Paraschat “WAʻERA“ Empfehlung

09. Januar 2024 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Wa'era

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Paraschat “WAʻERA“ 

aus: 
Belebende Parascha 
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart 
von Rabbiner Benjamin Sufiev 
Band I 

Kampf der Stöcke 

Bevor G‘tt Mosche und Aharon zu Paro entsandte, gab er ihnen ein Zeichen mit, welches 
die Allmacht G‘ttes demonstrieren sollte - die Umwandlung von Aharons Stock in eine 
Schlange. Dies machte Aharon zwar, doch die Zauberer Paros blieben ihm nichts schuldig 
und verwandelten auch ihre Stöcke in Schlangen. Schließlich aber bezwang der Stock 
Aharons seine Rivalen, indem er sie verschlang. 

Was hat es mit dem Kampf der Schlangen-Stöcke auf sich? Und welche Bedeutung
hat das seltsame Wunder der Verschlingung der Zauberer-Stöcke - woher kam dieses
Wunder, von dem G‘tt Mosche nichts mitgeteilt hatte?

Ägyptische Götter

Das Schlangenduell war der erste Ausdruck des Konflikts zwischen Mosche und dem Paro.
Ihm folgten die zehn Plagen. Doch G‘tt beabsichtigte, nicht nur Ägypten mit den Plagen
und Wundern zu strafen. Er wollte eine viel sensiblere Stelle des Paros treffen, nämlich
durch die Zerschlagung des ägyptischen Weltbilds.

Auch der Paro glaubte an den einen Allmächtigen, welcher an der Spitze all seiner
Götter stand. Doch die ägyptische Philosophie besagte, dass G‘tt auf die Welt nicht
einwirkt. Nach ihrer Erschaffung übergab Er sie der absoluten Kontrolle der Naturgesetze
(Paros Göttern). Diese Ideologie zerschlug G‘tt durch die Zehn Plagen, welche schrittweise
das ägyptische Weltbild zerschmetterten. Die Einführung war das Wunder der
Verschlingung der Zauberer-Stöcke.

Die Energiequelle

Aharon entspricht bei diesem Konflikt der Seite der Heiligkeit und sein Stock der Kraft,
welche aus der Heiligkeit entspringt. Die Schlange steht für Mizrajim (siehe Jecheskel
29:3). Durch die Umwandlung des Stocks zur Schlange zeigte Aharon dem Paro, dass
auch die Existenz der Schlange (Mitzrajims, seiner Götter und der Naturgesetze) von der
Heiligkeit stammt und ihr untergeben ist. Dies konnte der Paro nicht akzeptieren. Er ließ
seine Zauberer holen, welche die entgegengesetzte Kraft zur Heiligkeit verkörpern. Auch
sie verwandelten ihre Stöcke in Schlangen und demonstrierten damit, das Mitzrajim seine
eigenen Energiequellen hat, die ein Gegengewicht zur Heiligkeit bilden.

Darauf kam die Antwort G‘ttes: „Und der Stock Aharons verschlang ihre Stöcke.
Darauf machte G‘tt dem Paro eindeutig klar, dass die Kräfte des Bösen keinerlei eigene
Macht besitzen und völlig von der Heiligkeit abhängen. G‘tt kontrolliert sehr wohl die Welt
und ihre Kräfte und ist alleiniger Herrscher über sie und ihre Geschöpfe. Die Verschlingung
der Zauberer-Stöcke traf den zentralen Kern der ägyptischen Ideologie, und die darauf
folgenden Zehn Plagen zerschlugen Schritt für Schritt das ägyptische Weltbild.

In Sachen Erziehung

Aus den Ereignissen dieser Erzählung können wir einige Regeln für die Beziehung zu
unserem Nächsten lernen: Zuerst haben wir unserem Nächsten immer mit Liebe zu
begegnen, wie es die Eigenschaft Aharons war: „Er liebt den Frieden, liebt die Geschöpfe
und bringt sie zur Thora näher“ (Sprüche der Väter, Kapitel 1:12). Doch bei unserer
ständigen Erziehungsarbeit treffen wir manchmal auf jemanden, der sich in Sachen ‘gute
Manieren und Judentum‘ auf dem untersten Niveau befindet, und es bleibt keine andere
Wahl, als das Böse ihn ihm zu ‘zerschlagen‘ - ihn auf den richtigen Weg zu bringen. Dabei
muss man sich immer vor Augen halten, dass dieser Akt mit dem Stock Aharons zu
vollbringen ist - mit wahrer Nächstenliebe und Besorgnis um den Nächsten.

Eine zweite Regel: Wenn man das Schlechte im Nächsten ‘zerschlagen‘ will, muss das
durch den Stock erfolgen, und nicht durch die Schlange, wie der Vers sagt: „Und der Stock
Aharons verschlang ihre Stöcke.“ Der Unterschied zwischen dem Stock und der Schlange
liegt darin, dass der Stock leblos ist und somit Ruhe, Zurückhaltung und Kühnheit darstellt.
Die Schlange hingegen steht für Zorn und Emotionen. Bei der Aufgabe, unseren Nächsten
auf den richtigen Weg zu bringen, müssen wir mit der richtigen Sensibilität und Kühnheit
handeln, ohne jegliche Involvierung eigener Emotionen wie Aufregung und Zorn. Diese
Erziehungsmethode ist auf alle anwendbar, von den Kindern bis zum Ehepartner.

(Likutej Sichot, Band 26, Seite 49)

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