Paraschat „WESOT HABRACHA“ Empfehlung

19. September 2021 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Wezot Habracha

ב"ה

Paraschat „WESOT HABRACHA“ וזאת הברכה

Dewarim 33:1 - 34:12
aus: Studien zu den wöchentlichen Torah-Vorlesungen, Nechama Leibowitz

Innerhalb der Sidra ʻWesot haBʻrachaʻ, mit der man an Simchat Torah den Jahreszyklus
abschließt, werden alle Stämme von Mosche noch einmal gesegnet, und jeder wird eines
gesonderten Verses gewürdigt, außer Sewulun und Issachar, die im selben Vers (Dewarim
33:18) genannt werden: „Sewulun sagte er: ʻErfreue dich, Sewulun, bei deinem
Herausgehen, und Issachar in deinem Zeltʻ.“ Hier wie schon in Jaakows Segen an seine
Söhne wird eine Antithese zwischen den beiden Stämmen aufgestellt. Jaakow segnete sie
folgendermaßen: „Sewulun wird an der Küste wohnen, und er ist die Küste von Schiffen,
und seine Seite reicht bis Sidon. Issachar ist ein knochiger Esel, gestreckt zwischen den
Hürden. Und er sah die Ruhe, dass sie gut ist und das Land, dass es angenehm ist, und er
neigte seine Schulter zum Tragen und wurde zur Abgabe des Arbeiters (Bereschit 49:
13-15).“

Raschbam verbindet den Segen Jaakows mit demjenigen Mosches, indem er Sewulun als
(hinausgehenden) Händler und Seefahrer und Issachar als sesshaften Bauern bezeichnet.
Rabbi Awraham Ibn Esra hingegen sieht Sewuluns Hinausgehen nicht zum Zwecke der
Seefahrt, sondern zum Krieg, gestützt auf das Buch Schoftim (Richter) 5:18:
Sewulun ein Volk, das sein Leben dem Tode bloßstellt.

Anders als in seiner Interpretation zu Jaakows Segen (wo seine Interpretation der des
Raschbam entspricht) sieht der Targum Onkelos bei Mosches Segen Issachar nicht als
Bauern, sondern als einen, der sich dem Torahstudium widmen wird. Die Ursache hierfür
bildet Chronika I 12: 33-34, wo Issachar als der weise, Sewulun als der kriegführende
Stamm dargestellt wird.

Somit wird bei vielen Erklärern eine Art Arbeitsteilung zwischen den Stämmen
wahrgenommen. Raschi bezeichnet Sewulun als den Handelnden, der von seinem Profit
an Issachar abgibt. Sewulun sei vor Issachar genannt, weil erst dessen Versorgung
Issachar sein Lernen ermögliche.

Noch deutlicher formuliert das Rabbi Owadja Sforno, der explizit erklärt, der mit
dem Lernen verbundene Dienst an Gʻtt komme beiden Seiten zugute, dem ausschließlich
Lernenden und dem, der ihn wirtschaftlich versorge. Dieser Erklärung des Sforno zufolge
wird aber die Arbeitsteilung zu einer Art Partnerschaft, wo der Lohn des Torahlernens
geteilt wird. Diese Anschauung, sei sie eine Rechtfertigung bestehender Zustände oder in
der Absicht geschrieben, solche Zustände zu schaffen, birgt in sich eine Entweihung des
gʻttlichen Namens. Das Torahlernen, eine Pflicht jedes Juden, wird hier zu einer gegen
Bezahlung verrichteten Facharbeit, an der durch ihre finanzielle Unterstützung auch die
nicht Lernenden beteiligt sind.

Gegen diese Ansicht nimmt Maimonides in der Mischne Torah (Hilchot Talmud Torah
3:1-11) konsequent Stellung. Unter Zitat der Mischna Awot (4:5), wo jeder, der aus der
Torah finanziellen Profit zieht, der jenseitigen Welt verlustig geht, zieht er gegen jeden ins
Feld, “der Torah lernt, und nichts arbeitet...“ Weiter zitiert er: „Alle Torah, die nicht von Arbeit
begleitet wird, endet im Nichtstun und zieht die Sünde nach sich“ (Awot 2:2)...

aus: „BINA BAMIKRA“, Rabbiner B.S. Jacobson

In dem den Stämmen Sewulun und Issachar gemeinsamen Segen sagt die Schrift:
Über Sewulun sprach er: ʻFreue dich Sewulun, bei deinem Auszug, du Issachar aber in
deinen Zelten. Völker kommen zusammen auf deinem Berge, wo sie ...Opfer darbringen;
den Reichtum der Meere saugen sie auf und die Schätze des Sandesʻ (Dewarim 33:
18,19) Was bedeutet dieser Segen? Sforno erfaßt den allgemeinen Gedanken und erklärt:
„Sewulun und Issachar werden durch ihre auf dem Weltmarkt äußerst gesuchten Waren die
Nationen an den ʻguten Bergʻ (das Heiligtum in Jeruschalajim) heranziehen; sogar die
Händler, die sonst gewöhnt sind, an ihren Wohnplätzen und in ihren Heiligtümern zu
opfern, werden, wenn sie nach Zion kommen, zum Tempelberg hinaufsteigen und dort
opfern.“ Für das Wohl aller Stämme aber betete Mosche, bevor er zu dem allgemeinen
Segen (Verse 25-29) überging, aber den Stämmen Sewulun und Issachar war eine
spezielle Aufgabe zugedacht - den reinen Glauben unter den Nationen zu verbreiten ... der
internationale Handel dieser Stämme war es, durch den sie ihren religiösen und
moralischen Einfluss auf die anderen Völker geltend machen konnten...