Midrasch Tehillim zur Parascha Wajera, Teil 4

06. Mai 2012 geschrieben von   Freigegeben in Wajera Tehillim

ב"ה

Zusammengestellt von Baruch ben Mordechai HaKohen, 5769

Midrasch Tehillim 13,1
Vers 1. Dem Sangmeister. Ein Psalm von David. Wie lange, Ewiger. Vergissest du mich so gänzlich?
Das ist, was die Schrift sagt: „Und es geschah, sowie Er rief, so hörten sie nicht, so sollen sie rufen Ihn und Ich werde nicht hören“ (Secharja 7, 13).

R. Jizchak hat gesagt: Maß gegen Maß. Der Heilige, gelobt sei Er, sprach: Weil Ich viermal gesagt habe: „Wie lange?“ sowie es heißt: „Wie lange werden sie Mich verwerfen“ (Bemidbar 14,11)? „wie lange werden sie nicht an Mich glauben“ (dort)? „wie lange weigert ihr euch“ (Schemot 16,11)? „wie lange dieser bösen Gemeinde“ (Bemidbar 14,27)? so werdet auch ihr dereinst viermal sagen: Wie lange? Und Ich werde euch einst in die Hand von vier Reichen überliefern, und ihr werdet in der Zeit eurer Not viermal sagen: Wie lange? Wie lange, Ewiger, vergießt Du mich gänzlich? Wie lange verbirgst Du dein Antlitz vor mir? Wie lange soll ich Anschläge fassen in meiner Seele? Wie lange erhebt sich mein Feind wider mich? Nämlich wie lange, Ewiger, vergießt Du mich gänzlich, im Reiche Babel? Wie lange verbirgst Du Dein Antlitz, in Medien und Persien? Wie lange soll ich Ratschläge fassen in meiner Seele in Griechenland? Wie lange erhebt sich mein Feind gegen mich in ruchlosen Edom?

Eine andere Auslegung:Wie lange, Ewiger, vergießt Du mich gänzlich? Die Gemeinde Israel sprach vor dem Heiligen, gelobt sei Er: Herr der Welt! gibt es wohl einen König ohne Thron? Gibt es wohl einen König ohne Krone? Gibt es wohl einen König ohne Palast? Wie lange vergießt Du mich gänzlich? D. i. wie lange vergießt Du das, was Du dem Propheten Schmu’el gesagt hast: „Und auch wird der Mächtige Israels nicht lügen und sich nicht gereuen lassen“ (1. Schmuel 15,29)? Du bist Israels Siegesgewissheit, Du wirst nicht ableugnen den Bund, der geschlossen worden ist zwischen Dir und den Vätern der Welt, und Du wirst Dich nicht gereuen lassen des Guten, um es über uns zu bringen. Und so heißt es auch: „Und nicht ein Mann ist G-tt, dass Er lüge, und nicht ein Menschenkind, dass Er sich gereuen lasse“ (Bemidbar 23,19).

R. Schmu’el bar Nachmani hat gesagt: Der Anfang dieses Verses stimmt nicht mit seinem Ende, und sein Ende stimmt nicht mit seinem Anfange, sondern in der Stunde, wo Er beschließt, Gutes der Welt zu bringen, „ist G-tt nicht ein Mann, dass Er lüge“ (dort), und in der Stunde, wo Er beschließt, Böses der Welt zu bringen, „hat Er es zwar gesagt, wird es aber nicht tun“ (dort). In der Stunde, da Er sprach: „Auch das Volk, dem sie dienen, werde ich richten“ (Bereschit 15,14), „war G-tt nicht ein Mann, dass er lüge“, und in der Stunde, da Er sprach: „Und sie werden sie knechten und bedrücken (dort V. 13), hat Er es gesagt, wird es aber nicht tun. Ebenso in der Stunde, da Er zu Abraham sprach: „Denn in Jizchak wir dir ein Same genannt werden“ (dort 21,12), „war G-tt nicht ein Mann, dass Er lüge“, und in der Stunde, da Er sprach: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen“ (dort 22,2), hat Er es gesagt, wird es aber nicht tun.

R. Berechja hat gesagt: Es trug sich einmal mit Einem zu, dass er saß und predigte: „Jede Witwe und Waise sollt ihr nicht bedrücken“ (Schemot 22,21). Eine Witwe, die es gehört hatte, kam deshalb zu ihm, er aber sprach zu ihr: Geh jetzt! Da sprach sie zu ihm: Ich wäre nicht zu dir gekommen, wenn ich dich nicht hätte sagen hören: Jede Witwe und Waise sollt ihr nicht bedrücken, und nun sagst du zu mir: Geh, komm morgen wieder? So sprachen auch die Israeliten vor dem Heiligen, gelobt sei Er: Herr der Welt! Wir kommen nur zu Dir, indem wir uns auf Deine Barmherzigkeit stützen, wie es heißt: „Denn nicht für immer wird Er der Dürftigen vergessen“ (Tehillim 9,19), und Du willst uns vergessen?

