Paraschat „Chaje Sara“ Empfehlung

24. Oktober 2021 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Chaje Sarah

ב"ה

Paraschat „Chaje Sara“

Da hörte Awraham auf Efron, und es wog Awraham dem Efron das Silber zu, welches er
vor den Ohren der Söhne Chets ausgesprochen hatte: vierhundert Schekel Silbers,
gangbar beim Kaufmann.

So erstand Efrons Feld, welches in der vor Mamre liegenden Machpela war, das Feld und
die darin befindliche Höhle, alle Bäume im Feld in dem ganzen umgrenzenden Gebiet,
dem Awraham zum Eigentum vor den Augen der Söhne Chets, unter allen, die in das Tor
seiner Stadt gekommen waren.

Darauf erst begrub Awraham seine Frau Sara in die Höhle des Feldes der Machpela vor
Mamre, das ist Chewron, im Lande Kenaan.

Also erstand das Feld und die Höhle darin Awraham zum Grabeigentum von den Söhnen
Chets.Bereschit 23: 16-20

aus: „Studien zu den wöchentlichen Torah-Vorlesungen“, Nechama Leibowitz

Am Anfang dieses Wochenabschnittes stehen die langwierigen Verhandlungen, die
Awraham mit dem Hetiter Efron führt, um die Höhle Machpela bei Chewron als Grabstätte
für seine verstorbene Frau Sara zu erwerben. Wir hören von Awrahams Bitten und
Drängen, von Formalitäten beim Kauf und Verkauf eines Grundstückes... Doch warum läßt
sich die Torah dafür so ausführlich auf diese Begebenheit aus?

In der Regel wird auf Details, auf die Beschreibung von Landschaften, Kleidern, sogar
Gesichtern verzichtet - es sei denn, Ausführlichkeit ist aus einem bestimmten Grunde
vonnöten. Warum also wird diese Episode so breit geschildert? Das beschäftigte schon die
Kommentatoren, wie etwa Malbim, der fragte: „Was bringt uns diese Geschichte zur Lehre
und zum Zeugnis?“

Manche sehen die Wichtigkeit dieses Kapitels 23 darin, dass wir hier zum ersten Mal
in der Torah mit Erez Israel in Kontakt kommen. Der Kauf der Machpela stünde demnach
als “Symbol“ dafür, dass unsere Ansiedlung im Lande auf legalem Erwerb beruht. So wird
die Höhle Machpela im Midrasch Bereschit Rabba (79:7) als einer von drei Orten
genannt, die uns die Völker nie streitig machen können, weil ihr Kauf, samt der Kaufsumme
in der Bibel ausdrücklich genannt wird. Die anderen beiden Orte sind der Tempelberg, den
David vom Jebussiter Arnan erwarb (Chron. I, 21:25), und das Grab Josephs bei
Schʻchem, dessen Grundstück Jaakow dem dortigen König abgekauft hatte (Bereschit
33:19). Ibn Esra sieht dieses Kapitel gar als Preisung der “Erhabenheit von Erez Israel
gegenüber allen anderen Ländern für die Lebenden und die Toten“, weshalb den
Verhandlungen Awrahams so viel Raum gegeben werde.

Interessanterweise ist gerade Nachmanides, der selbst so sehr an dem Land hing,
dass er sich dort niederließ, welcher sich mit einer Frage gegen den Gedanken Ibn Esras
wendet: “Was liegt darin für eine Erhabenheit? Er wäre doch nicht in ein anderes Land
gegangen, um sie zu begraben?!“

Ibn Esra gibt noch eine weiteren Grund für die Länge dieses Kapitels an: “Das Wort
Gʻttes an Awraham zu bestätigen, dass es ihm zum Erbteil sei.“ Somit würde das Kapitel
den Beginn der Erfüllung von Gʻttes Versprechen auf das Land markieren, die seit der
Zusage “Deinen Nachkommen werde ich dieses Land geben“ (Bereschit 12:7) in sich
verändernden und erweiternden Formen wiederkehrt.

