Midrasch Tehillim zur Parascha Wa’etchanan, Teil 2

06. Mai 2012 geschrieben von   Freigegeben in Wa'etchanan Tehillim

ב"ה

Zusammengestellt von Baruch ben Mordechai HaKohen, 5769

„Ihr aber, die ihr den Ewigen, eurem G-tt, anhinget, seid heute alle am Leben“ (Dwarim 4,4).

Midrasch Tehillim 46,2
Vers 3. Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde wankt. Die Söhne Noachs sprachen: Fürchtet euch nicht an dem Tage, wo einst der Heilige, gelobt sei Er, die Erde schüttelt, wie es heißt: „Zu erfassen die Zipfel der Erde, dass geschüttelt werden die Frevler von ihr“ (Jiob 38,13), und es heißt: „Denn siehe, Ich erschaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde“ (Jeschajahu 65,17). Und wo stehen die Gerechten in jener Zeit? Sie werden anhangen am Throne der Herrlichkeit unter den Flügeln der Schechina, wie es heißt: „Ihr aber, die ihr an dem Ewigen, eurem G-tt, anhanget, seid alle heute am Leben“ (Dwarim 4,4).

„Und so beobachtet und tut sie! Denn das wird eure Weisheit und euer Verstand sein vor den Augen der Völker, welche alle diese Satzungen hören und sagen werden: Diese große Nation ist ein wahrhaft weises und verständiges Volk“ (Dwarim 4,6).

Midrasch Tehillim 49,3
Vers 4. Mein Mund redet Weisheit und meines Herzens Sinnen ist Einsicht, sowie es heißt: „Denn das ist eure Weisheit und eure Einsicht“ (Dwarim 4,6).
Vers 5. Ich neige zum Spruche mein Ohr d. i. zu den Sprüchen der Thora. Ich eröffne bei der Zither mein Rätsel d. i. bei den Wachen des Tempels.
Vers 6. Warum sollt ich mich Fürchten? Die Gemeinde Israel spricht: Warum sollt ich mich fürchten an bösen Tagen, d. i. am Tage des Gerichts? Wegen der Schuld derer, die mir folgen, die sich an die Sache der Sünde gewöhnt habe, sie umgeben mich.
Vers 7. Die auf ihr Vermögen vertrauen, wie Tehillim 45, (46) geschrieben steht.

Eine andere Auslegung: Die auf ihr Vermögen vertrauen, d. i. Korach und sein Anhang.

