Paraschat “EMOR“ Empfehlung

08. Mai 2022 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Emor

ב"ה

Paraschat “EMOR“ 

Belebende Parascha 
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart 
von Rabbiner Benjamin Sufiev 
(Auszug) 

JÜDISCHE GARANTIE 

Zu Beginn unseres Wochenabschnitts wird uns die Pflicht der Erziehung geboten. Unsere
Gelehrten lernen aus dem zweimaligen Ausdruck „Sprich zu den Kohanim ... und sage
ihnen“ die grundlegende Regel: „Sprich und sage - zu verwarnen (erziehen) die Großen
betreffs der Kleinen“ (Raschi zu Wajikra 21:1).

Das lebendige Judentum, wie wir es heute kennen, verdankt seine bereits über
dreitausendjährige Existenz seinen Kindern, welche zu einem jüdischen Lebensweg
erzogen wurden und diesen nun selbst ihren Nachkommen weitergeben. Diese
ununterbrochene Überlieferung wurde von Generation zu Generation weitergeführt bis in
unsere Zeit, in welcher wir nun die „Überlieferungskette“ weiterzuführen haben, um
unserem Judentum den Weiterbestand zu sichern.

Angesichts der enormen Wichtigkeit einer jüdischen Erziehung stellt sich sofort die
Frage: Weshalb wird ein so fundamentales Gebot erst im Wochenabschnitt Emor erwähnt
und nicht gleich beim Erhalt der Thora? Auch müssen wir verstehen, warum dieses für
ganz Israel geltende Gebot ausgerechnet in Verbindung mit den Kohanim erwähnt wird.

Emor zur Omerzeit

Unsere Gelehrten erklären (Schlah, Thora schebiChtaw, Wajeschew, am Anfang), dass es
eine tiefe Verbindung zwischen jeder Thoralesung und der Zeit, in welcher sie rezitiert wird,
gibt. Zwar tragen die Wochenabschnitte immerwährende Weisungen in sich, doch
besonderen Anklang finden sie in der Zeit ihrer Lesung.

Man liest den Wochenabschnitt Emor im Monat Ijar, welcher durchgehend von einem
bestimmten Gebot geprägt ist - dem Omerzählen. Das Gebot des Omerzählens bewirkt
den Reifeprozess des jüdischen Volkes, seine erzieherische Vorbereitung für das Erhalten
der Thora zum Schawuot-Fest. Beim Auszug aus Mizrajim „wurde das jüdische Volk
geboren“. Dann begann „seine Erziehung“ zur Omerzeit bis zum Schawuot-Fest.
Allerdings liegt zur Omerzeit nicht die Betonung auf einer grundlegenden Erziehung,
sondern vielmehr auf der Perfektion dieser Erziehung.

Über die Norm

In diesem Punkt verbindet sich unser Wochenabschnitt mit den Tagen des Omerzählens.
Hier ist nicht die Rede von einer grundlegenden jüdischen Erziehung. Es ist wohl kaum ein
spezielles Gebot notwendig, das ein Leben nach jüdischen Werten vorschreibt. Von der
grundlegenden jüdischen Erziehung erfahren wir schon bei Awraham, als G‘tt ihn für die
Erziehung seiner Kinder zu dem einen G‘tt lobt: „Denn Ich habe ersehen, dass er es
hinterlasse seinen Söhnen und seinem Haus nach ihm“. Seitdem ist eine grundlegende
jüdische Erziehung selbstverständlich geworden. In unserem Wochenabschnitt ist von
einer anderen Art der Erziehung die Rede - es geht um die Perfektion der jüdischen
Erziehung!

Wie eine solche Erziehung auszusehen hat, deutet uns der Ausdruck “verwarnen“, den
unsere Gelehrten verwendet haben. Das hebräische Wort dafür ist להזהיר (lehashir),
abgeleitet von זוהר - zu Deutsch: Glanz, Licht. Jüdische Kinder sollen jüdisches Licht
ausstrahlen! So wie es die Eigenschaft des Lichtes ist, die Außenstehenden zu seiner
Helligkeit und Wärme anzuziehen, müssen jüdische Werte einen Menschen so
durchdringen, dass auch die Außenwelt davon zu spüren bekommt. Der Mensch selbst lebt
sein Judentum in Überzeugung, Freude und Lebenslust aus, zieht mit seinem vorbildhaften
Verhalten andere an und begibt sich außerdem zu den Außenstehenden, um sie mit dem
Licht der Thora zu erwärmen!

Alle sind Kohanim

Eine so ausgeprägte Erziehung hat besonders mit den Kohanim zu tun, deren Aufgabe es
ist, durch ihren Priesterdienst das jüdische Volk G‘tt näher zu bringen und es auf höhere
spirituelle Ebenen zu erheben. Deshalb wird die Perfektion der Erziehung gerade bei den
Kohanim erwähnt, denn sie sind die „Großen“, die die „Kleinen“ (uns) beleuchten, damit wir
andere beleuchten können!

Somit lehrt uns die Thora, dass die Aufgabe der „Großen“ nicht nur darin liegt, den
„Kleinen“ eine grundlegende jüdische Erziehung zu vermitteln; es muss eine
durchdrungene, lebendige Erziehung sein! Diese erzieherische Position des Kohen kann
und soll jeder einnehmen. Ob „klein im Alter“ oder „klein im Wissen“, jedem soll man eine
„starke Leuchte“ sein, so dass auch er anderen zur Licht- und Lebensquelle werde!
(Sefer haSichot, Jahrgang 5750, Band 2, Seite 443)