Wochenabschnitt Bereschit, Mitzwot

05. April 2012 geschrieben von   Freigegeben in Paraschat Ha Schawua Mitzwot

ב"ה

Bereschit 1,1-6,8

Haftara: Jeschajahu 42,5-43,11

 

וַיְבָרֶךְ אֹתָם אֱלֹקִים וַיֹּאמֶר לָהֶם אֱלֹקִים פְּרוּ וּרְבוּ וּמִלְאוּ אֶת-הָאָרֶץ וְכִבְשֻׁהָ וּרְדוּ בִּדְגַת הַיָּם וּבְעוֹף הַשָּׁמַיִם וּבְכָל-חַיָּה הָרֹמֶשֶֹת עַל-הָאָרֶץ:

"Und G-tt segnete sie, und Gott sagte zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan; und herrschet über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über alles Getier, das sich auf der Erde regt!"

Bereschit 1,28

 

Der Heilige, gelobt sei Er, segnete Adam und Chawa und gebot ihnen: "seid fruchtbar und mehret euch" (Bereschit 1,28). Doch geschah dies erst nachdem der Ewige, g.s.E., mit dem ersten Adam einen Bund schloss, wie es heißt: "Sie aber haben den Bund übertreten wie Adam usw." (Hoschea 6,7), denn ohne Bund gibt es keinen Fundament für irgendein Gesetz.

Die Tradition stellt zunächst fest, dass tatsächlich ein Gebot vorliegt. Der Unterschied zwischen dem Vers 22, da G-tt die Tiere segnete, und dem Vers 28 besteht in dem einem Wörtchen ויאמר WAJOMER "und sagte" statt לאמר LEMOR "sagend". G-tt segnete sowohl die Tiere als auch die Menschen, doch den Letzteren gebot Er, für Nachkommen zu sorgen.

Die Weisen sind darüber unterschiedlicher Meinung, wer genau die Mitzwa erfüllen muss. In bJebamot sagen die Rabbanan, nur der Mann ist verpflichtet, nicht aber die Frau, während Rabbi Jochanan ben Brokka sagt, dass beide verpflichtet sind, weil es heißt (Bereschit 1,28): "Und G-tt segnete sie und G-tt sagte ihnen", also zu beiden. Der Einwand darauf ist der, dass es im Vers weiter heißt: "וְכִבְשֻׁהָund macht sie euch untertan", was auf den Mann hindeutet, da es seinem Wesen eher entspricht. Zwei weitere Hinweise dafür sind, dass zum einen die Schreibweise ohne WAW auch gelesen werden kann: "und er mache sie [die Frau] untertan". Zum anderen zieht Rabbi Joseph den Vers Bereschit 35,11 heran, wo es heißt: " וַיֹּאמֶר לוֹ אֱלֹקִים אֲנִי אֵל שַׁדַּי פְּרֵה וּרְבֵהund es sagte G-tt zu ihm: Ich bin El Schadai, sei fruchtbar und mehre dich", der Heilige, g.s.E., sprach zum Mann allein. Die Halacha ist die, dass die Frau von diesem Gebot frei ist, doch sei es für sie auf jeden Fall besser, es zu tun[1]. Dies, weil der Prophet Jeschajahu in 45,18 verkündet: "Denn so spricht der Ewige, der die Himmel geschaffen, der G-tt, der die Erde gebildet und sie gemacht, Er hat sie bereitet; nicht als eine Öde hat Er sie geschaffen; um bewohnt zu werden, hat Er sie gebildet: Ich bin der Ewige, und sonst ist keiner." Daraus folgt, dass die Frau sich doch bemühen soll, das Gebot zu erfüllen, auch wenn es für sie keine Pflicht darstellt. Doch gibt es auch eine Ausnahme für den Mann, und zwar dann, wenn er sich ausschließlich mit der Thora beschäftigt. So berichtet die Tradition[2], dass Schimon ben Asaj, obwohl er mit der Tochter von Rabbi Akiba verlobt war, diese nicht geheiratet hatte und enthaltsam lebte. Obwohl ben Asaj die Semicha Zeit seines Lebens nicht erhielt, galt er doch auch für nachfolgende Generationen von Chachamim als ein leuchtendes Beispiel für beharrliche Gelehrsamkeit.

Der Talmud lehrt[3], dass auch die Noachiden das Gebot erfüllen müssen, obwohl dieses nicht in den sieben noachidischen Geboten aufgeführt ist[4] (diese sind in der Form "לא תעשה LO TAASSE" gehalten, also passiv, während das vorliegende Gebot positiv formuliert ist). "Seid Fruchtbar und mehret euch" ist dem ersten Adam gegeben, dem Vater aller Menschen, also auch den Noachiden.

In der Mischna[5] ist die Machloket (Auseinandersetzung) zwischen Beit Hillel und Beit Schamai überliefert. Dem Ersten zufolge sind ein Junge und Mädchen erforderlich, um dem Gebot genüge zu tun, der Letztere vertritt die Meinung, dass zwei Buben nötig sind. Die Halacha ist schließlich die, dass ein Junge und ein Mädchen erforderlich sind[6].

Das Mindestalter für die Erfüllung dieser Mitzwa ist 13 Jahre. Die Pflicht beginnt nach Rambam erst mit 17, nach der Halacha aber 18[7], allerdings die Übertretung gilt erst ab dem 20. Lebensjahr, es sei denn der Mann beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Thorastudium, das es heißt, dass die Beschäftigung mit einer Mitzwa von der Mitzwa befreit[8].

Grundsätzlich gilt, dass ein Mann ohne eine Frau nicht leben sollte. Er darf keine Unfruchtbare ehelichen, bzw. eine Frau, die nicht mehr oder noch nicht gebärfähig ist, es sei denn, er erfüllte bereits das Gebot, oder hat bereits eine Frau, mit der er das Gebot erfüllen kann. Die Frau ist frei, lebenslang unverheiratet zu bleiben, sie kann auch einen Verschnittenen heiraten. Der Mann darf sich den geschlechtlichen Ehepflichten nicht entziehen, allerdings nur soweit sein Beruf ihn körperlich (nicht) beansprucht[9] und er noch keine Söhne hat. Sollte er Söhne haben, kann die Frau auf die Pflicht verzichten. Ein Paar, das zehn Jahre verheiratet ist und keine Kinder hat, muss sich scheiden; die Frau ist dann frei, einen anderen zu heiraten[10]. Besondere Halachot gelten für Kohanim[11], wie z.B. für den Kohen Gadol das Verbot, eine Witwe zu ehelichen und für einen Kohen eine Geschiedene. Der Kohen Gadol musste verheiratet sein, wenn er ihm Tempel dienen wollte.

 

[1]Schulchan Aruch, Siman 145,5
[2] siehe Tosephta Massechet Jebamot Perek 8, bKetubot 63a, www.daat.ac.il/encyclopedia/value.asp?id1=2777
[3] bSanhedrin 58b
[4] Siehe Kommentar zu Wochenabschnitt Noach.
[5] Massechtg Jebamot Perek 7, Mischna 6
[6] Rambam, Hilchot Ischut, Perek 15,5, siehe auch Kitzur Schulchan Aruch, Siman 145,2
[7]Schulchan Aruch 145, Siman 145 Hilchot Ischut 1.
[8]http://www.etzion.org.il/vbm/archive/yomyom/dafyomyomi/2009-05-24.php
[9]http://www.daat.ac.il/encyclopedia/value.asp?id1=2574
[10] Mischna, Massechet Jebamot 7,6
[11] dort, Perek 8.

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