Sprüche der Väter - Erstes Kapitel

06. Mai 2012 geschrieben von   Freigegeben in Pirke Awot I

ב"ה

Texterfassung der Mischna von Yael El Dakkak Lebbe

כל ישראל יש להם חלק לעולם הבא,שנאמר:
ועמך כלם צדיקים, לעולם יירשו ארץ, נצר מטעי, מעשה ידי להתפאר.

Ganz Israel hat Anteil an der kommenden Welt, wie es heißt:

Und Dein Volk, alle sind sie Gerechte, auf ewig werden sie das Land erben, sie sind der Sprössling Meiner Pflanzung, das Werk Meiner Hände Mir zur Verherrlichung.

Jeschajahu 60,21; Sanhedrin 90a

* * *

I,1
משֶׁה קִבֵּל תּוֹרָה מִסִּינַי, וּמְסָרָהּ לִיהוֹשֻׁעַ,
וִיהוֹשֻׁעַ לִזְקֵנִים,
וּזְקֵנִים לִנְבִיאִים,
וּנְבִיאִים מְסָרוּהָ לְאַנְשֵׁי כְנֶסֶת הַגְּדוֹלָה.
הֵם אָמְרוּ שְׁלשָׁה דְבָרִים,הֱווּ מְתוּנִים בַּדִּין,
וְהַעֲמִידוּ תַלְמִידִים הַרְבֵּה,
וַעֲשׂוּ סְיָג לַתּוֹרָה.

Mosche empfing die Thora am Sinai, und überlieferte sie Jehoschua,

Jehoschua überlieferte sie den Ältesten,

die Ältesten den Propheten

und die Propheten den Männern der großen Versammlung.

Diese sagten drei Dinge: Urteilt besonnen und geduldig.

Stellt viele Schüler auf. Errichtet einen Zaun für die Thora.

Kommentar zu diesem Ausspruch

משה קבל תורה מסיני. ומסרה ליהושע. ויהושע לזקנים. וזקנים לנביאים. ונביאים מסרוה לאנשי כנסת הגדולה. הם אמרו שלשה דברים. הוו מתונים בדין. והעמידו תלמידים הרבה. ועשו סייג לתורה:

Mosche empfing die Tora vom Sinai und überlieferte sie Jehoschua,

Jehoschua überlieferte sie den Ältesten,

die Ältesten den Propheten

und die Propheten den Männern der großen Versammlung.

Diese sagten drei Dinge: Urteilt besonnen und geduldig. Stellt viele Schüler auf. Errichtet einen Zaun für die Thora.

d.h. errichtet kein rigides religiöses System, das keine Freiheit lässt, aber definiert klare Grenzen

Mosche empfing die Tora und überlieferte.

Warum heißt es „empfing Mosche" und „überlieferte an Jehoschua"? Mosche empfing unmittelbar von HASCHEM; Jeschua ben Nun erhielt die Überlieferung von Mosche. Darum wird Mosche Rabbenu mit der Sonne, Jehoschua ben Nun mit dem Mond verglichen (bBaba Batra 75a).

Mosche empfing die Tora vom Sinai.

Warum heißt es „empfing am Sinai", warum nicht von HASCHEM? Um Mosche Rabbenu auszuzeichnen, denn nur er allein war in der Lage, auf den Berg hinaufzusteigen und G-tt hören und leben, wie es heißt: „aber G-tt möge nicht mit uns reden, dass wir nicht sterben" (Schemot 20,16).

Mosche ... überlieferte sie Jehoschua, ... den Ältesten, ... den Propheten ...den Männern der großen Versammlung.

Der Talmud (Erubin 54b) lehrt: Mosche lernte aus dem Mund der Gwura (G-ttes). Danach lehrte er Aharon dessen Teil, als dieser fertig war, setzte er sich zur Mosches Linken (Raschi: Weil der Schüler links vom Rabbi sitzen soll). Danach traten die Söhne Aharons hinein und Mosche lehrte sie. Rabbi Jehuda sagt: Aber in Ewigkeit ist es so, dass Aharon zu seiner Rechten ist. Mosche wiederholte ihnen die Thora. Als sie fertig waren, setzte sich Elasar zur Rechten von Mosche Rabbenu und Itamar zur Linken von Aharon. Danach traten die Ältesten, und Mosche wiederholte ihnen deren Teil, und als sie fertig waren, trat das Volk ein und Mosche lehrte sie deren Teil. So hat Aharon viermal, dessen Söhne dreimal, die Ältesten zweimal, das Volk nur einmal gelernt. Mosche ging und Aharon lehrte seinen Teil; es ging Aharon und seine Söhne lehrten ihren Teil; es gingen seine Söhne und die Ältesten lehrten ihren Teil. Somit hat jeder viermal gelernt. Darum hat Rabbi Eliasar gesagt, dass man dem Schüler alles viermal wiederholen muss. Nach dem Prinzip „vom Leichteren zum Schwereren" – wenn schon Aharon von Mosche lernte, und der von G-tt, der Durchschnittmensch um wie viel mehr!

