Wochenabschnitt Chajej Sarah, Mitzwot

05. April 2012 geschrieben von   Freigegeben in Paraschat Ha Schawua Mitzwot

ב"ה

BB"M 5771

 

Bereschit 23,1-25,18

Haftara: I. Mlachim 1,1-1,31

אֵשֶׁת-חַיִל עֲטֶרֶת בַּעְלָהּ

"Eine tüchtige Frau ist der Kranz ihres Mannes"

Mischle 12,4

Sarah, die Mutter Israels und aller Gläubigen an HASCHEM, ist die verdienstvollste aller Frauen, die je gelebt haben. Die Lebensjahre der Gerechten verdienen eine besondere Erwähnung und so zählt die Thora bei der Nennung des Alters Sarahs, die Hundert und die Zwanzig und die Sieben für sich. Raschi kommentiert zur Stelle: Hundertjährig war Sarah genauso frei von Sünde, wie eine Zwanzigjährige (da bis zu diesem Altar die Sünden nicht angerechnet werden), und als Zwanzigjährige war sie so makellos schön, wie eine Siebenjährige. Ähnlich deutet Raschi die Lebensjahre von Abraham Awinu zu Bereschit 25,5: "Hundert Jahre und siebzig Jahre und fünf Jahre" - immer frei von Sünde. In Bereschit 12,5 lesen wir: "Und Abram nahm Sarai, seine Frau, und Lot, seines Bruders Sohn, und alle ihre Habe, die sie erworben, und die Seelen, die sie in Charan gemacht hatten usw." Es heißt "sie ... gemacht hatten", also beide, Abraham und Sarah. Können Menschen Seelen machen? Der Midrasch[1] lehrt, dass beide sich erfolgreich bemühten, die Menschen vom Götzendienst abzubringen und zum Glauben an den einen G-tt zu bewegen, Abraham um die Männer und Sarah um die Frauen. Das rechnete HASCHEM den Gerechten an, als wären sie am Schöpfungswerk beteiligt, heißt es doch (Bereschit 1,31): "Und G-tt sah alles, was Er gemacht hatte usw."

In seinem Aufruf zur Umkehr verwies der Prophet Jeschajahu auf das erste heilige Paar (Jeschajahu 51,1-2): "1 Höret auf mich, die ihr der Gerechtigkeit nachjaget, die ihr den Ewigen suchet! Blicket hin auf den Felsen, aus dem ihr gehauen, und auf die Höhlung der Grube, aus welcher ihr gegraben seid. 2 Blicket hin auf Abraham, euren Vater, und auf Sarah, die euch geboren hat; denn Ich rief ihn, den Einen, und Ich segnete ihn und mehrte ihn." Sie sind es darum, auf die das fünfte Gebot ausgelegt werden muss: "Ehre Vater und Mutter".

Im achten Monat des Jahres (Sarah starb im Marcheschwan), stellte König Schlomo die Arbeiten am 1. Tempel fertig , wie es heißt (I. Mlachim 6,38): "und im elften Jahre, im Monat Bul[2], das ist der achte Monat, war das Haus vollendet usw.", doch der Ewige, g.s.E., ließ nicht zu, dass der Tempel eingeweiht wurde , sondern erst nach 12 Monaten im Tischri.[3] Im Verdienst Sarahs sah Haman der Böse davon ab, die Kinder Israel im Marcheschwan umbringen zu wollen.[4] Als Achaschwerosch Esther zur Königin nahm, hatte G-tt ihm 127 Länder unterstellt, nach der Zahl der Lebensjahre Sarahs. Im Midrasch des Rabbi Benaa 5 heißt es, dass Abraham den zusätzlichen Buchstaben HE in seinem Namen von Sarah erhielt, die vorher שריSarai hieß und danach שרהSarah, damit wurde erfüllt (Mischle 12,4): "Eine tüchtige Frau ist der Kranz ihres Mannes". Andere sind der Meinung, dass der Buchstabe JOD aus ihrem Namen an יהושעJehoschua ben Nun gegeben wurde, der vorher הושע Hoschea genannt wurde (Bamidbar 13,16).

Von Sarah, die eine Prophetin war[5], lernen wir, dass die jüdische Frau drei Hauptmitzwot erfüllen muss[6]: נדהNida (rituelle Reinheit der Frau), חלה Challa (Hebopfer vom Teig), נר שבתNER SCHABBAT Schabbatlichter anzünden - dadurch füllt die Frau ihr Haus mit Licht, Liebe und Frieden. Diese Mitzwot haben ihre Wurzel in der Thora:

Zur Nida heißt es (Wajikra 18,19): "Und einer Frau in der Zeit ihrer Absonderung נדהihrer rituellen Unreinheit sollst du nicht nahen, um ihre Blöße aufzudecken."

