Midrasch Tehillim zur Parascha Jitro, Teil 3

06. Mai 2012 geschrieben von   Freigegeben in Jitro Tehillim

ב"ה

Zusammengestellt von Baruch ben Mordechai HaKohen, 5769

„Und Mosche führte das Volk aus dem Lager hinaus, G-tt entgegen; und sie stellten sich unterhalb des Berges“ (Schemot 19,17).

Midrasch Tehillim 1,20
Vers 4. Nicht also die Frevler. Das ist, was die Schrift sagt: „Ich bin eine Lilie Scharons חבצלת השרין“ (Schir HaSchirim 2,1). Die Gemeinde Israel spricht vor dem Heiligen, gelobt sei Er: Herr der Welt, ich bin beliebt, denn Du hast mich vor allen Völkern geliebt. כחבצלת will sagen: Ich habe dir ein Schattenspendendes Obdach חביון צל durch Bezalel gemacht. Oder es bedeutet soviel wie: חביב צל, beliebt ist der Schatten. השרון will sagen: Ich habe Dir ein Loblied (שירה) durch Mosche angestimmt.

Eine andere Auslegung:חבצלת will sage: Ich bin beliebt, denn ich war verborgen im Schatten Ägyptens (חבויה בצל מצרים) und nach kurzer Zeit (einer kleinen Stunde) führte mich der Heilige, gelobt sei Er, nach Ramses und ich erblühte in schönen Taten wie ein Lilie. השרון will sagen: Ich stimmte vor Ihm ein Jubellied an (שיר ורון), wie es heißt: „Einen Gesang werdet ihr dann haben wie in der Nacht der Festesfeier“ (Jeschajahu 30,29). R. Jochananim Namen des R. [Schmu’el ben] Jehozadok hat gesagt: Der Vers kommt, um dir eine Lehre betreffs Sancheribs und Pharaos zu geben.

Eine andere Auslegung: Die Worte „Ich bin eine Lilie Scharons אני חבצלת שרון „ wollen sagen: Ich bin es und ich bin beliebt, denn ich war geborgen am Sinai, als sich über mir der Berg wie ein Dach wölbte, wie es heißt: „Und sie stellten sich auf unterhalb des Berges“ (Schemot 19,17). In einer beschwingten Stunde erblühten meine Taten als Rose und ich sprach: „Alles, was der Ewige geredet, wollen wir tun und hören“ (Schemot 24,7).

Eine andere Auslegung: Die Worte „Ich bin eine Lilie Scharons“ wollen sagen: Ich bin beliebt, denn ich war geborgen im Schatten der Reiche [der Zerstreuung], und wenn mich der Heilige, gelobt sei Er, erlösen wird, werde ich mich selbst wie eine Rose blühend machen und vor ihm ein Lied anstimmen, wie es heißt: „Singet dem Ewigen ein neues Leid שיר חדש, denn Er hat Wunder getan“ (Tehillim 98,1).

R. Berachja sagte: Die Wüstegeneration sprach: Ich bin es und ich bin beliebt vor dem Heiligen, gelobt sei Er, in dem alles Gute in der Welt geborgen ist, denn Du hast es (das Geschlecht der Wüste) gesegnet. „Ich setze in die Wüste Zeder, Akazie, Myrthe und Ölbaum“ (Jeschajahu 41,19), und wenn der Heilige, gelobt sei Er, es von mir verlangt, so gebe ich es Ihm als sein aufbewahrtes Gut zurück und erblühe wie eine Rose und stimme vor Ihm ein Lied שירה an, wie es heißt: „Es frohlocken Wüste und Wildnis und es jubelt die Steppe und blühet auf wie eine Lilie“ (dort 35,1).

Die Rabbanan haben gesagt: Die Erde sprach: Ich bin es und ich bin beliebt, denn alle Toten der Welt sind in meinem Schatten geborgen, wie es heißt: „Es sollen aufleben Deine Toten, Meine Leichen erstehen! Erwachtet…“ (dort 26,19). Und wenn der Heilige, gelobt sei Er, sie von mir verlangt, so gebe ich Ihm sein anvertrautes Gut zurück und erblühe wie eine Rose und stimme vor Ihm ein Lied an, wie es heißt: „Vom Saume der Erde hören wir Gesänge“ (dort 24,16).

