Midrasch Tehillim zur Parascha Ki Tissa, Teil 3

06. Mai 2012 geschrieben von   Freigegeben in Ki Tisa Tehillim

ב"ה

Zusammengestellt von Baruch ben Mordechai HaKohen, 5769

„6 Und die Kinder Israel rissen sich ihren Schmuck ab an dem Berge Choreb. 7 Und Mosche nahm das Zelt und schlug es sich auf außerhalb des Lagers, fern vom Lager, und nannte es: Zelt der Zusammenkunft. Und es geschah, ein jeder, der den Ewigen suchte, ging hinaus zu dem Zelte der Zusammenkunft, das außerhalb des Lagers war“ (Schemot 33,6-7).

Midrasch Tehillim 25,6
Vers 4. Deine Wege, Ewiger, lass mich wissen. R. Berechja im Namen des R. Jochanan hat gesagt: Gleich einem Arzte, der einen Schüler hatte, den er alle Arten von Heilmitteln lehrte, mit Ausnahme eines einzigen für eine gewisse Plage. Da sprach der Schüler zu ihm: Alle Arten von Heilmitteln, die es in der Welt gibt, hast du mir offenbart, nur das Heilmittel für die und die Plage nicht, ich bitte dich: Offenbare mir auch dieses. So sprach auch Mosche zum Heiligen, gelobt sei Er, Lass mich doch wissen Deine Wege (Schemot 33,13), und Er ließ sie ihn wissen, wie es heißt: „Er ließ Mosche Seine Wege wissen“ (Tehillim 103,7); (dann bat er:) „Lass mich doch Deine Herrlichkeit sehen“ (Schemot 33,18), d. i. zeige mir doch die Eigenschaft, mit der Du die Welt leitest! Da sprach Er zu ihm: Du kannst auf Meinen Eigenschaften nicht stehen (d. i. du kannst sie nicht fassen).

R. Seira im Namen des Resch Lakisch hat gesagt: Mosche sprach vor dem Heiligen, gelobt sei Er: Als ich Dir sagte: „Wenig fehlt noch, dass sie mich steinigen“ (dort 17,4), da besänftigtest Du mich ihretwegen und kamst mit mir dahin überein, dass, wenn ich über meine Kinder ärgerlich werden sollte, Du mich besänftigen wolltest. Was steht geschrieben? „Und Mosche nahm das Zelt und schlug es sich auf außerhalb des Lagers“ (dort 33,7). Er dachte nämlich: Wer bei seinem Lehrer verwiesen (verbannt) ist, ist es auch bei seinem Schüler.

R. Jehuda sagt: Es heißt nicht: , wer etwas von Mosche wollte, sondern: „wer etwas vom Ewigen wollte“ (dort). Daraus geht hervor; Wer das Antlitz eines Alten aufnimmt, so gilt das so, als nähme er das Antlitz der Schechina auf.[1] der Heilige, gelobt sei Er, sprach zu Mosche: Zwei Gesichter sind in Zorn und aufgebracht, gehe in dich, begib dich in das Lager, wie es heißt: „Und der Ewige redete zu Mosche Angesicht zu Angesicht“ (dort V. 11). Ich weiß nicht, was dieser Vers bedeutet, da es aber heißt: „Und er kehrte zurück ins Lager“ (dort), so erhellt daraus, dass G-tt ihm seine Gelübde löste und dieser das Zelt ins Lager brachte.

R. Abba hat gesagt: In diesem Augenblicke fand unser Lehrer Mosche Gelegenheit und Kraft, um vor dem Heiligen, gelobt sei Er, zu sprechen: Lass mich wissen, mit welcher Eigenschaft du die Völker der Welt lenkst!

„Und nun, wenn ich denn Gnade gefunden habe in Deinen Augen, so lasse mich doch Deinen Weg wissen, dass ich Dich erkenne, damit ich Gnade finde in Deinen Augen; und sieh, dass diese Nation Dein Volk ist!“ (Schemot 33,13).

Midrasch Tehillim 90,9
Vers 1. Gebet von Mosche, dem Manne G-ttes. Als die Israeliten aus Ägypten zogen, erhob sich Mosche und betete und sprach: ich kenne den Weg nicht, wie es heißt: „Tue mir doch kund Deine Wege“ (Schemot 33,13). Der Heilige, gelobt sei Er, sprach zu ihm: „Siehe, Ich sende einen Engel vor dir her“ (dort 23,20). Mosche sagte: Selbst wenn Du so und so viele Engel sendest, „Zieht Dein Antlitz nicht voran, so führe uns nicht herauf von hier“ (dort 33,15). Der Heilige, gelobt sei Er, sprach zu ihm: Siehe, Ich erfülle deinen Beschluss, wie es heißt: „Mein Angesicht soll voran ziehen und Ich werde dir Ruhe schaffen“ (dort V. 14).