Midrasch Tehillim 25,12
Vers 12. Wer ist der Mann, der den Ewigen fürchtet? Das ist Abraham, wie es heißt: „Denn nun weiß Ich, dass du G-tt fürchtest“ (Gen. 22, 12). Dem zeigt er den Weg, den er wählen soll, denn er zeigte ihm den guten Weg, seinen Namen zu erkennen, wie es heisst: „Ich bin der Allmächtige G-tt, wandle vor Mir und sei vollkommen תמים“ (dort 17,1).
Vers 11. Seine Seele wohnt im Glück,
wie es heißt: „Und du sollst zu deinen Vätern in Frieden, kommen“ (dort 15,15). Und sein Same wird das Land besitzen, wie es heißt: „Deinem Samen geb’ Ich dies Land“ (dort V. 18).

Eine andere Auslegung: Wer ist der Mann, der den Ewigen fürchtet? Das ist Joseph, wie es heißt: „G-tt fürchte ich“ (dort 42,18). Dem zeigt Er den Weg, den er wählen soll, denn er sündigte nicht mit Potiphars Weibe. Seine Seele wohnt im Glück, d. i. im Grabe. Und sein Same wird das land besitzen, wie es heißt: „Und es gingen die Sohne Machir’s, des Sohnes Manasse’s, nach Gilead und nahmen es ein“ (Bemidbar 32,39).

Eine andere Auslegung: Wer ist der Mann? Das ist Levi, es heißt: „Und es sei ihm und seinem Samen nach ihm der Bund eines ewigen Priestertums“ (Bemidbar 25, 13).

Midrasch Tehillim 26,3
Vers 2. Prüfe mich, Ewiger und versuche mich. Versuche mich, wie Abraham, wie es heißt:„Und der Ewige versuchte Abraham“ (Bereschit 22,1), und bestand in seinen Versuchungen; versuche mich, wie Jizchak, welcher auf dem Altare versucht wurde, und er bestand, denn ich habe keine Verdienste. Läutere meine Nieren und mein Herz. Läutere mich, wie Joseph, der durch Potiphars Ehefrau geläutert wurde und Du fandest ihn gleich einem Helden, wie es heißt: „Des Ewigen Wort ist geläutert“ (Tehillim 105,19). Als Er ihn versuchte, sprach er: Ich habe keine Kraft, sie zu tragen, ich bitte dich, mache es leicht mit mir, wie es heißt: „Prüfst Du mein Herz, musterst Du mich bei Nacht, läuterst Du mich, nicht möchtest Du etwas finden“ (Tehillim 17,3). Von hier lernen wir, dass ein Mensch nicht [moralisch] hinabsteigen soll (sich nicht vergleichen soll mit einem), der größer ist als er, dass er nicht sprechen soll: Ich bürge für mein Herz. Wenn schon David, welcher doch alle diese Eigenschaften besaß, wie es heißt: Vers 3-6: Denn Deine Gnade ist mir vor Augen und ich wandle in Deiner Wahrheit; ich sitze nicht mit solchen Leuten zusammen; ich hasse die Versammlung der Bösewichter; ich wasche meine Hände in Reinheit, weiter sprach er: „Gehe nicht ins Gericht mit Deinem Knechte“ (Tehillim 103,2), wie erst die andern (übrigen) Menschen (denen solche Eigenschaften abgehen)! So sprach auch Schlomo vor dem Heiligen, gelobt sei Er: Herr der Welt! wenn ein König gute Arbeiter dingt, die ihre Arbeit gut machen, und er ihnen ihren Lohn gibt, was ist da rühmlich für den König? Wann allein verdient er Ruhm? Wenn er träge Arbeiter dingt und er ihnen ihren vollen Lohn gibt. So sprach auch Schlomo: Die Väter haben gewirkt und guten Lohn erhalten, was ist das für Güte, dass sie gewirkt und dafür (Lohn) genommen haben? Wir dagegen sind träge Arbeiter, gib uns guten Lohn; das ist große Güte. So heißt es: „Der Ewige, unser G-tt sei mit uns, wie Er mit unsern Vätern gewesen“ (1. Mlachim 8,57).

Midrasch Tehillim 76,3
Vers 3. Und in Schalem ist Seine Hütte und Seine Wohnstätte in Zion. R. Berachja hat gesagt: Im Anfange der Schöpfung der Welt machte sich der Heilige, gelobt sei Er, eine Hütte in Jeruschalajim, in welcher Er, wenn man es sagen könnte, betete: Möchte es wohlgefällig sein, dass Meine Kinder Meinen Willen tun, damit ich nicht Mein Haus und Mein Heiligtum zu verwüsten brauche! Als aber die Sünde es verursachte, was steht da? „Er rottete aus, wie einen Garten, Seine Hütte, verderbte Seinen Versammlungsort“ (Ejcha 2,6) d. i. wo Er mit Sich zusammenkam zum Gebet. Nachdem Er (der Tempel) zerstört ist, betete er: Möge wohlgefällig vor Mir sein, dass Meine Kinder Busse tun, dass Ich den Bau Meines Hauses und Meines Heiligtums beschleunigen kann! Das wollen die Worte sagen: Und in Schalem ist Seine Hütte.