Vers 8. Wehe, nicht wird lösen ein Mann, d. i. was nützt ihr Vermögen, denn sie können sich selbst nicht erlösen. Das Wort אח bedeutet: Wehe ihnen האח להם, denn sie stürzen hinab und alles, was mit ihnen lebt, in den Scheol.
Vers 9. Und teuer ist die Lösung ihrer Seele. Wenn sie Busse getan hätten, wäre ihre Seele teuer in den Augen des Heiligen, gelobt sei Er, und Er hätte aufgehört, sie zu bestrafen, und sie hätten die Künftige Welt ererbt.
Vers 10. Dass er ferner lebte immerdar, d. i. sie hätten noch Teil an der Wiederbelebung der Toten gehabt. Daher haben die Weisen gesagt: Die Murrenden und die Rotte Korach haben keinen Anteil an der künftigen Welt.1
Vers 11. Wenn Er sieht, dass Weise sterben. Das sind Dathan und Abiram, die weise waren zum Bösen.
Eine andere Auslegung: Wenn Er sieht, dass Weise sterbenund andern ihr Vermögen hinterlassen. Das sind die Murrenden, die ihr Vermögen Kaleb, Sohn Jephunnes und Jehoschua, Sohn Nuns, hinterließen, wie es heißt: „Jehoschua, Sohn Nuns und Kaleb, Sohn Jephunnes, blieben am Leben von jenen Männern“ (Bamidbar 14,38). Was heißt: „חיו, sie blieben am Leben“? Daraus geht hervor, dass sie von ihrem Teil lebten und ihr Los erbten.
Vers 12. Ihr Inneres sind ihre Häuser. Lies nicht קרבם, ihr Inneres, sondernקברם ihr Grab, wie es heißt: „Und die Erde bedeckte sie und sie schwanden aus der Gemeine“ (Bemidbar 16,33). Daraus geht hervor, dass sie nicht in die zukünftige Welt kommen. Und das alles warum? Weil man sie mit ihren Namen ruft in den Ländern, wie es heißt: „Fürsten von der Gemeinde, Berufene zur Versammlung, Männer von Namen“ (dort V. 2).
Vers 13. Aber der Mensch in Ansehen, d. i. Korach, denn die ganze Zeit, wo er in Ansehen das Haupt aller Kinder Levis war, beobachtete er nicht den Weg des Ewigen, deshalb verblieb er (לא לן ביקרו) nicht in seinem Ansehen. Er gleicht dem Vieh, dem die Erkenntnis fehlt, und sie gleichen der Rotte der Frevler.
Vers 14. Dies ist ihr Weg, nämlich der der Frevler, dass sie ihre Zuversicht und ihr Vertrauen auf ihren Mammon setzen, und hernach, wenn sie verloren gehen, sprechen die Menschenkinder über sie: Wehe den Frevlern, dass es ihnen so und so ergangen ist!
Vers 15. Schafen gleich wandern sie in den Scheol. Das sind die Völker der Welt, die die Israeliten gleich den Schafen abschlachten zum Scheol, um sie zu töten für die Heiligung des g-ttlichen Namens. Er weidet siein die Hölle und stürzt sie hinab. Dann werden herrschen über sie die Redlichen zur Zeit, wo der Abend der Israeliten zum Morgen geworden. Und ihre Gestalt vernichtet der Scheol wegen Seiner Wohnung. Selbst die Hölle hört auf, aber sie werden nicht aufhören. Und das alles warum? Weil sie ihre Hände nach der Wohnung ausgestreckt haben.
Vers 16. Aber Gott löst meine Seele aus dem Scheol, weil wir nicht in seinem (des Bösen) Rate uns befanden. Denn Er nimmt mich an, Sela, sowie es heißt: „und sie wurden zu einem Zeichen“ (Bamidbar 26,10). Daraus geht hervor, dass Er sie in die Luft der Welt (in der Weltraum) stellte.
Vers 17. Fürchte dich nicht, wenn einer reich wird. Das geht auf Korach.
Vers 19. Denn seine Seele wird er in seinem Leben segnen. Das geht auf Aharon.
Vers 20. Sie kommt zu dem Geschlechte seiner Väter, die bis in Ewigkeit nicht das Licht schauen, denn sie haben keinen Teil an der Künftigen Welt. Und das alles warum? Deshalb weil er in Ansehen war, aber keine Einsicht hatte, darum ging er verloren.

„Und so beobachtet und tut sie! Denn das wird eure Weisheit und euer Verstand sein vor den Augen der Völker, welche alle diese Satzungen hören und sagen werden: Diese große Nation ist ein wahrhaft weises und verständiges Volk“ (Dwarim 4,6).

Midrasch Tehillim 119,51
Vers 98. Vor meinen Feinden weise macht mich Dein Gebot [מצותך]. Es stand Joseph im Hause Pharaos bei; denn so spricht er (Pharao) zu seinen Knechten: „Wird wohl gefunden werden wie dieser ein Mann, in dem der Geist G-ttes?“ (Bereschit 41,38). Das Gebot stand ferner Daniel im Hause Nebuchadnezars bei. Und so spricht auch Mosche: „So beobachtet und tuet sie, denn das ist eure Weisheit und Einsicht vor den Augen der Völker“ (Dwarim 4,6). Darum heißt es: Vor meinen Feinden weise macht mich Dein Gebot.

Denn ewiglich ist es mein. Was heißt: Denn ewiglich ist es mein? Weil ich mich nicht mit andern Büchern, sondern nur mit ihr beschäftigt habe. Und ebenso sagt auch Schlomo: „Des vielen Büchermachens ist kein Ende“ (Kohelet 12,12), und es heißt: „Hast du Honig gefunden, iss ihn mäßig, dass du ihn nicht satt habest und ausspeiest“ (Mischle 25,16). Die Thora wird mit einem Fasse verglichen, das mit Honig gefüllt ist, tust du ein Viertel Wasser in das Fass, so geht dementsprechend ein Viertel Hönig heraus. So gehen auch, wenn du andere Dinge in dein Herz eingehen lässt, die Worte der Thora heraus. Darum heißt es: Denn ewiglich ist es (das Gebot) mein.

„Denn welche große Nation gibt es, die Götter hätte, welche ihr so nahe wären, wie der Ewige, unser G-tt, in allem, worin wir zu ihm rufen? (Dwarim 4,7).

