Paraschat Chajej Sarah Empfehlung

13. November 2022 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Chaje Sarah

ב"ה

Paraschat Chajej Sarah

Auszug aus: 
Belebende Parascha 
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart 
von Rabbiner Benjamin Sufiev 
Band II 

DIE KRAFT DEINER MITZWA 

Unser Wochenabschnitt erzählt uns über die wichtige Mission, die Awraham in die 
Hände seines Knechtes gelegt hatte, für Jizchak eine Frau zu finden. Der Knecht Elieser 
musste einen Schwur ablegen, dass er für Jizchak eine Frau ausschließlich in Awrahams 
Geburtsort suchen werde. Dafür sollte er seine Hand unter Awrahams Hüfte legen 
(Bereschit 24:2). Die Halacha (das jüdische Gesetz) besagt nämlich, dass derjenige, der 
einen Schwur ablegt, einen heiligen Gegenstand (z.B. Thorarolle, Tefillin) in der Hand 
halten muss (Talmud Sch‘wuot 38b). Und Awrahams “Gegenstand“ war seine eigene Brit 
Mila.

Im Talmud steht jedoch geschrieben, dass die Vorväter bereits alle Mitzwot erfüllten,
noch bevor sie das Volk Israel am Berg Sinai erhalten hatte (Talmud Kiduschin 82a). Wie
kann es dann sein, dass Awraham keine andere Mitzwa hatte, die er für den Schwur
verwenden konnte, außer seiner Brit Mila!?

Worauf wartete Awraham?

Bezüglich der Brit Mila von Awraham an sich stellt sich eine weitere Frage: Weshalb
wartete er damit so lange und erfüllte diese wichtige Mitzwa erst im Alter von 99 Jahren, als
G‘tt ihm dies gebot? Er wusste doch bereits von dieser Mitzwa, denn die Vorväter erfüllten
ja alle Mitzwot, noch bevor sie dem Volk Israel geboten wurden.

Die Lehre der Chassidut erklärt (Tora Or 11b), dass es einen großen Unterschied
zwischen den Mitzwot der Vorväter und den Mitzwot ab dem Erhalten der Thora gibt. Die
Mitzwot der Vorväter hatten nicht die Fähigkeit, die irdische Materie zu heiligen. Als sie eine
Mitzwa erfüllten und dabei materielle Gegenstände verwendeten, drang die Heiligkeit der
Mitzwa nicht in die Gegenstände ein. Sie blieben nach der Mitzwa gänzlich profan und
mussten nicht einmal in der Genisa (Aufbewahrung für heilige Texte u.s.w.) entsorgt
werden. Ein materieller Gegenstand konnte nicht heilig werden, denn die g‘ttliche Heiligkeit
und die irdische Materie waren absolute Gegensätze.

Die Fähigkeit, Heiligkeit in die Materie zu bringen, erhielt das Volk Israel am Berg
Sinai, als es die Thora empfing. Von diesem Zeitpunkt an konnte jeder Gegenstand, mit
dem man eine Mitzwa vollbrachte, geheiligt werden und der Gegenstand an sich blieb auch
weiterhin heilig!

Die Grenzen des Menschen

Warum konnten dies die Vorväter nicht? Weil sie die Mitzwot aus eigener Initiative
erfüllten (denn verpflichtend wurden sie erst ab dem Thora-Erhalt) und aus eigener Kraft.
Und wie heilig ein Mensch auch sein mag, bleibt er ein Mensch mit begrenzten
Fähigkeiten. Ein Mensch kann diese zwei absoluten Gegensätze - Heiligkeit und Materie -
nicht miteinander verbinden, bis sogar die Materie an sich heilig bleibt.

Wir hingegen erfüllen die Mitzwot mit der Kraft G‘ttes, mit der Kraft des g‘ttlichen
Befehls und für G‘tt gibt es keine Einschränkungen. Deshalb ist es uns möglich, durch die
Mitzwot Heiligkeit in die Materie zu bringen.

Es gibt jedoch eine einzige Mitzwa, welche die Vorväter wegen dem g‘ttlichen Befehl
vollbrachten - die Brit Mila. Diese Mitzwa erfüllten sie nicht aus eigener Kraft, sondern mit
der Kraft des g‘ttlichen Befehls.

Unser Vorteil

Dies ist der Grund dafür, weshalb Awraham mit der Brit Mila wartete, bis sie ihm G‘tt
befohlen hatte, denn er wollte diese wichtige Mitzwa, den Bund am Fleisch, mit der Kraft
G‘ttes erfüllen, damit sich die Heiligkeit dauerhaft mit seinem Körper verbindet.
Deshalb konnte Awraham für den Schwur nur seine Brit Mila verwenden, denn es gab
keinen anderen „Gegenstand“, der heilig war. Alle anderen Mitzwot, die Awraham
vollbrachte, vermochten es nicht, die Materie zu heiligen, außer der Brit Mila.

Daraus wird unser Vorteil gegenüber unseren Vorvätern ersichtlich:
Obwohl sie so heilige Menschen waren, bewirken wir heute durch die Mitzwot viel mehr, als
sie damals bewirken konnten. In unseren Mitzwot steckt die g‘ttgegebene Kraft, die Welt in
ihrem Wesen zu verändern, indem wir sie heiligen. Und zur vollkommenen Erlösung
werden wir dies auch mit den eigenen Augen sehen können.

(Likutej Sichot, Band 1, Seite 38)

 

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