Paraschat NIZAWIM Empfehlung

29. August 2021 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Nitzawim

ב"ה

Paraschat „NIZAWIM“ נצבים

„Ihr steht heute alle vor Gʻtt, eurem Gʻtt, eure Häupter, eure Stämme, eure Ältesten und
eure Amtsleute, alle Männer Israels, eure Kinder, eure Frauen und der Fremde, in der Mitte
deines Lagers, von deinem Holzhauer bis zu deinem Wasserschöpfer!
(Dewarim 29: 9-10).

aus: „Zeitlos aktuell“, Dr. Zwi Braun

Dieser Wochenabschnitt kommt immer vor Rosch haSchana zur Vorlesung und beschließt
das alte Jahr. Im obigen Vers fällt die Betonung des ʻheuteʻ auf. Viele Kommentatoren
sehen darin eine Anspielung auf den Tag an dem das ganze Volk, von den führenden
Persönlichkeiten bis zu den einfachen Dienstboten, gleichermaßen vor Gʻtt steht - an
Rosch haSchana. ʻIhr stehtʻ (atem nizawim) entspricht dem Zahlenwert (633) von ʻihr sollt
euch erinnernʻ (tiskeru - Bamidbar 15:40). Tatsächlich ist ein weiterer Name für diesen Tag
ʻJom haSikaronʻ, der Tag der Erinnerung. Im Mittelpunkt des Gʻttesdienstes am Rosch
haSchana steht das Schofar. Dessen Töne, Terua und Tekia - Schewarim ist lediglich eine
Variante von Terua - werden verschiedene Male in der Torah erwähnt. Wir können aus
dem jeweiligen Zusammenhang Rückschlüsse auf ihre Bedeutung für diesen Tag ziehen.

So lesen wir in Paraschat Behaʻalotcha:
„Und blast mit ihnen (den Trompeten) den Tekia-Ton, und die ganze Gemeinde
versammle sich vor dem Eingang zum Stiftszelt“ (Bamidbar 10:3).

Tekia dient also zur Versammlung des ganzen Volkes, und genau dies geschieht an Rosch
haSchana. An diesen Hohen Feiertagen drängt es selbst die jüdischen Mitmenschen in die
Synagogen, die man sonst eher selten dort sieht. Es ist die geheimnisvolle Macht der
Schofartöne, die dies zustande bringt.

Weiterhin heißt es im Wochenabschnitt Behaʻalotcha: „Und wenn ihr Terua blast, dann
sollen die Lager aufbrechen“ (Bamidbar 10:5). Terua symbolisiert den Aufbruch des
Wüstenlagers, den Antritt einer neuen Reiseetappe. Auch wir brechen in ein neues Jahr
auf, jeder einzelne Jude und das ganze jüdische Volk. Da ist es angebracht, sich am
ʻJom haDinʻ (Tag des Gerichts) Rechenschaft abzulegen über den Weg, den man im neuen
Jahr beschreiten will, und von den Irrwegen der Vergangenheit abzulassen.

„Und wenn ihr in den Krieg kommt in eurem Land gegen den Feind, der euch
befeindet, so blaset Terua mit den Trompeten und eurer wird vor Gʻtt, eurem Gʻtt, gedacht
werden, und es wird euch vor euren Feinden geholfen“ (Bamidbar 10:9).

Besonders die chassidische Literatur hat im zitierten Feind nicht nur den äußeren Feind
gesehen. Es gibt auch einen inneren Feind, der jeden Menschen bedrängt. Dies ist der
Jezer haRa, der böse Trieb, das potentielle Böse, zu dem jeder Mensch fähig ist. Zwischen
Rosch haSchana und Jom Kippur sind wir besonders aufgerufen, gegen diesen Feind
anzutreten. Hier alamiert uns das Schofar und ruft uns zur Wachsamkeit auf...

„Und am Tag eurer Freude und an euren Festtagen und Monatsanfängen sollt ihr
mit den Trompeten Tekia blasen...“ (Bamidbar 10:10).

Rosch haSchana ein Tag der Freude?

Der Tag, an dem die ʻBücher über Leben und Todʻ vor Gʻtt geöffnet werden und das
Schicksal jedes Menschen für das kommende Jahr bestimmt wird?

Auch die Mitzwa der Tʻschuwa, der Reue und Umkehr, soll in Freude ausgeführt werden.
An jedem Rosch haSchana bietet uns Gʻtt die Möglichkeit für einen Neubeginn. Das allein
ist Grund genug, uns über die ʻausgestreckte Hand Gʻttesʻ zu freuen... eine verhaltene
Freude. So bemerkt Rambam:

„Aber am Rosch haSchana und Jom Kippur sagen wir kein Hallel, denn es sind
Tage der Tʻschuwa, der Furcht und des Zitterns und nicht Tage übermäßiger 
Freude“ (Hilchot Chanukka 3:6).

Im Buch Nechemja finden wir folgende Beschreibung von Rosch haSchana:

„Und Esra der Priester brachte die Lehre vor die Versammlung, Mann und Frau und
jedermann, und erläuterte alles, daß man es verstehe, am ersten Tag des siebten Monats
(1.Tischri)... Und es sprachen Nechemja ... und der Priester Esra, der Gesetzeskundige
und die Leviim, die dem Volk erläuterten, zum ganzen Volk:
ʻDieser Tag ist heilig dem Ewigen, eurem Gʻtt, trauert nicht und weint nicht!ʻ...
Und er sprach zu ihnen: ʻGeht, eßt Schmackhaftes und trinkt Süßes, und schickt Gaben
dem nichts bereitet worden, denn dieser Tag ist heilig unserem Herrn.
Und betrübt euch nicht, denn die Freude am Ewigen sei euer Schutzʻ...“
(Nechemja 8:
2-10).

Wenn wir mit freudiger Absicht vor Gʻtt treten, bereit zu Tʻschuwa und gemäß Seinen
Worten in das neue Jahr aufzubrechen, so ist dies bereits ein wirksamer Schutz gegen
sämtliche Anklagen vor Seinem Thron!

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