Paraschat „WAJEZE“ Empfehlung

19. November 2023 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Wajetze

ב"ה

Paraschat „WAJEZE“ 

aus: 
Belebende Parascha 
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart 
von Rabbiner Benjamin Sufiev 
Band II 

WER LEITET WEN? 

Als sich Jaakow mit seiner Familie auf die Reise zurück ins Heilige Land machte, heißt es 
in der Thora: Jaakow stand auf und hob seine Söhne und seine Frauen auf die Kamele 
(Bereschit 31:17). Bei dieser Schilderung stellte Jaakow seine Söhne vor seine Frauen. In 
allen anderen Versen gibt Jaakow seinen Frauen den Vorrang. So sagte er zum Beispiel zu 
seinem Schwiegervater Lawan: Gib mir meine Frauen und meine Kinder (Bereschit 30:25). 
Auch vor dem Treffen mit seinem Bruder Esaw heißt es: Und er nahm seine zwei Frauen 
und zwei Nebenfrauen und elf Kinder (Bereschit 32:23). 

Tatsächlich muss der Mann laut dem jüdischen Gesetz seine Frau vor seine Kinder
stellen. Dafür werden drei Gründe angeführt:
1) weil sie Mutter seiner Kinder ist;
2) da er seine Frau mehr ehren muss als sich selbst;
3) um seine Kinder zu erziehen, die Mutter zu ehren (Rambam, Hilchot Ischut 15:19).

Warum dann änderte Jaakow die Reihenfolge in unserer Thorastelle und gab seinen
Söhnen Vorrang?

Verschiedene Motive

Raschi erläuterte: Jaakow stellte die Söhne vor die Frauen, im Gegensatz zu Esaw, der die
Frauen vor die Söhne stellte, wie es heißt: Esaw nahm seine Frauen und seine Söhne
(Bereschit 36:6).

Sowohl Jaakow als auch Esaw stellten für gewöhnlich die Frauen vor die Söhne. Um
dennoch aufzuzeigen, dass sie dies aus völlig verschiedenen Motiven taten, stellte in
unserer Thorastelle Jaakow ausnahmsweise die Söhne vor die Frauen.

Esaw stellte die Frauen vor die Söhne: Dies drückte seinen Lebensstil aus, nämlich
der Begierde nach Frauen zu verfallen. Er gab ihnen nicht Vorrang aus Respekt, sondern
um seine Begierde zu befriedigen. Seine Söhne hingegen, eine gute Nachkommenschaft,
waren für ihn nebensächlich.

Jaakow hingegen stellte die Söhne vor die Frauen: Seiner Weltansicht zufolge waren
die Söhne, die nächste Generation, die Hauptsache. Ihre Erziehung war das
Allerwichtigste. Und als er seine Frauen vor die Söhne stellte, tat er dies aus frommen
Motiven, um sie zu ehren und seine Kinder richtig zu erziehen.

Verstand und Gefühl

In einem breiteren Sinn entsprechen „Söhne“ und „Frauen“ zwei Bereichen im Menschen.
„Söhne“ steht für den Verstand, die Vernunft und die Überlegung. „Frauen“ steht für das
Herz, das Gefühl und die Begeisterung.

So sehen wir auch, dass Männer im Vergleich zu Frauen mehr rational und “kalt“ sind,
Frauen hingegen mehr Wärme und Gefühl als Männer haben.

Im Lichte dieser Symbolik lässt sich die Beschreibung der Thora über Jaakow und
Esaw wie folgt erklären: Jaakow stellte die Söhne vor die Frauen - Bei ihm stand immer der
Verstand vor den Gefühlen. Er ließ sich nicht von seinen Emotionen leiten, sondern folgte
immer der Vernunft. Auch wenn die Gefühle sehr stark waren, gaben sie schließlich dem
Verstand nach.

Esaw hingegen stellte die Frauen vor die Söhne - Er ließ sich von seinen Gefühlen
leiten, suchte den momentanen Nutzen und dachte nicht weitsichtig. Sein Verstand beugte
sich den Gefühlen und war bloß ein Hilfsmittel dabei, seine Begierden auszuleben.

Die Kraft der Emotionen

Tatsächlich steckt aber hinter der Eigenschaft, die Gefühle über den Verstand zu stellen,
auch etwas Positives. Emotionen sind voller Energie und viel impulsiver als die Vernunft.
Mit dem Verstand macht man viele Überlegungen, die dadurch Taten verzögern, und agiert
vorsichtiger, was oft lähmend ist. Mit den Gefühlen hingegen sprengt man diesen Rahmen
und geht einfach auf die Sache los. Doch Gefühle sind auch schwer zu bändigen und
können außer Kontrolle geraten. Deshalb müssen wir auf dem Weg Jaakows gehen, bei
dem der Verstand das Herz kontrollierte.

Zur vollkommenen Erlösung aber wird die Frau den Mann führen (Jirmejahu 31:21).
Dann wird die starke, positive Kraft der Gefühle ohne jegliche Nachteile in unserem Leben
vordergründig sein.

(Likutej Sichot, Band 30, Seite 141)

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