfung. Am 7. Tag die Stimme Gʻttes. Und dann ist
die Zeit der 40 Tage in der Ewigkeit da, die Zeit im Zeitlichen, die Zeit im Zeichen der 40,
der Mem מם, des Wassers.

Am 2. Tag von Schawuot wird die Megilla Ruth gelesen.
Es heißt, dass das Buch, die “Megilla“ Ruth wegen David gelesen wird. Ist doch das
Geschehen von Ruth und Boas beim Auflesen des Zurückgebliebenen auf dem Feld im
Sinn des Schawuot. Auch dort ein Durchbrechen des Normalen, des Berechenbaren.
Zuerst Ruth, die mit Noomi weiter als möglich mitgeht; dann Boas, der ebenfalls
durchbricht, indem er die Ruth nimmt. Und Boas kommt von Perez, der aus der Verbindung
von Jehuda und Tamar hervorgeht, wobei auch ein Durchbruch aus dem Gesetzäßigen
stattfindet. Deshalb wird das Buch Ruth nicht am 6., sondern am 7. Siwan gelesen.

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