Midrasch Tehillim zur Parascha Jitro, Teil 5

06. Mai 2012 geschrieben von   Freigegeben in Jitro Tehillim

ב"ה

Zusammengestellt von Baruch ben Mordechai HaKohen, 5769

„Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht stehlen“ (Schemot 20,13).

Midrasch Tehillim 120,3
Vers 3. Was gibt dir und was fügt hinzu die trügerischer Zunge? Was nützt sie dir und was hilft sie dir? Sie sündigt, ohne etwas davon zu haben. Der Heilige, gelobt sei Er, spricht zur Zunge: Der Dieb stiehlt, um etwas zu essen zu haben, trotzdem dass geschrieben steht; „Du sollst nicht stehlen“ (Schemot 20,15), er stiehlt für den augenblicklichen Bedarf, wie es heißt: „Man sollte den Dieb nicht verspotten“ (Mischle 6,30). Ferner heißt es: „Du sollst nicht ehebrechen“ (Schemot 20,14), und der Ehebrecher bricht doch die Ehe und stillt das Verlangen seiner Seele für einen Augenblick, wie es heißt: „Wer die Ehe bricht mit einem Weibe, ist sinnlos“ (Mischle 6,32). Obgleich er seine Seele ins Verderben stürzt, stillt er doch das Verlangen seiner Seele für einen Augeblick, und du, o Zunge, hast deiner Seele nichts genützt und hast [trotzdem] getötet. Ich spreche zu dir: Was soll Ich dir tun, du böse Zunge? Sowie du der Welt von Anbeginn getan hast, indem du Adam zugezüngelt hast – d. i. die Schlange – so werde auch Ich dir tun. Und ferner die Schlange der Wüste, sowie es heißt: „Und das Volk redete wider G-tt und Mosche“ (Bemidbar 21,5). Was tat Er ihnen? „Und der Ewige sandte giftige Schlangen gegen das Volk“ (dort V. 6). Und warum Schlangen? Weil sie es ist, die züngelt, wie es heißt: „Sie schärfen ihre Zunge gleich der Schlange“ (Tehillim 140,4). So werde auch Ich ihnen tun, sowie Ich zu der Schlange gesagt habe: „Staub sollst du essen…“ (Bereschit 3,14).

„Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten“ (Schemot 20,13).

Midrasch Tehillim 19,1
Vers 1. Dem Sangmeister. Psalm von David. Vers 2. Die Himmel erzählen die Ehre G-ttes. Das ist, was die Schrift sagt: „Alles hat der Ewige seinetwegen (למענהו) gemacht“ (Mischle 16,4), d. i. zu Seinem Lob (Seiner Verherrlichung), wie es heißt: „Stimmet an (ענו) dem Ewigen mit Dank“ (Tehillim 147,7).

Eine andere Auslegung: למענהו bedeutet: לענות שבחו, um Seinen Ruhm anzustimmen, Seine G-ttheit zu bezeugen,, sowie es heißt: „Du sollst nicht aussprechen (לא חענה) wider deinen Nächsten“ (Schemot 20, 16), desgleichen: „למען, zum Zeugnis meiner Brüder und meiner Freunde“ (Tehillim 122, 8).

R. Abahu hat gesagt: Zwei Dinge (Glaubenslehren) verleugnen die Völker der Welt nicht, sie bekennen, dass der Heilige, gelobt sei Er, die Welt in sechs Tagen geschaffen hat und dass Er die Toten wieder belebt. Woher wissen wir das? Wenn einer hingeht zu den Totenbeschwörern und Wahrsagern und dieser einen Toten durch Anrufung seines Namens heraufführt, so gelingt es ihm alle Tage in der Woche und er führt ihn herauf; das Tier aber steigt selbst in den Wochentagen nicht herauf, weil es in der Zukunft nicht wieder belebt wird.[1] Das wollen die Worte sagen: „Alles hat der Ewige למענהו, zu seiner Zeugenschaft geschaffen.“

Eine andere Auslegung: למענהו will sagen: לקילוסו, zu seinem Preise, denn alle preisen Ihn wegen Seiner Schöpfung und alle Seine Werke preisen Ihn.