Zur Challa heißt es (Bamidbar 15,19-20): "19 Und es soll sein, wenn ihr vom Brot des Landes esst, sollt ihr eine Hebopfer dem Ewigen heben. 20 Den Erstling eures Schrotmehls חלהsollt ihr als Hebopfer heben."

Zu den Schabbatlichtern heißt es (Bereschit 24,67): "Und Jizchak führte sie in das Zelt seiner Mutter Sara, und er nahm Riwka, und sie wurde seine Ehefrau, und er hatte sie lieb. Und Jizchak tröstete sich nach dem Tode seiner Mutter."

Nach dem Tod seiner Mutter erlosch ihr Schabbatlicht. Auf welche Weise war Jizchak Awinu getröstet durch Riwka? Sie zündete das Schabbatlicht an. Im seinem Midrasch[7] lehrt Rabbi Eli'eser, dass Riwka der Hausführung Sarahs in allem nacheiferte.

Eine kleine Übersicht der Halachot zu NIDA,

CHALLA, NER SCHABBAT

HILCHOT NIDA, Vorschriften für eine Abgesonderte.[8] Auszüge.

­▪ Grundsätzlich dürfen Mann und Frau nicht zusammenkommen, sobald sich ein Bluttropfen, aus welchem Grund auch immer, aus der Gebärmutter der Frau absondert. Selbst wenn die Frau nur spürt, dass in ihrem Inneren etwas vorgeht, ist sie unrein, bis sie feststellt, dass es keine Blutung war.

▪ Wenn die Frau einen Blutfleck am Körper oder Kleidung entdeckt, dessen Ursprung sie nicht zuordnen kann, so soll sie den Rabbi befragen; auch wenn die Farbe des Blutflecks eigenartig erscheint, weder rot noch hell, soll sie es tun.

▪ Der Mann darf sich der Frau nicht nähern, weil es geschrieben steht "du sollst ihr nicht nähern"; er darf sie nicht berühren oder gar einen Gegenstand von ihr annehmen.

▪ Mann und Frau dürfen nur dann an einem gemeinsamen Tisch speisen, wenn sie einen sonst unüblichen Gegenstand zwischen sich gestellt haben. Wenn es ihre Gewohnheit ist, aus einem Teller zu essen, dann genügt es, wenn die Frau aus einem anderen Teller isst. Er darf den Rest aus ihrem Becher nicht trinken, es sei denn, er hat den Rest in ein anderes Glas geschüttet. Sie darf den Rest aus seinem Glas trinken (manche aber meinen, sie dürfe nicht).

▪ Der Mann darf auf ihrem Lager weder schlafen noch sitzen; sogar wenn es zwei Lager sind, die sich aber berühren, darf er es nicht, es sei denn, ein großer Zwischenraum trennt sie. Sie darf nicht auf seinem Lager schlafen, aber sie darf darauf sitzen. Sie dürfen nicht auf einer beweglichen Bank gemeinsam sitzen, es sei denn, jemand sitzt zwischen ihnen. Wenn sie aus geschäftlichen Gründen auf Reisen sind, dürfen sie gemeinsam sitzen, ohne sich zu berühren; Freizeitreisen in einem gemeinsamen Verkehrsmittel sind nicht erlaubt.

▪ Sie sollte besondere Kleidung für die Zeit der Absonderung anziehen, um ihm zu helfen. Besonderer Schmuck und Festkleidung sind nicht erwünscht.

▪ Sie darf ihm in seiner Anwesenheit keinen Becher Wein mischen, wenn er aber nicht zugegen ist, darf sie es; sie darf ihm kein Wasser eingießen, damit er sich Gesicht, Hände oder Füße wäscht. Auch der Mann darf der Frau keinen Becher Wein mischen.

▪ Wenn er krank ist und außer der Frau ihm niemand helfen kann, darf sie es, aber sie soll es vermeiden, sein Gesicht, Hände oder Füße zu berühren. Im Notfall darf der Mann seine Frau bedienen; wenn kein Notfall vorliegt und jemand anderes zur Verfügung steht, so darf er es nicht, ist aber sonst niemand da, so darf er es.

▪ Alle Bestimmungen der Absonderung gelten auch während der gesamten Dauer des Weistragens, d.h. während der Tage des Zählens der sieben reinen Tage und auch dann, wenn die Frau sich verspätete, rechtzeitig unterzutauchen (TWILA), bis sie sich untergetaucht hat.

