Paraschat Bereschit Empfehlung

13. Oktober 2020 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Bereschit

ב"ה

Paraschat BERESCHIT

aus:
Belebende Parascha
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart
von Rabbiner Benjamin Sufiev

Die richtige Einstellung

Einem chassidischen Spruch zufolge hat dieser Schabbat enorme Auswirkung auf das
ganze kommende Jahr. So lehrten die chassidischen Meister: So wie der Mensch sich zu
Schabbat Bereschit vorfindet, eben so wird auch sein ganzes Jahr ablaufen (Sefer
haMaamarim, Jahrgang 5711, Seite 59)
Diese zentrale Rolle von Schabbat Bereschit sollte eigentlich anderen Events
zugeschrieben werden. Das Wochenfest, an dem wir die Thora erhielten, war doch ein viel
prägenderes Ereignis; und so ist es auch mit anderen Wochenabschnitten, deren Gebote
Grundsteine des Judentums bilden. Was ist also das Besondere an diesem Schabbat?
Nun, wir verdanken diesem Schabbat unsere Existenz, da er von der Schöpfung
handelt, und wie wir sehen werden, geht es dabei nicht nur um eine Geschichte. Diese
Tatsache zu erkennen und sich ihrer zu besinnen, bildet den Grundstein für den Dienst des
Menschen an G‘tt. Je mehr sich der Mensch in die Botschaft von Schabbat Bereschit
vertieft, desto leichter wird es ihm fallen, im kommenden Jahr im Dienste seines Schöpfers
zu stehen.

Die Anatomie der Schöpfung

Denn am Anfang erschuf G‘tt Himmel und Erde. Unseren Meistern zufolge (Ramban zu
Bereschit 1:1), deutet das Wort „erschaffen“ auf ein Werden aus dem Nichts! Vor der
Schöpfung gab es keine Existenz, und aus dem Nichts erschuf G‘tt alles Sein.
Es geht hier um einen absolut „revolutionären“ Prozess, der nicht seinesgleichen hat!
Wir Menschen sprechen oft von „erschaffen“, meinen aber „bilden“, da jede neue Sache
nach der sechstägigen Schöpfung aus bereits bestehenden Elementen gebildet wird. Die
Schöpfung durch G‘tt aber stützt sich auf absolutes Nichts. Deshalb, da sie keinen eigenen
Grundstein zur Basis hat, belebt sie G‘tt jeden Augenblick aufs Neue, genau wie beim
ersten Mal!

G‘tt oder die Welt!?

Der Alter Rebbe (Rabbi Schneor Salman von Liadi aus Weißrussland, 1745-1812);
Begründer des Chabad-Chassidismus) erklärt (Tanja, Schaar Ha-Ichud weHa-Emuna,
Kapitel 3), dass diese fortlaufende Kreation durch das Wort G‘ttes abläuft. Die „Zehn
Sprüche, mit denen die Welt erschaffen wurde“ werden mit folgendem Vers in den Psalmen
definiert: „Ewiglich, G‘tt, besteht Dein Wort im Himmel“ (Psalm 119:89). Das heißt, der
g‘ttliche Spruch „Es werde der Himmel“ wird seit seiner Erschaffung ständig in den
Himmeln wiederholt. Sollte er einmal verstummen, und auch nur für einen Moment, würden
sie wieder in das absoloute Nichts, ihren „Ursprung“, stürzen! So verhält es sich auch mit
den restlichen Sprüchen über das Wasser, die Erde, die Tiere und den Menschen.
Das Wesen der Welt also besteht einzig und allein aus dem Wort G‘ttes. Niemals hatte
sie eine selbständige Existenz. Ihr ganzes Sein ist „nichts mehr“ als der g‘ttliche Spruch!

Alles im Plan

So betrachtet, können wir sehr wohl die zentrale Rolle von Schabbat Bereschit verstehen.
Er lehrt uns die Welt etwas anders, als wir es gewöhnt sind, zu betrachten. In unserem
Leben stoßen wir oft auf Schwierigkeiten; viele scheinen uns sehr problematisch. Von uns
wird erwartet, die Wege der Thora in allen Bereichen unseres Lebens zu verwirklichen, und
manchmal sehen wir darin einen Widerspruch.
Die Thora lehrt uns: „Am Anfang erschuf G‘tt“ - die Existenz der Welt besteht nur durch
die Zehn Schöpfungssprüche, wie sie in der Thora niedergeschrieben sind; und in
derselben Thora heißt es: „Ich bin der G‘tt, dein G‘tt“, und in ihr erfahren wir die 613
Grundvorschriften. Ein Widerspruch zwischen der Thora und der Welt kann gar nicht
bestehen, denn unser Auftraggeber ist der Schöpfer selbst!
Wenn der Jude mit dieser Einstellung seinem Leben ins Auge sieht, erkennt er auf
einmal, dass ihn als Erfüller der Mitzwot nichts auf der Welt stören kann, wenn er die
Schöpfung selbst für seinen Dienst an G‘tt zu nützen versteht!
(Likutej Sichot, Band 1, Seite 1)

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