Paraschat Schemini Empfehlung

05. April 2021 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Schemini

ב"ה

Paraschat “Schemini“

Auszug aus: Zeitlos aktuell - Gedanken zum Wochenabschnitt, von Dr. Zwi Braun

Die Voraussetzung

Da sprach Mosche: Dieses Wort, welches Gʻtt geboten, verwirklicht, so wird sich euch die Herrlichkeit Gʻttes
zeigen“ (Wajikra 9:6).

Was sollte das Volk genau tun? Ibn Esra bezieht die Aufforderung Mosches auf die zuvor
erwähnten Tieropfer, welche das Volk darbringen sollte. Doch Vers 5 beschreibt bereits all
diese Vorbereitungen. Kli Jakar sieht in unserem Vers einen Aufruf, der über die
bevorstehende Einweihung des Mischkan hinausgeht. Es sind nicht so sehr die Opfer, die
Gʻtt von Seinem Volk verlangt, als vielmehr die Vorbereitung zu diesem Akt, die innere
Einstellung. Sie vor allem zählt, und das Volk soll dies sich für alle Zeiten bewahren, auch
wenn es keine Möglichkeit zur Opferdarbringung geben wird. Besteht in uns der Wille, Gʻtt
zu erfahren und Ihm nahe zu kommen, so wird Gʻtt uns auch in Zukunft begegnen. Die
Opfer sind aus dieser Sicht nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck.

Der halachische Midrasch Sifra gibt eine weitere Deutung des von Gʻtt gebotenen
Wortes: “Mosche sprach zum Volk: Entfernt den Jezer Hara aus euren Herzen und seid
einig in eurer Gʻttesfurcht und in eurer Absicht, Ihm zu dienen. So wie Er einzigartig in der
Welt ist, so sei auch euer Dienst einzigartig“.

Welchen Jezer Hara, welches als negativ eingestufte Verlangen meint dieser
Midrasch? Haʻamek Dawar verweist auf ein Ereignis, das erst später stattfinden sollte, aber
von Gʻtt und Mosche bereits vorausgesehen wurde. Das Verlangen von Korach und den
250 Fürsten, wie Aharon Opfer darbringen zu können, Räucherwerk auf der Pfanne in das
Allerheiligste zu tragen, war sicher auch ein echtes Bedürfnis, Gʻtt nahe zu kommen. Doch
so, wie Gʻtt einzig ist, so kann auch der Dienst vor Ihm nur in der einzigen
vorgeschriebenen Art und Weise erfolgen, nämlich durch Aharon, der durch seine Awoda
im Heiligtum das ganze Volk verkörperte und vereinigte. Diese Botschaft teilt Gʻtt dem Volk
mit. Leider beweisen die tragischen Episoden mit Aharons Söhnen in unserer Parascha
und später mit Korach, dass sie nicht von allen gehört und verstanden wurden.

Rabbi Jizchak Meir von Ger sieht in dem Jezer Hara vor allem die Neigung zu
Missgunst und Hass auf den Nächsten und damit zur Selbstzerstörung. Gʻtt, der Einzige
und Einzigartige, verlangt von Seinem Volk Eintracht und Dienst. Fehlt diese Eintracht, so
zieht sich Gʻtt zurück. Genau diese Diagnose haben unsere Weisen für die Zerstörung des
Zweiten Tempels gestellt.

Raw Mordechai haKohen legt die Betonung in Vers 6 auf die Formulierung “Dieses
Wort, welches Gʻtt geboten, verwirklicht“. Oft hört man die Äußerung, es genüge, ein guter
Mensch oder ein guter Jude im Herzen zu sein. Doch genügen ein guter Wille und eine
gute Absicht alleine nicht. Gʻtt legt gerade auf die Verwirklichung Seiner Gebote wert. Seine
Mizwot wollen realisiert werden, nicht bloßes Lippenbekenntnis bleiben. Erst wenn wir
Gʻttes Gebote in die Realität umsetzen, begegnen wir Ihm wirklich, lässt Er uns Seine
Herrlichkeit gewahr werden. Das Sefer Hachinuch hat diesen Gedanken prägnant so
formuliert: “Denn den Taten folgen die Herzen“ (Mizwa 20).

Rabbi Jissachar Dov von Zloczow (Galizien) nimmt diesen Gedanken auf und ergänzt
ihn. Wir sind verpflichtet, Gʻttes Wort, Seine Mizwot zu befolgen, egal, ob wir sie verstehen,
ihre Gründe erkennen, oder nicht. Das von Gʻtt gebotenen Wort muss verwirklicht werden.
Wenn wir so handeln, dann läßt der “Lohn“ nicht auf sich warten, dann wird sich die
Herrlichkeit Gʻttes zeigen, indem uns die Hintergründe der Mizwot, ihre tiefere Bedeutung
klar werden!