R. Judan und R. Eleasar verglichen die Gerechten mit der vorzüglichsten der (Blumen-) Gattungen und mit der vorzüglichsten Art derselben ist die Talrose. Nicht wie die Bergrose, denn diese verwelkt leichter, sondern wie die Talrose, denn sie blüht länger. Die Frevler dagegen verglich Er mit der hässlichen Gattung und mit der hässlichsten Art derselben. Die hässlichste Gattung ist die Spreu, wie es heißt: „Sie sollen sein gleich der Spreu vor dem Winde“ (Tehillim 35,5). Es heißt: „Nicht also sind die Frevler, sondern wie Spreu.“ Solltest du vielleicht denken, wie Spreu im Tal, denn in ihr ist noch Feuchtigkeit? Nein, sondern: wie die Spreu der Berge vor dem Winde.

R. Abba bar Kahana hat gesagt: Die Gemeinde Israel sprach vor dem Heiligen, gelobt sei Er: Herr der Welt! Ich bin eine Talrose, denn ich befinde mich in der Tiefe der Bedrängnisse, so dass man mich straucheln lässt; wenn mich aber der Heilige, gelobt sei Er, aus der Bedrängnis erhebt, so erblühe ich in guten Werken, wie die Lilie und stimme vor ihm ein Lied an, wie es heißt: „Ewiger, in der Bedrängnis suchen wir Dich“ (Jeschajahu 26,16).

Die Rabbanan haben gesagt: Die Gemeinde Israel spricht vor dem Ewigen, gelobt sei Er: Herr der Welt! Ich bin verborgen in den Tiefen der Hölle, sobald mich aber der Heilige, gelobt sei Er, aus Grube des Brausens und aus der Tiefe der Hölle heraufführt, erblühe ich in guten Werken wie die Rose und stimme vor ihm ein Lied an,wie es heißt: „Und Er zog mich aus der Grube des Brausens, aus dem Kot des Lehms … und legte in meinen Mund eine neues Lied, einen Lobgesang unserm G-tt. Sehen werden es viele und sich fürchten und vertrauen auf den Ewigen“ (Tehillim 40,3.4).

Die Rabbanan stimmen mit R. Elieser dem Modai überein. Einst kommen alle Fürsten von den Völkern der Welt und klagen die Israeliten vor dem Heiligen, gelobt sei Er, an und sprechen vor ihm: Herr der Welt! Was sind den die Israeliten anders als die übrigen Völker, diese sind Götzendiener und jene sind Götzendiener, diese vergießen Blut und jene vergießen Blut, diese Treiben Unzucht und jene treiben Unzucht, diese fahren hinab zur Hölle, sollen auch jene nicht hinabfahren? Darauf spricht der Heilige, gelobt sei Er, zu ihnen: Wenn dem so ist, so fahre jede Nation und ihre Gottheit mit ihr hinab in die Hölle und untersuche sich selbst, auch die Israeliten sollen gehen und sich selbst untersuchen. Da antworten die Israeliten und sprechen vor dem Heiligen, gelobt sei Er: Du bist unsre Sehnsucht und unsre Hoffnung, unser Vertrauen steht allein zu Dir, wenn Du willst, so ziehe Du an unserer Spitze einher. Darauf spricht der Heilige, gelobt sei Er, zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ihr seid alle in Karmesin gekleidet, nämlich durch den Bund der Beschneidung, wie es heißt: „Sie fürchtet nicht für ihr Haus vor dem Schnee, denn ihr ganzes Haus ist gekleidet in Karmesin“ (Mischle 31, 21), trotzdem werde Ich mit euch gehen, wie es heißt: „Denn alle Völker werden gehen, ein jeder im Namen seines Gottes, ewig und immerdar“ (Micha 4,5).

R. Reuben im Namen des R. Chanina hat gesagt: In der Schrift kommt ein Ausdruck vor, stände er nicht geschrieben, unmöglich wäre es ihn zu sagen; es heißt nämlich: „Denn im Feuer wird der Ewige gerichtet“ (Jeschajahu 66,16). שופט , Er richtet, heißt es da nicht, sondern נשפט, Er wird gerichtet. Das ist, was David gesagt hat: „Obgleich ich wandre im Tale des Todesschattens, so fürchte ich nichts Böses, denn Du bist bei mir, Dein Stecken und Dein Stab trösten mich“ (Tehillim 23,4). „Dein Stecken“, damit sind die Schmerzen gemeint, wie es heißt: „Ich werde ahnden mit dem Stecken ihren Abfall“ (Tehillim 89,33); „und dein Stab“, damit ist die Thora gemeint, wie es heißt: „Mit dem Herrscherstab, mit ihren Stäben“ (Bemidbar 21,18). „Sie trösten mich.“ Solltest du glauben: ohne Schmerzen, so heißt es ,אךnur, und solltest du glauben;indieser Welt, so heißt es:„Nur Gutes und Gnade wird mir folgen alle Tage meines Lebens.“ „Und ich bleibe im Hause des Ewigen immerdar“ (Tehillim 23,6).

