Paraschat “ZAW“ Empfehlung

21. März 2021 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Tzav

ב"ה

Paraschat “ZAW“

Auszug aus:
Belebende Parascha, Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die
Gegenwart, von Rabbiner Benjamin Sufiev

Alle Aufgaben sind wichtig

Die Kohanim, welche im Heiligtum ihren Dienst verrichteten, hatten dabei eine
besondere “Arbeitskleidung“ zu tragen, nämlich die Priestergewänder. Eine der Arbeiten im
Heiligtum war die Entsorgung der Asche, welche sich auf dem Altar angehäuft hatte,
außerhalb des Lagers. Dazu befiehlt die Thora: Er soll seine Kleider abnehmen und andere
Gewänder anziehen - der Kohen musste sich für das Entsorgen der Asche mit einfacheren
Gewändern bekleiden.

Den Grund dafür erklärt Raschi: “Damit er seine Kleider, mit denen er stets den Dienst
verrichtet, nicht durch das Hinaustragen der Asche bestäube.“ (Raschi zu Levitikus 4)
Raschi bringt eine weiter Begründung, in Form eines Gleichnisses: “In den Kleidern, in
denen man das Gericht für seinen Herrn kocht, bringe man nicht dem Herrn seinen
Becher.“

Was gilt als Schmutz?

Raschi bringt die zweite Begründung als Antwort auf eine sofort auftredende Frage zur
ersten Erklärung: Im Heiligtum gab es viele Aufgaben, durch welche die Priestergewänder
beschmutzt wurden, wie das Schlachten der Tiere, das Bespritzen des Altars mit deren Blut
oder die Darbringung des Räucherwerks. Weshalb konnten die Kohanim all jene
Tätigkeiten mit den Priestergewändern vollbringen, mussten aber für das Entsorgen der
Asche ihre Kleidung wechseln?

Die Antwort darauf veranschaulicht uns Raschi mit dem Gleichnis: Solange der Diener
mit dem Dienst an seinem Herrn an sich beschäftigt ist, gilt seine damit verbundene
Beschmutzung nicht als ein beleidigender Auftritt vor dem Herrn, denn der Dienst an
seinem Herrn verlangt dies. Doch wenn sich der Diener mit Arbeiten beschmutzt, die nur
eine Vorbereitung für den eigentlichen Dienst sind (“das Gericht für seinen Herrn kocht“),
darf er mit diesen Gewändern “nicht seinem Herrn den Becher bringen“. Die Entsorgung
der Asche galt, im Gegensatz zu anderen Arbeiten im Tempel, nur als eine Vorbereitung,
um weitere Opfer auf dem Altar darbringen zu können.

Die Vorbereitung gehört dazu!

Diese Schlussfolgerung bringt eine andere Frage mit sich: Wenn das Hinaustragen der
Asche sich so grundlegend von den anderen Arbeiten im Heiligtum unterscheidet, weshalb
gebietet dann die Thora, dass ein Kohen sowohl diese Aufgabe als auch die anderen
Aufgaben zu erfüllen hat? Die Thora hätte doch für die Entsorgung der Asche einen Kohen
beauftragen können, der für den eigentlichen Tempeldienst untauglich ist!
Damit lehrt uns die Thora eine Weisung im G‘ttesdienst: Der jüdische Mensch dient
G‘tt nicht nur, indem er die Gebote an sich erfüllt, sondern auch das Treffen der
Vorbereitungen für die Erfüllung der Mitzwot ist Teil des Dienstes an G‘tt, und auch diese
sollte er (wenn möglich) selbst machen!

Und so erzählt der Talmud von Rabbi Chija (Rabbi Chija Aba aus Babylon; lebte im
zweiten Jahrhundert; war einer der einflussreichsten Talmudgelehrten), dass er es nicht
dabei beließ, jüdischen Kindern die Thora zu lehren, sondern er fertigte und schrieb selbst
eine Thorarolle und traf dafür sogar alle Vorbereitungen (baute Flachs an, knüpfte daraus
Netze, fing damit Hirsche ein, schlachtete sie, fertigte aus ihrer Haut Pergament usw.).
Darauf stellt der Talmud fest: “Groß sind Rabbi Chijas Taten!“ (Talmud Ketuwot 103b)

Außerhalb des Lagers

Weiter lehrt uns die Thora, inwiefern wir unseren Mitmenschen positiv beeinflussen
sollen: Der jüdische Mensch könnte meinen, dass er nur auf Juden Einfluss zu üben habe,
die sich “im Heiligtum“ befinden - in der Synagoge oder im Lehrhaus; doch Juden ihr
Judentum näher zu bringen, die sich “außerhalb des Lagers“ befinden, gehöre nicht zu
seiner Aufgabe.

Da lehrt uns die Thora, dass diese Aufgabe nicht auf einen anderen “Kohen“
geschoben werden kann, sondern er selbst hat sie zu erfüllen! Und obwohl er meint, dass
es unter seiner Würde sei (oder es aus einem anderen Grund nicht passend für ihn sei),
“außerhalb des Lagers“ zu gehen, muss er sich doch einer Sache bewusst sein: Nur wenn
der Jude sich auch mit dieser Aufgabe beschäftigt, gilt er als vollständiger “Kohen“.

Und dann wird G‘tt auch mit uns auf dieselbe Weise vorgehen, indem Er jeden
Einzelnen Israels an der Hand hält und ihn aus der Galut befreit und dem gesamten
jüdischen Volk die vollkommene Erlösung bringt!

(Likutej Sichot, Band 37, Seite1)