„Und Er sprach: Du vermagst nicht Mein Angesicht zu sehen, denn nicht kann ein Mensch Mich sehen und leben“ (Schemot 33,20).

Midrasch Tehillim 103,5
Vers 1. Preise meine Seele den Ewigen. Wie ein Mensch nicht weiß, wo der Ort der Seele ist, so weiß auch kein Mensch, wo der Ort des Heiligen, gelobt sei Er, ist; selbst die heiligen Tiere (Chajot), die den Thron der Herrlichkeit tragen, wissen nicht, wo Sein Ort ist, und an welchem Ort Er sich befindet[2]. Deshalb sprechen sie: „Gepriesen sei die Herrlichkeit des Ewigen von ihrem Orte aus“ (Jecheskel 3,12). David sprach: So komme die Seele, deren Ort der Mensch nicht weiß und an welchem Orte sie sich befindet und preise den Heiligen, gelobt sei Er, der über Seiner Welt erhaben ist, und von dem der Mensch nicht weiß, wo sein Ort ist.

Rabban Gamliel wurde einmal von jemand gefragt: An welchem Orte befindet sich der Heilige, gelobt sei Er? Ich weiß es nicht, war seine Antwort. Der Mann sprach zu ihm: Das ist euer Gebet und eure Weisheit, dass ihr täglich vor Ihm betet, und ihr wisst nicht, wo Sein Ort ist?[3] Rabban Gamliel sprach: Siehe, du fragst von mir etwas, was 3500 Jahre[4] von mir fern ist, siehe, ich frage dich etwas, was bei dir befindet Tag und Nacht, sage mir, wo sein Ort ist. Was ist das? Die Seele, denn sie befindet sich bei dir? Sage mir: An welchem Orte befindet sie sich? Der Mann antwortete: Ich weiß es nicht. Du Verwünschter (eig. der Geist verfahre diesem Manne aus)! versetzte Rabban Gamliel. Von einer Sache, die sich bei dir befindet, weißt du nicht einmal, wo ihr Ort ist, und du befragst mich um eine Sache, die 3500 Jahre von mir entfernt ist? Dann tun wir, fuhr der Man fort, ganz recht, wenn wir das Werk unsrer Hände anbeten, denn wir sehen es in jedem Augenblicke. Das Werk eurer Hände sehet ihr wohl, sprach Rabban Gamliel, aber es sieht euch nicht, aber der Heilige, gelobt sei Er, sieht das Werk Seiner Hände und das Werk Seiner Hände sieht ihn nicht, wie es heißt: „Denn kein Mensch sieht mich und bleibt am Leben“ (Schemot 33,20). Du kannst es auch daraus erkennen, denn es ist so erklärt durch Ezechiel. Als er nämlich sein (G-ttes) Abbild דמותוsah, riss sich seine Seele von ihm los. Das ist, was geschrieben steht: „Und ich sah und ich fiel auf mein Angesicht“ (Jecheskel 1,28).

„Und der Ewige sprach: Siehe, es ist ein Ort bei mir, da sollst du auf dem Felsen stehen“ (Schemot 33,21).

Midrasch Tehillim 90,10
Vers 1. Ewiger, Wohnung bist Du uns gewesen. R. Jizchak hat gesagt: Was heißt, was geschrieben steht: Wohnung ist der G-tt der Uhrzeit (Dwarim 33,27)? Wir wussten nicht, ob der Heilige, gelobt sei Er, die Wohnung der Welt, oder ob die Welt die Wohnung G-ttes (מקום) sei, bis Mosche kam und es erklärte: Ewiger, Wohnung bist du uns gewesen.

R. Jose bar Chalapta hat gesagt: Wir wussten nicht, ob der Heilige, gelobt sei Er, die Nebensache (Anhängsel) der Welt, oder ob die Welt die Nebensache von ihm sei, bis der Heilige, gelobt sei Er, kam und es erklärte: „Siehe, da ist ein Ort (מקום) bei Mir“ (Schemot 33,21), denn Er ist der Ort Seiner Welt und die Welt ist nicht Sein ort. Daher ist Seine Welt die Nebensache von Ihm und Er ist nicht die Nebensache Seiner Welt.

