Paraschat “NASO“ Empfehlung

16. Mai 2021 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Nasso

ב"ה

Paraschat “NASO“

Auszug aus: Zeitlos aktuell - Gedanken zum Wochenabschnitt, von Dr. Zwi Braun

Segnen setzt Freude voraus

Gʻtt sprach zu Mosche: Sprich zu Aharon und zu seinen Söhnen. So sollt ihr die Bnej
Israel segnen, zu sagen ist zu ihnen ...“ (Bamidbar 6: 22,23)

Der Baal HaTurim lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Verwendung des Wörtchens “so“,
im Hebräischen “ko“, mit Kaf und He geschrieben, was dem Zahlenwert 25 entspricht. Er
zitiert zwei Stellen aus dem ersten Buch der Tora, wo “ko“ ebenfalls verwendet wird. Als
Gʻtt Awraham zahlreiche Nachkommen verspricht, heißt es:

Schau doch zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Er sagte
ihm: So - ko - wird deine Nachkommenschaft sein“ (Bereschit 15:5).

Das zweite Mal lesen wir bei der Akeda Jizchaks:

Da sprach Awraham zu seinen Leuten: Bleibt ihr hier bei dem Esel, ich und der
Knabe, wir wollen bis dahin - ko - gehen. Wir bücken uns dort und kehren dann zu euch
zurück“ (Bereschit 22:5).

Welchen Zusammenhang sieht der Baal HaTurim zwischen der dreimaligen
Verwendung des Wortes “ko“? Vielleicht beinhaltet das “So sollt ihr die Bnej Israel segnen“
bereits etwas von dem Segen, ohne dass er gesprochen werden muss. So wie Awraham
die Prüfung in Bezug auf seinen Sohn Jizchak bestand, und beide gestärkt aus dieser
Erfahrung hervorgingen, so wünscht der Segen auch in Zukunft den Bnej Israel die Kraft,
alle Prüfungen zu bestehen und die Kontinuität jüdischer Existenz - so wie die Sterne wird
deine Nachkommenschaft sein - zu sichern. 25mal kommen die Begriffe Segen (Bʻracha)
und Frieden (Schalom) in der Tora vor. Der Zahlenwert 25 entspricht übrigens dem Wort
“Chibah“ - Liebe. Das Wort Liebe kommt, wenn auch in anderer Form, im Segensspruch
der Kohanim vor, den sie vor Erteilung des Segens sprechen: “ ... der Du uns geheiligt hast
durch Deine Gebote und uns geboten hast, Dein Volk Israel in Liebe - beʻAhawa - zu
segnen“.

Der Rambam hält fest, dass ein Kohen, der es unterlässt, die Gemeinde zu segnen,
insgesamt drei Gebote übertritt, denn es heißt in unserem Vers 27:

So sollt ihr die Bnej Israel segnen (1), zu sagen ist zu ihnen (2) und sie sollen meinen
Namen auf die Bnej Israel legen (3). Jeder Priester, der nicht segnet, wird nicht gesegnet.
Denn es heißt (Bereschit 12:3): Ich werde die segnen, die dich segnen“ (Hilchot Nesiat
Kapajim 15:12).

Rabbiner Samson Raphael Hirsch betont diese Verpflichtung der Kohanim:

“Nicht eine Ermächtigung, eine Pflicht wird hier den Aharoniden erteilt, Israels Söhne
zu segnen. Es ist der Priestersegen nicht ein Ausfluss ihres Wohlwollens, sondern er ist ein
Bestandteil ihres Dienstes am Heiligtum. Es steht der Priester im Dienst vor Gʻtt und spricht
in Seinem Auftrag mit Seinem Namen den Segen aus. Mit erhobenen Händen, auf Gʻtt
hinweisend, nicht mit horizontal gestreckten, erteilenden Händen. Jüdische Priester erteilen
keinen Segen. Der Priestersegen hat keine magische, im Priester oder in der Formel
liegenden Kraft.“

Der Autor des Schulchan Aruch, Rabbi Josef Karo, ist der Meinung, dass der
Priestersegen jeden Tag gesprochen werden soll. In Erez Israel folgt man dieser
Entscheidung, Rabbiner Mosche Isserles schreibt dagegen in seinen Glossen zum
Schulchan Aruch:

“Duchenen (der Priestersegen) sollte nur am Jom Tov (Feiertag) stattfinden, wenn
Freude herrscht und der Segen aus einer freudigen Geistesverfassung heraus gesprochen
wird. Ein Zustand, der an den anderen Tagen nicht existiert, da die Leute Sorge haben und
damit beschäftigt sind, ihren täglichen Lebensunterhalt zu verdienen“ (Orach Chajim
128:44).

In der Gola, im Exil, sind wir nur am Jom Tov in glücklicher und gehobener Stimmung,
so dass nur an diesen Tagen während des Mussaf-Gebetes geduchent wird. In Erez Israel
hingegen, freut sich der Jude jeden Tag über sein Land, sein Volk und seine Tora! Dies
erklärt auch, warum ein Awel, der ein Jahr um seine Eltern trauert, nicht am Duchenen
teilnimmt. Fällt der Feiertag auf einen Schabbat, so gibt es in der Diaspora verschiedene
Gebräuche. Der Magen Awraham, Rabbiner Awraham Gombiener, zitiert den Minhag, dass
in einem solchen Fall nicht geduchent wird. Der Chafez Chajim ist der Meinung, dass der
Priestersegen gesprochen werden soll (Mischna Berura 128, Absatz 165). Es wird
berichtet, dass der Gaon von Wilna, Rabbi Elijahu ben Schlomo, in seinem Bet Midrasch
das tägliche Duchenen einführen wollte. An dem Tag, an dem der Priestersegen
gesprochen werden sollte, wurde der Gaon aufgrund einer falschen Beschuldigung
verhaftet. Obwohl er kurz darauf freigelassen wurde, sah er darin ein “himmlisches
Zeichen“ und ließ sein Vorhaben fallen. Vielleicht auch ein Hinweis für uns, dass nicht die
Diaspora, sondern einzig und allen Land und Staat Israel, und dort die gelebte Tora, Quelle
aller wahren Freude sind!