R. Berachja im Namen des R. Schim’on sagt: Wer von den Geschöpfen kein Haupt hat, der hat ein solches vor dem Heiligen, gelobt sei Er. So die Erde, wie es heißt: „Und das Haupt des Staubes des Erdkreises“ (Mischle 8,26). Wer vor den Geschöpfen keine Augen hat, der hat Augen vor dem Heiligen, gelobt sei Er. So das Meer, wie es heißt: „Das Meer sah es und floh“ (Tehillim 104,3). Wer vor den Geschöpfen keine Hände hat, der hat Hände vor dem Heiligen, gelobt sei Er, wie es heißt: „Das Meer, groß und breit an Händen“ (dort 104,25). Und so die Erde, wie es heißt: „Und die Erde, siehe, breit an Händen“ (Bereschit 34,21). Sie hat auch vor dem Heiligen, gelobt sei Er, Ohren, wie es heißt: „Erde, Erde, Erde, höre das Wort des Ewigen“ (Jirmejahu 22, 29). Der Himmel hat ein Herz vor dem Heiligen, gelobt sei Er, wie es heißt: „Und der Berg brannte im Feuer bis ins Herz des Himmels“ (Dwarim 4,11). Und so hat auch das Meer ein Herz, wie es heißt: „Es gerannen die Fluten im Herzen des Meeres“ (Schemot 15,8.). Die Erde hat einen Nabel vor dem Heiligen, gelobt sei Er, wie es heißt: „Bewohnend den Nabel der Erde“ (Jecheskel 38,12). Sie hat auch einen Mund vor dem Heiligen, gelobt sei Er, wie es heißt: „Und es öffne die Erde ihren Mund“ (Bemidbar 16,32). Sie hat auch Füße vor dem Heiligen, gelobt sei Er, wie es heißt: „Und die Erde steht für immer“ (Kohelet 1,4). Sie hat auch Lenden vor dem Heiligen, gelobt sei Er, wie es heißt: „Und Ich sammle sie von den Lenden der Erde“ (Jirmejahu 31,8). Auch der Himmel hat einen Mund vor dem Heiligen, gelobt sei Er, wie es heißt: Die Himmel erzählen die Ehre G-ttes.

„Und das ganze Volk sah die Donner und die Flammen und die Stimme des Schophars und den Berg rauchen. Und als das Volk es sah, bebten zurück sie und standen von ferne“ (Schemot 20,15).

Midrasch Tehillim 68,7
Vers 13. Die Könige (Engel) der Heere eilen, eilen ידודון ידודון. Das ist, was die Schrift sagt: „Als das Volk das sah, bebten sie zurück und standen von Ferne“ (Schemot 20,15), außerhalb von zwölf Mil, das will sagen, dass die Israeliten zwölf Mil rückwärts bebten und wieder zwölf Mil nach vorn zurückkehrten, d. s. 24 Mil für jedes Wort.[2] Daraus ergibt sich, dass sie an jenem Tage 240 Mil gingen. In jener Stunde sprach der Heilige, gelobt sei Er, zu den Dienstengeln: Steiget hernieder und helfet euren Brüdern, wie es heißt: Die Könige der Heere eilen, eilen. Sie eilen beim Hingehen, sie eilen beim Zurückkehren.

R. Jehuda bar Illai sagt: Weil die Israeliten verschlungen waren unter den Völkern durch das Feuer, sprach der Heilige, gelobt sei Er, zu den Wolken der Herrlichkeit: Rieselt Lebenstau auf meine Kinder hernieder. Darum heißt es:Vers 10. Regen der Wohltat schwingst Du, o G-tt, Dein Erbe und das Verschmachtete hast Du aufgerichtet. Als sich ihr Sinn beruhigt hatte, nahmen sie sofort die Thora an, wie es heißt: Vers 13. und die Hausbewohnerin verteilet Errungenes.

„Ihr habt gesehen, dass Ich vom Himmel mit euch geredet“ (Schemot 20,19).

Midrasch Tehillim 1,18
Eine andere Auslegung: Vers 2. Sondern nach der Thora des Ewigen sich sehnt. Das ist, was die Schrift sagt: „Auf! Ihr Durstigen alle, gehet zum Wasser“ (Jeschajahu 55,1). Wie die Wasser vom Himmel gegeben werden, wie es heißt: „Bei der Stimme לקול, wenn Er rauschen lässt die Wasser im Himmel“ (Jirmejahu 10,13), so wurden auch die Worte der Thora vom Himmel gegeben, wie es heißt: „Ihr habt gesehen, dass Ich vom Himmel mit euch geredet“ (Schemot 20,19). Wie die Wasser umsonst der Welt zu Teil werden, wie es heißt: „Geht, schafft Vorrat und esst, und geht, schafft Vorrat ohne Geld“ (Jeschajahu 55,1), - wie die Wasser der Welt unter Donner und Blitz herabströmen (so auch die Worte der Thora), wie es heißt: „Und es geschah am dritten Tage, da es Morgen war, da waren Donner und Blitze“ (Schemot 19,16), - wie die Wasser der Welt Leben spenden, - so spenden auch die Worte der Thora denen Leben, die sich mit ihnen beschäftigen, wie es heißt: „Denn Leben sind sie denen, die sie finden“ (Mischle 4,22). Es heißt: „Denn es ist kein leeres Wort für euch, sondern es ist euer Leben“ (Dwarim 32, 47). Wie die Wassertropfen herabträufeln und zu Strömen werden, so auch die Worte der Thora. Heute lernt der Mensch eine Halacha und morgen wieder eine Halacha, bis er erstarkt und sprudelt wie eine Quelle.

