Paraschat “NASSO“ Empfehlung

28. Mai 2023 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Nasso

ב"ה

Paraschat “NASSO“

Belebende Parascha 
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart 
von Rabbiner Benjamin Sufiev 
Band II 

WEN SIEHT G‘TT NICHT? 

Unser Wochenabschnitt behandelt unter anderem die Gesetze der „Sota“ (Bamidbar, Kap. 
5). Das ist eine Ehefrau, die durch ihr unsittliches Verhalten ihren Mann eifersüchtig 
gemacht hat, bis er sie verwarnen muss: „Verstecke dich nicht mit diesem Mann“, sie aber 
dennoch seine Verwarnung missachtet. 

Ehemann und Ehefrau stehen in der jüdischen „Symbol“-Welt für G‘tt (Ehemann) und 
das jüdische Volk (Ehefrau) - Bamidbar Rabba, Abschnitt 12:8. Auch die Gesetze der 
„Sota“ finden bei diesem Verhältnis ihren Ausdruck. 

So wie der Mann aus Eifersucht seine Frau verwarnt, warnt auch G‘tt ebenso jeden
Juden und jede Jüdin: Habe keine anderen Götter neben Mir! Verstecke dich nicht mit
einem anderen G‘tt! (Sch‘mot 20:3)

Kein Beisammensein

Diese Verwarnung in Bezug auf G‘tt scheint unklar. Kann man sich denn vor G‘tt
verbergen?! G‘tt ließ bereits durch den Propheten Jirmejahu verlautbaren: Jemand
verberge sich im Verborgensten und Ich würde ihn nicht sehen?! (Jirmejahu 23:24) Und im
Sohar steht geschrieben, dass es keinen Platz gibt, an dem G‘tt nicht ist (Tikunej Sohar,
Tikun 57). Wie kann man sich also vor G‘tt verbergen?

Es gibt da nur eine Möglichkeit - wenn der Mensch hochmütig ist. Mit einem
hochmütigen Menschen will G‘tt nichts zu tun haben. Über so einen Menschen sagt G‘tt:
„Ich und er können nicht beisammen wohnen“ (Talmud Sota 5a). G‘ttes Abneigung geht
sogar soweit, bis Er ihn nicht einmal mehr sehen möchte! Und so erklärt der Baal Schem
Tov den obengenannten Vers Jemand verberge sich im Verborgensten und Ich - würde ihn
nicht sehen: Sobald der Mensch sein „Ich“ (das Gefühl von Hochmut, Selbstsicherheit oder
Arroganz) zu sehr betont, kommt es zu „nicht sehen“); G‘tt blickt nicht mehr auf ihn.

Gravur

Wie kann sich der Jude aus dieser misslichen Lage befreien? Laut den Gesetzen der Sota
musste die verdächtige Ehefrau besonderes Wasser trinken, welches ihre Unschuld bzw.
Schuld beweisen sollte. In dieses Wasser legte man ein Schriftstück mit dem Namen
G‘ttes, welches das Wasser auslöschte. Der Ehemann konnte aber auch seiner Frau
verzeihen, wenn er ihr vertraute, dass nichts Ernstes mit einem fremden Mann vorgefallen
war, „solange der Name im Wasser nicht ausgelöscht wurde“ (Jerusalemer Talmud,
Sanhedrin 8:6).

Beim Verhältnis zwischen G‘tt und dem Juden heißt das: „Solange der Name nicht
ausgelöscht wird“, reicht die Vergebung G‘ttes über den Hochmut des Menschen aus.
Wie bewirkt man, dass es nicht zu einer Auslöschung kommt? - Indem die Buchstaben
nicht geschrieben, sondern eingraviert werden. Geschriebene Buchstaben kann man von
dem Papier trennen, da sie stets zwei verschiedene Medien sind, die man lediglich
zusammengeführt hat. Doch eine Gravur ist ein Teil des Steines geworden. Sie hat sich mit
dem Stein vereint und kann nie wieder von ihm getrennt werden.

Seltsame Opfergabe

Unter dieser Bedingung vergibt G‘tt dem Hochmütigen: Seine Bindung zur Thora muss so
stark sein, wie die Vereinigung zwischen Gravur und Stein. Wenn der Jude an der Thora
und ihre Mitzwot so stark gebunden ist, dass er sie von seinem Leben nicht mehr
wegdenken kann, werden sie ihm zur Seite stehen, wenn Hochmut in sein Herz eindringt,
sodass G‘tt ihm nach aufrichtiger T‘schuwa vergeben und wieder auf ihn blicken wird.

Doch „wenn die Schrift ausgelöscht wurde“ - sollte der Jude von der Thora zu trennen
sein - trennt ihn der Hochmut wirklich von G‘tt. Dann reicht eine gewöhnliche T‘schuwa
nicht aus und er muss den Prozess einer unsittlichen Frau durchmachen, welche eine
Gabe aus Gerste darbrachte, die Nahrung eines Tieres. Das bedeutet: Der Jude musste
sich sodann demütigen und sich vor G‘tt so niedrig wie ein Tier betrachten, das nicht
versteht und nur gehorsam folgt. So wird sein Hochmut zerschlagen und eine Bindung zu
G‘tt wieder möglich gemacht.

(Likutej Sichot, Band 4, Seite 1032)

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