Von diesen sind drei Worte überliefert.

Die Worte richten sich an die Lehrer Israels.Warum drei? Alle drei Worte betreffen die Thora und die Weisheit. Mahara"l[1] führt in seinem Werk DERECH CHAJIM, 1. Kapitel, aus, dass die Weisen der großen Versammlung erkannten, dass die Weisheit abnimmt und beschlossen die drei Worte, wie ein Arzt eine Medizin verschreibt, damit diese auf die Seele des Volks heilsam wirken und die Weisheit nicht ganz und gar verloren gehe.

Urteilt besonnen und geduldig.

Die Mischna nennt zuerst die Gerechtigkeit, weil ohne sie das Volk verhungert und verschmachtet, die Gerechtigkeit ist immer milde im Urteil. Darum hat der Ewige Abraham erwählt, weil Er erkannte, dass Abraham die Milde der Durchsetzung des strengen Gerichts vorziehen würde, wie es heißt: „Denn Ich habe ihn erkannt, auf dass er seinen Kindern und seinem Hause nach ihm befehle, dass sie den Weg des Ewigen bewahren, Gerechtigkeit und Recht zu üben" (Bereschit 18,19).

Stellt viele Schüler auf.

Danach folgt die Pflicht viele Schüler aufzustellen, denn es ist eine Mitzwa und G-ttesdienst, unsere Kinder in der Thora zu unterrichten, damit die ganze Erde voll Seiner Herrlichkeit ist (Jeschajahu 6,3).

Errichtet einen Zaun für die Thora.

Was ist das, „ein Zaun für die Thora" und warum ist dieser nötig? Zum Schutz Israels und zum Schutz der Heiligkeit der Thora, deren Kern die 613 Mitzwot ist. Diese sind der Ausdruck des Willens des Heiligen, gelobt sei Er; Er ist die Sonne, die 613 Gebote sind die Sonnenstrahlen. Wenn wir sie tun, ziehen wir uns in Heiligkeit an, und das entspricht Israel, denn die Heiligkeit ist seiner Seele natürlicher Zustand, wie es heißt: „Heilig ist Israel dem Ewigen, Erstling Seiner Ernte" (Jermijahu 2,3) und alles Erste ist dem Ewigen heilig. Darum hat der Ewige, gelobt sei Er, Mosche geboten, das Volk zu verwarnen und Sinai nicht zu nahen, wie es heißt: „Und mache eine Grenze um das Volk ringsum und sprich: Hütet euch, auf den Berg zu steigen und sein Äußerstes anzurühren; alles, was den Berg anrührt, soll gewisslich getötet werden" (Schemot 19,12). Die Die Heiligkeit ist wie ein Berg und darüber ist HASCHEM. Die Mitzwot selbst sind der Zaun und auch die Pforten zum Aufstieg auf den Berg der Heiligkeit und sie sind auch der Berg selbst. So soll Aharon und seine Nachkommen dem Ewigen, gelobt sei Er, nahen, aber keiner sonst. Er soll sich dem Allerheiligen nahen, aber dann nicht, wenn er Wein getrunken, oder etwas Berauschendes zu sich genommen hat.

„Den Zaun zu errichten" heißt also, von G-tt selbst lernen. Es bedeutet aber nicht, unüberwindbare Hürden aufzustellen, sondern einen Weg zu HASCHEM zu weisen – das ist der Sinn der Halacha.

[1] Mahara"l, Rabbi Jehuda ben Bezalel, auch genannt „Der Löwe von Prag", 1512-1609 in Prag, Tschechien.

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I,2

שִׁמְעוֹן הַצַּדִּיק הָיָה מִשְּׁיָרֵי כְנֶסֶת הַגְּדוֹלָה.הוּא הָיָה אוֹמֵר:
עַל שְׁלשָׁה דְבָרִים הָעוֹלָם עוֹמֵד, עַל הַתּוֹרָה וְעַל הָעֲבוֹדָה וְעַל גְּמִילוּת חֲסָדִים.