R. Onja hat gesagt: Solltest du glauben, wie die Wasser, die Gärten und Parkanlagen tränken, so auch die Worte der Thora, so heißt es: „Denn gerade sind die Wege des Ewigen“ (Hoschea 14,10).

R. Chija hat gesagt: Wie die Wasser die Blöße (den Grund) des Meeres bedecken, wie es heißt: „Wie Wasser die Meerestiefe bedecken“ (Jeschajahu 11,9), so bedecken die Worte der Thora die Blöße Israels, wie es heißt: „Alle Vergehungen bedeckt die Liebe“ (Mischle 10,12). Wie in Bezug auf das Wasser der Grosse sich nicht schämt zum Kleinen zu sagen: Lass mich Wasser trinken, so schämt sich auch hinsichtlich der Worte der Thora der Grosse nicht, zum Kleinen zu sagen: Lehre mich einen Abschnitt oder eine Halacha. Wie der Mensch, wenn er durstig ist, nicht träge ist, sondern zum Wasser geht und trinkt, so ist auch der Schüler nicht träge hinsichtlich der Worte der Thora, sondern er geht und lernt Thora vor seinem Lehrer. … Das ist, was die Schrift sagt: „Die Thora hat uns Mosche gegeben, ein Erbe an die Gemeinde Jakow“ (Dwarim 33,4), d. i. jeder, der sich in Jakow versammelt; selbst die Fremdlinge (Proselyten), welche sich mit der Thora beschäftigen, sind dem Hohenpriester gleichgeachtet, wie es heißt: „Die der Mensch tue, dass er durch sie lebe“ (Wajikra 18,5). Priester, Leviten, Israeliten heißt es hier nicht, sondern (allgemein): האדם der Mensch. Siehe, was steht von Jitro geschrieben? „Und Geschlechter der Schreiber, Bewohner von Jabez…“ (1. Diwre HaJmim 2,55). Schemaja und Abtalion stammten von den Nachkommen Siseras ab und sie lehrten öffentlich Thora, wie die Männer der großen Versammlung[3]. Darum heißt es: „Diese Worte hat der Ewige zu eurer ganzen Versammlung gesprochen“ (Dwarim 5, 19).

„Und sie sprachen zu Mosche: Rede du mit uns, und wir wollen hören; aber G-tt möge nicht mit uns reden, dass wir nicht sterben! (Schemot 20,19).

Midrasch Tehillim 68,5
Vers 9. Die Erde bebt, sofort starben alle Lebendigen im Lande Israel und die Toten lebten auf, denn der Heilige, gelobt sei Er, ließ über sie den Tau der Wiederbelebung der Toten träufeln, wie es heißt: Auch troffen die Himmel.

Es brannte (זה) der Sinai. Unterזה ist nur Brennen und Anzünden zu verstehen, vergl.: „So man ihn pflegte anzubrennen (חזה למזיה)“ (Daniel 3,19), denn es heißt: „Und der Berg brannte im Feuer bis ins Herz des Himmels“ (Dwarim 4,11).
Vers 10.
Bereitwilligen Regen. Als die Dienstengel sahen, dass die Seele Israels dahin flattern wollte, sprachen sie zum Heiligen, gelobt sei Er: Wem willst du die Thora geben, den Toten oder den Lebenden? Sofort winkte der Heilige, gelobt sei Er, den Lebensregen über Israel herbei, dass sie die Thora mit bereitwilligem Geiste annahmen, und die Dienstengel schwangen sie in Schwingen, wie es heißt:Du schwingst, o G-tt. Dein Erbe und das Verschmachtete hast Du aufgerichtet; d. i. Dein Erbe, welches verschmachtet war durch die Stimme des Dröhnens und Bebens, hast Du aufgerichtet.
Vers 11. Dein Leben (חיתך) wohnte darin, denn Du hast in dasselbe hineingesetzt Deine Belebung. Du bereitetest durch Deine Güte für den Gebeugten, o G-tt. „Und sie sprachen zu Mosche: Rede du mit uns und wir wollen hören“ (Schemot 20,19). Siehe, was in Dwarim geschrieben steht: „Wenn wir fortfahren die Stimme des Ewigen unseres G-ttes zu hören, so sterben wir; tritt du hin und höre alles“ (Dwarim 5,22.24). Sofort erwiderte der Heilige, gelobt sei Er, Mosche: „Gut ist alles, was sie geredet“ (dort V. 25).

