Paraschat “MEZORA“ Empfehlung

03. April 2022 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Metzora

ב"ה

Paraschat “MEZORA“

Auszug aus: Zeitlos aktuell - Gedanken zum Wochenabschnitt, von Dr. Zwi Braun

Symbole der Reinigung

So befiehlt der Priester und man nimmt für den sich Reinigenden zwei lebendige, 
reine Vögel und ein Stück Zedernholz, karmesinrote Wolle und Ysop. Es befiehlt der 
Priester und man schlachtet den einen Vogel in ein irdenes Gefäß über frischem 
Wasser“ (Wajikra 14: 4-5).

Mit diesen Worten leitet die Tora die Reinigungszeremonie des vom Aussatz Befallenen
ein. Alle für die Reinigung erforderlichen “Bestandteile“ weisen nach Auffassung der
Kommentatoren auf die verschiedenen Ursachen des Aussatzes hin. Das Holz der hohen
Zeder deutet nach Raschi auf Hochmut und Überheblichkeit hin (Arachin 16a). Das
Gegenteil der hohen Zeder ist das niedrige Ysop-Kraut. Rabbi Awraham Jehoschua
Heschel von Apta, der Ohew Israel, sieht in diesen beiden Dingen einen Hinweis auf die
gewünschte Lebensführung. In seinen eigenen Augen sei der Mensch klein und
unbedeutend, wie das Ysop-Gewächs. Wenn es aber darauf ankommt, dem Jezer Hara,
dem “bösen Trieb“, der inneren Versuchung zu begegnen, darf man sich als starke und
unbezwingbare Zeder fühlen, um den Jezer Hara zu bekämpfen. Rabbi Simcha Bunam von
Przysucha verkündete stets bescheiden zu sein, sich der eigenen Bedeutungslosigkeit
innerhalb des Universums bewusst zu sein. Andererseits darf man nicht in
Hoffnungslosigkeit und Kleinmut verfallen. “Für mich wurde die Welt erschaffen“, dies sollte
man sich vor Augen halten, um seine ganze Lebensaufgabe in dieser Welt zu meistern.
Dies eine weitere Deutung des Gegensatzes Zeder-Ysop.

Die zwei Vögel mit ihrem Gezwitscher sollen den Menschen an sein unbedachtes
Geplapper erinnern, das als Laschon Hara soviel Unheil anrichten kann. Der Zahlenwert
von “Zipor“, Vogel, entspricht dem Zahlenwert von Schalom (Iture Tora). Die üble Nachrede
hat das zwischenmenschliche Zusammenleben empfindlich gestört, Menschen getrennt
und Hass gesät. Aufgabe des vom Ausschlag Befallenen ist es, wieder für harmonische
Beziehungen zur Umwelt besorgt zu sein.

Warum zwei Vögel, von denen der eine später freigelassen wird? Im Talmud
Jeruschalmi bemerkt Rabbi Schimon bar Jochai, dass, wäre er am Sinai anwesend
gewesen, er Gʻtt darum gebeten hätte, den Menschen mit zwei Mündern zu versehen.
Einen Mund, um Worte der Tora zu sprechen, den anderen für “gewöhnliches
Gerede“ (Diwrej Chulin). Er sei aber von dieser Idee abgekommen: Wenn schon ein Mund
soviel Laschon Hara rede, um wieviel mehr ein Mensch mit zwei Mündern! Daher hat der
Baal Laschon Hara zwei Vögel für seine Reinigung zu bringen: einen für die üble Nachrede
an sich, den zweiten für Laschon Hara während der Zeit, die er besser mit Diwrej
Keduscha (Tora, Tefila) verbracht hätte (Imre Chen). Warum wird ein Vogel freigelassen?
Rabbi Baruch Epstein sieht in seinem Kommentar Tossefet Bracha darin einen Hinweis,
dass der Aussätzige nach der Heilung von seinem Vergehen befreit und sein Seele frei von
Sünde ist. Er wird als erneuert in die Welt “entlassen“.

Wasser spielt bei der Reinigung eine große Rolle: Zedernholz, karmesinrote Wolle und
Ysop-Kraut werden darin eingetaucht und der Aussätzige besprengt. Danach taucht er
selbst in das Wasser der Mikwe ein. Rabbiner Arje Kaplan s.A. beschreibt in seinem Werk
Wasser von Eden“ den Symbolgehalt des Wassers:

“Eine der augenfälligsten Eigenschaften des Wassers ist die Tatsache, dass es eine
Flüssigkeit ist. In vielen Fällen sprechen wir von Wasser und meinen eigentlich den
flüssigen Aggregatszustand im Allgemeinen. Deshalb ist die geistige Entsprechung des
Wassers eng mit seiner Eigenschaft als Flüssigkeit verbunden. Welches ist der
Hauptunterschied zwischen flüssigem und festem Zustand? Der Hauptunterschied
zwischen den beiden betrifft die Veränderung. Gäbe es nur feste Stoffe, wäre jede
Veränderung ausgeschlossen. Die Welt wäre ein toter, luftloser Körper in einem
unveränderlichen gefrorenen Zustand. Um eine Veränderung zu ermöglichen, muss es
sowohl einen flüssigen als auch einen festen Zustand geben. Haben wir nur Flüssigkeiten,
so stoßen wir auf ein anderes Problem. Flüssigkeiten sind fähig zu Veränderungen, haben
aber keine Beständigkeit. Eine Flüssigkeit kann weder Form noch Gestaltung festhalten.
Leben ist eine einmalige Kombination von Wandel und Beständigkeit. Ein lebendes Wesen
ändert sich dauernd und behält gleichzeitig seine Identität. Ein Mensch erlebt dauernd
Wandel und bleibt dennoch dieselbe Person.

Taucht ein Mensch in der Mikwe unter, so taucht er auf geistige Weise im eigentlichen
Grundkonzept des Wandels unter. Das Ego des Menschen repräsentiert das Element
seiner Beständigkeit und deshalb, wenn er total im Begriff des Wandels untertaucht, wird
sein Ego aufgehoben. So ist er, wenn er aus der Mikwe auftaucht, in einem Zustand totaler
Erneuerung und Wiedergeburt. Eine der wichtigen Lehren des Judentums ist, das Umkehr
Sünde hinwegwaschen kann. Wasser repräsentiert daher auch den Begriff der geistigen
Läuterung“ (Verlag Moreschet Awot, Zürich, 1986).

Der biblische Aussatz ist seit langer Zeit verschwunden. Doch wieviel Lehren können
wir dem Studium der damit verbunden Vorschriften auch heute noch entnehmen!

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