Midrasch Tehillim zur Parascha Schemot, Teil 3

06. Mai 2012 geschrieben von   Freigegeben in Schemot Tehillim

ב"ה

Zusammengestellt von Baruch ben Mordechai HaKohen, 5769

„Da entbrannte der Zorn des Ewigen wider Mosche, und Er sprach: Ist nicht Aharon, der Levit, dein Bruder? Ich weiß, dass er reden kann; und siehe, er geht auch aus, dir entgegen; und sieht er dich, so wird er sich freuen in seinem Herzen“ (Schemot 4,14).

Midrasch Tehillim 75,2
Vers 5. Ich spreche zu den Prahlern: Prahlet nicht, und zu den Frevlern: Erhebet nicht das Horn. R. Berachja im Namen des R. Levi hat gesagt: Es heißt: „Die Herrlichkeit des Ewigen sei für die Welt, es wird sich freuen der Ewige Seiner Werke“ (Tehillim 104,31).[1] In der Stunde, da der Heilige, gelobt sei Er, Seine Welt schuf, wie heißt es da? „Und G-tt sah an alles, was Er gemacht hatte, und siehe da, es war sehr gut“ (Bereschit 1,31). Unter וירא, Er sah, ist nichts anderes als שמחה, Freude zu verstehen, wie es heißt: „Und er wird dich sehen und sich in seinem Herzen freuen“ (Schemot 4,14). Als Adam sündigte, zog Ich meine Schechina nach der Höhe zurück. Ich bin der G-tt der Welt (sprach Er) und habe keine Freude an der Welt, wenn man so sagen darf, und die Frevler sollen sich an der Welt freuen? „Es sei die Herrlichkeit des Ewigen für (diese) Welt (לעולם), es wird sich freuen der Ewige Seiner Werke“ in der künftigen Welt. Der Ewige hat sich gefreut (שמח), heißt es hier nicht, sondern: „er wird sich freuen“ (ישמח) nämlich in der künftigen Welt, in der Zukunft. Das wollen die Worte sagen: Ich sprach zu den Prahlern: Prahlet nicht!

Unsere Rabbinen haben gesagt: Das geht auf Elischeba, die Tochter Aminadabs. Sie erlebte an einem Tage vier Freuden, sie sah ihren Schwager Mosche als König, ihren Gemahl Aharon als Hohenpriester, ihren Bruder Nachschon als Fürst (Nassi), Eleasar und Ithamar als Stellvertreter des Hohenpriesters, und ihre Söhne gingen hinein (in das Allerheiligste), um zu opfern, und wurden verbrannt, wie es heißt: „und Feuer ging aus vor dem Ewigen“ (Wajikra 10,2), und darauf folgt: „Nach dem Tode der beiden Söhne Aharons“ (dort 16,1), ihre Freude wurde dadurch an demselben Tage in Trübsal umgewandelt. Die Gerechten freuen sich nicht in dieser Welt, aber die Frevler freuen sich. Das wollen die Worte sagen: Ich sprach zu den Prahlern: Prahlet nicht.

„Und du sollst zu dem Pharao sagen: So spricht der Ewige: Mein Sohn, Mein erstgeborener, ist Israel“ (Schemot 4,22).

Midrasch Tehillim 2,9
Vers 7. Ich will erzählen von der Satzung חק. Der Ewige sprach zu mir: Mein Sohn bist du. Es wird erzählt in der Satzung der Thora, in der Satzung der Propheten und in der Satzung der Schriften. In der Satzung der Thora heißt es: „Mein erstgeborner Sohn ist Israel“ (Schemot 4,22); in der Satzung der Propheten heißt es: „Siehe, Mein Knecht wird verständig sein“ (Jeschajahu 52,13), und nachher heißt es: „Siehe da, Mein Knecht, auf den Ich Mich stütze, Mein Erwählter, an dem Meine Seele Wohlgefallen hat“ (dort 42,1); und in der Satzung der Schriften heißt es: „Spruch des Ewigen an meinen Herrn: Setze dich zu Meiner Rechten“ (Tehillim 110,1). Hier heißt es: Der Ewige sprach zu mir: Mein Sohn bist du, und an einer andern Stelle heißt es: „Und siehe, mit den Wolken des Himmels kam er, wie ein Menschensohn“ (Daniel 7,13).