Entsprechend sieht hier Nachmanides „die gütige Fürsorge Gʻttes gegenüber
Awraham, der ein Fürst des Herrn in dem Land war, in das er selbst erst zu wohnen
gekommen war, der ein einzelner war, und alle nannten ihn ʻmein Herrʻ, aber er nannte sie
nicht so, denn er war ein Würdenträger und ein Bedeutender. In seinem Leben schon
wurde ihm der Segensspruch erfüllt: ʻIch werde dich großmachen, und du wirst zum Segen
seinʻ; als seine Frau stirbt, beerdigt er sie im gʻttlichen Erbteil. Zudem wollte die Torah uns
den Ort, an dem unsere heiligen Väter begraben sind, wissen lassen.“

Wenn wir allerdings das Verhalten Awrahams vor den Hetitern, und unter ihnen Efron,
genauer betrachten, vor diesen Leuten, die viel sagen und nicht einmal ein bisschen davon
tun, haben wir dann wirklich das Bild vom Beginn der Einlösung des gʻttlichen
Versprechens vor Augen, die Verwirklichung des Segens “Ich werde dich großmachen“?
(Bereschit 12:2) Wieviele Bitten... Awrahams finden sich in diesem Kapitel! Der
mittelalterliche Kommentator Hiskuni bemerkt dazu: „ʻUnd Awraham erhob sich und
verbeugte sich vor dem Volk des Landes, vor den Söhnen Chetʻ (Bereschit 23:7):
Awraham brauchte sie alle, denn sogar wenn Efron ihm das Feld verkaufe, hatte er noch
kein Recht, daraus ohne das Einverständnis aller Bewohner der Stadt einen Friedhof zu
machen. Deshalb musste er sich erheben, um sich vor allen, sogar den hinter ihm
Stehenden, zu verbeugen.

Es ist schwer, hier die Realisierung von versprochenem Königstum, Ehre und
Herrschaft zu sehen. Es sieht vielmehr so aus, dass hier gerade eine Umkehrung einer
Realisierung stattfindet. Nach den großen Versprechen präsentiert sich die Wirklichkeit
demütigend: der von Gʻtt Erwählte, dem das ganze Land auf ewig zugesprochen ist, steht
vor den Kenaanitern, den ʻHerren des Landesʻ, und bittet um ein kleines Stückchen Boden.
So interpretierten die Gelehrten diese Szene, in welcher Versprechen und Wirklichkeit so
sehr auseinanderklaffen, als eine der Versuchungen Awrahams. In seinem Bestehen vor
dieser Versuchung, die den Glauben und die Glaubwürdigkeit Gʻttes vor der Realität in
Frage stellt, liegt ihrer Auffassung nach die Wichtigkeit dieses Kapitels. So betont der
Midrasch haGadol die Bescheidenheit Awrahams und Gʻttes Zusage, nach dieser
ʻErniedrigungʻ vor den Bewohnern des Landes würde Er Awraham zum Herrn und Fürsten
über sie machen.

Sogar der Satan, der im Buch Ijob die großen Gerechten versucht, gibt die Kraft
Awrahams angesichts von Versuchungen zu. In Baba Batra 15b wird beschrieben, wie er
Awraham lobt, der nach dem gʻttlichen Versprechen auf das Land Gʻtt auch nicht
anzweifelt, als er noch keinen Begräbnisplatz für seine Frau hat. Im Midrasch Rabba zu
Schmot 6:4 wird von allen drei Erzvätern berichtet, wie sie sich trotz des versprochenen
Landes auch kleine Flächen oder Brunnen durch Kauf erwerben oder im Streit erkämpfen
müssen, ohne je an Gʻtt zu zweifeln. Diese Größe macht sie, gemäß dem Midrasch, selbst
Mosche zu Vorbildern.