Du findest, dass der Tempel Schalem genannt wird, wie es heißt: „Und Malchizedek, König von Schalem“ (Bereschit 14,18). Damit ist Schem, der Sohn Noachs gemeint,[1] wie es heißt: „Und er war Priester des höchsten G-ttes“ (dort.) Es heißt: „Weit mache es G-tt dem Japhet und er wohne in den Zelten Schems“ (dort 9,27) d. i. in dessen Zelte er wohnte. Daraus geht hervor, dass er Ihn bedient hat, wie wir die Worte: „והוא כוהן לאל עליון, er war ein Priester dem höchsten G-tte,“ übersetzen durch: והוא משמש קדם אל עילאה, er diente vor dem höchsten Gotte.[2] Siehe, das ist Schem. Abraham nannte das Heiligtum יראה, er wird ersehen, wie es heißt: „Und Abraham nannte denselbigen Ort: „Der Ewige wird ersehen (יראה)“ Er sprach: Wenn Ich den Worte Abrahams, meines Freundes, auf, der ihn nannte, und wenn Ich ihn יראה(er wird ersehen) nenne, so hebe Ich wieder die Worte Schems, des Gerechten, auf, der ihn Schalem nannte. Was machte der Heilige, gelobt sei Er? Er vereinigte, wie beide ihn nannten. Abraham nannte ihnיראה  und Schem nannte ihn Schalem, und der Heilige, gelobt sei Er, ירושלים (Jeruschalajim). Das wollen die Worte sagen: Und in Schalem ist seine Hüte.

Was heißt: ירושלים? Antwort: ירשה und שלם. Oder: Wann ist (wird) G-tt in Jehuda bekannt? Wenn die Hütte sich wieder aufrichtet, von der es heißt: „An demselben Tage werde ich aufrichteten die Hütte Davids, die verfallene“ (Amos 9,11). Das wollen die Worte sagen: Und in Schalem ist seine Hütte.

Midrasch Tehillim 90,10
Vers 1. Ewiger, Wohnung bist Du uns gewesen. R. Jizchak hat gesagt: Was heißt, was geschrieben steht: Wohnung ist der G-tt der Uhrzeit (Dwarim 33,27)?[3] Wir wussten nicht, ob der Heilige, gelobt sei Er, die Wohnung der Welt, oder ob die Welt die Wohnung G-ttes (מקום) sei, bis Mosche kam und es erklärte: Ewiger, Wohnung bist du uns gewesen.
R. Jose bar Chalapta hat gesagt: Wir wussten nicht, ob der Heilige, gelobt sei Er, die Nebensache (Anhängsel) der Welt, oder ob die Welt die Nebensache von ihm sei, bis der Heilige, gelobt sei Er, kam und es erklärte: „Siehe, da ist ein Ort (מקום) bei Mir“ (Schemot 33,21), denn Er ist der Ort Seiner Welt und die Welt ist nicht Sein ort. Daher ist Seine Welt die Nebensache von Ihm und Er ist nicht die Nebensache Seiner Welt.

R. Huna im Namen des R. Ami hat gesagt: Warum heißt der Heilige, gelobt sei Er, מקום, Ort? Weil Er der Ort der Welt ist, wie es heißt: „Siehe, da ist ein Ort (מקום) bei Mir. Abraham nannte Ihn Ort, wie es heißt: „Und Abraham nannte den Namen dieses Ortes: Der Ewige wird ersehen“ (Bereschit 22,14), Jakow nannte Ihn Ort, wie es heißt: „Und er fürchtete sich und sprach: Wie furchtbar ist dieser Ort“ (dort 28,17)! Mosche nannte Ihn Ort, wie es heißt: „Siehe, da ist ein Ort bei Mir“ (Schemot 33,21). Eine andere Auslegung: Warum wird Gott „Ort“ genannt? Weil an jedem Orte, wo Gerechte stehen, Er sich mit ihnen zusammenfindet, wie es heißt: „An jeden Orte, wo Ich Meinen Namen erwähnen lasse, will ich zu Dir kommen und Dich segnen“ (dort 20,21). Und so heißt es: „Und er drang in G-tt und nächtigte dort.“ (Bereschit 28, 11).

[1]Vergl. Bereschit Rabba Par. 56; Nedarim 32b.
[2]Vergl. j. Taanith II, 65d; Wajikra Rabba Par. 29; Pesikta des Rab Kahana, Piska בהוש השכיעי .
[3]Vergl. Bereschit Rabba Par. 68, wo das Wort verändert ist, Pesikta Rabba Piska 21.