Der Ewige sprach zu mir: Mein Sohn bist du. R. Judan hat gesagt: Alle jene Tröstungen sind in der Satzung des Königs aller Könige enthalten, um sie dem König Maschiach zu erweisen. Und das alles warum? Weil er sich mit der Thora beschäftigt.

Eine andere Auslegung: Mein Sohn bist du. Es heißt nicht: בןלי, ein Sohn bist du Mir, sondern: Mein Sohn bist du. Gleich einem Knechte, dem sein Herr eine Gemütsberuhigung bereitet, indem er zu ihm sagt: Du bist mir so lieb wie mein Sohn.

Ich habe dich heute gezeugt. Nach R. Huna sind die Schmerzen in drei Teile geteilt worden: Einen Teil haben die Väter der We lt und alle Generationen [Israels] auf sich genommen; einen Teil die Generation der Religionsverfolgung; und einen Teil die Generation des Maschiach. Und wenn die Stunde kommen wird, spricht der Heilige, gelobt sei Er, zu ihnen: Mir liegt es ob, eine neue Schöpfung zu schaffen. Und so heißt es: „Heute habe Ich dich gezeugt!“, d. i. in dieser Stunde erschafft Er ihn. Und so heißt es: „Ihn hatte sie nach Abschalom geboren“ (1. Könige 1,6).[2] Hat denn die Mutter Abschaloms den Adonijah geboren, jener war doch der Sohn der Ma’acha und dieser der Sohn der Chaggit? Allein wie jener Wagen und Reiter hatte, um sich gegen seinen Vater zu empören, so auch dieser; wie jener ein Empörer war, so auch dieser, und wie jener „50 Mann hatte, die vor ihm herliefen“ (dort V. 5), so auch dieser.“[3]

Midrasch Tehillim 9,4
Eine andere Auslegung: Die Worte „על מות לבן“ wollen sagen: על העלמות שבן עושה, wegen der Verborgenen (Sünden), die der Sohn begeht, aber sein Vater in den Himmeln macht ihre Sünden am Versöhnungstag weiß (מלבן), Er sühnt und vergibt ihm.

Eine andere Auslegung: Der Sinn der Worte ist: עךמות לבן, wegen des Verborgenen des Sohnes, denn Er hat vor ihm den Tag des Trostes verborgen (שהעלים).

Eine andere Auslegung: Der Sinn ist על מות לבן, d. i. על המות, wegen des Todes, den der Vater (G-tt) über den Sohn (על הבן) beschließt, darauf aber kehrt dieser um und Er macht seine Sünden weiß (ומלבימו). Unter „בן, Sohn“ ist niemand anders als Israel zu verstehen, wie es heißt: „Mein erstgeborner Sohn ist Israel“ (Schem 4,22).

Eine andere Auslegung: Der Sinn ist: על מות לבן. R. Abba hat gesagt: Wegen des Todes des Sohnes (על מיתת הבן). Die Rabbinen haben gesagt: Solange jener Sohn lebte, wusste er (David), dass das Herz des Heiligen, gelobt sei Er, über ihn zürnte, als er aber gestorben war, wusste er, dass das Herz des Heiligen, gelobt sei Er, über ihn geklärt war.

Midrasch Tehillim 23,1
Vers 1. Ein Lied Davids. Der Ewige ist Mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Das ist, was die Schrift sagt: „Mein Geliebter ist mein und ich bin sein, er weidet unter den Rosen“ (Schir HaSchirim 2,16). Die Gemeinde Israel spricht vor dem Heiligen, gelobt sei Er: Er ist mir zum Gott und ich werde Ihm zum Volke sein. Er ist mir zum G-tt (wie es heißt:) „Ich bin der Ewige, dein G-tt“ (Schemot 20,2), und ich bin Ihm zum Volke (wie es heißt:) „Und Meine Nation, höret mir zu“ (Jeschajahu 51,4). Er ist mir zum Vater (wie es heißt): „Denn Ich bin Israel zum Vater geworden“ (Jirmejahu 31,9), und ich bin Ihm zum Sohne (wie es heißt): „Mein Sohn, Mein Erstgeborner ist Israel“ (Schemot 4,22). Er ist mir zum Hirten (wie es heißt): „Hirt Israels, horch auf!“ (Tehillim 80,2). Und ich bin Ihm zum Schafe (wie es heißt): „Ihr aber, Meine Schafe, Schafe Meiner Weide“ (Jecheskel 34,31); Er ist mir zum Bruder (wie es heißt): „O dass Du mein Bruder wärest“ (Schir HaSchirim 8,1), und ich bin Ihm zur Schwester (wie es heißt): „Öffne Mir, Meine Schwester, Meine Freundin“ (dort 5, 2). Ich sprach: Der Ewige ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln, und Er sprach zu mir: „Dein Nabel eine runde Schale, Würzwein wird nicht mangeln“ (Schir HaSchirim 7,3).