▪ Eine abgesonderte Frau kann in die Synagoge gehen und beten, aber sie pflegt es nicht zu tun (Tischgebet, Brachot und das Gebet sind hiervon nicht betroffen); an den ehrfurchtgebietenden Tagen, ab dem ersten Tag der Slichot, soll sie in die Synagoge gehen, auch an allen Festtagen, zur Hochzeit ihrer Kinder usw. oder wenn das Fernbleiben ihr ein zu großer Schmerz wäre, soll sie hingehen.

HILCHOT CHALLA, Vorschriften für die Challa [9](Absonderung vom Teig). Auszüge.

▪ Diese Mitzwa trat mit dem Einzug der Kinder Israel ins gelobte Land unter Jeschua ben Nun in Kraft. Grundsätzlich gilt die Mitzwa nur im Lande Israel, wenn das ganze Volk dort versammelt ist, darum erfüllt man heute dieses Gebot im Einklang mit der Entscheidung der Chachamim, der Weisen. Außerhalb des Landes erfüllt man heute die Mitzwa auch auf Grund ihrer Entscheidung, damit diese nicht in Vergessenheit gerät. Die Challa gehört wie die anderen Hebopfer und Gaben dem Kohen, Priester. Da jedoch heute die Kohanim wie alle anderen zu "טמאי מתים" "an Toten verunreinigt" gezählt werden und wir keine Rote Kuh für die rituelle Reinigung besitzen, können die Kohanim die Challa nicht essen. Darum ist es Brauch abzusondern und zu verbrennen.

▪ Der Teig aus den fünf Getreidearten - Weizen, Gerste, Spelt, Hafer und Roggen - ist zur Challa verpflichtet. Bevor man die Challa absondert, spricht man die Bracha:

ברוך אתה ה' אלקינו מלך העולם, אשר קדשנו במצותיו וצונו להפריש חלה מן העיסה

Gelobt seist Du Ewiger, unser G-tt, König der Welt, der uns durch Seine Gebote geheiligt und uns geboten hat, Challa vom Teig abzusondern.

Man sondert ein olivengroßes Stück ab, das sind etwa 27 g. und verbrennt es, am besten in dem Ofen, in dem das Brot gebacken wird. Das Maß des Teiges, das zur Challa und Bracha verpflichtet ist, beträgt 43,5 Eier - 1700 g., wenn jedoch weniger (bis 1200 g.), dann ohne Bracha. Das Maß ergibt sich aus der Gematria des Wortes: חלה - מ"ג 43, und חומש ביצה - ה' der Buchstabe HE am Ende des Wortes erinnert an die fünf Bücher Mose.

▪ Es ist die Pflicht der Frau des Hauses die Challa abzusondern, wenn sie aber verhindert ist, dann kann es eine andere jüdische Person tun.

▪ Hat man am Erev Schabbat vergessen, Challa abzusondern, so darf man außerhalb des Landes davon essen, wenn man ein Stück übrig lässt, das für die Absonderung der Challa groß genug ist und noch ein erkennbarer Rest des Brotes, das man zur Ehre des Schabbats gebacken hat, übrig bleibt.

HADLAKAT NEROT. Vorschriften für das Anzünden der Lichter.[10] Auszüge.

▪ Das Anzünden der Schabbatlichter ist eins der sieben Gebote der Rabbanan. In der Heiligen Schrift heißt es (Schemot 35,3): "Ihr sollt am Tage des Schabbats kein Feuer anzünden usw." Nach Meinung der CHASA"L ist damit nicht gemeint, dass am Schabbat kein Feuer brennen darf (das ist z.B. die Lesart der Samariter), sondern nur, dass man kein neues Feuer anzünden darf. Demnach soll man das Schabbatlicht vor Beginn des Schabbats anzünden und den ganzen Tag leuchten lassen . Eine wichtige Quelle für die Pflicht des Schabbatlichts finden wir in bSchabbat 23b: »Raw[11] sagte: Das Anzünden des Schabbatlichts ist eine Pflicht«. Die Mischna Massachet Schabbat Kapitel 2 beschäftigt sich im Einzelnen mit diesem Thema.

­▪ Das Licht soll zur Ehre des Schabbats selbst und auch wegen עונג שבתOneg Schabbat, des Schabbatgenusses, leuchten, denn esisteine zusätzliche Pflicht am Schabbat das Wohlbefinden zu mehren.[12] GR"A, Rabbi Elijahu ben Schlomo Salman (23.4.1720-9.10.1797), lehrt, dass die Schabbatlichter vor dem Schabbat zu seiner Ehre dienen, die nachfolgenden zur Mehrung des ONEG. Im Schulchan Aruch heißt es, dass die Lichter am Esstisch zur Ehre des Schabbats dienen, die anderen zur Mehrung des ONEG.