Abba Tanchuma sagte: Wem gleichen die Gerechten in dieser Welt? Einer mit Edelsteinen und Perlen besetzten Tafel. Wenn sie hinweg genommen und ausgeschüttet wird, was darin ist, so kommt die Schönheit der Tafel zum Vorschein. So werden auch einst die Frevler wie Gras von der Welt verschwinden, wie es heißt: „Es dorrt das Gras, es welkt die Blume“ (Jeschajahu 40,8). „Die Gerechten aber sind in dieser Welt bedrückt, in der künftigen Welt aber werden sie Bestand und Stärke besitzen, wie es heißt: „Das Wort unseres G-ttes bestehet ewiglich“ (dort). Damit sind die Gerechten gemeint, welche die Thora, die Worte unseres G-ttes, betätigt (gehalten) haben.

„Und der Ewige sprach zu ihm: Gehe, steige hinab, und du sollst heraufkommen, du und Aaron mit dir; aber die Priester und das Volk sollen nicht durchbrechen, um zu dem Ewigen hinaufzusteigen, dass Er nicht in sie einbreche“ (Schemot 19,24).

Midrasch Tehillim 11,6
Vers 7. Denn gerecht ist der Ewige, Gerechtigkeit liebt Er. R. Jehuda im Namen des R. Simon hat gesagt: Jeder Handwerker ist eifersüchtig gegen die Konkurrenten in seinem Beruf, aber der Heilige, gelobt sei Er, ist nicht so, sondern Er ist gerecht und liebt Gerechtigkeit.

Was wollen die Worte sagen: Der Redliche schaut Sein Antlitz? Sieben Schulen (von Frommen) stehen künftig vor dem Heiligen, gelobt sei Er, welche ist die erhabenste, die das Antlitz der Schechina aufnimmt (d. i. die G-tt sieht)? Die Schule der Redlichen כת הישרים, wie es heißt: Der Redliche schaut Sein Antlitz. פניו heißt es nicht, sondern פנימו, womit das Antlitz der Schechina und Seiner Familie gemeint ist, wie es heißt: „Die Redlichen ישרים werden vor Deinem Antlitz wohnen“ (Tehillim 140,14).

Eine andere Auslegung:ישר יחזו פנימו . Es hätte doch heißen sollen: ישרים יחזו פנימו, oder ישר יחזה פניו, was will יחזו פנימוsagen?[1] Sie werden das Antlitz des Gerechten der Welt sehen und der Gerechte der Welt wird wiederum das Antlitz der Gerechten schauen. Unter „ישר, der Redliche“ ist der Heilige, gelobt sei Er, zu verstehen, wie es heißt: „Gerecht und redlich ist Er“ (Dwarim 32,4).

Eine andere Auslegung: Der Redliche schaut Sein Antlitz. Die Antlitze der Gerechten werden gleich Spiegeln, die die Welt erleuchten. Das sind die sieben Schulen der Gerechten, die einst die Welt erleuchten.[2] Ihre Antlitze sind gleich wie die Sonne, der Mond, die Himmelsveste, die Sterne, die Blitze, die Rosen, die Fackeln. Wie die Sonne, wie es heißt: „Und Seine Geliebten sind wie der Aufgang der Sonne“ (Schoftim 5,31); wie der Mond, wie es heißt: „Wie der Mond wird er befestigt sein ewiglich“ (Tehillim 89,38); wie die Himmelsveste, wie es heißt: „Die Verständigen werden glänzen wie der Glanz der Himmelsveste“ (Daniel 12,3); wie die Sterne, wie es heißt: „Und die, welche viele zur Gerechtigkeit führten, werden sein wie die Sterne“ (dort); wie die Blitze, wie es heißt: „Wie Blitze werden sie laufen“ (Nachum 2,5); wie die Rosen, wie es heißt: „Dem Sangmeister auf Rosen“ (Tehillim 45,1; 69,1); wie die Fackeln, wie es heißt: „Ihr Ansehen gleicht den Fackeln“ (Nachum 2,5).