„Und das Volk glaubte; und als sie hörten, dass der Ewige die Kinder Israel heimgesucht, und dass Er ihr Elend gesehen habe, da neigten sie sich und beteten an“ (Schemot 4,31).

Midrasch Tehillim 118,6
Vers 2. יאמר נא Sprechen soll doch Israel: Denn ewiglich währt Seine Gnade. Es geziemt dem Menschen nicht selbst von sich zu sagen, dass er gut ist, es sei denn, dass andere es von ihm bezeugen. Und was bezeugt es dem Heiligen, gelobt sei Er, [dass Er gut ist]? Israel. Darum spreche doch Israel: Denn ewiglich währt Seine Gnade.

Eine andere Auslegung: Israel spreche doch. Man sprach zum Heiligen, gelobt sei Er: Wer bekennt es Dir? Der Heilige, gelobt sei Er, sprach zu ihnen: Israel, spreche doch, dass die Gnade, die Ich ihm erwiesen, nicht für einen Tag und nicht für ein Jahr, sondern für die Ewigkeit ist, wie es heißt: „Ich bin zu gering für all’ die Gnadenbezeigungen“ (Bereschit 32,11). Man fragte ihn: Wie viele Gnadenbezeigungen hat er dir erwiesen? Sie sind grenzenlos, gab er zur Antwort, sondern „der G-tt, der mich weidet, ist mit mir מעודי bis auf diesen Tag“ (dort 48,15).

Eine andere Auslegung: Israel spreche doch. Was habe Ich in Ägypten für sie getan, und wie habe Ich es ihnen in der Wüste bezahlt, weil sie in Ägypten an Mich glaubten, wie es heißt: „Und das Volk glaubte“ (Schemot 4,31). Und wie habe Ich ihnen in die Wüste bezahlt, (wie es heißt) „Und der Ewige zog vor ihnen her am Tage“ (dort 13,21). Und was haben sie mir am Sinai getan? „Alles, was der Ewige geredet, wollen wir tun und hören“ (dort 24,7). In dieser Stunde sprach Er: „Ich gedenke deiner Liebe in deiner Jugend“ (Jirmejahu 2,2). Das wollen die Worte sagen: Es spreche doch Israel.

„Da sprach der Pharao: Wer ist der Ewige, auf dessen Stimme ich hören soll, Israel ziehen zu lassen? Ich kenne den Ewigen nicht, und auch werde ich Israel nicht ziehen lassen“ (Schemot 5,2).

Midrasch Tehillim 2,1
Vers 1. Warum toben (רגשו) die Völker. Das ist, was die Schrift sagt: “Die Frevler sind wie ein aufgeregtes (נגרש) Meer” (Jeschajahu 57,20). Wie das Meer all seinen Unrat auf die Oberfläche bringt, so ist auch der Unrat der Frevler in ihrem Munde. Pharao sprach: “Wer ist der Ewige, dessen Stimme ich gehorchen sollte?” (Schemot 5,2)? „Sisera bedrängte die Kinder Israel mit Gewalt“ (Jud.4,3). Was bedeutet בחזקה, mit Gewalt? Mit Schmähungen und Beschimpfungen, sowie es heißt: „Sie machen stark gegen Mich ihre Worte“ (Maleachi 3,13). Sancherib sprach: „Wer unter allen Göttern der Länder…“ (2. Mlachim 18,35)? Nebuchadnezar sprach: „Und wer ist der G-tt, der euch retten könnte aus meinen Händen?“ (Daniel 3, 15).

Midrasch Tehillim 73,4
Vers 9. Sie setzen gegen den Himmel ihren Mund. Pharao sprach: „Wer ist der Ewige, dessen Stimme ich gehorchen sollte?“ (Schemot 5,2); Nebucadnezar sprach: „Wer ist der G-tt, der euch retten könnte aus meinen Händen?“ (Daniel 3,15).

