Das Fundament Empfehlung

31. März 2024 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Schemini

ב"ה

Paraschat “SCHʻMINI“ 

aus: 
Belebende Parascha 
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart 
von Rabbiner Benjamin Sufiev 
Band II 

DAS FUNDAMENT 

Unser Wochenabschnitt beginnt mit der Beschreibung über die Einweihung des 
Heiligtums (Wajikra 9:1). Sieben Tage lang wurde das Heiligtum errichtet und der achte Tag 
galt seiner Einweihung. 

Einer der Ausdrücke für die Heiligkeit jenes besonderen Tages war das Feuer, welches 
vom Himmel herabstieg und die dargebrachten Opfer verschlang: Es fuhr von G‘tt eine 
Feuerflamme aus und verzehrte auf dem Altar das Ganzopfer und die Fettstücke; und das 
ganze Volk sah und jubelte und fiel auf sein Angesicht (Wajikra 9:24). Das war einer der 
heiligsten Momente an jenem achten Tag. 

Großes Verlangen nach G‘tt 

Des Weiteren erzählt unser Wochenabschnitt über den plötzlichen Tod von Aharons 
Söhnen, Nadaw und Awihu. Der Kabbala zufolge war der Grund ihres Ablebens ihre hohe 
geistige Stufe, nämlich das große Verlangen ihrer Seelen, G‘tt nahe zu sein, bis sie ihren 
irdischen Körpern entschlüpften, um sich an G‘tt zu binden (Sefer HaMaamarim, Jahrgang
5649).

Daraufhin warnte Mosche das jüdische Volk, sich nicht von diesem Vorfall mitreißen zu
lassen. Denn G‘tt möchte, dass die Seele am Körper gebunden sei. Auch daraus wird
ersichtlich, in welch hohem geistigen Zustand sich das jüdische Volk an jenem achten Tag
befand, so dass Mosche das Volk sogar warnen musste, nicht von dem Verlangen nach
G‘tt zu vergehen.

Ungeziefer

In demselben Wochenabschnitt, an dem wir erfahren, welche geistig hohe Stufe das
jüdische Volk an jenem achten Tag erreicht hatte, lernen wir auch über das Verbot, unreine
Tiere zu essen, bis hin zum Verbot des Verzehrs von Kriechtieren und Ungeziefer (Wajikra
11).

Jemand, der in der Lage ist, Ungeziefer zu essen, zeigt von sich, auf welchem
niedrigen Niveau er ist. Denn der Mensch verabscheut von Natur aus Ungeziefer (Ramban
zu Wajikra 22:8) und auch sein Verstand begreift, wie ekelhaft sie für den Verzehr sind.
Wenn die Thora es für notwendig erachtet, das jüdische Volk über den Verzehr von
Ungeziefer zu warnen, sie dies sogar anhand eines Verbots bekräftigt, beweist das doch,
dass die Thora die Menschen auf einem sehr niedrigen Niveau anspricht!

Wie kann es sein, dass das Verbot über den Verzehr von Ungeziefer unmittelbar der
Erzählung über den besonderen hohen Status des jüdischen Volkes folgt?! Diese
Gegensätze sollten nicht in ein und demselben Wochenabschnitt vereint sein!

Kabbalat Ol Mitzwot

Die Thora will uns hiermit ein großes Fundament ans Herz legen, nämlich die
Notwendigkeit von Kabbalat Ol Mitzwot (das Einhalten der Mitzwot, nur weil G‘tt es
befohlen hat).

Manchmal scheint es, dass Kabbalat Ol Mitzwot nur bei einer niedrigen Stufe im
G‘ttesdienst notwendig ist, wenn man keine Liebe zu den Mitzwot empfindet und sie nicht
versteht. Dann dient man eben, weil der Befehl verpflichtet, sprich, weil man muss. Doch
jemand, der bereits viel gelernt hat und G‘tt aus Freude dient, braucht nicht mehr Kabbalat
Ol Mitzwot. Die Thora lehrt uns jedoch, dass das Fundament für den G‘ttesdienst bei jeder
Stufe Kabbalat Ol Mitzwot sein muss.

Die Mitzwot rein aus Gefühl, Lust oder Laune zu erfüllen, oder weil man meint, sie zu
verstehen, ist nicht richtig und kann den Menschen sogar gänzlich vom richtigen Weg
abbringen. Der Verstand ist biegsam und kann zu falschen Entschlüssen kommen. Die
Gefühle sind inkonstant, einmal schwächer und einmal stärker. Außerdem können Verstand
und Gefühle von der tiergleichen Seite im Menschen missbraucht werden. Deshalb muss
das Fundament bei den Mitzwot immer Kabbalat Ol Mitzwot sein (worauf Verstand und
Gefühl aufzubauen haben). Dann erfüllt man die Mitzwot unabhängig von Verständnis und
Gefühl.

Indem unser Wochenabschnitt die hohe geistige Stufe bei der Einweihung des
Heiligtums einerseits und die so niedrige Stufe im jüdichen Volk wegen dem Verbot über
Ungeziefer andererseits vereint, verdeutlicht er, wie tief auch der höchste G‘ttesdiener
fallen kann, wenn er nicht mit Kabbalat Ol Mitzwot arbeitet.

(Likutej Sichot, Band 1, Seite 227)

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