Paraschat Korach Empfehlung

21. Juni 2020 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Korach

ב"ה

Paraschat “KORACH“

Auszug aus: Zeitlos aktuell - Gedanken zum Wochenabschnitt, von Dr. Zwi Braun

Selbstlosigkeit

Dies tat Mosche sehr weh (wajichar), und er sprach zu Gʻtt: Wende Dich nicht zu ihrer
Opfergabe! Nicht den Esel eines Einzigen habe ich von ihnen genommen, und habe nicht
einem von ihnen wehgetan“ (Bamidbar 16:5).
Mit diesen Worten begegnet Mosche den vorangehenden Vorwürfen von Datan und
Awiram:
“Ist es noch zu wenige, dass du uns aus einem von Milch und Honig fliessenden Land
herausgeführt hast, uns in der Wüste umkommen zu lassen, dass du dich noch als
Herrscher über uns aufspielen willst“ (Bamidbar 16:3).
Das hebräische Wort für “herrschen“, dass die Tora hier verwendet, lautet “tistarer“.
Seine Gimatrija beträgt 1500 und ist überhaupt das Wort mit dem größten Zahlenwert in
der Tora! Es ist so, als wollten Datan und Awiram auch dadurch zum Ausdruck bringen,
dass Mosche sich hoch über die Gemeinde erhebt und der “Größte“ sein will. Dieser
Vorwurf war absurd, bestätigte doch die Tora im Wochenabschnitt Behaʻalotcha, dass
Mosche der bescheidenste aller Menschen war (Bamidbar 12:3).
“Wajichar leMosche“ bedeutet nicht, dass Mosche zornig wurde. Die deutsche
Übersetzung von Rabbiner S.R. Hirsch folgt dem Kommentar von Raschi. Hirsch bemerkt
in seiner Erklärung zur Stelle:
“Eigentlich: Dies brannte Mosche sehr, dass man es wagte, ihm den Vorwurf eines
Mißbrauchs seiner Stellung zu rechtloser Willkür zu machen, das schmerzte ihn tief.“
Der Haʻamek Dawar verweist auf eine Stelle im Buch Bereschit, wo Jaakow auf die
Vorwürfe von Lawan, sich fremdes Gut angeeignet zu haben, ähnlich reagiert: “Wajichar
leJaakow - dies tat Jaakow sehr weh“ (Bereschit 31:36). Wohl kann “wajichar“ auch
bedeuten: in Zorn geraten, doch wird es dann mit dem Wort “Af“, Zorn, verbunden (z.B.
Bamidbar 11:33).
Was für eine Bewandtnis hat es, dass Mosche seine Selbstlosigkeit und
Unbestechlichkeit ausgerechnet am Beispiel eines Esels demonstriert? Raschi zitiert den
Midrasch Tanchuma, der auf einen Vers in Sefer Schmot verweist, wo die Rückkehr
Mosches nach Ägypten beschrieben wird:
“Gʻtt aber sagte zu Mosche in Midjan: Gehe, kehre nach Ägypten zurück. Denn all die
Männer, welche nach deinem Leben trachten, sind gestorben. Da nahm Mosche seine Frau
und seine Söhne, ließ sie auf dem Esel reiten und kehrte in das Land Ägypten
zurück ...“ (Schmot 4:19-20).
Diesen Esel, bemerkt der Midrasch, hätte Mosche seinem Volk in Rechnung stellen
können, schließlich war er für sie, sozusagen auf Staatskosten unterwegs! Doch niemals
nahm Mosche eine Entschädigung oder Vergütung für seinen Einsatz an. Indem “Klal-
Arbeit“, Arbeit für die Gemeinschaft, auch heute meistens noch ehrenamtlich ist, eifern wir
darin unserem Vorbild Mosche nach.
Der Midrasch berichtet uns, dass beim Auszug aus Ägypten das Volk sich um die
Geschenke der Ägypter kümmerte, während Mosche sich um die sterblichen Überreste
Josefs bemühte, um dessen Schwur einzulösen, in Erez Israel begraben zu sein (Schmot
13:19). Nicht einmal für diesen Einsatz, bei dem er stellvertretend für das ganze Volk
handelte, verlangte er einen Esel als Tragtier von ihnen (Jalkut David)! Sifte Kohen
verweist auf eine Stelle im Buch Schmuel I, wo der Prophet dem Volk die Konsequenzen
ihres Rufes nach einem König vor Augen führt. Unter anderem heißt es dort: ... und eure
Esel wird er (der König) für seine Zwecke nehmen (8:16). Als Führer und König des Volkes
(vgl. Dewarim 33:5): “Und er war in Jeschurun König“, nach Chiskuni ist Mosche gemeint,
hätte Mosche diesen Anspruch erheben können. Allein er verlangte nie etwas aufgrund
seiner Position.
Während Rabbiner S.R. Hirsch das hebräische “welo hareoti“ mit “ich habe nicht
wehgetan, wiedergibt, deutet Rabbiner Baruch Epstein in seinem Kommentar “Tossefet
Bracha“ diesen Ausdruck anders: “Ich habe nicht einen von ihnen, nämlich Datan und
Awiram, zum Bösen abgestempelt.“ Laut Chiskuni hätte Mosche allen Grund dazu gehabt.
Denn der Midrasch identifiziert die Männer, die Mosche in Ägypten nach Tötung des
gewalttätigen Ägypters an Paro verraten haben, als Datan und Awiram! Nie hat Mosche
sich an ihnen gerächt oder sie als Bösewichter bezeichnet! Und erinnert uns nicht dieses
welo hareoti“ an den selbstlosen Einsatz Mosches in Ägypten für sein Volk, als er voller
Verzweiflung vor Gʻtt klagt: “Warum hast Du diesem Volk wehgetan (hareota)? Warum hast
Du mich geschickt?“ (Schmot 5:22). Mosche leidet mit seinem Volk und wagt es, Gʻtt seine
Gefühle unverblümt mitzuteilen. Und dieser Mosche hätte einem von seinem Volk wehtun
sollen? Unter diesem Aspekt wirken die Vorwürfe an ihn noch absurder, und Gʻtt erteilt sehr
rasch eine klare Antwort. Nie wieder werden Datan und Awiram gegen Mosche auftreten!

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