Midrasch Tehillim 4,3
Eine andere Auslegung: Vers 2. Wenn ich rufe, so antworte mir. Das ist, was die Schrift sagt: „Denn welches ist das große Volk?“ (Dwarim 4,7). R. Judan brachte im Namen des R. Jizchak vier Betrachtungen. Ein Mensch hat einen Schutzherrn, spricht man zu ihm: Dein Schützling ist ergriffen worden, so antwortet er: Ich werde für ihn aufkommen; spricht man zu ihm: Siehe, er wird vor Gericht geführt, so antwortet er: Ich trete für ihn ein; spricht man zu ihm: Siehe, er wird zur Hinrichtung hinausgeführt, wo ist er und wo ist sein Schutzherr? Allein der Heilige, gelobt sei Er, rettete Mosche vor dem Schwerte Pharaos, wie es heißt: „Und Er rettete mich vor dem Schwerte Pharaos (Schemot 18,4).

R. Janai sagte: Es heißt: „Und Mosche floh vor Pharao“ (dort 2,15). Ist es denn möglich, dass ein Mensch der Regierung entfliehen kann? Allein zu der Zeit, als Pharao den Mosche ergriff und ihn für schuldig erklärte, um enthauptet zu werden, wurde das Schwert an seinem Halse stumpf und zerbrach, wie es heißt: „Dein Hals ist ein Turm von Elfenbein“ (Schir HaSchirim 7,5). Das geht auf den Hals Mosches. R. Abjathar hat gesagt: Nicht nur das, sondern das Schwert sprang vom Halse Mosches ab und fiel auf den Hals des Schafrichters und tötete ihn. Darum heißt es: „Und Er rettete mich von dem Schwerte Pharaos“ (Schemot 18,4), was sagen will: Mich rettete Er, aber den Scharfrichter rettete Er nicht. R. Berechja wandte darauf den Vers an: „Eine Sühne des Gerechten wird der Frevler“ (Mischle 21,18). R. Abin dagegen wandte darauf den Vers an: „Der Gerechte wird aus der Not gerettet, aber der Frevler kommt an seine Stelle“ (dort 11,8).

R. Josua ben Levi hat gesagt: Zu Zeit, als Mosche vor Pharao floh, wurde alles Volk Pharaos teils stumm, teils blind, teils lahm, teils taub. Die Blinden sprachen zu den Stummen: Wohin ist Mosche geflohen, allein diese konnten nicht reden; die Lahmen fragten die Tauben, allein diese konnten nicht hören; die Tauben fragten die Blinden, allein diese konnten nicht sehen. Das ist, was der Heilige, gelobt sei Er, zu Mosche sagte: „Wer hat dem Menschen einen Mund gemacht? Oder wer macht stumm, oder taub, oder sehend, oder blind? Nicht Ich, der Ewige?“ (Schemot 4,11).

R. Hosaja sagte: Als man Mosche ergriff, führte man ihn auf den Richtstuhl, band ihn und legte das Schwert an seinen Hals. Zu dieser Zeit kam ein Engel herab und zeigte sich ihnen in der Gestalt Mosches. Sie ergriffen nun den Engel und ließen Mosche los und G-tt machte sie zu lauter Haufen von Stummen, Tauben und Blinden. Man fragte die Stummen: Wo ist Mosche? Aber diese redeten nicht. Man fragte die Tauben, aber diese hörten nicht. Man fragte die Blinden, aber diese sahen nicht. Das ist, was die Schrift sagt: „Denn der G-tt meines Vaters ist mein Beistand gewesen und hat mich gerettet von Schwerte Pharaos“ (Schemot 18,4). Und es heißt: „Wer hat dem Menschen einen Mund gemacht“ (dort 4,11)? Dort standest du für dich auf, hier aber standest du nicht für dich auf, denn es heißt: „Wer ist wie der Ewige, unser G-tt, wenn wir zu ihm Rufen“ (Dwarim 4, 7).

R. Judan nahm [im Namen des R. Jizchak] noch ein anderes Beispiel an. Ein Mensch hat einen Schutzherrn, spricht man zu ihm: Dein Schützling (dein Haussohn) ist ergriffen worden, so antwortet er: Ich kommen für ihn auf; spricht man zu ihm: Er wird vor Gericht geführt, so antwortet er: Ich stehe für ihn ein, spricht man aber zu ihm: Er wird ins Wasser geworfen, wo ist er und wo sein Schutzherr? Der Heilige, gelobt sei Er, ist aber nicht so, er rettete den Jona aus dem Bauche des Fisches, wie es heißt: „Er spie den Jona auf das Trockene aus“ (Jona 2,11).