Vers 14. Aber ich, ich war geplagt den ganzen Tag und hatte meine Züchtigung an jedem Morgen. R. Schmu’el bar Nachmani hat gesagt: In dieser Welt tut der Mann sich nach einer Ehefrau um, aber einst wird die Frau sich nach dem Manne umtun, wie es heißt: „Die Frau wird sich nach einem Manne umthun“ (Jerem.31, 21). In dieser Welt veranlasst der Heilige, gelobt sei Er, die Israeliten, dass sie Busse tun und Seinen Willen erfüllen, aber einst werden die Israeliten den Heiligen, gelobt sei Er, angehen, dass Er ihren Willen tue, wie es heißt: „Und Ich gebe Meinen Geist in eure Brust“ (Jecheskel 36,27).

R. Schim’on im Namen des R. Simon des Frommen hat gesagt: In dieser Welt geht der Mensch, Feigen zu pflücken (am Schabbat) und die Feige sagt nichts, aber einst geht der Mensch, um Feigen zu pflücken am Schabbat und die Feige ruft und spricht: Es ist Schabbat. In dieser Welt geht der Mensch und vollzieht den Beischlaf, während seine Frau menstruirt, und die Lagerstätte wehrt es ihm nicht, wenn aber einst der Mensch hingehen will und seine Frau menstruirt, so schreit der Stein und ruft: Die Frau menstruirt. Darum heißt es: „Wie lange biegst du dich hin und her, abtrünnige Tochter?“ (Jirmejahu 31,22). D. i. sie wird einst vor dem Heiligen, gelobt sei Er, entflammen, Busse zu tun, und der Heilige, gelobt sei Er, tut ihnen ihren Willen, und nicht nur das, sondern auch der Himmel träufelt ihnen Most zu, wie es heißt: „Und es wird geschehen an dem selben Tage, da werden die Berge Most träufeln“ (Joel 4,18). Unter יטיף, es träufelt, ist nichts anderes als נבואה, Prophetie, zu verstehen, wie es heißt: „Weissage (והטף) gegen den Süden“ (Jecheskel 21,2).

5 Und der Pharao sprach: Siehe, das Volk des Landes ist nun zahlreich, und ihr wollt sie von ihren Lastarbeiten feiern lassen! 6 Und der Pharao befahl selbigen Tages den Treibern des Volkes und seinen Vorstehern und sprach: 7 Ihr sollt nicht mehr, wie früher, dem Volke Stroh geben, um Ziegel zu streichen; sie sollen selbst hingehen und sich Stroh sammeln. 8 Und die Anzahl Ziegel, die sie früher gemacht haben, sollt ihr ihnen auflegen; ihr sollt nichts daran mindern, denn sie sind träge; darum schreien sie und sprechen: Wir wollen hinziehen, wir wollen unserem G-tt opfern! 9 Schwer laste der Dienst auf den Männern, dass sie damit zu schaffen haben und sich nicht erquicken an den Worten des Trugs.“ (Schemot 5,5-9)

Midrasch Tehillim 119,47
Vers 92. Wäre nicht Deine Thora meine Erquickung שעשועי, so wäre ich in meinem Elend umgekommen. Die Israeliten sprechen: Wenn nicht Deine Thora wäre, die mit mir ist, und meine Erquickung bildet, so wäre ich umgekommen in meinem Elende. So sprach auch Mosche: „Bei meinen vielen Kümmernissen in meinem Innern Erheitern Deine Erquickungen meine Seele“ (Tehillim 94,19)[4]. Und so sprach auch Pharao: „Schwer liege der Dienst (die Arbeit) auf den Leuten, dass sie damit zu schaffen haben, und sich nicht unterhalten [erquicken] an lügnerischen Dingen“ (Schemot 5,9). Sie hatten Bücher, durch sie sich von Schabbat zu Schabbat unterhielten. Darum heißt es: Wenn nicht Deine Thora meine Erquickung gewesen wäre, so wäre ich umgekommen in meinem Elend.

[1]Vergl. Wajikra Rabba Par. 20; Pesikta des Rab Kahana S. 171a ed. Buber.
[2]S. Baba Batra 109b.
[3]Sinn: Das Wort ילדתי ist nicht wörtlich zu nehmen, sondern bezeichnet nur die Ähnlichkeit im Gebaren.
[4] Vergl. Midrasch Tehillim 90, 4.