Paraschat “Jitro“ Empfehlung

16. Januar 2022 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Jitro

ב"ה

Paraschat “Jitro“ יתרו פרשת

Und nun, wenn ihr auf Meine Stimme hört und Meinen Bund haltet, so sollt ihr Mir ein
Eigentum aus allen Völkern sein, denn Mein ist die ganze Erde. Ihr aber sollt Mir ein
Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein...Schmot 19:5,6

Auszug aus: „Zeitlos aktuell“, von Dr. Zwi Braun

Diese Worte Gʻttes bereiten das jüdische Volk auf die Offenbarung am Berg Sinai vor, auf
den Moment, wo sie aus Gʻttes Mund das Zehnwort hören werden. In diesen zwei Sätzen
beschreibt Gʻtt die besondere Rolle, die Er Am Israel zugedacht hat. Was haben wir unter
dem Wort “Segula“, hier mit Eigentum übersetzt, zu verstehen?
Rabbiner S.R. Hirsch, basierend auf Raschi, verweist auf andere Stellen im Tanach (z.B.
Kohelet 2:8; Diwre HaJamim I 29:3), aus denen hervorgeht, dass Segula einen
besonderen Schatz bedeutet:

“Segula ist somit ein Gut, auf welches kein anderer ein Recht hat, das in keiner
Beziehung zu einem anderen steht. Die Grundbedingung, die mit diesem Wort für
unser Verhältnis zu Gʻtt gefordert wird, ist daher, dass wir in jeder Beziehung unseres
Wesens, mit unserem ganzen Sein und unserem ganzen Willen, ganz und
ausschließlich Sein Eigentum werden ... und keiner anderen Macht und keinem
anderem Wesen einen Einfluss auf die Lenkung unserer Geschicke und auf die
Leitung unserer Taten einräumen.“

Seforno betont, dass die ganze Menschheit Gʻtt teuer und lieb ist, so wie unsere Weisen in
den Pirke Awot (3:14) ja die besondere Stellung des Menschen in der
Schöpfungsgeschichte hervorgehoben haben. Dennoch schreibt Gʻtt dem jüdischen Volk
eine spezielle Rolle zu. Dies kommt in der Formulierung “ein Königreich von Priestern“ zum
Ausdruck. Welche Aufgabe haben die Priester? “Sie lehren Deine Aussprüche Jaakow
und Deine Lehre Israel, legen Räucherwerk vor Dich und Ganzopfer auf Deinen
Altar“ (Dew. 33:10). Mit diesen Worten charakterisiert und segnet Mosche den Stamm
Levi, aus dessen Mitte die Kohanim kommen. Der Prophet Maleachi nimmt diese Worte
wieder auf, wenn er verkündet:

Lehre der Wahrheit war in seinem Mund, und Falsches ward nicht auf seinen
Lippen gefunden, in Frieden und in Redlichkeit wandelte er mit Mir, und viele brachte
er von Sünde zurück. Denn die Lippen des Priesters sollen die Erkenntnis wahren und
Lehre soll man suchen aus seinem Mund, denn ein Bote des Ewigen der
Heerscharen ist Er“ (Maleachi 2:6-7).

Die Rolle des Lehrers und Mentors, welche der Stamm Levi und die aus ihm
hervorgegangenen Priester innerhalb der zwölf Stämme spielen, kommt dem jüdischen
Volk innerhalb der Völkergemeinschaft zu. “Ihr aber werdet Priester des Ewigen
genannt, Diener unseres Gʻttes wird zu euch gesagt ...“, so verkündet es der Prophet
Jeschajahu (61:6). Aufgabe des jüdischen Volkes war und ist es, den Glauben an den
e i n e n Gʻtt für alle Völker dieser Welt zu verkünden und Seine Lehre zu verbreiten. In der
Tat ist das Zehnwort zur Grundlage jeder zivilisierten Gesellschaft geworden, in welcher
verantwortungsbewusstes Handlen des Menschen im Mittelpunkt steht.

Denn Mein ist die ganze Erde“ wird von Rabbi Meir Simcha von Dvinsk in seinem
Kommentar “Meschech Chochma“ dahingehend verstanden, dass selbst in der
messianischen Zeit, wenn alle Völker zu Gʻtt gefunden haben werden, die besondere
Aufgabe von Am Israel weiterhin bestehen wird. Das Versprechen Gʻttes, in ihnen eine
“Segula“, ein wertvolles Gut zu sehen, bleibt auch dann gültig.
Worin besteht die Heiligkeit eines Volkes? Raschi deutet “kadosch“ als ein sich Absondern
von der Sünde. Heiligkeit findet der Jude nicht im Lebenswandel eines Eremiten, nicht in
Kasteiungen oder ekstatischen Gebeten. Heiligkeit im Judentum bedeutet, täglich ein
normales Leben im Sinne der Torah zu führen. Aron Barth formuliert es folgendermaßen:

“Das Halten aller Gesetze, Gebote und Rechtsvorschriften ist die endgültige
Bedingung, um zur Heiligkeit zu gelangen. Nur wenn wir sie alle haben, ist wirklich
unser Leben wie mit vielfältigen und vielfarbigen Fäden ständig an Gʻtt gebunden. Bei
jeder profanen Handlung in unserem täglichen Leben stoßen wir mit etwas zusammen,
was uns an Gʻtt und Seine Führung erinnert. Wir können uns nicht niederlegen und
nicht aufstehen, ohne zu Ihm zu beten. Wir können uns nicht kleiden ..., ohne mit
Seinem Gesetz in Berührung zu kommen. Wir können nicht essen und trinken, ohne
an Gʻtt erinnert zu werden. Wenn wir durch irgendetwas gedrängt werden, unseren
Nebenmenschen in unserem Herzen zu hassen, müssen wir daran denken, dass die
Torah uns das verbietet. Und diejenigen, die sich wirklich dieser Leitung nicht nur
äußerlich, sondern bewusst mit ganzem Herzen und ganzer Seele hingaben, wurden
durch diese Erziehung, die vom Morgen bis zum Abend und vom Abend bis zum
Morgen ging, zur Heiligkeit geleitet.“

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