Paraschat “Schʻlach Lecha “ Empfehlung

30. Mai 2021 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Schlach Lecha

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Paraschat “Schʻlach Lecha “

Auszug aus: Zeitlos aktuell - Gedanken zum Wochenabschnitt, von Dr. Zwi Braun

“Vom Wesen des Landes“

Auch wie der Boden ist, ob er fett oder mager ist, ob auch Wald darin ist oder nicht, und
habt Mut und nehmt von den Früchten des Landes. Die Zeit war die Zeit der ersten
Traubenreife“ (Bamidbar 13:20).

Dies ist die letzte Frage, welche Mosche den Kundschaftern mit auf den Weg gibt. Die
Frage nach dem Boden - haʻArez - taucht in den Versen 18-20 dreimal auf. Raw Salman
Sorotzkin sieht in seinem Kommentar “Osnajim LaTora“ darin einen Hinweis auf die
Dreiteilung von Erez Israel, wie wir sie in der Mischna beschrieben finden:

“Dreierlei Länder (Arazot) gibt es bezüglich der Freigabe der Schmittafrüchte: Judäa,
Schomron (nach Rambam und Bartenura) sowie den Galil“ (Schewiit 9:2).

Da die klimatischen und geographischen Bedingungen dieser Gegenden sich
unterscheiden, wollte Mosche auf göttlichen Befehl hin sie bereits mit allen Teilen von Erez
Israel bekannt machen. Dabei begannen sie im Süden, bei Chewron, nach Raschi die
“unwirtlichste Gegend“, bis sie in den Galil, das “Schmuckstück“, kamen.

Die Frage nach dem Wald (Ez) versteht der Midrasch im übertragenen Sinn. Da die
Tora den Menschen mit dem Baum des Feldes vergleicht (Dewarim 20:19), zitiert Raschi
den Midrasch im Sinne von: “Gibt es in diesem Land Menschen, deren Verdienste den
Einwohnern zugute kommen?“ Dies Frage macht Sinn, denn beim Bund mit Awraham gibt
Gʻtt ihm zu verstehen, dass ... das vierte Geschlecht hierher zurückkehren wird; denn die
Sünde des Emori ist noch nicht voll bis jetzt (Bereschit 15:16). Das Wohnen der früheren
Völker in Erez Israel ist an einen sittlichen Lebenswandel gebunden, was von ihnen nicht
verwirkt wurde. Eine Warnung erging bereits im Sefer Wajikra an Am Israel:

Denn all solche Abscheulichkeiten haben die Menschen des Landes, die euch
vorangingen, geübt, und da ist das Land unrein geworden. Dass euch nicht das Land
ausspeie, indem ihr es unrein macht, wie es das Volk ausgespien, das euch
vorangegangen“ (Wajikra 18: 27,28).

Durch die Einzigartigkeit von Erez Israel wird das physische Wohlergehen und die
Blüte der Landesnatur mit dem geistigen und sittlichen Wohlverhalten seiner Bewohner
verknüpft. In den Worten von Rabbiner Samson Raphael Hirsch zu Wajikra:

“Die Stellung aber, die die Erde im Ganzen zu dem sittlichen Verhalten des
Menschengeschlechts im Allgemeinen einnimmt, hat Gʻtt in noch viel innigerer, engerer
Beziehung dem Lande und dem Volk zueinander erteilt. Wie das Volk ʻGʻttes Volkʻ ist, so ist
das Land ʻGʻttes Landʻ. Von der Erwählung Awrahams und des awrahamitischen Landes an
nimmt das Land nicht geduldig jede Entartung seiner Bewohner hin, ist die Blüte des
Landes an die sittliche Blüte des Volkes geknüpft, das es erzeugt, mit seinen Früchten
nährt und mit seinen Schätzen reich macht. Für die Erfüllung des gʻttlichen Willens durch
sittlich reine Menschen treibt jeder Keim, blüht jede Blüte, reift jede Frucht, leuchtet der
Strahl und tränkt der Tau. Daher ist für eine sozial und sittlich entartete Bevölkerung auf
diesem Boden keine Zukunft.“

In typisch chassidischer Manier hat Rabbi Simcha Bunam von Ger nach dem Ableben
seines Bruders, Rabbi Israel von Ger, diesen Raschi ʻweiterentwickeltʻ. Gibt es einen
Baum, sprich Zadik, dann ist es gut, Doch wenn nicht, dann habt Mut, dann stärke sich
jeder (weʻhitchasaktem) und versuche den Verlust auszugleichen! Wie ist jedoch der
Pʻschat, der einfache Sinn dieser Aufforderung zu verstehen? Chiskuni erklärt, dass zu
Beginn der Erntezeit die Landbevölkerung Feldhüter engagiert hatte, um Strauchdiebe zu
verjagen. Es bedurfte also eines gewissen Mutes, sich der Früchte zu behändigen. Obwohl
die Früchte erst zu reifen begannen, war Mosche von der Endqualität der Früchte
überzeugt (Sforno). Vielleicht kann man den ermutigenden Ansporn dahingehend
verstehen, dass in der Tora bereits einige Male der Genuss von Trauben mit schlechtem
Ausgang für den Menschen verbunden war. Nach einem Midrasch (Bereschit Rabba 19:5)
waren die Früchte des für Adam zum Genuss verbotenen Baumes Trauben. Noach betrank
sich, nachdem er gepflanzt und geerntet hatte. Um einem etwaigen Widerstand der
Kundschafter zuvorzukommen, ermutigt Mosche sie ausdrücklich. Bei Ausführung eines
gʻttlichen Auftrages muss der Mensch keine Angst haben!

Neben den Weintrauben brachten die Meraglim noch Feigen und Granatäpfel mit
(Bamidbar 13:23). Der große Kabbalist aus Safed, Rabbi Jizchak Luria, sieht in der später
erteilten Mizwa der Erstlingsfrüchte eine “Wiedergutmachung“ für das Verschmähen der
Früchte von Erez Israel durch das Volk. Rabbi Menachem Zemba verweist auf eine
Mischna im Traktat Bikkurim, wo tatsächlich nur diese Früchte genannt werden:

“Auf welche Weise sondert man die Erstlingsfrüchte ab? Wenn jemand sein Feld betritt
und eine reifende Feige, Weintraube oder einen Granatapfel sieht, so bindet er eine Binse
darum und spricht: Dies seien Erstlinge“ (3:1).

Heute ist das jüdische Volk in der glücklichen Lage, jedes Jahr aufs Neue Gʻtt für die
Früchte zu danken, welche Erez Israel in Hülle und Fülle hervorbringt.

 

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