Paraschat “WAʻETCHANAN“ Empfehlung

19. Juli 2021 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Wa'etchanan

ב"ה

Paraschat “WAʻETCHANAN“

aus: Belebende Parascha
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart
von Rabbiner Benjamin Sufiev

G‘TTESOFFENBARUNG

In unserem Wochenabschnitt schildert Mosche den Kindern Israels die G‘ttesoffenbarung
am Berg Sinai und verkündet dem Volk, welches nun das Heilige Land einnehmen wird:
Dir zeigte man, dass du erkennest, dass G‘tt der G‘tt ist, und keiner außer Ihm!

Raschi kommentiert dies: „Als G‘tt die Thora übergab, öffnete Er alle „sieben Himmel“.
Und so, wie Er die „Himmel“ zerriss, zerriss Er auch die untere Welt und alle sahen, dass
Er einzig ist. Deshalb heißt es: „Dir zeigte man, dass du erkennest!“ (Raschi zu Dewarim 4:
35)

Raschi, auch wenn er prinzipiell die einfache Bedeutung der Verse erklärt, birgt in
seinem Kommentar auch innere Dimensionen der Thora, so auch in unserem Vers. In
Bezug auf die Himmel verwendet er den Ausdruck „öffnen“, während er bei der unteren
Erde „zerreißen“ schreibt. Aber auch bei den Himmeln fällt der Ausdruck „zerreißen“.

Keine Hülle

Der Unterschied zwischen „öffnen“ und „zerreißen“ ist klar: Beim Öffnen einer Sache
entfernt man die Hülle oder den Deckel, und so wird der Inhalt offenbar. Beim Zerreißen
wird die betroffene Sache völlig zerstört.

Für die Himmel verwendet Raschi den Ausdruck „öffnen“. Denn in den geistigen
Welten ist die g‘ttliche Gegenwart nicht nur vorhanden, sondern auch offenbar. Jenes
g‘ttliche Licht aber konnte das jüdische Volk nicht wahrnehmen, da es ihm verborgen blieb.
Als G‘tt den Kindern Israels nun Seine Gegenwart offenbaren wollte, lag es an Ihm, nur die
Himmel zu „öffnen“ und so das geistliche Licht zu enthüllen.

Ich?

Aber der Zustand in unserer unteren Welt sieht völlig anders aus. Hier handelt es sich nicht
nur um eine bloße Verhüllung der g‘ttlichen Gegenwart, bei deren Entfernung jenes Licht
offenbar wird. Unsere Welt besteht aus einem völlig anderen Element; sie ist im Gegensatz
zur Geistigkeit materiell, in Grenzen gefasst und scheint von ihrer g‘ttlichen Lebensquelle
abgetrennt zu sein, so als ob sie nicht G‘ttes bedürfe. Sie steht im Widerspruch zur
absoluten Einigkeit G‘ttes, der zufolge alles ein Teil G‘ttes ist. Aus diesem Grund gibt es nur
in dieser Welt ein „hoch entwickeltes“ Ich-Gefühl, Arroganz, Selbstverherrlichung, Hochmut,
bis zum puren Egoismus (die Quelle allen Übels).

Deshalb reichte hier ein bloßes „Öffnen“ der Welt, um die G‘ttlichkeit eintreten zu
lassen, nicht aus. Nur durch das „Zerreißen“ - das „Zerschlagen“ jenes irdischen, groben
Wesens - konnte die g‘ttliche Gegenwart ans Licht kommen. Dieses „Zerreißen“ der Welt
drückte sich mittels der Wunder um die G‘ttesoffenbarung am Sinai aus, welche die
Ordnung der Welt (die Naturgesetze) außer Kraft setzen - sie zerschlugen.

Eine besondere Kraft

Doch Raschi verwendet auch für die geistigen Welten den Ausdruck „zerreißen“. Damit
macht er auf die revolutionäre Neuheit, welche die G‘ttesoffenbarung am Sinai bewirkte,
aufmerksam - Dir zeigte man, dass Du erkennest, dass G‘tt der G‘tt ist, und keiner außer
Ihm!

Bei diesem Ereignis offenbarte sich G‘tt in Seiner ganzen Herrlichkeit - ein
Weltereignis, das sich nur zur vollkommenen Erlösung wiederholen wird - und im Verhältnis
zu dieser G‘ttesoffenbarung sind auch die höchsten, geistigen Welten aus „zu grobem Holz
geschnitzt“, so das ein „Öffnen“ nicht ausreicht, sondern nur ein „Zerreißen“ der geistigen
Welten jenes g‘tt liche Licht durchkommen lässt!

Seit diesem Ereignis gab uns G‘tt die Kraft, nicht nur alle Hüllen, die die g‘ttliche
Wahrheit verbergen, zu entfernen, sondern sogar die Begrenztheit der Welt und des
Körpers zu „zerreißen“, was sich folgendermaßen ausdrücken kann:
• über unsere Gewohnheit hinauszugehen,
• die Trägheit des Körpers zu überwinden,
• sich nicht von der Grenze des Verstandes blockieren zu lassen,
• sich ein bisschen aus der Mitte zu rücken -
um Gutes zu tun, so dass man zur Erkenntnis kommt, dass „G‘tt der G‘tt ist, und keiner
außer Ihm!“

(Likutej Sichot, Band 24, Seite 36)