Schim’on der Gerechte einer der letzen Vertretern der großen Versammlung. Er sagte:

Auf drei Dingen steht die Welt:

Thora, G-ttesdienst und Liebeswerke.

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I,3

אַנְטִיגְנוֹס אִישׁ סוֹכוֹ קִבֵּל מִשִּׁמְעוֹן הַצַּדִּיק.הוּא הָיָה אוֹמֵר:
אַל תִּהְיוּ כַעֲבָדִים הַמְשַׁמְּשִׁין אֶת הָרַב עַל מְנָת לְקַבֵּל פְּרָס, אֶלָּא הֱווּ כַעֲבָדִים הַמְשַׁמְּשִׁין אֶת הָרַב שֶׁלֹּא עַל מְנָת לְקַבֵּל פְּרָס, וִיהִי מוֹרָא שָׁמַיִם עֲלֵיכֶם.

Antigonos aus Socho empfing die Tradition von Schim’on dem Gerechten. Er sagte:

Seid nicht wie Diener, die ihrem Herrn, um Lohn zu empfangen, sondern wie Diener, die ihrem Herrn dienen, ohne Lohn zu empfangen. Und die Ehrfurcht vor G-tt  sei stets über euch.

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I,4

יוֹסֵי בֶּן יוֹעֶזֶר אִישׁ צְרֵדָה וְיוֹסֵי בֶּן יוֹחָנָן אִישׁ יְרוּשָׁלַיִם קִבְּלוּ מֵהֶם.
יוֹסֵי בֶן יוֹעֶזֶר אִישׁ צְרֵדָה אוֹמֵר:
יְהִי בֵיתְךָ בֵּית וַעַד לַחֲכָמִים, וֶהֱוֵי מִתְאַבֵּק בַּעֲפַר רַגְלֵיהֶם, וֶהֱוֵי שׁוֹתֶה בַצָּמָא אֶת דִּבְרֵיהֶם.

Jose ben Jo’eser aus Zereda und Jose ben Jochanan aus Jeruschalajim empfingen die Tradition von ihnen.

Von Jose ben Jo’eser aus Zereda sagte:

Dein Haus sei ein Versammlungsort der Weisen

und bestäube dich mit dem Staub ihrer Füße

und sei ein durstiger Trinkender ihre Worte.

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I,5

יוֹסֵי בֶּן יוֹחָנָן אִישׁ יְרוּשָׁלַיִם אוֹמֵר:
יְהִי בֵיתְךָ פָּתוּחַ לִרְוָחָה, וְיִהְיוּ עֲנִיִּים בְּנֵי בֵיתֶךָ, וְאַל תַּרְבֶּה שִׂיחָה עִם הָאִשָּׁה. בְּאִשְׁתּוֹ אָמְרוּ, קַל וָחֹמֶר בְּאֵשֶׁת חֲבֵרוֹ.
מִכָּאן אָמְרוּ חֲכָמִים:
כָּל זְמַן שֶׁאָדָם מַרְבֶּה שִׂיחָה עִם הָאִשָּׁה, גּוֹרֵם רָעָה לְעַצְמוֹ, וּבוֹטֵל מִדִּבְרֵי תוֹרָה, וְסוֹפוֹ יוֹרֵשׁ גֵּיהִנָּם.

Jose ben Jochanan, ein Mann aus Jeruschalajim, sagt:

Dein Haus stehe allen offen und die Armen seien deine Hausgenossen

und mehre nicht müßiges Geplauder mit einer Frau. Damit meinte er, mit eigener Ehefrau. Umso mehr gilt das für die Ehefrau eines anderen.

Hiervon lernend sagten die Weisen: Sobald der Mensch müßiges Geplauder mit einer Frau mehrt, fügt er sich selbst Böses zu, denn er wird von den Worten der Thora ablassen und am Ende das Gehinom erben.

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I,6

יְהוֹשֻׁעַ בֶּן פְּרַחְיָה וְנִתַּאי הָאַרְבֵּלִי קִבְּלוּ מֵהֶם.
יְהוֹשֻׁעַ בֶּן פְּרַחְיָה אוֹמֵר:
עֲשֵׂה לְךָ רַב, וּקְנֵה לְךָ חָבֵר, וֶהֱוֵי דָן אֶת כָל הָאָדָם לְכַף זְכוּת.

Jehoschua ben Perachja und Nittai aus Arbel empfingen die Tradition von ihnen.

