Paraschat „WAJISCHLACH“

04. Dezember 2022 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Wajischlach

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Paraschat „WAJISCHLACH“ 

aus:
Belebende Parascha 
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart 
von Rabbiner Benjamin Sufiev 
Band II 

BRUDERLIEBE? 

In unserem Wochenabschnitt erfahren wir von der entscheidenden Begegnung 
zwischen Jaakow und seinem Bruder Esaw, der ihm mit vierhundert Kriegern 
entgegenschritt. Ihre Begegnung, die kriegerisch enden sollte, kehrte sich überraschend zu 
einem rührenden Wiedersehen zweier Brüder: Und Esaw lief ihm entgegen, umarmte ihn, 
fiel ihm um den Hals und küsste ihn und sie weinten (Bereschit 33:4). Was verursachte
diese totale Umwandlung in Esaw? Raschi kommentiert: „Erbarmen kam über ihn, als er
Jaakow so oft niederknien sah“.

In diesem Zusammenhang bringt Raschi die Worte von Raschbi (Rabbi Schimon bar
Jochai aus Israel, 120-170 n.Z.): „Es ist eine Halacha, dass Esaw Jaakow hasst; nur in
jenem Moment überfiel ihn Erbarmen und er küsste ihn von ganzem Herzen“.

Bis heute gültig

Weshalb verwendet Raschbi den Ausdruck Halacha - Gesetz? Worin besteht der
Zusammenhang zwischen einer Halacha und dem Hass Esaws? Raschbi will damit
festsetzen, dass diese Tatsache - der Hass Esaws gegen Jaakow - unverändert bleibt, so
wie die Halacha, das jüdische Gesetz, keinen Änderungen unterliegt und auf ewig Geltung
hat. Der Hass Esaws ist nicht von diesem oder jenem Grund abhängig, dass bei
Verschwinden dieser Gründe sein Hass aufgehoben werden könnte. Sein Hass gegen
Jaakow ist wegen Jaakow selbst, seiner Person und Identität! (Und darin wurzelt der
Antisemitismus.) Sollten wir dennoch ein brüderliches Verhalten Esaws gegenüber Jaakow
finden, ist das nur der Ausnahmefall - „nur in jenem Moment überfiel ihn Erbarmen und er
küsste ihn von ganzem Herzen.“

Gerade Raschbi

Seine überlieferte Lehre musste Raschbi an seinem eigenen Körper spüren. Er lebte
zu jener Zeit, als die Römer, die Nachkommen Esaws, über das Heilige Land herrschten
und harte Dekrete gegen die Juden und besonders gegen Raschbi erließen. Raschbi trat
mutig für die Rechte seines Volkes ein und musste sich deshalb dreizehn Jahre lang in
einer Höhle versteckt halten, da die Römer ihn zum Tode verurteilt hatten.
Dennoch aber, als die Juden versuchten, diverse Dekrete aufheben zu lassen,
schickten sie ausgerechnet Raschbi als Vermittler nach Rom, eben wegen seiner
Standfestigkeit gegenüber den Römern. Und er war bei diesen Missionen erfolgreich!

Auch anhand der Geschichte Raschbis werden diese zwei Seiten derselben Münze
deutlich: einerseits - der ständige Hass Roms gegen die Juden und insbesondere gegen
Raschbi; andererseits ist es gerade Raschbi, bekannt für seinen erbitterten Widerstand
gegen die Römer, der sie „besänftigen“ und somit ihre Dekrete aufheben konnte.

Keine Einschüchterung

Auch heutzutage, wo sich das jüdische Volk noch in der Galut befindet, verstreut unter
den Weltvölkern, ist die Lehre Raschbis aktuell: Einerseits darf der Jude seine Hoffnung
nicht in die Völker der Welt legen, denn es ist eine Halacha, dass „Esaw Jaakow hasst“.
Aber gleichzeitig hat er die Kraft, auch in dieser Situation deren Hilfsbereitschaft zu
erwecken, sodass „Erbarmen ihn überfiel und er ihn von ganzem Herzen küsste.

Wie macht er das? - Sobald der Jude standfest hinter seinem Judentum steht und
stolz in den Wegen der Thora geht, bis er sogar „Esaw“ verkündet: „Ich habe mit Lawan
gewohnt und die 613 Gebote erfüllt (Raschi zu Bereschit 32:5) - er schämt sich nicht zu
sagen, dass er die Gesetze der Thora befolgt, die auch unverständlich sein können -
beeinflusst dies auch die Völker der Welt und sie helfen ihm sogar bei seinen religiösen
Belangen auf dem Weg zur vollkommenen Erlösung, über die geschrieben steht: Und
Könige werden deine Diener sein (Jeschajahu 49:23).

(Likutej Sichot, Band 20, Seite 144)

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