Paraschat “MISCHPATIM“ Empfehlung

04. Februar 2024 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Mischpatim

ב"ה

Paraschat “MISCHPATIM“ 

aus: 
Belebende Parascha 
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart 
von Rabbiner Benjamin Sufiev 
BAND I 

VIER HÜTER 

In unserem Wochenabschnitt lernen wir über die vier verschiedenen Arten der Verwahrung 
von Geld oder eines Gegenstands durch einen unserer Mitmenschen. Die Thora spricht 
von vier „Hütern“: dem ehrenamtlichen Hüter, der für seine Dienste keine Gegenleistung 
fordert; dem angestellten Hüter, der für Geld arbeitet, dem Mieter, der den jeweiligen 
Gegenstand für Geld benutzt, und dem Leihnehmer. Dieser gebraucht den Gegenstand, 
ohne dafür zu bezahlen. Das jüdische Gesetz definiert die Verantwortung jedes der vier 
Hüter für den Fall, dass der Gegenstand bei seiner vereinbarten Rückgabe an den 
Eigentümer nicht mehr vorhanden ist. 

In der jüdischen Mystik (Schlah, Asseret haDibrot, Mazza Aschira, Drusch 1,52-54)
entsprechen die Hüter vier verschiedenen Klassen von G‘ttesdienern. Ganz allgemein
werden die Kinder Israels „Hüter“ genannt, da ihnen die Welt G‘ttes gegeben wird, um sie
zu hüten durch die Thora und ihre Mitzwot, wie schon dem ersten Menschen geboten
wurde: die Welt zu bearbeiten und zu hüten. Und dabei eben gibt es vier Klassen.

Ohne eigene Interessen

Die erste und höchste Stufe ist der ehrenamtliche Hüter. Er widmet sich der Aufbewahrung
des Gegenstandes, wobei er nur den Vorteil des Eigentümers vor Augen hat. Sein eigener
Gewinn interessiert ihn nicht. Dieser Hüter entspricht dem perfekten G‘ttesdiener. Er sieht
seine Aufgabe darin, den Willen seines Schöpfers auf die bestmögliche Weise zu erfüllen,
ohne Belohnung davon zu erwarten. Rambam definiert einen solchen Menschen als „einen
Dienenden aus Liebe, nicht wegen einer Sache auf der Welt und nicht um Wohlgefallen zu
finden, sondern er richtet sich nach dem Wahren um der Wahrheit selbst willen“ (Rambam,
Hilchot Tschuwa, Kapitel 10,2).

Die zweite Stufe ist der angestellte Hüter. Auch dieser nimmt seine Aufgabe ernst,
wobei die Aufbewahrung des Gegenstandes sein Hauptanliegen ist, nur will er dafür
bezahlt werden. Das ist ein Jude, der G‘tt mit voller Hingabe dient und die Mitzwot mit
Freude und Lebenslust erfüllt, aber für den auch Belohnung eine Rolle spielt.

Eigener Profit

Der Mieter fällt in die dritte Klasse. Nur sein eigenes Interesse vor Augen bedient er sich
des Gegenstands, weiß aber, dass er dafür zahlen muss. Für ihn steht sein Vorteil im
Mittelpunkt, während die Gegenleistung, wenn auch notwendig, dennoch nebensächlich ist.
Hier handelt es sich um einen Juden, der „das Leben genießen will“, aber dem bewusst ist,
wem er all das Gute auf Erden verdankt. Deshalb entscheidet er sich für das einzig
Richtige - den Willen G‘ttes zu erfüllen, als Gegenleistung für alles, das G‘tt ihm spendet.

Auf dem niedrigsten Niveau steht wohl der Leihnehmer. Er denkt nur an sich selbst,
zieht so gut wie möglich seinen Profit aus dem ihm Geliehenen und denkt nicht einmal
daran, sich irgendwie dafür zu revanchieren. Das ist einer, der die Welt für sein ganzes
Leben in seinem Besitz zu haben glaubt. Er hält es für unnötig, G‘tt jeglichen Dank
auszusprechen, und nicht einmal als Bezahlung für alles, das G‘tt ihm gab.

Zur wahren Erkenntnis
Aber auch der Leihnehmer wird „Hüter“ genannt, das heißt, auch jener erfüllt die Mitzwot,
nur scheint ihm, dass alles ihm Gegebene gratis sei, als ob er es allein verdiene, ohne dies
mit dem Erfüllen des g‘ttlichen Willens zu verbinden. Sein G‘ttesdienst gleicht einem
Leihnehmer, der wenigstens den Gegenstand zurückerstatten muss, und dies tut er - er
verpflichtet sich, seinen Teil auf der Welt, den er zu hüten hat, zurückzugeben (durch das
Erfüllen der Gebote); und zwar nur, um davon zu profitieren. Sein Dienst kann nicht als
G‘ttesarbeit gelten, welcher sich ja durch den Dienst für G‘tt ausdrückt.

Aber auch der Dienst des Mieters ist kein Ideal. Denn er hat nur sein eigenes Interesse
vor Augen, aber er weiß, dass er dafür den Willen G‘ttes zu erfüllen hat. Dazu lehren
unsere Weisen: „Immer soll der Mensch den Willen G‘ttes erfüllen, auch wenn er nicht die
richtige Absicht vor Augen hat. Denn durch das Erfüllen der Gebote kommt er letzten
Endes zur wahren Erkenntnis (Talmud P‘sachim 50b), nämlich „er richtet sich nach dem
Wahren, der Wahrheit selbst wegen“!

(Likutej Sichot, Band 31, Seite 85)