R. Judan [im Namen des R. Jizchak] trug noch ein anderes Beispiel vor. Ein Mensch hat einen Schutzherrn, spricht man zu ihm: Dein Schützling (dein Haussohn) ist ergriffen worden, so antwortet er: Ich stehe für ihn ein, spricht man zu ihm: Er wird vor Gericht geführt, so antwortet er: Ich stehe für ihn ein, spricht man aber zu ihm: Er wird ins Feuer geworfen, wo ist er und wo sein Schützling? Der Heilige, gelobt sei Er, aber ist nicht so, Er rettete Chananja, Mischael und Asarja aus dem Feuerofen, wie es heißt: „Der Seinen Engel gesandt und Seine Knechte gerettet hat“ (Daniel 3,28).

R. Judan im Namen des R. Jizchak führte noch ein anderes Beispiel an. Ein Mensch hat einen Schutzherrn, spricht man zu ihm: Dein Schützling (Haussohn) ist ergriffen worden, so antwortet er: Ich stehe für ihn ein; spricht man aber zu ihm: Er ist den wilden Tieren vorgeworfen worden, wo ist er und wo sein Schutzherr? Der Heilige, gelobt sei Er, aber rettete den Daniel aus der Löwengrube. Das ist, was die Schrift sagt: „Mein G-tt sandte Seinen Engel und verschloss den Rachen des Löwen“ (Daniel 6, 23).

R. Juda trug von sich selbst vor. Ein Mensch hat einen Schutzherrn, naht ihm die Zeit der Not, so tritt er nicht plötzlich bei ihm ein, sondern er kommt und stellt sich an die Tür seines Schutzherrn und ruft dessen Knecht oder dessen Haussohn und diese sagen dann: N.N. steht an der Tür; der Heilige, gelobt sei Er, ist aber nicht so, näht einem Menschen die Zeit der Not, so ruft er nicht erst zu Michael oder zu Gabriel, sondern er ruft zu Mir und Ich antworte. Das ist, was die Schrift sagt: „Jeder, der den Namen des Ewigen anrufen wird, wird gerettet werden“ (Joel 3,5).

R. Alexandri erzahlte: Es begab sich einmal mit einem Herrscher, dessen Name Alexander war, dass er einen Räuber richtete. Als er denselben aber nach seinem Namen fragte und erfuhr, dass er Alexander heiße, sprach er ihn frei. Wenn schon derjenige, dessen Name wie der Name von Fleisch und Blut ist, gerettet wird, um wie viel mehr derjenige, dessen Name wie der Name des Heiligen, gelobt sei Er, Israel, mein Heil ist G-tt ישראל ישרי אל.

R. Pinchas trug zweierlei vor, eins im Namen des R. Seira und eins im Namen des R. Tanchum [bar Chanilai]. Im Namen des R. Seira sprach er: Ein Mensch hat einen Patron, wenn er ihn zu sehr in Anspruch nimmt (bemüht), so spricht er zu ihm: Da habe ich einen gefunden, der mich sehr in Anspruch nimmt; der Heilige, gelobt sei Er, aber ist nicht so, sondern jeden, der Ihn in Anspruch nimmt, nimmt Er an. Das ist, was die Schrift sagt: „Wirf auf den Ewigen dein Anliegen, Er wird dich versorgen“ (Tehillim 55,23). (Im Namen des R. Tanchum bar Chanilai sagte er:) Ein Mensch hat einen Patron, kommen Feinde und ergreifen ihn, so schreit er solange nach ihm, bis er herauskommt, inzwischen kann aber das Schwert bereits bis an seinen Hals gedrungen sein und ihn umgebracht haben, aber der Heilige, gelobt sei Er, rettete Jehoschaphat vom Schwerte Arams, wie es heißt: „Und Jehoschaphat schrie und der Ewige half ihm und G-tt führte sie von ihm ab“ (2. Diwre HaJamim 18,31). Daraus erhellt, dass nur wenig fehlte und es wurde ihm das Haupt abgeschnitten.

R. Schim’on im Namen des R. Seira sagte: Hat ein Mensch einen reichen Verwandten, so bekennt er sich zu ihm, ist derselbe aber arm, so bekennt er sich nicht zu ihm; der Heilige, gelobt sei Er, aber ist nicht so, selbst wenn die Israeliten, was G-tt verhüte!, auf der untersten Stufe sich befinden (bis aufs tiefste gesunken sind), so nennt er sie Brüder und Freunde, wie es heißt: „Um Meiner Brüder und Freunde willen will Ich Frieden über dich aussprechen“ (Tehillim 122,8). Desgleichen heißt es: „den Kindern Israel, dem Ihm verwandten Volke“ (dort 148,14), und nicht nur das, Ich selbst bin der Verwandte Israels, „Denn welches große Volk gibt es, dem Götter so Verwandte wären, wie der Ewige, unser G-tt“ (Dwarim 4,7)?

