Paraschat “BO“ Empfehlung

22. Januar 2023 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Bo

ב"ה

Paraschat “BO“ 

aus: 
Belebende Parascha 
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart 
von Rabbiner Benjamin Sufiev 
(II. Band

ZWEI MITZWOT 

In der entscheidenden Nacht der letzten Plage, dem Tod der Erstgeborenen, welche 
den Auszug aus Ägypten zur Folge hatte, sollten die Kinder Israels das Pessachopfer 
darbringen (Sch‘mot 12:3). Die Darbringung des Pessachopfers ist ein Gebot, das zur Zeit 
des Tempels jedes Jahr erfüllt wurde, und dennoch gab es ein Detail darin, das nur beim 
ersten Mal in Ägypten vorkam: Jede Familie sollte ihr Schaf bereits vier Tage vor seiner 
Darbringung zu sich nach Hause nehmen.

Raschi erklärt dazu aus dem Midrasch: „Es sprach G‘tt: Es ist die Zeit gekommen,
Meinen Schwur an Awraham zu erfüllen, seine Kinder aus Ägypten zu erlösen, doch sie
haben keine Mitzwot, um der Erlösung würdig zu sein. So sagt der Vers: Du warst nackt
und bloß (Hesekiel 16:8). Darauf gab ihnen G‘tt zwei Mitzwot: Das Pessachopfer und die
Beschneidung (Mechilta zu Sch‘mot 12:6).

Warum gerade zwei?

Warum hatte G‘tt es notwendig, den Kindern Israels gerade zwei Mitzwot zu geben?
Um sie von dem Status Du warst nackt und bloß (von den Mitzwot) zu befreien, reichte
doch bereits eine Mitzwa. Und wenn eine nicht genug war, wieso gerade zwei und nicht
drei? Inwiefern geht außerdem der Midrasch auf den Unterschied zwischen dem
Pessachopfer in Ägypten und dem Pessachopfer in allen anderen Generationen ein?

Diese zwei Mitzwot sollten eine Antwort auf die zwei zentralen, seelischen Probleme
der Kinder Israels in Ägypten sein: Sie hatten keine Mitzwot und außerdem waren sie von
dem Götzendienst durch und durch durchdrungen. Die Beschneidung sollte das erste
Problem lösen, da sie ja so gewichtig ist, wie alle Mitzwot zusammen. Und das
Pessachopfer sollte die Kinder Israels von dem Götzendienst befreien.

Der richtige Umgang mit Götzen

Das Schaf galt als eine Gottheit im alten Ägypten. Es als Opfer für G‘tt darzubringen,
drückte mehr als alles andere die Abkehr vom Götzendienst aus. Doch die Kinder Israels
waren derart involviert in den Götzendienst, dass eine einmalige Tat nicht ausreichte, um
sie davon zu befreien. Deshalb mussten sie das Schaf einige Tage vor der Opferung bei
sich aufbewahren. In diesen vier Tagen der Überlegung über die bevorstehende
Darbringung der Gottheit Ägyptens drang die Erkenntnis, wie falsch Götzendienst war,
auch in ihren Verstand und in ihre Herzen.

Der Prozess der Abkehr vom Götzendienst war nur beim Pessachopfer in Ägypten
notwendig, da die Kinder Israels derart vom Götzendienst eingenommen waren.

Dies deutet Raschi in seinem Kommentar an (Raschi zu Sch‘mot 6:12): „Weil sie im
Götzendienst versunken waren, sagte G‘tt ihnen: Ziehet und nehmet euch - ziehet eure
Hände vom Götzendienst weg und nehmet euch Schafe für die Mitzwa der Opferung.

Entblößte bekleiden

Die Tage vor der Erlösung aus Ägypten stehen parallel zu unserer Zeit, der Tage vor
der vollkommenen Erlösung. Deshalb besteht auch heute die Notwendigkeit, „die
Entblößten zu bekleiden“ - jenen Mitzwot zu geben, die „nackt und bloß von den Mitzwot
sind“. Dabei darf kein Jude „übersehen“ werden, denn an der vollkommenen Erlösung
werden ausnahmslos alle Juden Anteil haben.

Und wie in Ägypten müssen wir auch heute unseren Fokus auf zwei Bereiche legen.
Zuallererst sollen wir so viele Juden wie möglich mit der Erfüllung praktischer Mitzwot
priviligieren (unabhängig von ihrem Wissensstand in der Thora); und außerdem liegt es an
uns, die „Götzen unserer Zeit“ - die weltlichen Begierden, denen die Menschen verfallen
sind, zu nehmen (Ziehet und nehmet euch) und sie für den G‘ttesdienst und das Verbreiten
der Thora zu benutzen. Von den Verboten der Thora muss man sich gänzlich distanzieren,
doch die erlaubten weltlichen Begierden soll man für G‘tt opfern (für den Dienst an G‘tt
gebrauchen), so wie die Kinder Israels die Gottheit der Ägypter für G‘tt geopfert haben.
Und so werden wir für die vollkommene Erlösung bereit sein.

(Likutej Sichot, Band 16, Seite 114)

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