R. Huna im Namen des R. Ami hat gesagt: Warum heißt der Heilige, gelobt sei Er, מקום, Ort? Weil Er der Ort der Welt ist, wie es heißt: „Siehe, da ist ein Ort (מקום) bei Mir. Abraham nannte Ihn Ort, wie es heißt: „Und Abraham nannte den Namen dieses Ortes: Der Ewige wird ersehen“ (Bereschit 22,14), Jakow nannte Ihn Ort, wie es heißt: „Und er fürchtete sich und sprach: Wie furchtbar ist dieser Ort“ (dort 28,17)! Mosche nannte Ihn Ort, wie es heißt: „Siehe, da ist ein Ort bei Mir“ (Schemot 33,21). Eine andere Auslegung: Warum wird Gott „Ort“ genannt? Weil an jedem Orte, wo Gerechte stehen, Er sich mit ihnen zusammenfindet, wie es heißt: „An jeden Orte, wo Ich Meinen Namen erwähnen lasse, will ich zu Dir kommen und Dich segnen“ (dort 20,21). Und so heißt es: „Und er drang in G-tt und nächtigte dort.“ (Bereschit 28, 11).

„Und der Ewige ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Ewiger, Ewiger, G-tt, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit“ (Schemot 34,6).

Midrasch Tehillim 56,3
Vers 5. In G-tt rühm ich Sein Wort, gegenüber der Eigenschaft des Gerichts מדת הדין; trotzdem, ich vertrau auf G-tt; ich fürchte nichts, was kann Fleisch mir tun?
Vers 7. Sie sammeln sich, verbergen sich,
sowie es heißt: „Sie sammelt in der Ernte ihre Speise“ (Sprüche 6,8).
Vers 11. In G-tt rühm ich das Wort, in dem Ewigen rühm ich das Wort.
Was heißt: „באלהים“  und was heißt: „בה'“? R. Nehorai hat gesagt: Überall wo es heißtאלהים, ist die Eigenschaft des Gerichts מדת הדיןgemeint. So heißt es: „Richtern (אלהים) sollst du nicht verfluchen“ (Schemot 22,27); desgleichen: „Es komme die Sache beider vor die Richter (אלהים)“ (dort V. 8). Unter ה'dagegen ist die Eigenschaft der Barmherzigkeit מדת הרחמיםgemeint. So heißt es: „Ewiger, Ewiger (ה' ה'), barmherzig und gnädig“ (dort 34,6). So sprach auch David vor dem Heiligen, gelobt sei Er: Auch wenn du mit der Eigenschaft des Gerichts (mich) richtest, ich nehme es von Dir an: In G-tt (אלהים) rühm’ ich das Wort, oder du magst mit der Eigenschaft der Erbarmung (mich) richten, ich nehme es von Dir an: In dem Ewigen (בה') rühm ich das Wort.

„Und der Ewige ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Ewiger, Ewiger, G-tt, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit“ (Schemot 34,6).

Midrasch Tehillim 93,8

Vers 5. Deine Zeugnisse sind sehr bewährt. Mosche sprach vor dem Heiligen, gelobt sei Er: Herr der Welt! Du hast die Stimme der Thora und die Stimme des Heiligtums erniedrigt und die Stimme der Frevler erhöht, als Du aber die Stimme der Thora und die Stimme des Heiligtums erhobst, damals erniedrigtest Du die Stimme der Frevler! Darum heißt es: Dein Haus zieret Heiligkeit, Ewiger, für die Dauer der Zeiten. Wenn Du also getan hast, (geschah es) nicht, wie früher, sondern auf die Dauer der Zeiten.

R. Simon hat gesagt: Dreizehn Eigenschaften sind in der Thora, mit denen sich der Heilige, gelobt sei Er, der Israeliten erbarmt, wie es heißt: „Ewiger, Ewiger, G-tt, barmherzig und gnädig, langmütig und reich an Gnade und Treue, bewährend die Gnade für Tausende (Geschlechter), vergebend Schuld, Missetat und Fehl“ (Schemot 34,6.7).[5] Nach Rab sind es elf und nach unseren Rabbanan zehn Eigenschaften. Und bei welcher verneigte sich Mosche? Nach Rab bei der Gnade חסד, wie es heißt: „Eilends streckte sich Mosche nieder zur Erde und betete an“ (dort V. 8). Nach R. Elieser ben Jakow geschah es bei der Langmuth ארך אפים und nach unseren Rabbanan bei der Barmherzigkeit רחמים.