R. Seira hat gesagt: Ein Mensch hat einen Freund, so lange dieser seine Bedürfnisse von ihm sucht und erbittet, hasst er ihn und entfernt ihn; aber der Heilige, gelobt sei Er, ist nicht so, sondern so lange er seine Bedürfnisse von Ihm sucht und erbittet, liebt Er ihn nur noch mehr, wie es heißt: „Rufe zu Mir und Ich werde dir antworten und dir Grosses und Gewaltiges verkündigen“ (Jirmejahu 33,3).

R. Seira hat gesagt: Hat ein Mensch einen Haussohn, so lässt er ihn das erste Mal auf dem Sopha sich niederlassen, wenn er zum zweiten Mal zu ihm kommt, bietet er ihm einen Stuhl an, beim dritten Mal eine Bank, beim vierten Mal spricht er zu ihm: Wie oft drängt sich dieser zu mir und belästigt mich. Der Heilige, gelobt sei Er, aber ist nicht so, sondern so oft die Israeliten drängen und zur Stätte Seines Gebetes kommen, ist Freude vor Ihm. So heißt es: „Wer ist wie der Ewige, unser G-tt, so oft wir zu Ihm rufen“ (Dwarim 4,7)?

R. Pinchas im Namen des R. Jehuda hat gesagt: Der Götze erscheint nahe und ist doch fern, wie es heißt: „Sie tragen ihn auf der Schulter und bürden sich ihn auf und stellen ihn an seinen Platz…“ (Jeschajahu 46,7), schließlich redet er mit ihm im Hause, „auch schreit er zu ihm, aber er antwortet nicht“ (dort). Aber der Heilige, gelobt sei Er, ist nicht so, Er erscheint zwar fern, aber Er ist ihm nahe, denn R. Levi hat gesagt: Von der Erde bis zur Himmelsfeste ist eine Reise von 500 Jahren, die Dicke der Himmelsfeste beträgt ebenfalls 500 Jahre, von einer Himmelsfeste bis zur eine andern Himmelsfeste sich auch 500 Jahre, und so verhält es sich mit jeglicher Himmelsfeste. Oberhalb der Himmelsfeste sind die Hufen der Tiergestalten, [wie es heißt: „Und über dem Kreise (חוג) des Himmels wandelt er“ (Jiob 22,14), desgleichen heißt es: „Als Er setzte einen Kreis (חוג) über die Fläche der Tiefe“ (Mischle 8,27), desgleichen: „Der da sitzt über dem Kreise (חוג) der Erde“ (Jeschajahu 40,22). Von dem dreimaligen חוגist ein Schluss aus der Wortanalogie zu machen.2

R. Chelbo hat im Namen des R. Abba gesagt: Auch die Hufen der Tiergestalten betragen eine Reise von 515 Jahren. Woher weiß ich das? Aus dem Worte ישר''ה שוקי החיות3. Die Schultern der Tiergestalten entsprechen ihnen allen4, die Rücken der Tiergestalten entsprechen ihnen allen, die Antlitze der Tiergestalten entsprechen ihnen allen, die Hörner der Tiergestalten entsprechen ihnen allen, der Thron der Herrlichkeit entspricht ihnen allen, und auf dem Throne der Herrlichkeit und über ihnen allen ist der König, der Ewiglebende, „der Hohe und Erhabene, der ewig Thronende, Heiliger ist Sein Name“ (Jeschajahu 57,15). Obgleich Er hoch und erhaben ist, weilt Er dennoch „bei dem Zerschlagenen und dem, der gebeugten Gemütes ist“ (dort). Ein Mensch geht in das Versammlungshaus und stellt sich hin und flüstert allda sein Gebet, der Heilige, gelobt sei Er, aber hört es. Das ist, was die Schrift sagt: „Wer ist wie der Ewige, unser G-tt, so oft wir zu Ihm rufen“ (Dwarim 4,7).

