Paraschat “BO“ Empfehlung

17. Januar 2021 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Bo

ב"ה

Paraschat “BO“

aus:
Belebende Parascha
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart
von Rabbiner Benjamin Sufiev

G‘TT HÖCHSTPERSÖNLICH

Die zehnte Plage sollte Ägypten heimsuchen. Und so sprach G‘tt zu Mosche: „Um die
Mitternacht ziehe Ich aus durch das Land Ägypten“. In einem anderen Vers verkündete ihm
G‘tt: „Ich werde vorüberziehen durch das Land Ägypten in dieser Nacht.“
Die Thora verwendet in diesen zwei Versen für die Vollstreckung der zehnten Plage
verschiedene Ausdrücke: „ausziehen“ und „vorüberziehen“, welche verschiedene
Bedeutungen haben. „Ausziehen“ bedeutet in unserem Zusammenhang das Erreichen
eines bestimmten Ortes. „Vorüberziehen“ hingegen drückt im Vergleich dazu einen
nebensächlichen Akt aus.

So erklärt auch Raschi den Ausdruck „vorbeiziehen“: Wie ein König, der von Ort zu Ort
kommt und dabei auch die Frevler bestraft“ (Raschi zu Exodus 12:12). Das heißt, der König
durchzieht diese Orte nur, um sein eigentliches Ziel zu erreichen, und dabei bestraft er die
Ungerechten.

Der Einzug zur Befreiung

In der Nacht der Befreiung also geschah zweierlei: Das Ziehen G‘ttes durch Ägypten, um
Sein Volk Israel zu erlösen, und die Bestrafung der Erstgeborenen, welche im Vergleich zur
Befreiung Israels nur eine Nebenrolle spielte.

Was war der hauptsächliche Grund G‘ttes, in Ägypten einzuziehen? - Die Kinder
Israels aus ihrem seelischen Elend zu befreien, welche so sehr in die Unreinheit gesunken
waren, dass zahlreiche von ihnen sogar in jener Nacht, in der sie G‘tt ein Lamm opfern
sollten, ihre ägyptischen Nachbarn aufsuchten, um sich mit ihnen zu amüsieren! Dennoch
kam G‘tt nach Ägypten und unterschied selbst in solchen Häusern zwischen Ägyptern und
Hebräern, um diese zu retten und jene zu schlagen.

Von der Liebe G‘ttes zu Israel

Man kann sich kaum vorstellen, wie tief die Hebräer gesunken waren. Obwohl sie bereits
neun wundersame Plagen über Ägypten gesehen hatten, von denen sie und ihr Hab und
Gut völlig verschont geblieben waren, und obwohl G‘tt ihnen gebot, das Pessachopfer
darzubringen und in jener Nacht das Haus nicht zu verlassen, da G‘tt durch Ägypten zieht
und jeden Erstgeborenen erschlägt, missachteten sie das Gebot und selbst die Warnung
G‘ttes und verließen ihre Behausungen, um mit ihren ägyptischen Nachbarn zu schwatzen!

Trotzdem aber offenbarte G‘tt Seine Liebe zu allen Mitgliedern Seines Volkes und
rettete sogar die niedrigsten Hebräer! Dafür zog G‘tt selbst, als Ausdruck Seiner großen
Liebe zu uns, durch Ägypten - nicht ein Engel und kein anderes Geschöpf - Er
höchstpersönlich, von Haus zu Haus, um jeden Seines Volkes aus der Unreinheit Ägyptens
herauszuholen! Die Tötung der ägyptischen Erstgeborenen stand bei dieser Aktion nur an
zweiter Stelle und bedurfte nicht die höchstpersönliche Anwendung G‘ttes.

Der Auszug aus dem Lehrhaus

Die Taten G‘ttes lehren uns einerseits die wahrlich große Liebe G‘ttes zu Seinem Volk, und
andererseits sind sie uns Beispiel, wie wir mit unserem Nächsten umgehen sollen.
Es gibt welche, die jederzeit bereit sind, mit einem anderen Juden zu lernen und ihm
sein Judentum näher zu bringen, aber unter einer Bedingung - dieser muss wenigstens
bereit sein, ins Lehrhaus zu kommen. Aber dass sie das Lehrhaus verlassen und zu
anderen Juden gehen, die womöglich „in der Unreinheit Ägyptens stecken“, kommt für sie
überhaupt nicht in Frage.

So lernten wir von G‘tt, der sogar für solche unreinen Juden „von Seinem
Himmelsthron hinabstieg“, um sie zu erlösen und zu Ihm näher zu bringen, dass auch wir
jene Juden, die bis auf das niedrigste Niveau gesunken sind, aufzusuchen haben. Ihnen
müssen wir von der großen Liebe G‘ttes zu ihnen erzählen, der uns nicht nur wie ein Vater
seine Kinder liebt, sondern in jedem von uns Seinen einzigen Sohn sieht!
So wurde das hebräische Volk aus Ägypten erlöst, und auf eben diese Weise holt uns
G‘tt aus der letzten Galut - „Und ihr werdet einzeln aufgelesen, Kinder Israels“ (Jeschajahu
27:12) - zur vollkommenen Erlösung sofort in unseren Tagen!
(Likutej Sichot, Band 1, Seite 119)