▪ Jeder Mensch, ob Mann oder Frau, ist verpflichtet, spätestens(!) eine halbe Stunde vor Schabbatbeginn jede Werktätigkeit zu beenden und die Lichter anzuzünden. In den Familien zündet die Frau des Hauses an, wenn sie aber verhindert ist, soll der Mann anzünden, allerdings kann er sich vornehmen, dass für ihn damit der Schabbat noch nicht begonnen hat, wenn er noch irgend eine Werktätigkeit verrichten muss (weil es nicht der Brauch des Mannes ist, die Lichter anzuzünden). Wenn man in der Synagoge מזמור שיר ליום השבתsagt, tritt der Schabbat auch für die ein, die nicht in der Synagoge sind.

▪ Zur Ehre des Schabbats zündet man mehrere Lichter an, manche pflegen zehn, andre sieben Lichter, jedoch sollten mindestens zwei Lichter angezündet werden, wegen der Entsprechung zu זכור ושמור"Gedenke" und "Behüte"[13], im Notfall reicht ein Licht. Es soll mindestens bis nach dem Essen leuchten. Es ist Brauch, dass die Frau des Hauses anzündet und dafür betet, dass der Ewige ihr Söhne geben, und diese durch die Thora erleuchten möge, wie es heißt (Mischle 6,23): "Eine Leuchte ist die Mitzwa und Licht ist die Thora". Es ist eine gute Sitte, vor Schabbatbeginn Almosen zu geben, sich zu reinigen und Festkleider anzuziehen.

▪ Wenn mehrere Frauen in einem Zimmer sind, zünde eine jede für sich an und spreche die Bracha. Es ist besser, wenn jede Frau ein eigenes Streichholz benützt.

▪ Es ist ein schöner Brauch, eine Lampe mit Olivenöl anzuzünden, aber koschere Wachserzen kann man auch benützen. Es ist ein schöner Brauch, wenn die Challa bereits auf dem Tisch ist, wenn man anzündet.

▪ Man zündet die Lichter ausnahmsweise vor der Bracha, dem Segensspruch. Man bedecke die Augen und spreche:

ברוך אתה ה' אלקינו מלך העולם, אשר קדשנו במצותיו וצונולהדליק נר של שבת

Gelobt seist Du Ewiger, unser G-tt, König der Welt, der uns durch Seine Gebote geheiligt und uns geboten hat, die Schabbatlichter anzuzünden.

Wenn die Frau wegen Krankheit am Tisch nicht anzünden kann, dann soll sie im Bett anzünden und der Mann stelle die Lichter auf den Esstisch. Wenn eine Frau geboren hat, dann zündet am ersten Schabbat der Mann an und spricht die Bracha, später, auch zur Zeit der Nida, zündet sie an.

Der Ewige lasse über uns und ganz Israel Sein Angesicht leuchten! Der Ewige erfreue sich an unseren Kindern! Möge HASCHEM unsere Häuser immer erleuchtet finden! Amen.

[1]              Bereschit Rabba 39,14
[2]              Monat Bul - Monat von MABUL, die Sintflut war im Monat Marcheschwan
[3]              Psikta Rabbai 6,4
[4]              Midrasch Rabba, Esther 7,11
[5]              siehe bMegila 14a. Sieben Prophetinen sind dort aufgezählt: Sarah, Mirjam, Debora, Chana, Abigajl, Chulda, Esther. Nach Raschi zu Bereschit 29,34 sind alle Erzmütter Prophetinnen; siehe Bereschit Rabba 67,9.
[6]              bSchabbat 31b; jSchabbat 19b; Tanchuma Noach 1
[7]              Pirke DeRabbi Elieser 16
[8]              Die Halachot für Nida, die Braut und die Gebärende siehe Kitzur Schulchan Aruch 153-162.
[9]              Schulchan Aruch, Siman 35
[10]            Schulchan Aruch, Siman 75
[11]              רבי אבא בר איבוAbba Aricha, meistens kurz Raw genannt, etwa 160-247, war der letzte Tanna und der erste Amoräer in Babylon, Begründer der Jeschiwa in Sura.
[12]             Tosaphot Schabbat 25
[13]             Einleitungsworte der Mitzwa; "Gedenke" in Schemot 20,8 und "Behüte" in Dwarim 5,12

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