Kommentar Awot I,1

06. Mai 2012 geschrieben von   Freigegeben in Artikelsammlung

ב"ה

 

Awot I,1

Texterfassung der Mischna von Yael El Dakkak Lebbe

Adaption und Kommentar zusammengestellt von Baruch ben Mordechai HaKohen

משה קבל תורה מסיני. ומסרה ליהושע. ויהושע לזקנים. וזקנים לנביאים. ונביאים מסרוה לאנשי כנסת הגדולה. הם אמרו שלשה דברים. הוו מתונים בדין. והעמידו תלמידים הרבה. ועשו סייג לתורה:

Mosche empfing die Tora vom Sinai und überlieferte sie Jehoschua,

Jehoschua überlieferte sie den Ältesten,

die Ältesten den Propheten

und die Propheten den Männern der großen Versammlung.

Diese sagten drei Dinge: Urteilt besonnen und geduldig. Stellt viele Schüler auf. Errichtet einen Zaun für die Thora.

d.h. errichtet kein rigides religiöses System, das keine Freiheit lässt, aber definiert klare Grenzen

Mosche empfing die Tora und überlieferte.

Warum heißt es „empfing Mosche“ und „überlieferte an Jehoschua“? Mosche empfing unmittelbar von HASCHEM; Jeschua ben Nun erhielt die Überlieferung von Mosche. Darum wird Mosche Rabbenu mit der Sonne, Jehoschua ben Nun mit dem Mond verglichen (bBaba Batra 75a).

Mosche empfing die Tora vom Sinai.

Warum heißt es „empfing am Sinai“, warum nicht von HASCHEM? Um Mosche Rabbenu auszuzeichnen, denn nur er allein war in der Lage, auf den Berg hinaufzusteigen und G-tt hören und leben, wie es heißt: „aber G-tt möge nicht mit uns reden, dass wir nicht sterben“ (Schemot 20,16).

Mosche … überlieferte sie Jehoschua, … den Ältesten, … den Propheten …den Männern der großen Versammlung.

Der Talmud (Erubin 54b) lehrt: Mosche lernte aus dem Mund der Gwura (G-ttes). Danach lehrte er Aharon dessen Teil, als dieser fertig war, setzte er sich zur Mosches Linken (Raschi: Weil der Schüler links vom Rabbi sitzen soll). Danach traten die Söhne Aharons hinein und Mosche lehrte sie. Rabbi Jehuda sagt: Aber in Ewigkeit ist es so, dass Aharon zu seiner Rechten ist. Mosche wiederholte ihnen die Thora. Als sie fertig waren, setzte sich Elasar zur Rechten von Mosche Rabbenu und Itamar zur Linken von Aharon. Danach traten die Ältesten, und Mosche wiederholte ihnen deren Teil, und als sie fertig waren, trat das Volk ein und Mosche lehrte sie deren Teil. So hat Aharon viermal, dessen Söhne dreimal, die Ältesten zweimal, das Volk nur einmal gelernt. Mosche ging und Aharon lehrte seinen Teil; es ging Aharon und seine Söhne lehrten ihren Teil; es gingen seine Söhne und die Ältesten lehrten ihren Teil. Somit hat jeder viermal gelernt. Darum hat Rabbi Eliasar gesagt, dass man dem Schüler alles viermal wiederholen muss. Nach dem Prinzip „vom Leichteren zum Schwereren“ – wenn schon Aharon von Mosche lernte, und der von G-tt, der Durchschnittmensch um wie viel mehr!

Von diesen sind drei Worte überliefert.

Die Worte richten sich an die Lehrer Israels.Warum drei? Alle drei Worte betreffen die Thora und die Weisheit. Mahara“l[1] führt in seinem Werk DERECH CHAJIM, 1. Kapitel, aus, dass die Weisen der großen Versammlung erkannten, dass die Weisheit abnimmt und beschlossen die drei Worte, wie ein Arzt eine Medizin verschreibt, damit diese auf die Seele des Volks heilsam wirken und die Weisheit nicht ganz und gar verloren gehe.

Urteilt besonnen und geduldig.

Die Mischna nennt zuerst die Gerechtigkeit, weil ohne sie das Volk verhungert und verschmachtet, die Gerechtigkeit ist immer milde im Urteil. Darum hat der Ewige Abraham erwählt, weil Er erkannte, dass Abraham die Milde der Durchsetzung des strengen Gerichts vorziehen würde, wie es heißt: „Denn Ich habe ihn erkannt, auf dass er seinen Kindern und seinem Hause nach ihm befehle, dass sie den Weg des Ewigen bewahren, Gerechtigkeit und Recht zu üben“ (Bereschit 18,19).

Stellt viele Schüler auf.

Danach folgt die Pflicht viele Schüler aufzustellen, denn es ist eine Mitzwa und G-ttesdienst, unsere Kinder in der Thora zu unterrichten, damit die ganze Erde voll Seiner Herrlichkeit ist (Jeschajahu 6,3).

Errichtet einen Zaun für die Thora.

Was ist das, „ein Zaun für die Thora“ und warum ist dieser nötig? Zum Schutz Israels und zum Schutz der Heiligkeit der Thora, deren Kern die 613 Mitzwot ist. Diese sind der Ausdruck des Willens des Heiligen, gelobt sei Er; Er ist die Sonne, die 613 Gebote sind die Sonnenstrahlen. Wenn wir sie tun, ziehen wir uns in Heiligkeit an, und das entspricht Israel, denn die Heiligkeit ist seiner Seele natürlicher Zustand, wie es heißt: „Heilig ist Israel dem Ewigen, Erstling Seiner Ernte“ (Jermijahu 2,3) und alles Erste ist dem Ewigen heilig. Darum hat der Ewige, gelobt sei Er, Mosche geboten, das Volk zu verwarnen und Sinai nicht zu nahen, wie es heißt: „Und mache eine Grenze um das Volk ringsum und sprich: Hütet euch, auf den Berg zu steigen und sein Äußerstes anzurühren; alles, was den Berg anrührt, soll gewisslich getötet werden“ (Schemot 19,12). Die Die Heiligkeit ist wie ein Berg und darüber ist HASCHEM. Die Mitzwot selbst sind der Zaun und auch die Pforten zum Aufstieg auf den Berg der Heiligkeit und sie sind auch der Berg selbst. So soll Aharon und seine Nachkommen dem Ewigen, gelobt sei Er, nahen, aber keiner sonst. Er soll sich dem Allerheiligen nahen, aber dann nicht, wenn er Wein getrunken, oder etwas Berauschendes zu sich genommen hat.

„Den Zaun zu errichten“ heißt also, von G-tt selbst lernen. Es bedeutet aber nicht, unüberwindbare Hürden aufzustellen, sondern einen Weg zu HASCHEM zu weisen – das ist der Sinn der Halacha.

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[1] Mahara“l, Rabbi Jehuda ben Bezalel, auch genannt „Der Löwe von Prag“, 1512-1609 in Prag, Tschechien.

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