„Da sprach Mosche zu dem Volke: Fürchtet euch nicht; denn um euch zu versuchen, ist G-tt gekommen, und damit Seine Ehrfurcht auf eurem Antlitz sei, dass ihr nicht sündigt“ (Schemot 20,20).

Midrasch Tehillim 1,10
Vers 2. Sondern nach der Thora des Ewigen sich sehnt. R. Levi sagte: Das sind die sechs Gebote (מצות), die der Heilige, gelobt sei Er, dem Adam gab, wie es heißt: „Und der Ewige, G-tt gebot (ויצו) Adam„ (Bereschit 2,16)[4]. Und über seine Thora nachsinnt, über die sechs Gebote, die Er ihm gab.
Vers 3.
Der wird sein wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen. Denn G-tt nahm ihn und verpflanzte ihn in das Paradies.Der seine Frucht gibt zu seiner Zeit. Das geht auf Kain. Und sein Blattwerk welkt nicht לא יבול. Das geht auf Abel הבל. Und alles, was er tut, gedeiht. Das geht auf Schet.
Vers 4.
Nicht also die Frevler. Das ist die Schlange. Vers 5. Darum bestehen die Frevler nicht im Gericht. R. Levi sagte: Alles wird einst geheilt werden, ausgenommen die Schlange und die Gibeoniten: Die Schlange, wie es heißt: „Und die Schlange, Staub ist ihre Speise“ (Jeschajahu 65,25); die Gibeoniten, wie es heißt: „Und als Arbeiter [der Stadt] leisten sie ihm (יעבדוהו) Dienst aus allen Stämmen Israels“ (Jecheskel 48,19), d. i. יאבדיהו, sie werden sie vernichten.

Drei schöne Gaben hat der Heilige, gelobt sei Er, den Israeliten gegeben, nämlich Erbarmen, Schamhaftigkeit und Liebeserweisungen. Erbarmen, woher lässt sich das entnehmen? Weil es heißt: „Und Er wird dir Erbarmen geben“ (Dwarim 13,18). Schamhaftigkeit, woher lässt sich das entnehmen? Weil es heißt: „Damit Seine Ehrfurcht auf eurem Antlitz sei, dass ihr nicht sündigt“ (Schemot 20,17). Von hier haben die Alten gesagt: Wer nicht schamhaft ist, von dem ist uns gewiss, dass seine Väter nicht am Berge Sinai gestanden haben. Liebeserweisungen, woher lässt sich das entnehmen? Wie es heißt: „Der Ewige, dein G-tt wird dir bewahren den Bund und die Liebe…“ (Dwarim 7, 12).

Als David die Gibeoniten sah, dass unter ihnen nicht eine von diesen (drei Tugenden) vorhanden war, stand er auf und entfernte sie, wie es heißt: „Die Gibeoniten sind nicht von den Kindern Israels“ (2. Schmu’el 21,2); und auch Esra entfernte sie, wie es heißt: „Die Netinim wohnten auf dem Hügel“ (Nechemija 11,21), und auch der Heilige, gelobt sei Er, wird sie einst entfernen, wie es heißt: „Und als Arbeiter der Stadt יעבדוהו“ (Jecheskel 48,19); es ist zu lesen יאבדוהו Er wird sie vernichten. Denn unter den Arbeitern sind die Gibeoniten zu verstehen, wie es heißt: „Und Josua machte sie an diesem Tage zu Holzhauern…“ (Jehoschua 9,27).

Vers 6. Denn der Ewige kennt den Weg der Gerechten. Das geht auf Adam und Eva.Der Weg der Frevler aber geht zu Grunde. Das geht auf die Schlange, für welche es dereinst keine Heilung gibt.

[1]Vergl. Sanh. 65b.
[2] Des Zehnworts.
[3] Zu Beginn der Epoche des II. Tempels.
[4] S. Bereschit Rabba 16,6; Psikta DeRaw Kahana 12,1