Die erste Schule sitzt vor dem Könige und sieht das Antlitz des Königs, wie es heißt: „Redliche sitzen vor Deinem Antlitze“ (Tehillim 140,14), desgleichen: „Der Redliche schauet Sein Antlitz“ (dort 11,7); die zweite Schule sitzt im Hause des Königs, wie es heißt: „Glückselig sind, die in Deinem Hause sitzen“ (dort 84,5); die dritte Schule steigt auf den Berg, dem König entgegen, wie es heißt: „Wer steigt hinauf auf den Berg des Ewigen“ (dort 24,3); die vierte Schule sitzt im Vorhofe des Königs, wie es heißt: „Glückselig ist, den Du erwählst und herzutreten lässt, dass er bewohne Deine Höfe“ (dort 65,5); die fünfte Schule sitzt im Zelte des Königs, wie es heißt: „Ewiger, wer in Deinem Zelte weilt“ (dort 15,1); die sechste Schule sitzt auf dem heiligen Berge des Königs, wie es heißt: „Wer wohnt auf Deinen heiligen Berge?“ (dort); und die siebente Schule sitzt am Orte des Königs, wie es heißt: „Wer steht auf Seiner heiligen Stätte?“ (dort 24,3). Jede Schule hat eine Wohnung für sich im Paradiese.

Dem entsprechend gibt es sieben Wohnungen für die Frevler in der Hölle, es sind: Scheol (שאול), Abadon (אבדון), Zalmawet (צלמות), Erez Tachtit (ארץ תחתית), Erez Neschijah (ארץ נשיה), Gehinom (גהינם) und Duma (דומה).[3] R. Levi hat gesagt: Duma ist der Vorhof des Todes. Warum wird er Vorhof des Todes genannt? Weil er der Vorhof der Geister der toten Menschenkinder ist; und es ist ein Ort, wie eine Art Gebäude. Der Vorhof ist mit einer Mauer umgeben, vor dem Vorhofe ist ein Bach, vor dem Bach ein Feld. An jedem Tage lässt Duma die Geister herausgehen und sie verzehren das Feld und trinken den Bach aus. Jeder Mensch, der Wasser beim Zwielicht trinkt, beraubt seine Toten. Warum wird der Fürst der Geister Duma (דומה) genannt? Weil er die Schweigenden (דוממות)bewahrt, denn sie essen zwar, reden aber nicht, sie trinken zwar, aber ihre Stimme wird nicht vernommen. Und was ist für ein Unterschied zwischen Geist (רוח) und Seele (נשמה)? Die Seele gleicht einer Art beflügelter Heuschrecke und an ihren Fuß ist eine Kette gebunden und sie hängt an dem Markfaden des Rückgrades. Wenn der Mensch schläft, geht seine Seele heraus und schweift in der Welt umher. Siehe, das sind die Träume, die der Mensch sieht. Deshalb wenn der Mensch schläft, kann man ihn viele Male rufen und er antwortet nicht, wenn man ihn aber berührt, antwortet er sofort. Wenn sich sein Ende naht, um von der Welt abzuscheiden, kommt der Todesengel und nimmt die Seele des Menschen. Die Seele gleicht einer Art Rohr, das voll Blut ist, und sie hat kleine Röhrchen, welche sich im ganzen Körper zerstreuen. Der Todesengel fasst sie an der Spitze des Rohres und zieht sie heraus; aus dem Körper eines Gerechten zieht er sie mit schonender Sanftheit, gleichsam wie man einen Faden aus der Milch zieht, aus dem Körper des Frevlers aber ist es so, als wenn er Stricke durch den Mund des Schlundes zöge. Manche sagen: Es ist so wie das Durchziehen des Schiffstaues durch die Höhlung des Mastbaumes. Nach anderen wieder ist es so, als wenn Dornen durch Wolle und Stricke durch grobe Seide gezogen würden. Noch andere endlich meinen: Es ist so wie ein Dornstrauch, der aus einem Bündel Wolle herausgezogen wird.[4] Der Mensch stirbt sofort und der Geist geht heraus und lässt sich an der Nase nieder, bis diese in Fäulnis übergeht. Sobald die Nase in Fäulnis übergeht, schreit der Geist und weint vor dem Heiligen, gelobt sei Er, und spricht vor ihm: Herr der Welt! Wohin führt man mich? Sofort nimmt ihn Duma und führt ihn in den Vorhof des Todes zu den andern Geistern. Ist er ein Gerechter, so spricht er zu ihm: Machet Raum für den und den Gerechten! Er geht nun von einer Wohnung zur andern, bis er das Antlitz der Schechina sieht. Darum heißt es: Der Redliche schaut Sein Antlitz. Siehe, wie es sieben Wohnungen für die Gerechten gibt, so gibt es auch sieben Wohnungen für die Frevler; den Freveln ergeht es nach ihren Werken und den Gerechten ergeht es nach ihren Werken.

[1] ישר יחזו פנימוist eine Mischung von Singular ישר und Plural יחזו.
[2]Sifra Dwaarim Pisk. 10 u. Par. קבע Piska 47; Pesikta de Rab Kahana Pisk. : ולקתתם לכם; Wajika Rabba Par. 30
[3]S. Erubin 19a.
[4]Vergl. Berachot 8a.