Paraschat “TOLDOT“ Empfehlung

20. November 2022 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Toledot

ב"ה

Paraschat “TOLDOT“ 

Belebende Parascha 
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart 
von Rabbiner Benjamin Sufiev 
(Auszug) 
Band II 

DIE GOLDENE MITTE 

Die Lebensgeschichte der drei Vorväter des jüdischen Volkes weist große 
Ähnlichkeiten auf. Bei allen gab es Verzögerungen mit dem Nachwuchs. Zu ihren Lebzeiten 
herrschte eine Hungersnot im Heiligen Land. Doch während Awraham und Jaakow ihrer 
wegen nach Ägypten zogen, gebot Gʻtt Jitzchak, das Heilige Land nicht zu verlassen. 

Nach der Prüfung seiner Akeda galt Jitzchak als ein „reines Opfer“, welches nur Gʻtt 
gehörte. Deshalb durfte er seiner Heiligkeit entsprechend nur an einem heiligen Ort 
verweilen. Deshalb nahm Jitzchak keine Nebenfrau, wie sein Vater und Sohn taten. 

Der Tisch des Vaters steht leer

Jitzchak entspricht dem perfekten Zustand des jüdischen Volkes, in vollkommener
Reinheit in einem heiligen Umfeld. Er spiegelt die Gegebenheiten zur endgültigen Erlösung
wider, in welcher das gesamte Volk Jitzchaks spirituelle Höhe erreichen wird.

Unser Vorvater Jitzchak ruft in des Juden Gedächtnis, dass die Galut (jüdische
Diaspora) nicht sein Zuhause ist. Unsere Weisen vergleichen die Galut mit Söhnen, die
vom Tisch ihres Vaters, mit dem sie einst gemeinsam speisten, vertrieben worden sind. Der
Jude in der Fremde darf sich mit diesem Zustand nicht abfinden. Er bittet, fleht, ja fordert
sogar: „Den Sprössling Deines Dieners David lass bald aufsprießen“ (Talmud Bʻrachot 3a)
und „Mögen unsere Augen Deine (Gʻttes) Rückkehr nach Zijon erblicken!“ (aus dem
AMIDA- Gebet)

Kein Ortswechsel

Auch in seinem Wirken war Jitzchak mehr an den Stil der vollkommenen Erlösung
gebunden als sein Vorläufer und Nachfolger. Er übernahm seines Vaters Mission, den
Monotheismus allen Menschen der Welt zu verkünden, doch seine Taktik war dabei
anders. Awraham ging von Ort zu Ort. Er kam zu den Menschen und lehrte sie über Gʻtt.
Doch Jitzchak verließ niemals das Heilige Land. Seine gʻttliche Ausstrahlung war so
gewaltig, dass die Menschen zu ihm strömten.

Während der Galut agiert das jüdische Volk, wie Awraham es tat. Die Juden werden in
alle vier Himmelsrichtungen verstreut, mit der gʻttlichen Absicht, die Herrlichkeit Gʻttes
überall zu verbreiten und Seine Heiligkeit an jeden Ort zu bringen - durch die Thora und
Mitzwot.

Doch mit der vollkommenen Erlösung wird das jüdische Volk die Heiligkeit Gʻttes auf
eine Weise ausstrahlen, wie Jitzchak es bereits tat.
"Das Volk Israel wird im Heiligen Land versammelt sein, doch die Heiligkeit wird von
ihm und dem Dritten Tempel in alle Welt ausgehen und alle Völker der Welt zu ihm
anziehen, wie es in den Propheten heißt: „Und all die Völker strömen zu Ihm, sobald von
Zijon die Lehre ausgehen wird“ (Jeschajahu 2:2).

Tefillin-Angebot

Obwohl die Erlösung noch nicht eingetroffen ist, können und sollen die Wege unserer
Vorväter Awraham und Jitzchak kombiniert werden. An dem Juden liegt es, einereits die
Thora auch der Außenwelt zu vermitteln und andererseits das Heilige in sich so zu stärken,
bis es nach außen strahlt.

Praktisch gesehen heißt das: Der Jude kann sich nicht damit zufrieden geben, in die
Synagoge zu gehen, den Schabbat einzuhalten, die Thora zu studieren u.s.w. In der Galut
ist der Stil Awrahams gefragt. Lege Tefillin in der Synagoge, doch wenn dir dort jemand
begegnet, der keine Tefillin legt, zögere nicht, ihm das Angebot zu machen, Tefillin zu
legen. Ein weiterer Schritt wäre bereits auch außerhalb der Synagoge Juden das Tefillin-
Angebot vorzuschlagen. Man sollte sich denken: „Du studierst regelmäßig die Thora und
besuchst Schiurim (Thorastunden), so schlage doch deinem Freund vor, mit dir
mitzukommen, oder belehre ihn selbst Dinge, die du bereits gelernt hast.“ Das ist die
Richtlinie in der Galut - das Licht der Thora nach draußen zu bringen.

Andererseits aber darf man sich selbst nicht vernachlässigen und muss auch Zeit für
die eigene Seele finden, bis sie so stark ist, dass sie auch nach außen strahlt (wie bei
Jitzchak). Das gilt besonders für diejenigen, die ganztags beruflich beschäftigt sind. Eine
regelmäßige Portion Spiritualität würde da sicher nicht schaden.

(Likutej Sichot, Band 25, Seite 123)