Nach R. Jizchak sprach Mosche vor dem Heiligen, gelobt sei Er: Warum bestrafst Du nicht den Menschen, sobald Er sündigt? Der Heilige, gelobt sei Er, sprach zu ihm: Mosche, du darfst also sagen? – Wäre es nicht nach diesem Worte gewesen, so hätte er etwas Hässliches gesagt. – Du, dem Ich meine Eigenschaften offenbart habe, sprichst du so? Bei deinem Leben, du wirst ihrer bedürfen! Er tat nicht viel, und schon sprach der Heilige, gelobt sei Er, zu ihm: „Ich will es schlagen mit der Pest und es austilgen“ (Bemidbar 14,12). Er (Mosche) sprach vor ihm: „Und nun möge sich groß erweisen die Kraft des Herrn, sowie Du geredet und gesprochen: Der Ewige ist langmütig und reich an Gnade“ (dort V. 17.18).

R. Chaggai erzählt: Ich stieg einmal nach dem Doppelsäulengange in Tiberias[6] hinab, da hörte ich, wie die Stimmen aller Kinder in der Synagoge G-tt lobten und sprachen: Deine Zeugnisse sind sehr bewährt. Da könnte ich glauben: Sowie G-tt langmütig mit den Frevlern ist, so sei Er auch langmütig mit den Gerechten? Darum heißt es: „G-tt der Vergeltung, Ewiger, G-tt der Vergeltung, erscheine!“(Tehillim 94,1).

„Und der Ewige ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Ewiger, Ewiger, G-tt, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit“ (Schemot 34,6).

Midrasch Tehillim 101,1
Vers 1. Von David. Ein Psalm. Gnade und Recht will ich singen, dir, Ewiger, saitenspielen. Das ist, was die Schrift sagt: „Und erhaben ist der Ewige der Heerscharen צבאותיהו"ה im Gericht und der heilige G-tt האל הקדוש durch Gerechtigkeit“ (Jeschajahu 5,16). Wenn im Gericht, so ist der Ewige der Heerscharen erhaben im Gericht, und wenn in Gerechtigkeit, so ist der heilige G-tt geheiligt in Gerechtigkeit.

R. Huna im Namen des R. Acha hat gesagt: David sprach also vor dem Heiligen, gelobt sei Er: Wenn Gnade Du an mir übst, will ich Dir singen, und wenn Gericht Du an mir übst, will ich Dir singen, es mag so, oder es mag so sein, ich will Dir, dem Ewigen, saitenspielen[7].

R. Jehuda ben Pallia hat gesagt: Ebenso sprach Jiob: „Der Ewige hat es gegeben, der Ewige hat es genommen, es sei der Name des Ewigen gepriesen“ (Jiob 1,21), wenn Er gab, so Er allein, und wenn Er nahm, so Er und Sein Gerichtshof; gepriesen sei Er, wenn Er gab, gepriesen sei Er, wenn Er nahm, es mag so oder so sein, der Name des Ewigen sei gepriesen! Das wollen die Worte sagen: Dir, Ewiger, will ich saitenspielen.

R. Berechja im Namen des R. Levi hat gesagt: „Du aber bist für immer erhaben, Ewiger“ (Tehillim 92,9), d. i. Deine Hand ist vom Erhabenen[8]. Dort (Berachot 54a, Mischna) haben wir gelehrt: Über Gutes sagt man: Gepriesen sei der Gütige und Wohltuende, über Böses aber sagt man: Gepriesen sei der Richter der Wahrheit!

R. Tanchum bar Judan hat gesagt: „In G-tt באלהיםrühme ich das Wort, in dem Ewigenביוה"הrühme ich das Wort“ (Tehillim 56,11). Wenn Er über mich kommt im Gericht, wie es heißt: „Wenn die Richter schuldig sprechen“ (Schemot 22,8), trotzdem rühme ich das Wort, und wenn Er über mich kommt mit Barmherzigkeit, wie es heißt: „Ewiger, Ewiger, G-tt, barmherzig und gnädig“ (dort 34,6), rühme ich das Wort, es mag so oder so sein, ich rühme das Wort.

Unsere Rabbanan sagen: „Finde ich Not und Kummer, ich rufe an den Namen des Ewigen“ (Tehillim 116,3.4). „Den Kelch des Heiles erhebe ich, ich rufe an den Namen des Ewigen“ (dort V. 13). Es mag so oder so sein, Dich, Ewiger, rufe ich an.


[1] Vergl. Schemot Rabba Par 45 u. j. Erubin V. 23b.
[2] S. Schemot Rabba Par. 23 Ende.
[3] S. Sanhedrin 39a
[4] S. j. Berachot IX, 13a.
[5] In diesem Vers sind die dreizehn Eigenschaften der Barmherzigkeit genannt.
[6]S. j. Sukka V, 58a.
[7]S. j. Berachot IX, 14b
[8]Vom Besten.