R. Chanina fragte den R. Schmu’el: Was heißt das, was geschrieben steht: „Du bist verhüllt in einer Wolke, dass kein Gebet hindurch drang“ (Ejcha 3,44)? Er antwortete Ihm: Die Tore des Gebets sind manchmal offen und manchmal geschlossen, aber die Tore des Erbarmens sind niemals geschlossen, wie es heißt: „Wie der Ewige, unser G-tt, so oft wir zu Ihm rufen“ (Dwarim 4,7).

„Denn welche große Nation gibt es, die Götter hätte, welche ihr so nahe wären, wie der Ewige, unser G-tt, in allem, worin wir zu ihm rufen? (Dwarim 4,7).

Midrasch Tehillim 118,9
Vers 5. Aus der Enge rief ich Jah. Was heißt: Aus der Enge? Mit jedem Ausdruck, mit welchem die Israeliten den Heiligen, gelobt sei Er, anrufen, erhört Er sie. Sie rufen ihn mit שדי, Allmächtiger, an, wie es heißt: „Und G-tt, der Allmächtige, wird dich segnen“ (Bereschit 28,3), und Er antwortet mit שדי, wie es heißt: „Ich bin der allmächtige G-tt, sei fruchtbar und mehre dich“ (dort 35,11). Sie rufen Ihn mit G-tt (אלהים) an, wie es heißt: „Wir schrieen zum Ewigen, dem G-tte unserer Väter“ (Dwarim 27,7), und Er antwortete ihnen mit G-tt (אלהים), wie es heißt: „und es sah G-tt (אלהים) die Kinder Israel und G-tt (אלהים) merkte auf sie“ (Schemot 2,25). Sie rufen mit Ewiger ((ה' an, wie es heißt: „Und wir schreien zum Ewigen, dem G-tte unserer Väter“ (Dwarim 26,7), und Er antwortet ihnen mit Ewiger, wie es heißt: „Und der Ewige erhörte unsre Stimme“ (dort). Sie rufen Ihn mit Jah (יה) an, und Er antwortet ihnen mit Jah: Aus der Enge rief ich Jah, es antwortete mir in der Weite Jah. Und so heißt es: „Wenn ich rufe, erhöre mich, G-tt meiner Gerechtigkeit, in der Enge machst Du mir es weit“ (Tehillim 4,2), mit jedem Ausdrucke, mit dem sie ihn anrufen. Und so heißt es: „Denn welches große Volk gibt es, das Götter hätte, ihm so nahe, wie der Ewige, unser G-tt, wie immer wir Ihn anrufen“ (Dwarim 4,7).

Eine andere Auslegung: Aus der Enge rief ich Jah. Der Vers redet von Israel. In der Stunde, wo sie in Ägypten mit Lehm und Ziegeln unterjocht waren, wie es heißt: „Und sie verbitterten ihnen das Leben“ (Schemot 1,14). … war in Weite Jah, denn der Heilige, gelobt sei Er, verschaffte ihnen weiten Raum, wie es heißt: „Flügel der Taube, belegt mit Silber“ (Tehillim 68,14).

Eine andere Auslegung: Der Vers spricht von David. In der Stunde, da er zu Goliat hinab stieg, verließen ihn seine Brüder und ganz Israel, David aber erhob in dieser Stunde seine Augen nach der Höhe du sprach: „Lied nach der Höhe. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen“ (Tehillim 121,1), und der heilige Geist erwiderte ihm und sprach: „Er wird nicht wanken lassen deinen Fuß, nicht schlummert dein Hüter“ (dort V. 3).

Es antwortete mir Jah in der Weite, d. i. der Heilige, gelobt sei Er, verschaffe ihm Weite, dass alle Israeliten ihm nachgingen und das Lager der Philister verachteten, wie es heißt: „und die Kinder Israel kehrten zurück vom Verfolgen der Philister“ (1. Schmu’el 17,53).

Vers 6. Der Ewige ist mit mir, ich fürchte nicht; was kann ein Mensch mir tun? Abraham sprach: Der Ewige ist mit mir, ich fürchte nicht, was kann Nimrod mir tun? Jizchak sprach: Der Ewige ist mit mir, ich fürchte nicht, was kann Abimelech mir tun? Jakow sprach: Der Ewige ist mit mir, ich fürchte nicht, was kann Esau und Laban mir tun. Ebenso sprach auch David: der Ewige ist mit mir, ich fürchte nicht, was kann Goliath mir tun?

1 Vergl. Sanhedrin 109b.
2 Nämlich dass jeder Kreis gleich groß ist.
3 Das Wort hat soviel in der Zahl.
4 Sie sind so groß wie alle zusammen.