Paraschat JITRO Empfehlung

31. Januar 2021 geschrieben von   Channa Rachel Freigegeben in Jitro

ב"ה

Paraschat “JITRO“

aus:
Belebende Parascha
Thora-Deutungen des Lubawitscher Rebben für die Gegenwart
von Rabbiner Benjamin Sufiev

Die G‘ttesoffenbarung am Berg Sinai vor den Augen des gesamten jüdischen Volkes,
welche fürwahr das größte Ereignis der Weltgeschichte ist, bildet das Hauptthema unseres
Wochenabschnitts.

Erstaunlicherweise aber finden wir davon nicht einmal den kleinsten Hinweis in der
Schlagzeile der wöchentlichen Thoralesung - ihrem Namen. Bekanntlich deutet der Name
des Wochenabschnitts auf seinen wesentlichen Inhalt, welcher in unserem Fall ja die
G‘ttesoffenbarung am Sinai ist. Wie wird er aber tatsächlich betitelt? - „Jitro“, nach dem
einstigen Götzenanbeter und Schwiegervater Mosches, welcher wohl kaum mit der
Offenbarung am Sinai zu tun hat!

In der jüdischen Mystik aber stoßen wir auf Erstaunliches: Es gibt sehr wohl eine
Verbindung zwischen Jitro und Israels Erhalten der Thora am Sinai. Und so sehr ist eines
vom anderen abhängig, dass ohne Jitros Erkenntnis die Offenbarung am Sinai nicht hätte
stattfinden können! Der Sohar erklärt: Nur nachdem Jitro es eingesehen hatte - „Nun weiß
ich, dass G‘tt über allen Göttern steht“ - „konnte“ sich G‘tt dem Volk Israel offenbaren und
ihm Seine Thora übergeben (Sohar II 67b).

Doktorat im Götzendienst

In unserem Wochenabschnitt wird Jitro als der „Priester Midjans“ bezeichnet. Der Midrasch
erklärt darauf (Schemot Rabba, Abschnitt 1:3; siehe auch Raschi zu Schemot 10:11), dass
Jitro ein Priester des Götzendienstes war, und nicht nur irgendein Priester, sondern er
kannte alle Götzen der Welt, denn er verehrte jeden von ihnen. Jitro also verkörpert die
„gewaltige Kraft“ des Götzentums, die in jenen Tagen über die ganze Welt herrschte.

Sobald nun ein Mensch wie Jitro mit dem Titel „Doktor des praktischen
Götzendienstes“ G‘tt über alle Götter stellt und Ihn als den Einzigen G‘tt ansieht, wird aller
Welt offenbar, dass die Kraft der g‘ttlichen Wahrheit selbst die schwierigsten Barrieren
überwindet, wenn die „Dunkelheit“ selbst sich in „Licht“ verwandelt. Dies bildete die
Vorbereitung für das Erhalten der Thora, und deshalb konnte sie dem jüdischden Volk nicht
übergeben werden, bis Jitro kam und G‘tt als wahren G‘tt anerkannte.

Sinn der Thora

Die Annährerung Jitros an den Einen G‘tt verdeutlicht somit den wahren Sinn des Erhaltens
der Thora. Die Thora existierte schon lange bevor noch der erste Mensch auf Erden
wandelte. Im Sohar steht geschrieben (Sohar II 161a), dass G‘tt in die Thora blickte, um die
Welt zu erschaffen. Die Erzväter Awraham, Jitzchak und Jaakow beschäftigten sich mit ihr,
und auch in Ägypten wurde die Thoralehre von Generation zu Generation überliefert. Was
also war so besonders an der Übergabe der Thora am Sinai?

Bei der Offenbarung am Berg Sinai wurde dem Volk Israel die Kraft gegeben, durch
die Thora die „Genetik der Welt“ zu verändern, indem das Profane an sich an G‘tt
gebunden und damit heilig werden kann! Die Vorstufe dafür war die Annäherung Jitros. Als
jener, der wahrhaftig geistige Finsternis verkörpert, nicht nur der Götzenwelt den Rücken
kehrte, sondern auch den Glauben an den Einen G‘tt annahm, wurde der Weg bereitet, um
die g‘ttliche Wahrheit in unsere Welt, und zwar in alle Bereiche, zu bringen. Deshalb trägt
unser Wochenabschnitt den Namen „Jitro“, denn tatsächlich verkörpert Jitro den
eigentlichen Sinn der G‘ttesoffenbarung am Sinai.

Der alltägliche G‘tt

Die Thora kann nur dann wirklich empfangen werden, wenn sie der „Erkenntnis Jitros“ folgt
- der Erhebung der Welt in die G‘ttlichkeit. An dem Juden liegt es, alle Bereiche seines
Lebens mit G‘tt in Einklang zu bringen. Nur so kann er einwandfreier Empfänger für das
Licht der Thora sein.

Praktisch gesehen heißt das: G‘tt befindet sich nicht nur in der Synagoge, oder ist
gegenwärtig, wenn man mit Geboten zu tun hat. Auch die alltäglichen, profanen Dinge
sollen an einen höheren, g‘ttlichen Sinn gebunden werden. Denn die g‘ttliche Wahrheit
befindet sich auch darin. Deshalb sollen unsere Taten einzig und allein darauf ausgerichtet
sein, das Gute (das G‘ttliche) auf der Welt zu fördern und aufzudecken. Damit begann man
mit dem Erhalten der Thora am Sinai, und die Vollendung erreichen wir zur vollkommenen
Erlösung, sofort in unseren Tagen!

(Likutej Sichot, Band 31, Seite 85)