Von Jehoschua ben Perachja sagte: Mache dir einen Rabbi, erwerbe dir einen Freund. Neige dein Urteil über einen jeden Menschen zu dessen Verdienst.

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I,7

נִתַּאי הָאַרְבֵּלִי אוֹמֵר:
הַרְחֵק מִשָּׁכֵן רָע, וְאַל תִּתְחַבֵּר לָרָשָׁע, וְאַל תִּתְיָאֵשׁ מִן הַפֻּרְעָנוּת.

Nittai aus Arbel sagte:

Halte dich von einem bösen Nachbarn fern. Und befreunde dich nicht mit einem Bösen. Und meine nicht in deiner Verzweiflung, dass Böses ungestraft bleibe.

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I,8

יְהוּדָה בֶן טַבַּאי וְשִׁמְעוֹן בֶּן שָׁטַח קִבְּלוּ מֵהֶם.
יְהוּדָה בֶּן טַבַּאי אוֹמֵר:
אַל תַּעַשׂ עַצְמְךָ כְּעוֹרְכֵי הַדַּיָּנִין. וּכְשֶׁיִּהְיוּ בַּעֲלֵי דִינִין עוֹמְדִים לְפָנֶיךָ, יִהְיוּ בְעֵינֶיךָ כִּרְשָׁעִים. וּכְשֶׁנִּפְטָרִים מִלְּפָנֶיךָ, יִהְיוּ בְעֵינֶךָ כְּזַכָּאִין, כְּשֶׁקִּבְּלוּ עֲלֵיהֶם אֶת הַדִּין.

Jehuda ben Tabbai und Schim’on ben Schetach empfingen die Tradition von ihnen.

Jehuda ben Tabbai sagt:

Mache dich als Richter nicht selbst zum Rechtsanwalt. Solange die prozessführenden Parteien vor dir stehen, sollen sie dir als schuldig gelten. Nachdem sie sich aber von dir verabschiedet haben, sollen sie dir als unschuldig erscheinen, sofern sie das Urteil angenommen haben.

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I,9

שִׁמְעוֹן בֶּן שָׁטַח אוֹמֵר:
הֱוֵי מַרְבֶּה לַחֲקוֹר אֶת הָעֵדִים, וֶהֱוֵי זָהִיר בִּדְבָרֶיךָ, שֶׁמָּא מִתּוֹכָם יִלְמְדוּ לְשַׁקֵּר.

Schim’on ben Schetach sagt:

Prüfe mehrfach die Zeugen und sei bedachtsam mit deinen eigenen Worten, damit sie nicht aus ihnen lernen zu lügen.

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I,10

שְׁמַעְיָה וְאַבְטַלְיוֹן קִבְּלוּ מֵהֶם.שְׁמַעְיָה אוֹמֵר:
אֱהוֹב אֶת הַמְּלָאכָה, וּשְׂנָא אֶת הָרַבָּנוּת, וְאַל תִּתְוַדַּע לָרָשׁוּת.

Sch’maja und Awtaljon empfingen die Tradition von ihnen.

Sch’maja sagt:

Liebe die Arbeit.

Hasse die Herrschaft.

Suche nicht die Nähe der Machhabenden.

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I,11

אַבְטַלְיוֹן אוֹמֵר:
חֲכָמִים, הִזָּהֲרוּ בְּדִבְרֵיכֶם, שֶׁמָּא תָחוֹבוּ חוֹבַת גָּלוּת וְתִגְלוּ לִמְקוֹם מַיִם הָרָעִים, וְיִשְׁתּוּ הַתַּלְמִידִים הַבָּאִים אַחֲרֵיכֶם וְיָמוּתוּ, וְנִמְצָא שֵׁם שָׁמַיִם מִתְחַלֵּל.

Awtaljon sagte:

Ihr Weisen, achtet auf eure Worte, damit ihr nicht mit der Verbannung bestraft werdet und an einen Ort mit schlechtem Wasser verbannt werdet und dann würden die Schüler nach euch trinken und daran sterben, und der Name G-ttes wäre entweiht.

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I,12

הִלֵּל וְשַׁמַּאי קִבְּלוּ מֵהֶם. הִלֵּל אוֹמֵר:
הֱוֵי מִתַּלְמִידָיו שֶׁל אַהֲרֹן, אוֹהֵב שָׁלוֹם וְרוֹדֵף שָׁלוֹם, אוֹהֵב אֶת הַבְּרִיּוֹת וּמְקָרְבָן לַתּוֹרָה.

Hillel und Schammai empfingen die Tradition von ihnen.

Von Hillel sagt:

Sei einer von den Schülern Aharons:

Liebe Frieden und jage dem Frieden nach. Liebe die Menschen und nähere sie zur Thora.

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I,13

הוּא הָיָה אוֹמֵר:
נְגַד שְׁמָא, אֲבַד שְׁמֵהּ.
וּדְלָא מוֹסִיף, יָסֵיף.
ּדְלָא יָלֵיף, קְטָלָא חַיָּב.
וּדְאִשְׁתַּמֵּשׁ בְּתַגָּא, חֳלָף.

Er pflegte zu sagen:

Wer seinen Namen berühmt machen will, verliert ihn.

Wer versäumt zu seinem Wissen hinzuzufügen, dessen Wissen wird aufhören.

Wer nicht lernt, macht sich des Lebens schuldig.

Wer sich der Thorakrone eigennützig bedient, wird vergehen.

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I,14

הוּא הָיָה אוֹמֵר:
אִם אֵין אֲנִי לִי, מִי לִי. וּכְשֶׁאֲנִי לְעַצְמִי, מָה אֲנִי. וְאִם לֹא עַכְשָׁיו, אֵימָתָי.

Er pflegte auch zu sagen:

Wenn ich nicht selbst für mich sorge, wer sorgt für mich?

Wenn ich nur für mich selbst sorge, was bin ich?

Wenn nicht jetzt, wann?

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I,15

שַׁמַּאי אוֹמֵר:
עֲשֵׂה תוֹרָתְךָ קֶבַע. אֱמוֹר מְעַט וַעֲשֵׂה הַרְבֵּה, וֶהֱוֵי מְקַבֵּל אֶת כָּל הָאָדָם בְּסֵבֶר פָּנִים יָפוֹת.

Schammai sagt:

Mache dein Thorastudium zur Hauptsache.

Rede wenig, tue viel.

Empfange jeden mit Menschen mit freundlichem Gesicht.

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I,16

רַבָּן גַּמְלִיאֵל הָיָה אוֹמֵר:
עֲשֵׂה לְךָ רַב, וְהִסְתַּלֵּק מִן הַסָּפֵק, וְאַל תַּרְבֶּה לְעַשֵּׂר אֳמָדוֹת.

Rabban Gamliël pflegte zu sagen:

Mache dir einen Rabbi.

Und entferne dich jeder zweifelhaften Entscheidung.

Und gewöhne dich nicht daran, ungenau zu verzehnten.

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I,17

שִׁמְעוֹן בְּנוֹ אוֹמֵר:
כָּל יָמַי גָּדַלְתִּי בֵין הַחֲכָמִים, וְלֹא מָצָאתִי לַגּוּף טוֹב אֶלָּא שְׁתִיקָה.
וְלֹא הַמִּדְרָשׁ הוּא הָעִקָּר, אֶלָּא הַמַּעֲשֶׂה.
וְכָל הַמַּרְבֶּה דְבָרִים, מֵבִיא חֵטְא.

Sein Sohn Schim’on sagt:

Alles meine Tage wuchs ich unter den Weisen, und ich habe für den Körper nichts Besseres gefunden, als das Schweigen.

Und nicht die Forschung, ist die Hauptsache, sonder die Tat.

Und wer viele Worte macht, bewirkt Sünde.

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I,18

רַבָּן שִׁמְעוֹן בֶּן גַּמְלִיאֵל אוֹמֵר:
עַל שְׁלשָׁה דְבָרִים הָעוֹלָם עוֹמֵד, עַל הַדִּין וְעַל הָאֱמֶת וְעַל הַשָּׁלוֹם, שֶׁנֶּאֱמַר (זכריה ח,) אֱמֶת וּמִשְׁפַּט שָׁלוֹם שִׁפְטוּ בְּשַׁעֲרֵיכֶם.

Rabban Schim’on ben Gamliël sagt:

Auf drei Dingen besteht die Welt:

Auf Wahrheit,

Auf dem Recht und

Auf dem Frieden,

Wie es heißt: „Wahrheit und Recht zum Frieden sollt ihr Recht sprechen in euren Toren“ (Secharja 8,16).

Rabbi Chananja, Sohn des Akaschja, sagt:

Der Heilige, gelobt sei Er, wollte Israel verdienstvoll machen, daher mehrte Er ihm Thora und Gebote. Wie es heißt:  Für Israels Gerechtigkeit machte der Ewige die Thora groß und verherrlichte sie (Jeshajahu 42,21; Makot 23b).